Mike Rosenberg alias Passenger kam weder durch Youtube noch durch eine Casting-Show zum Erfolg. Der britische Songwriter schlug sich zehn Jahre lang als Straßenmusiker durch - bis er einen Nummer-eins-Hit hatte
Mike Rosenberg, in Brighton geboren, trat bereits als 16-Jähriger mit ersten selbst geschriebenen Songs auf und verdiente jahrelang als Straßenmusiker sein Geld. Mittlerweile ist Rosenberg alias Passenger 28 Jahre alt, und mit seinem Song 'Let Her Go' hat er endlich den Durchbruch geschafft - das Lied war wochenlang auf Platz eins der Charts in Deutschland, Australien und den Niederlanden. Straßenmusik macht der Brite trotzdem noch gerne.
SZ: Sie sind jetzt wahrscheinlich der berühmteste Straßenmusiker der Welt. Was raten Sie all den anderen klampfenden Amateuren da draußen?
Rosenberg: Durchhalten! Weitermachen! Es lohnt sich, vielleicht. Aber man braucht eine große Ausdauer. Das Leben als Straßenmusiker ist die meiste Zeit sauhart, das kann ich Ihnen sagen. Meine Straßenkarriere begann ja auch absolut unglamourös.
Wie das?
Ich bin ja nicht Straßenmusiker geworden, weil das mein Traumberuf war. Es war eine Notlösung, weil ich damals am Ende war - finanziell und auch emotional. 2007 waren meine Band und meine Beziehung auseinandergebrochen, ich musste mein Haus in Brighton aufgeben und war total pleite. Straßenmusik war in erster Linie ein Versuch, etwas gegen die Schulden zu tun.
Und, hat das geklappt?
Ja, es hat erstaunlich gut geklappt. Mit der Zeit habe ich herausgefunden, worauf es bei der Straßenmusik ankommt. Heute könnte ich ein Fachbuch schreiben über die goldenen Regeln der Straßenmusik.
Gute Idee. Nennen Sie doch mal die wichtigsten Regeln, bitte.
Wichtigste Regel: Man muss den Job lieben! Egal, wie das Wetter ist, egal, ob einen die Leute beschimpfen oder fortjagen wollen. Ich glaube: Glück lässt sich erarbeiten. Man darf nur keine Angst haben, man muss den Job als Herausforderung sehen und strategisch an die Sache herangehen.
Sie sprechen von Straßenmusik, als wäre das ein planbarer Karriereberuf.
Ja, klar! Das ist die nächste Regel: Man sollte Straßenmusik professionell angehen. Bis mittags schlafen und dann bekifft ein paar Oasis-Lieder trällern? Mit so einer Einstellung kann man es gleich vergessen. Ich bin auf meinen Touren meistens früh aufgestanden, bin in die Stadt gefahren und habe mir dann den besten Platz in der besten Straße ausgesucht.
Was sind denn die besten Plätze für Straßenmusik?
Auch eine meiner goldenen Regeln: niemals in der U-Bahn, an Bahnhöfen oder vor großen Einkaufszentren spielen, dort haben die Menschen es meistens eilig. Gut sind Fußgängerzonen, weil es da keinen Autolärm gibt, und gut ist auch, wenn es dort Treppen und Bänke zum Hinsetzen gibt. Fast noch wichtiger ist die Auswahl der richtigen Stadt.
Was sind gute Städte für Straßenmusik? Es sind eher die mittelgroßen, gemütlichen Städte wie Edinburgh, Bath oder Brighton, dort sind viele Touristen, die Leute haben Zeit und bleiben gerne stehen. Eine Stadt darf nicht zu schnell getaktet sein. Ich habe zum Beispiel noch nie in London gespielt, dort ist es viel zu hektisch und zu laut. In Deutschland war Hamburg super, München war ziemlich schwierig.
Warum?
