Unglaublich glaubwürdig - Beyoncé in München.
Es gibt die Ansicht, dass die amerikanische Sängerin Beyoncé der langweiligste Superstar der Welt sei. Die Vertreter der Anklage berufen sich bei der Beweisführung meist auf die Skandalfreiheit ihrer Erfolgsgeschichte. Tatsächlich gab es bislang nur einen fragwürdigen Auftritt bei Gaddafi, als der noch im Amt war. Aber die Gage von angeblich einer Million Dollar spendete sie, als die Sache bekannt wurde, sofort Erdbebenopfern in Haiti. Und sie feuerte auch gleich noch ihren Manager. Ihren Vater.
Abgesehen von der Sache mit Gaddafi ist die Bilanz einwandfrei. Die 31-Jährige hat bislang 50 Millionen Tonträger verkauft, sie verdient mit allerlei Geschäften um die 100 Millionen Dollar im Jahr, sie gewann als Schauspielerin einen Golden Globe, sie sang beim Superbowl und inzwischen schon zum zweiten Mal bei der Inauguration des amerikanischen Präsidenten, sie hilft dessen Frau dabei, Amerika vor der Fettsucht zu retten, ist glücklich verheiratet mit Jay-Z, dem reichsten und besten Rapper der Gegenwart, und hat mit ihm seit Januar 2012 eine Tochter. Zuletzt hat sie für den amerikanischen Fernsehsender HBO sogar die große Beyoncé-Dokumentation selbst gedreht.
Es gibt Witze über den Action-Star Chuck Norris, die dessen Härte karikieren ('Chuck Norris war Kamikaze-Pilot. Zwölfmal.'). Die Witze beziehen sich auf das Image der Quasi-Allmacht, das er als Schauspieler verkörpert. Bei Beyoncé ist alles wirklich wahr. Vielleicht gibt es deshalb keine Witze über ihre Härte, Stärke, Schönheit, Cleverness, und ihre allgemeine Unglaublichkeit. Sie hat sogar die Macht, Witze über sich zu verhindern. Was ihren Feinden bleibt, ist, sie langweilig zu finden. Aber das dürfte sie als Kapitulationsgeste verbuchen. Und irgendwie trifft der Vorwurf auch nicht. Wenn er stimmte, wäre die Langeweile ja unfassbar harte Arbeit.
Beim Konzert jedenfalls am Mittwochabend in der von mehr als 12 000 Menschen besuchten, ausverkauften Münchner Olympiahalle, dem 26. der noch bis August laufenden fünfmonatigen Welttour, war es unmöglich, der Wucht dieser Aufmerksamkeitskünstlerin, einer Art Superhumansuperwoman, zu widerstehen.
Beyoncé Knowles
Und zwar schon über eine Stunde lang, bevor sie überhaupt die Bühne betrat. Da beklatschte man erst mal willenlos frenetisch den Clip für ihre Parfums, den für die Bademoden-Kollektion und dann den auch sehr gelungenen Pepsi-Clip. Verdienten Massenapplaus bekam ihr Frauen-sind-eine-bedrohte-Art-Clip. Sie ist übrigens für Gerechtigkeit. Und einen großen Kreisch gab es am Ende dann auch noch bloß für das Beyoncé-Logo. Wie ein Superstar wurde der Vorsänger Luke James empfangen, der die Halle mit einer erschütternd energischen Verführung einer Rose auf offener Bühne begeisterte. Kreisch.
Dann die Fürstin selbst, samt Tänzer-Armee und recht brachial vorgehender großer Damenband mit Bläsersatz. Sie stand so da, wie oben auf dem Bild mit ausgestellter Hüfte und vorgerecktem rechten Bein, und sagte nichts, sie rief nur zum Appell: 'Munich!' Und dann gab es eine fast zweistündige, irrsinnig laute R"n"B-Druckbetankung. Alle Hits von 'Survivor' bis 'Halo', die Uptempo-Attacken und, natürlich, die Liebes-Balladen, bei denen sie die Halle mit den ganz großen Soul-Diva-Phrasierungen nach Strich und Faden an die Wand sang. Und sie tanzte selbstverständlich fast ununterbrochen, während sie mit sich selbst um die Wette klangkolorierte, irrsinnig dynamisch und immer vorneweg synchron mit den wechselnden Hilfsdohlen. Ihr Vater, erzählte sie einmal in einem Interview, habe sie als Kind mit ihrer Schwester immer um den Block laufen und dabei singen lassen, weil man das auf der Bühne ja beides gleichzeitig können müsse. Und wenn sie abnehmen wolle, nehme sie wochenlang nur einen Cocktail aus Wasser, Ahornsirup, Zitronensaft und Cayenne-Pfeffer zu sich. Kreisch.
Am Ende war es so, dass sie in einer ihrer wenigen Pausenansprachen sagte, sie freue sich, dass sie vertraute Gesichter im Publikum sehe. Und ich ihr wirklich glaubte. Wem, wenn nicht ihr, wäre auch das noch zuzutrauen. Die Utopie, die sie für uns im Gepäck hat, ist schließlich, dass die Liebe ein Befehl ist, den man topfit zu befolgen hat. Denn dann sei alles, alles möglich. Wirklich.
