Es ist das nächste große Ding, auf das sich Investoren rund um den Globus stürzen. Nicht nur Warren Buffett, Spekulant und Wall-Street-Legende, ruft seinen Anhängern zu: Vergesst Gold, investiert in Ackerland! Längst sind auch andere auf den Zug aufgesprungen. Banken und Investmentfonds, die ihren Kunden das Geschäft mit der Landwirtschaft und dem Hunger schmackhaft machen wollen.
Botschaften wie diese kommen an bei krisengeschädigten Anlegern, die in Zeiten niedriger Zinsen und Inflation neue Chancen suchen, um ihr Geld zu vermehren. Erst recht, wenn ihnen eingeredet wird, dass sie sich damit auch noch als Entwicklungshelfer betätigen könnten. Schließlich muss eine wachsende Weltbevölkerung ernährt werden - und dazu bedarf es einer modernen Landwirtschaft, vor allem in den rückständigen Regionen in Afrika, Asien und Südamerika. Das zumindest predigen die Vertreter der Agrarindustrie und ihre Geldgeber.
Doch was Anlageberater gern als gutes Werk preisen, ist nichts anderes als ein fauler Handel auf Kosten der Ärmsten. Mit fatalen Folgen. Hunderttausende Menschen sind weltweit auf der Flucht, weil sie auf Betreiben ihrer eigenen Regierungen von dem Land vertrieben werden, das schon ihre Vorfahren beackert haben. Hunger und Elend sind die unmittelbare Folge dieser umstrittenen Form der Landwirtschaftshilfe. Denn die neuen Herren sind nur am Boden interessiert, nicht an den Menschen, die darauf leben. Hilfsorganisationen wie Oxfam oder Global Witness bezeichnen diese Art von Geschäften deshalb schlicht als Landraub oder "land grabbing", auch wenn Finanzinvestoren das weit von sich weisen.
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Immer mehr Investoren bedrohen die Landwirtschaft in Afrika. Und zerstören damit die Lebensgrundlage vieler Einheimischer.
Tatsache ist, dass Landkonflikte weltweit zunehmen. Selbst die Vereinten Nationen (UN) räumen ein, dass die Landnahme durch Investoren immer mehr zum Problem wird.Welche Mittel und Wege es gibt, die Ressource Land gerechter zu verteilen, darüber diskutieren diese Woche die Teilnehmer der Konferenz "Politik gegen Hunger" in Berlin. Veranstalter ist die Bundesregierung, eingeladen sind Experten aus der ganzen Welt. Sicherer und gerechter Zugang zu Land sei für viele Menschen zu einer Überlebensfrage geworden, umreißt Agrarministerin Ilse Aigner das Problem. Echte Lösungen kann aber auch sie nicht bieten. Stattdessen verweist die Ministerin auf eine freiwillige Leitlinie zu Landnutzungsrechten, die der UN-Welternährungsausschuss im vergangenen Jahr beschlossen hat. Ein Papier, das sich jedoch als weitgehend wirkungslos erweisen wird. Indische Investoren, die im großen Stil Land in Äthiopien gepachtet haben, oder Palmölproduzenten in Malaysia scheren sich darum nicht, solange sie durch entsprechende Gesetze nicht daran gehindert werden. Pachtverträge, die bis zu 100 Jahre laufen, und deren Pachtpreise gegen null tendieren, würden hierzulande schlicht als sittenwidrig gelten und von jedem Gericht sofort einkassiert werden.
Der Landraub hat System. Nach Schätzungen von Global Witness fielen seit dem Jahr 2000 mehr als 200 Millionen Hektar Ackerland in die Hände von Finanzinvestoren, das entspricht etwa der achtfachen Fläche Großbritanniens. Kritiker sprechen deshalb bereits von einer neuen Form von Kolonialismus. Möglich ist die Landnahme nur, weil Grundbesitz in vielen Regionen dieser Erde ungeregelt ist, zumindest auf dem Papier. Grundbuchämter wie in Deutschland existieren vielerorts nicht. Nur so ist es möglich, dass Finanzinvestoren, Konzerne und Länder seit einigen Jahren rücksichtslos Ackerland in Besitz nehmen können. Das funktioniert vor allem dort gut, wo Ländereien billig und Machthaber willig sind. Korruption spielt dabei eine große Rolle. Dabei könnten viele arme Länder, etwa in Afrika, Nachhilfe und finanzielle Unterstützung in Sachen Landwirtschaft brauchen. Noch vor 50 Jahren selbst Nahrungsmittelexporteur, muss der afrikanische Kontinent inzwischen die Hälfte seiner Lebensmittel importieren. Es sind vor allem Kleinbauern, die dort die wachsende Bevölkerung in den Städten ernähren. Doch anstatt in die vorhandenen Strukturen zu investieren und die eigenen Erzeuger zu fördern, verschleudern korrupte Machthaber wertvolles Ackerland.
Anleger, die rund um den Globus in Ackerland investieren, können sich nicht damit herausreden, dass ihnen diese Missstände nicht bekannt sind. Genauso wenig wie sich Deutschland und andere westliche Industrienationen mit freiwilligen Vereinbarungen begnügen dürfen. Die Fakten sind bekannt. Das Problem lässt sich nur auf internationaler Ebene lösen mit verbindlichen Spielregeln für Landgeschäfte und Spekulationen mit Agrarrohstoffen, die längst überfällig sind.
