Nach langem Schweigen äußert sich Barack Obama zum Rassismus in den USA. Vor 35 Jahren hätte auch er Trayvon Martin sein können, sagte der US-Präsident . Zugleich warb er um Verständnis für die Gefühle der Afroamerikaner.
Seit Barack Obama als erster Amerikaner mit afrikanischen Wurzeln 2008 zum Präsidenten gewählt wurde, äußerte er sich zu Fragen der Rasse nur sehr zögernd. Auch zum Freispruch für George Zimmermann, den Hobby-Wächter aus Florida, der den unbewaffneten schwarzen Teenager Trayvon Martin am 26. Februar 2012 bei einem Streifengang erschossen hatte, sagte er zunächst nur das Selbstverständliche: Dass jedermann das Urteil der Jury respektieren müsse.
Am Freitag war das nun plötzlich anders. Obama erschien ohne Ankündigung beim täglichen Briefing in Presseraum des Weißen Hauses und zeigte Empathie. Er sprach über Trayvon Martin - 18 Minuten lang, ohne Teleprompter, mit langen Pausen und den Blick oft suchend nach unten gerichtet. "Trayvon Martin hätte ich sein können - vor 35 Jahren", sagte der Präsident und beherrschte damit am anderen Tag die Schlagzeilen. Mehr Persönliches kam hinzu: "Es gibt wenige afro-amerikanische Männer in diesem Land, die noch nicht die Erfahrung gemacht haben, dass sie verfolgt werden, wenn sie im Kaufhaus einkaufen gehen." Auch habe das erlebt. Auch er habe gehört, wie die Zentralverriegelung von Autos klickte, wenn er über die Straße ging - "zumindest so lange, bis ich Senator war". Obama sprach dann über die Waffengesetze, die es Gerichten fast unmöglich machen, einen Todesschützen wie Zimmermann zu verurteilen und über das Problem des "racial profiling", den Generalverdacht gegen schwarze Männer.
Obama sprach ohne Teleprompter, den Blick oft suchend nach unten gerichtet.
Schwarze Bürgerrechtler, die Obama schon lange zum Eingreifen in die Debatte gedrängt hatten, äußerten sich erleichtert. Obama habe gar keine Wahl gehabt, als sich zu äußern, sagte Pastor Jesse Jackson, einer der einflussreichsten Repräsentanten des schwarzen Amerika. "An irgendeinem Punkt bricht der Vulkan aus." Pastor Al Sharpton, ein Aktivist aus New York, sagte: "Wir sind darauf angewiesen, dass dieser Präsident seinen Einfluss in der Öffentlichkeit nutzt." Die Eltern des erschossenen 17- Jährigen Trayvon, Sybrina Fulton und Tracy Martin, erklärten, sie seien "zutiefst geehrt und bewegt" durch Obamas Äußerungen. "Präsident Obama sieht sich selbst als Trayvon und identifiziert sich mit ihm. Das ist eine schöne Ehrung für unseren Sohn."
Obamas Auftritt während des Pressebriefings war in seiner Spontaneität sehr wohl geplant. Der Präsident wollte den Fall nutzen, um sich zum Thema Rasse so zu äußern, wie er es seit seinem Amtsantritt noch nie getan hatte. Seine Berater hätten sich jedoch gegen eine normale Pressekonferenz entschieden, schrieb die New York Times, weil er dann unbequeme Fragen hätten beantworten müssen. Zum Beispiel, warum er so lange mit seiner Stellungnahme gewartet hatte. Außerdem solle Obama nicht den Eindruck erwecken, er dränge Justizminister Eric Holder zum Handeln. Holder erwägt, eine Zivilklage gegen den Schützen Zimmermann einzureichen.