In München braucht man eine Lizenz, man darf nur an bestimmten Orten spielen und keinen Verstärker benutzen. Ich habe
20 Minuten gespielt, dann kam die Polizei und hat gesagt, ich müsse aufhören. Ich ging dann in den Englischen Garten, dort hatte ich 150 Zuhörer, es war ziemlich cool.
Haben Sie noch weitere Regeln?
Die Wetter-Regel. Je wärmer und sonniger, desto besser. Deshalb habe ich nur in den Sommermonaten in Europa gespielt, und wenn hier Winter war, bin ich durch Australien gereist. Ich habe mit Musik rund ums Jahr Geld verdient und auf der Straße 30000 CDs verkauft. Und wenn man Straßenmusiker ist, kann man seine Songs perfektionieren und gleichzeitig seine Fanbasis erweitern - ideales Training für die große Bühne.
Sagen Sie bitte noch etwas über das Repertoire? Sollte etwa jeder Straßenmusiker die Klassiker drauf haben?
Bloß nicht. Jeder Depp spielt 'Halleluja' von Leonard Cohen oder 'Blowin" in the Wind' von Bob Dylan. Natürlich ist es wichtig, einen Mix aus Cover-Titeln und eigenen Stücken zu spielen, aber die Cover sollten nicht so bekannt sein, dass man sie schon nicht mehr hören kann. Ich habe immer drei, vier bekannte Titel gespielt und dann ein eigenes Stück.
Mittlerweile kann man Ihren Titel 'Let her go' aber auch fast nicht mehr hören, so oft wird er im Radio gespielt. Sehnen Sie sich nicht manchmal nach dem Leben eines unbekannten Straßenmusikers zurück?
Na ja, jeder Straßenmusiker träumt wahrscheinlich irgendwann von einem Nummer-eins-Hit. Ich habe das auch immer getan, obwohl es gar nicht so einfach ist, mit Folk-Musik in die Hitparaden zu kommen. Dass ich jetzt im Fernsehen auftrete und auf der Straße erkannt werde, ist toll, aber auch irgendwie seltsam. Und ja: Wenn ich Straßenmusik mache, ist das eine dermaßen einfache, ehrliche Art zu leben, die ich echt vermisse, wenn ich mal nicht unterwegs bin.
Mike Rosenberg, in Brighton geboren, trat bereits als 16-Jähriger mit ersten selbst geschriebenen Songs auf und verdiente jahrelang als Straßenmusiker sein Geld. Mittlerweile ist Rosenberg alias Passenger 28 Jahre alt, und mit seinem Song 'Let Her Go' hat er endlich den Durchbruch geschafft - das Lied war wochenlang auf Platz eins der Charts in Deutschland, Australien und den Niederlanden. Straßenmusik macht der Brite trotzdem noch gerne.
SZ: Sie sind jetzt wahrscheinlich der berühmteste Straßenmusiker der Welt. Was raten Sie all den anderen klampfenden Amateuren da draußen?
Rosenberg: Durchhalten! Weitermachen! Es lohnt sich, vielleicht. Aber man braucht eine große Ausdauer. Das Leben als Straßenmusiker ist die meiste Zeit sauhart, das kann ich Ihnen sagen. Meine Straßenkarriere begann ja auch absolut unglamourös.
Wie das?
Ich bin ja nicht Straßenmusiker geworden, weil das mein Traumberuf war. Es war eine Notlösung, weil ich damals am Ende war - finanziell und auch emotional. 2007 waren meine Band und meine Beziehung auseinandergebrochen, ich musste mein Haus in Brighton aufgeben und war total pleite. Straßenmusik war in erster Linie ein Versuch, etwas gegen die Schulden zu tun.
Und, hat das geklappt?
Ja, es hat erstaunlich gut geklappt. Mit der Zeit habe ich herausgefunden, worauf es bei der Straßenmusik ankommt. Heute könnte ich ein Fachbuch schreiben über die goldenen Regeln der Straßenmusik.
Gute Idee. Nennen Sie doch mal die wichtigsten Regeln, bitte.
