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Eisenacher Erklärungen

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In der Nähe der Wartburg versammeln sich wieder Hunderte Burschenschafter. Zum Auftakt nennen sie Berichte über einen Rechtsruck Hysterie. Und sie versuchen darzulegen, warum ihre Aufnahmekriterien nicht rassistisch sind. Mancheiner vergreift sich dabei im Ton.


Eisenach - Aus dem Zentrum der Stadt Eisenach führt der Weg zunächst die Wartburgallee entlang, dann über steile Straßen hinauf zur Göpelskuppe. Es sind an diesem Morgen zunächst noch wenige ältere Herren, die sich, die Burschen-Mütze auf dem Kopf, zu Fuß auf den mühsamen Weg gemacht haben. Im Jahr 1902 ist hier das 33 Meter hohe Burschenschaftsdenkmal errichtet worden, hoch über Eisenach, mit einem freien Blick hinüber auf die Wartburg. Über dem schweren Eisentor zum Innenraum steht im Stein die Inschrift 'Dem geeinten Vaterlande'. Am späten Freitagabend wollen Hunderte Burschenschaftler in einem Fackelzug zum Denkmal hinaufsteigen. Oben soll ein Kranz niedergelegt werden.

Davon soll es in der Presse freilich keine Bilder geben, auch nicht von den Versammlungen des Burschentags, den die Deutsche Burschenschaft bis zum Sonntag in Eisenach ausrichtet. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit trifft sich der umstrittene Verband, in dem die meisten traditionsreichen studentischen Verbindungen zusammengeschlossen sind. Es gibt eine Pressekonferenz zum Auftakt, das ist alles. Die Burschenschafter haben zwei Jahre düsterer Schlagzeilen und heftigen internen Streits vor allem über ihre politische Haltung hinter sich. Liberale Burschenschafter fühlten sich abgestoßen von extrem rechtslastigen Bundesbrüdern in ihrem Dachverband. Vor einem Jahr wurde das Treffen in Eisenach nach einem Eklat um die Wiederwahl eines rechten Burschen in den Vorstand abgebrochen. Seither ist oft von einer Spaltung die Rede. Mehrere Burschenschaften verließen den Verband.



Burschenschafter am Burschenschaftsdenkmal in Eisenach (Foto von 2012)

'Allen Unkenrufen zum Trotz: Wir sind heuer hier und werden auch in den nächsten Jahren hier sein', sagt Walter Trubitsch zum Auftakt der Pressekonferenz im Hotel Berghof unterhalb des Denkmals. Heuer - man hört es gleich, der Pressesprecher kommt aus Österreich, die Wiener Burschenschaft Teutonia hat den Vorsitz des Verbands übernommen. An seiner Seite sitzt als Sprecher der Burschenschaft, Burkhard G. Mötz. Er ist Amerikaner, studiert in Wien Jura. 'Wir versuchen, zu neuer Einigkeit zu finden', sagt er. Mötz räumt ein, dass es 18 Austritte von Burschenschaften gegeben habe. Aber noch immer seien knapp hundert Burschenschaften dabei, mit mehr als 10 000 Einzelpersonen. Die meisten sind ältere Herren; jeder vierte, so schätzen sie, sei noch Student. Bis zu tausend Teilnehmer würden in der Stadt erwartet, deren Oberbürgermeisterin Katja Wolf (Linke) die Verbindungen freilich längst nicht mehr hier haben will und die den - allerdings langfristigen - Mietverträge kündigte.

Trubtisch kündigt eine Initiative der Burschenschaft an, die in Eisenach beschlossen werden soll: Angesichts der hohen Jugendarbeitslosigkeit fordern sie - 'als älteste Jugendvereinigung' von der Europäischen Union mehr Engagement für junge Menschen. Für ihn ist diese Resolution ein weiterer Beleg, dass all die Vorwürfe 'hanebüchen sind, wonach wir rassistisch oder faschistisch sein sollen'. Die Burschenschaften seien dem Freiheitsgedanken und der Demokratie verbunden, das entspreche ihren Traditionen, wie sie im 19. Jahrhundert begründet wurden. Berichte über einen Rechtsruck der Burschen nennt er Hysterie, die freilich dem Verband nicht schade. Es gebe sensationellen Zulauf. 'Alle wollten die bösen Buben sehen, die Sie geschildert haben', erklärt er den Reportern mit gespieltem Dank.

Die Angaben dazu bleiben freilich vage. So halten es die beiden auch, als es um die heikle Frage geht, an der sich der interne Streit entzündet hatte. 2011 sollte eine Burschenschaft ausgeschlossen werden, weil sie einen aus China stammenden Studenten aufgenommen hatte. Dieses Beharren auf ethnischen Kriterien, und 'Deutschstämmigkeit', empörte liberalere Burschenschafter. Der Verband berief eine Kommission ein, nun soll die Verfassung der Burschenschaft geändert werden. Konkret aber sagte die Spitze nichts zum Inhalt des Antrags, vorlegen wollten sie ihn erst recht nicht. Dabei kursieren Meldungen, wonach die Regeln verschärft, noch deutschtümelnder werden sollen.

Mötz erklärt, es gehe um die Frage, wer 'deutscher Student' sei, der Antrag sei gemäßigter und 'dem deutschen Vertriebenengesetz nachempfunden'. Was das bedeuten soll, vermag er nicht zu erklären. Das Ganze wäre nur ein Randthema. Pressesprecher Trubitsch springt ihm bei. Er hatte schon erklärt, dass sie daheim auch einen Chilenen und einen Rumänen in ihren Reihen haben. 'Wir sind leider nicht so strikt rassistisch ausgerichtet wie zum Beispiel jüdische Organisationen', sagt der Wiener nun. In seiner Heimatstadt gebe es einen erfolgreichen jüdischen Sportverein, da komme nur hinein, wer eine jüdische Mutter habe. Das Pressegespräch ist dann auch an seinem Ende angelangt.

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