Keinen Zweifel kann es daran geben, dass Obama das Thema schon lange bewegt: Junge schwarze Männer lösen Angst und Misstrauen aus, ganz unabhängig davon, was sie wirklich tun. In seiner Autobiografie "Ein amerikanischer Traum" gibt es eine Schlüsselszene, in der der junge Barack mitbekommt, wie seine Großeltern streiten, dies aber vor ihm zu verbergen suchen. Schließlich stellt er fest, um was es geht: Die Großmutter fühlte sich an einer Bushaltestelle von einem aggressiven Bettler bedroht. Der Großvater wirft ihr vor, sie habe nur deshalb Angst, weil der Mann schwarz war. Obamas Schluss aus dem Erlebnis: "(Meine Großeltern) haben sich wieder und wieder für mich aufgeopfert... Und doch wusste ich, dass Männer, die gut meine Brüder sein könnten, ihre elementarsten Ängste auslösen."
Unterdessen demonstrierten in mehreren Großstädten am Wochenende erneut Tausende Menschen gegen den Freispruch für George Zimmerman. In Miami, Chicago, Los Angeles und New York forderten die Demonstranten auf Transparenten "Gerechtigkeit für Trayvon". Einige nahmen auch Obamas Rede auf und schrieben auf Schilder "Trayvon Martin bin ich". Die Kundgebung New York mit rund 2000 Menschen wurde von Martins Mutter Sybrina Fulton angeführt. "Trayvon war noch ein Kind", sagte sie. In Atlanta, einem Zentrum der Bürgerrechtsbewegung seit den 1960-er Jahren, forderte ein Redner "nach Obamas Wohlfühlrede nun eine Klage durch die Bundesbehörden". Martin Luther King, der Enkel des ermordeten Bürgerrechtlers gleichen Namens, sagte, der Freispruch für Zimmerman habe den öffentlichen Dialog in den USA verändert. Es gehe nicht nur um das Urteil - "es geht um systematische Dinge, über die nicht berichtet wird und die jeden Tag in Gerichtssälen überall in Amerika passieren.
Die Demonstrationen finden wenige Wochen vor einem wichtigen Gedenktag statt: Am 28. August jährt sich zum 50. Mal der große Marsch der Bürgerrechtler auf Washington, bei dem Martin Luther King seine legendäre Rede ("I have a dream") hielt. Die Rede gilt heute in den USA in allen politischen Lagern als ein Markstein der nationalen Geschichte.
Seit Barack Obama als erster Amerikaner mit afrikanischen Wurzeln 2008 zum Präsidenten gewählt wurde, äußerte er sich zu Fragen der Rasse nur sehr zögernd. Auch zum Freispruch für George Zimmermann, den Hobby-Wächter aus Florida, der den unbewaffneten schwarzen Teenager Trayvon Martin am 26. Februar 2012 bei einem Streifengang erschossen hatte, sagte er zunächst nur das Selbstverständliche: Dass jedermann das Urteil der Jury respektieren müsse.
Am Freitag war das nun plötzlich anders. Obama erschien ohne Ankündigung beim täglichen Briefing in Presseraum des Weißen Hauses und zeigte Empathie. Er sprach über Trayvon Martin - 18 Minuten lang, ohne Teleprompter, mit langen Pausen und den Blick oft suchend nach unten gerichtet. "Trayvon Martin hätte ich sein können - vor 35 Jahren", sagte der Präsident und beherrschte damit am anderen Tag die Schlagzeilen. Mehr Persönliches kam hinzu: "Es gibt wenige afro-amerikanische Männer in diesem Land, die noch nicht die Erfahrung gemacht haben, dass sie verfolgt werden, wenn sie im Kaufhaus einkaufen gehen." Auch habe das erlebt. Auch er habe gehört, wie die Zentralverriegelung von Autos klickte, wenn er über die Straße ging - "zumindest so lange, bis ich Senator war". Obama sprach dann über die Waffengesetze, die es Gerichten fast unmöglich machen, einen Todesschützen wie Zimmermann zu verurteilen und über das Problem des "racial profiling", den Generalverdacht gegen schwarze Männer.
Obama sprach ohne Teleprompter, den Blick oft suchend nach unten gerichtet.