Botschaften wie diese kommen an bei krisengeschädigten Anlegern, die in Zeiten niedriger Zinsen und Inflation neue Chancen suchen, um ihr Geld zu vermehren. Erst recht, wenn ihnen eingeredet wird, dass sie sich damit auch noch als Entwicklungshelfer betätigen könnten. Schließlich muss eine wachsende Weltbevölkerung ernährt werden - und dazu bedarf es einer modernen Landwirtschaft, vor allem in den rückständigen Regionen in Afrika, Asien und Südamerika. Das zumindest predigen die Vertreter der Agrarindustrie und ihre Geldgeber.
Doch was Anlageberater gern als gutes Werk preisen, ist nichts anderes als ein fauler Handel auf Kosten der Ärmsten. Mit fatalen Folgen. Hunderttausende Menschen sind weltweit auf der Flucht, weil sie auf Betreiben ihrer eigenen Regierungen von dem Land vertrieben werden, das schon ihre Vorfahren beackert haben. Hunger und Elend sind die unmittelbare Folge dieser umstrittenen Form der Landwirtschaftshilfe. Denn die neuen Herren sind nur am Boden interessiert, nicht an den Menschen, die darauf leben. Hilfsorganisationen wie Oxfam oder Global Witness bezeichnen diese Art von Geschäften deshalb schlicht als Landraub oder "land grabbing", auch wenn Finanzinvestoren das weit von sich weisen.

Immer mehr Investoren bedrohen die Landwirtschaft in Afrika. Und zerstören damit die Lebensgrundlage vieler Einheimischer.
Tatsache ist, dass Landkonflikte weltweit zunehmen. Selbst die Vereinten Nationen (UN) räumen ein, dass die Landnahme durch Investoren immer mehr zum Problem wird.Welche Mittel und Wege es gibt, die Ressource Land gerechter zu verteilen, darüber diskutieren diese Woche die Teilnehmer der Konferenz "Politik gegen Hunger" in Berlin. Veranstalter ist die Bundesregierung, eingeladen sind Experten aus der ganzen Welt. Sicherer und gerechter Zugang zu Land sei für viele Menschen zu einer Überlebensfrage geworden, umreißt Agrarministerin Ilse Aigner das Problem. Echte Lösungen kann aber auch sie nicht bieten. Stattdessen verweist die Ministerin auf eine freiwillige Leitlinie zu Landnutzungsrechten, die der UN-Welternährungsausschuss im vergangenen Jahr beschlossen hat. Ein Papier, das sich jedoch als weitgehend wirkungslos erweisen wird. Indische Investoren, die im großen Stil Land in Äthiopien gepachtet haben, oder Palmölproduzenten in Malaysia scheren sich darum nicht, solange sie durch entsprechende Gesetze nicht daran gehindert werden. Pachtverträge, die bis zu 100 Jahre laufen, und deren Pachtpreise gegen null tendieren, würden hierzulande schlicht als sittenwidrig gelten und von jedem Gericht sofort einkassiert werden.
Der Landraub hat System. Nach Schätzungen von Global Witness fielen seit dem Jahr 2000 mehr als 200 Millionen Hektar Ackerland in die Hände von Finanzinvestoren, das entspricht etwa der achtfachen Fläche Großbritanniens. Kritiker sprechen deshalb bereits von einer neuen Form von Kolonialismus. Möglich ist die Landnahme nur, weil Grundbesitz in vielen Regionen dieser Erde ungeregelt ist, zumindest auf dem Papier. Grundbuchämter wie in Deutschland existieren vielerorts nicht. Nur so ist es möglich, dass Finanzinvestoren, Konzerne und Länder seit einigen Jahren rücksichtslos Ackerland in Besitz nehmen können. Das funktioniert vor allem dort gut, wo Ländereien billig und Machthaber willig sind. Korruption spielt dabei eine große Rolle. Dabei könnten viele arme Länder, etwa in Afrika, Nachhilfe und finanzielle Unterstützung in Sachen Landwirtschaft brauchen. Noch vor 50 Jahren selbst Nahrungsmittelexporteur, muss der afrikanische Kontinent inzwischen die Hälfte seiner Lebensmittel importieren. Es sind vor allem Kleinbauern, die dort die wachsende Bevölkerung in den Städten ernähren. Doch anstatt in die vorhandenen Strukturen zu investieren und die eigenen Erzeuger zu fördern, verschleudern korrupte Machthaber wertvolles Ackerland.
Anleger, die rund um den Globus in Ackerland investieren, können sich nicht damit herausreden, dass ihnen diese Missstände nicht bekannt sind. Genauso wenig wie sich Deutschland und andere westliche Industrienationen mit freiwilligen Vereinbarungen begnügen dürfen. Die Fakten sind bekannt. Das Problem lässt sich nur auf internationaler Ebene lösen mit verbindlichen Spielregeln für Landgeschäfte und Spekulationen mit Agrarrohstoffen, die längst überfällig sind.