Es gibt die Ansicht, dass die amerikanische Sängerin Beyoncé der langweiligste Superstar der Welt sei. Die Vertreter der Anklage berufen sich bei der Beweisführung meist auf die Skandalfreiheit ihrer Erfolgsgeschichte. Tatsächlich gab es bislang nur einen fragwürdigen Auftritt bei Gaddafi, als der noch im Amt war. Aber die Gage von angeblich einer Million Dollar spendete sie, als die Sache bekannt wurde, sofort Erdbebenopfern in Haiti. Und sie feuerte auch gleich noch ihren Manager. Ihren Vater.
Abgesehen von der Sache mit Gaddafi ist die Bilanz einwandfrei. Die 31-Jährige hat bislang 50 Millionen Tonträger verkauft, sie verdient mit allerlei Geschäften um die 100 Millionen Dollar im Jahr, sie gewann als Schauspielerin einen Golden Globe, sie sang beim Superbowl und inzwischen schon zum zweiten Mal bei der Inauguration des amerikanischen Präsidenten, sie hilft dessen Frau dabei, Amerika vor der Fettsucht zu retten, ist glücklich verheiratet mit Jay-Z, dem reichsten und besten Rapper der Gegenwart, und hat mit ihm seit Januar 2012 eine Tochter. Zuletzt hat sie für den amerikanischen Fernsehsender HBO sogar die große Beyoncé-Dokumentation selbst gedreht.
Es gibt Witze über den Action-Star Chuck Norris, die dessen Härte karikieren ('Chuck Norris war Kamikaze-Pilot. Zwölfmal.'). Die Witze beziehen sich auf das Image der Quasi-Allmacht, das er als Schauspieler verkörpert. Bei Beyoncé ist alles wirklich wahr. Vielleicht gibt es deshalb keine Witze über ihre Härte, Stärke, Schönheit, Cleverness, und ihre allgemeine Unglaublichkeit. Sie hat sogar die Macht, Witze über sich zu verhindern. Was ihren Feinden bleibt, ist, sie langweilig zu finden. Aber das dürfte sie als Kapitulationsgeste verbuchen. Und irgendwie trifft der Vorwurf auch nicht. Wenn er stimmte, wäre die Langeweile ja unfassbar harte Arbeit.
Beim Konzert jedenfalls am Mittwochabend in der von mehr als 12 000 Menschen besuchten, ausverkauften Münchner Olympiahalle, dem 26. der noch bis August laufenden fünfmonatigen Welttour, war es unmöglich, der Wucht dieser Aufmerksamkeitskünstlerin, einer Art Superhumansuperwoman, zu widerstehen.
Beyoncé Knowles
Und zwar schon über eine Stunde lang, bevor sie überhaupt die Bühne betrat. Da beklatschte man erst mal willenlos frenetisch den Clip für ihre Parfums, den für die Bademoden-Kollektion und dann den auch sehr gelungenen Pepsi-Clip. Verdienten Massenapplaus bekam ihr Frauen-sind-eine-bedrohte-Art-Clip. Sie ist übrigens für Gerechtigkeit. Und einen großen Kreisch gab es am Ende dann auch noch bloß für das Beyoncé-Logo. Wie ein Superstar wurde der Vorsänger Luke James empfangen, der die Halle mit einer erschütternd energischen Verführung einer Rose auf offener Bühne begeisterte. Kreisch.
Dann die Fürstin selbst, samt Tänzer-Armee und recht brachial vorgehender großer Damenband mit Bläsersatz. Sie stand so da, wie oben auf dem Bild mit ausgestellter Hüfte und vorgerecktem rechten Bein, und sagte nichts, sie rief nur zum Appell: 'Munich!' Und dann gab es eine fast zweistündige, irrsinnig laute R"n"B-Druckbetankung. Alle Hits von 'Survivor' bis 'Halo', die Uptempo-Attacken und, natürlich, die Liebes-Balladen, bei denen sie die Halle mit den ganz großen Soul-Diva-Phrasierungen nach Strich und Faden an die Wand sang. Und sie tanzte selbstverständlich fast ununterbrochen, während sie mit sich selbst um die Wette klangkolorierte, irrsinnig dynamisch und immer vorneweg synchron mit den wechselnden Hilfsdohlen. Ihr Vater, erzählte sie einmal in einem Interview, habe sie als Kind mit ihrer Schwester immer um den Block laufen und dabei singen lassen, weil man das auf der Bühne ja beides gleichzeitig können müsse. Und wenn sie abnehmen wolle, nehme sie wochenlang nur einen Cocktail aus Wasser, Ahornsirup, Zitronensaft und Cayenne-Pfeffer zu sich. Kreisch.
Am Ende war es so, dass sie in einer ihrer wenigen Pausenansprachen sagte, sie freue sich, dass sie vertraute Gesichter im Publikum sehe. Und ich ihr wirklich glaubte. Wem, wenn nicht ihr, wäre auch das noch zuzutrauen. Die Utopie, die sie für uns im Gepäck hat, ist schließlich, dass die Liebe ein Befehl ist, den man topfit zu befolgen hat. Denn dann sei alles, alles möglich. Wirklich.