Auf Pixars 'Monster-Uni' studieren Charaktere aus einem alten Trickfilm-Erfolg. Dabei passt sich die Geschichte dem Alter des Publikums an - aber ist der Humor auch mitgewachsen?
Erstsemester-Blues an der Monster-Universität: die Verbindungs-Monster sind fies, die Cheerleader-Monster sind fies, und das Lehrpersonal wird von einem ziemlichen Drachen geleitet - nicht im übertragenen Sinne, sonder von einem richtigen. Schreckwissenschaften wollen Mike und Sulley studieren, der kleine grüne Zyklop und der blauhaarige Riese mit den lila Punkten, doch schon nach der ersten Woche werden sie zu den Loser-Monstern strafversetzt, anstatt das Schreck-Handwerk zu erlernen.
Gängige Studententypologie trifft auf Monster.
Zwölf Jahre und neun Filme nach "Die Monster AG" hat Pixar einen weiteren Film zur Serie ausgebaut, nach "Toy Story" und "Cars", und nebenbei auch thematisch dem Zuschauerwachstum angepasst: die Kinder, die damals im Kino saßen, sind nun selbst im Uni-Alter - die erste Generation, die von Anfang an mit Pixar aufgewachsen ist.
Diese Fortsetzerei ist natürlich ganz im Sinne des Disney-Konzerns, dem das Animationsstudio seit einigen Jahren gehört, und der den Franchise-Kannibalismus in Hollywood besonders lüstern vollzieht: Neben Pixar ernährt sich vor allem die Disney-Tochter Marvel von sich selbst und recycelt gierig ihre Superhelden, auch neue "Star Wars"-Filme unter Disney-Logo sollen folgen.
Das ist an sich natürlich nichts Neues, auch andere Trickfilm-Studios setzen auf Selbstverwertung, gerade hat Dreamworks Animation angekündigt, für den Streaming-Dienst Netflix eine "Shrek"-Serie zu produzieren. Doch speziell für Pixar ist dieser Fortsetzungs-Hunger ein Problem, weil die besondere Magie der Filme immer auf der Schöpfung neuer, zauberhafter Welten beruhte, die von Autoren und Animationskünstlern so besessen und detailverliebt entworfen wurden, wie es sonst kaum einer in der Branche auf die Reihe bekam.
Kehrt man in diese Welten zurück, kann der Zauber schnell verpuffen, so wie beispielsweise in "Cars 2". Und auch dieser Film hat eine ziemliche Fallhöhe:"Die Monster AG" war 2001 ein Musterbeispiel des Pixar-Könnens, so perfekt hatte das Studio noch nie gleichzeitig Kinder und Erwachsene bedient: Nach dem Wo-die-wilden-Kerle-wohnen-Prinzip wurden die Monster menschlich, nebenher parodierte man lässig die halbe Filmgeschichte. Auch mit der "Monster-Uni" geben sich die Pixerianer alle Mühe, Cartoon und Zeitgeist und natürlich ein bisschen eherne Disney-Moral zu mixen - nur kann diesmal die Story nicht ganz mit dem visuellen Einfallsreichtum mithalten.
Da der Neuigkeitseffekt der Monsterwelt und seiner Hauptstadt Monstropolis diesmal wegfällt, haben die Pixel-Tüftler ihre ganze Energie in den Campus und seine Bewohner gesteckt und übersetzen die gängige Studententypologie vom Streber bis zum Sportler in monströse Entsprechungen. An technischer Finesse haben sie im letzten Jahrzehnt nochmal gehörig zugelegt, an die 400 Hintergrundcharaktere wuseln durchs Bild, jeder eine wunderbare kleine Karikatur, so wie zum Beispiel der übermüdete Vierkopfstreber mit seinen vier Kaffeebechern. Vom Fotorealismus, dem sich manche Animationsfilme mittlerweile verpflichtet fühlen, findet man hier keine Spur. "Die Monster Uni" ist ein richtiger Comic.
Auch die alten Helden Mike und Sulley legen wieder ein ordentlich chaotisches Duett hin, obwohl sie hier zunächst noch keine Kumpels sind, sondern erbitterte Schreck-Konkurrenten. Vor allem Zwerg-Zyklop Mike (im Original: der hysterische Billy Crystal) ist der Prototyp der klassischen Cartoon-Figur, sprich: manisch-depressiv. Seine Stimmungsschwankungen diktieren Witz und Tempo des ganzen Films und sind im zweiten Teil pubertätsbedingt schlimmer als je zuvor.
Nur haben in den letzten zwölf Jahren natürlich auch andere Helden um die Herrschaft in den Kinderzimmern gebuhlt, und Regisseur Dan Scanlon, der als Storyboard-Artist schon lange im Animations-Team von Pixar ist und hier sein Langfilmdebüt gibt, ist bei der Ideensuche vor allem in anderen Monster-und Magier-Welten hängengeblieben: Das ganze Uni-Gebäude kommt als gotischer Gruß an Harry Potters Lehrinstitut Hogwarts daher. Und irgendwer bei Pixar scheint auch "Die Tribute von Panem" gelesen zu haben, denn um wieder Schreckwissenschaftler werden zu können, müssen Mike und Sulley an den Schreckspielen teilnehmen, die der Dekan-Drachen veranstaltet (im Original: Helen Mirren, superfies)m - und sind doch recht deutlich von den "Hunger Games" inspiriert.
Monsters University, USA 2013 - Regie: Dan Scanlon. Buch: Robert L. Baird, Daniel Gerson, Dan Scanlon. Musik: Randy Newman. Mit den Originalstimmen von: Billy Crystal, John Goodman, Helen Mirren, Steve Buscemi, Frank Oz. Disney, 110 Minuten.