Wichtigste Regel: Man muss den Job lieben! Egal, wie das Wetter ist, egal, ob einen die Leute beschimpfen oder fortjagen wollen. Ich glaube: Glück lässt sich erarbeiten. Man darf nur keine Angst haben, man muss den Job als Herausforderung sehen und strategisch an die Sache herangehen.
Sie sprechen von Straßenmusik, als wäre das ein planbarer Karriereberuf.
Ja, klar! Das ist die nächste Regel: Man sollte Straßenmusik professionell angehen. Bis mittags schlafen und dann bekifft ein paar Oasis-Lieder trällern? Mit so einer Einstellung kann man es gleich vergessen. Ich bin auf meinen Touren meistens früh aufgestanden, bin in die Stadt gefahren und habe mir dann den besten Platz in der besten Straße ausgesucht.
Was sind denn die besten Plätze für Straßenmusik?
Auch eine meiner goldenen Regeln: niemals in der U-Bahn, an Bahnhöfen oder vor großen Einkaufszentren spielen, dort haben die Menschen es meistens eilig. Gut sind Fußgängerzonen, weil es da keinen Autolärm gibt, und gut ist auch, wenn es dort Treppen und Bänke zum Hinsetzen gibt. Fast noch wichtiger ist die Auswahl der richtigen Stadt.
Was sind gute Städte für Straßenmusik? Es sind eher die mittelgroßen, gemütlichen Städte wie Edinburgh, Bath oder Brighton, dort sind viele Touristen, die Leute haben Zeit und bleiben gerne stehen. Eine Stadt darf nicht zu schnell getaktet sein. Ich habe zum Beispiel noch nie in London gespielt, dort ist es viel zu hektisch und zu laut. In Deutschland war Hamburg super, München war ziemlich schwierig.
Warum?
In München braucht man eine Lizenz, man darf nur an bestimmten Orten spielen und keinen Verstärker benutzen. Ich habe
20 Minuten gespielt, dann kam die Polizei und hat gesagt, ich müsse aufhören. Ich ging dann in den Englischen Garten, dort hatte ich 150 Zuhörer, es war ziemlich cool.
Haben Sie noch weitere Regeln?
Die Wetter-Regel. Je wärmer und sonniger, desto besser. Deshalb habe ich nur in den Sommermonaten in Europa gespielt, und wenn hier Winter war, bin ich durch Australien gereist. Ich habe mit Musik rund ums Jahr Geld verdient und auf der Straße 30000 CDs verkauft. Und wenn man Straßenmusiker ist, kann man seine Songs perfektionieren und gleichzeitig seine Fanbasis erweitern - ideales Training für die große Bühne.
Sagen Sie bitte noch etwas über das Repertoire? Sollte etwa jeder Straßenmusiker die Klassiker drauf haben?
Bloß nicht. Jeder Depp spielt 'Halleluja' von Leonard Cohen oder 'Blowin" in the Wind' von Bob Dylan. Natürlich ist es wichtig, einen Mix aus Cover-Titeln und eigenen Stücken zu spielen, aber die Cover sollten nicht so bekannt sein, dass man sie schon nicht mehr hören kann. Ich habe immer drei, vier bekannte Titel gespielt und dann ein eigenes Stück.
Mittlerweile kann man Ihren Titel 'Let her go' aber auch fast nicht mehr hören, so oft wird er im Radio gespielt. Sehnen Sie sich nicht manchmal nach dem Leben eines unbekannten Straßenmusikers zurück?
Na ja, jeder Straßenmusiker träumt wahrscheinlich irgendwann von einem Nummer-eins-Hit. Ich habe das auch immer getan, obwohl es gar nicht so einfach ist, mit Folk-Musik in die Hitparaden zu kommen. Dass ich jetzt im Fernsehen auftrete und auf der Straße erkannt werde, ist toll, aber auch irgendwie seltsam. Und ja: Wenn ich Straßenmusik mache, ist das eine dermaßen einfache, ehrliche Art zu leben, die ich echt vermisse, wenn ich mal nicht unterwegs bin.