Schwarze Bürgerrechtler, die Obama schon lange zum Eingreifen in die Debatte gedrängt hatten, äußerten sich erleichtert. Obama habe gar keine Wahl gehabt, als sich zu äußern, sagte Pastor Jesse Jackson, einer der einflussreichsten Repräsentanten des schwarzen Amerika. "An irgendeinem Punkt bricht der Vulkan aus." Pastor Al Sharpton, ein Aktivist aus New York, sagte: "Wir sind darauf angewiesen, dass dieser Präsident seinen Einfluss in der Öffentlichkeit nutzt." Die Eltern des erschossenen 17- Jährigen Trayvon, Sybrina Fulton und Tracy Martin, erklärten, sie seien "zutiefst geehrt und bewegt" durch Obamas Äußerungen. "Präsident Obama sieht sich selbst als Trayvon und identifiziert sich mit ihm. Das ist eine schöne Ehrung für unseren Sohn."
Obamas Auftritt während des Pressebriefings war in seiner Spontaneität sehr wohl geplant. Der Präsident wollte den Fall nutzen, um sich zum Thema Rasse so zu äußern, wie er es seit seinem Amtsantritt noch nie getan hatte. Seine Berater hätten sich jedoch gegen eine normale Pressekonferenz entschieden, schrieb die New York Times, weil er dann unbequeme Fragen hätten beantworten müssen. Zum Beispiel, warum er so lange mit seiner Stellungnahme gewartet hatte. Außerdem solle Obama nicht den Eindruck erwecken, er dränge Justizminister Eric Holder zum Handeln. Holder erwägt, eine Zivilklage gegen den Schützen Zimmermann einzureichen.
Keinen Zweifel kann es daran geben, dass Obama das Thema schon lange bewegt: Junge schwarze Männer lösen Angst und Misstrauen aus, ganz unabhängig davon, was sie wirklich tun. In seiner Autobiografie "Ein amerikanischer Traum" gibt es eine Schlüsselszene, in der der junge Barack mitbekommt, wie seine Großeltern streiten, dies aber vor ihm zu verbergen suchen. Schließlich stellt er fest, um was es geht: Die Großmutter fühlte sich an einer Bushaltestelle von einem aggressiven Bettler bedroht. Der Großvater wirft ihr vor, sie habe nur deshalb Angst, weil der Mann schwarz war. Obamas Schluss aus dem Erlebnis: "(Meine Großeltern) haben sich wieder und wieder für mich aufgeopfert... Und doch wusste ich, dass Männer, die gut meine Brüder sein könnten, ihre elementarsten Ängste auslösen."
Unterdessen demonstrierten in mehreren Großstädten am Wochenende erneut Tausende Menschen gegen den Freispruch für George Zimmerman. In Miami, Chicago, Los Angeles und New York forderten die Demonstranten auf Transparenten "Gerechtigkeit für Trayvon". Einige nahmen auch Obamas Rede auf und schrieben auf Schilder "Trayvon Martin bin ich". Die Kundgebung New York mit rund 2000 Menschen wurde von Martins Mutter Sybrina Fulton angeführt. "Trayvon war noch ein Kind", sagte sie. In Atlanta, einem Zentrum der Bürgerrechtsbewegung seit den 1960-er Jahren, forderte ein Redner "nach Obamas Wohlfühlrede nun eine Klage durch die Bundesbehörden". Martin Luther King, der Enkel des ermordeten Bürgerrechtlers gleichen Namens, sagte, der Freispruch für Zimmerman habe den öffentlichen Dialog in den USA verändert. Es gehe nicht nur um das Urteil - "es geht um systematische Dinge, über die nicht berichtet wird und die jeden Tag in Gerichtssälen überall in Amerika passieren.
Die Demonstrationen finden wenige Wochen vor einem wichtigen Gedenktag statt: Am 28. August jährt sich zum 50. Mal der große Marsch der Bürgerrechtler auf Washington, bei dem Martin Luther King seine legendäre Rede ("I have a dream") hielt. Die Rede gilt heute in den USA in allen politischen Lagern als ein Markstein der nationalen Geschichte.