Erstsemester-Blues an der Monster-Universität: die Verbindungs-Monster sind fies, die Cheerleader-Monster sind fies, und das Lehrpersonal wird von einem ziemlichen Drachen geleitet - nicht im übertragenen Sinne, sonder von einem richtigen. Schreckwissenschaften wollen Mike und Sulley studieren, der kleine grüne Zyklop und der blauhaarige Riese mit den lila Punkten, doch schon nach der ersten Woche werden sie zu den Loser-Monstern strafversetzt, anstatt das Schreck-Handwerk zu erlernen.
Gängige Studententypologie trifft auf Monster.
Zwölf Jahre und neun Filme nach "Die Monster AG" hat Pixar einen weiteren Film zur Serie ausgebaut, nach "Toy Story" und "Cars", und nebenbei auch thematisch dem Zuschauerwachstum angepasst: die Kinder, die damals im Kino saßen, sind nun selbst im Uni-Alter - die erste Generation, die von Anfang an mit Pixar aufgewachsen ist.
Diese Fortsetzerei ist natürlich ganz im Sinne des Disney-Konzerns, dem das Animationsstudio seit einigen Jahren gehört, und der den Franchise-Kannibalismus in Hollywood besonders lüstern vollzieht: Neben Pixar ernährt sich vor allem die Disney-Tochter Marvel von sich selbst und recycelt gierig ihre Superhelden, auch neue "Star Wars"-Filme unter Disney-Logo sollen folgen.
Das ist an sich natürlich nichts Neues, auch andere Trickfilm-Studios setzen auf Selbstverwertung, gerade hat Dreamworks Animation angekündigt, für den Streaming-Dienst Netflix eine "Shrek"-Serie zu produzieren. Doch speziell für Pixar ist dieser Fortsetzungs-Hunger ein Problem, weil die besondere Magie der Filme immer auf der Schöpfung neuer, zauberhafter Welten beruhte, die von Autoren und Animationskünstlern so besessen und detailverliebt entworfen wurden, wie es sonst kaum einer in der Branche auf die Reihe bekam.
Kehrt man in diese Welten zurück, kann der Zauber schnell verpuffen, so wie beispielsweise in "Cars 2". Und auch dieser Film hat eine ziemliche Fallhöhe:"Die Monster AG" war 2001 ein Musterbeispiel des Pixar-Könnens, so perfekt hatte das Studio noch nie gleichzeitig Kinder und Erwachsene bedient: Nach dem Wo-die-wilden-Kerle-wohnen-Prinzip wurden die Monster menschlich, nebenher parodierte man lässig die halbe Filmgeschichte. Auch mit der "Monster-Uni" geben sich die Pixerianer alle Mühe, Cartoon und Zeitgeist und natürlich ein bisschen eherne Disney-Moral zu mixen - nur kann diesmal die Story nicht ganz mit dem visuellen Einfallsreichtum mithalten.
Da der Neuigkeitseffekt der Monsterwelt und seiner Hauptstadt Monstropolis diesmal wegfällt, haben die Pixel-Tüftler ihre ganze Energie in den Campus und seine Bewohner gesteckt und übersetzen die gängige Studententypologie vom Streber bis zum Sportler in monströse Entsprechungen. An technischer Finesse haben sie im letzten Jahrzehnt nochmal gehörig zugelegt, an die 400 Hintergrundcharaktere wuseln durchs Bild, jeder eine wunderbare kleine Karikatur, so wie zum Beispiel der übermüdete Vierkopfstreber mit seinen vier Kaffeebechern. Vom Fotorealismus, dem sich manche Animationsfilme mittlerweile verpflichtet fühlen, findet man hier keine Spur. "Die Monster Uni" ist ein richtiger Comic.
Auch die alten Helden Mike und Sulley legen wieder ein ordentlich chaotisches Duett hin, obwohl sie hier zunächst noch keine Kumpels sind, sondern erbitterte Schreck-Konkurrenten. Vor allem Zwerg-Zyklop Mike (im Original: der hysterische Billy Crystal) ist der Prototyp der klassischen Cartoon-Figur, sprich: manisch-depressiv. Seine Stimmungsschwankungen diktieren Witz und Tempo des ganzen Films und sind im zweiten Teil pubertätsbedingt schlimmer als je zuvor.
Nur haben in den letzten zwölf Jahren natürlich auch andere Helden um die Herrschaft in den Kinderzimmern gebuhlt, und Regisseur Dan Scanlon, der als Storyboard-Artist schon lange im Animations-Team von Pixar ist und hier sein Langfilmdebüt gibt, ist bei der Ideensuche vor allem in anderen Monster-und Magier-Welten hängengeblieben: Das ganze Uni-Gebäude kommt als gotischer Gruß an Harry Potters Lehrinstitut Hogwarts daher. Und irgendwer bei Pixar scheint auch "Die Tribute von Panem" gelesen zu haben, denn um wieder Schreckwissenschaftler werden zu können, müssen Mike und Sulley an den Schreckspielen teilnehmen, die der Dekan-Drachen veranstaltet (im Original: Helen Mirren, superfies)m - und sind doch recht deutlich von den "Hunger Games" inspiriert.
Monsters University, USA 2013 - Regie: Dan Scanlon. Buch: Robert L. Baird, Daniel Gerson, Dan Scanlon. Musik: Randy Newman. Mit den Originalstimmen von: Billy Crystal, John Goodman, Helen Mirren, Steve Buscemi, Frank Oz. Disney, 110 Minuten.