Zahlreiche Firmen entwickeln intelligente Brillen und Uhren - mit dem Ziel, damit Handys zu ersetzen. Auf dem Schlachtfeld mag so eine Software nützlich sein. Doch für jemanden, der gerade beim Vorstellungsgespräch sitzt, ist es eher eine Schreckensvision.
Im Film "Terminator 2" marschiert Arnold Schwarzenegger als Roboter-Krieger aus der Zukunft nackt in eine Bar und sieht sich um. Sogleich teilt ihm seine visuelle Software mit, dass sich eine auf dem Parkplatz abgestellte Harley Davidson als Fortbewegungsmittel eignen könnte und dass ihm die Klamotten eines Billard spielenden Rockers gar wunderbar passen würden.
Nicht wenige Kinobesucher dachten sich damals im Jahr 1991: Wie cool wäre es, ein Gerät zu besitzen, das einem Wesen aus Fleisch und Blut diese Fähigkeiten verleiht?
Im Jahr 2010 entwickelte die Firma APX Labs für das amerikanische Militär eine Brille mit dem Namen "Terminator Vision" - sie erlaubt Soldaten, während eines Einsatzes in einer Menschenmenge Gesichter zu erkennen oder Fotos zu verschicken, ohne die Hand von der Waffe nehmen zu müssen. Es gab auch das Produkt "MedSight", mit dem Mediziner auf dem Schlachtfeld freihändig Zugang zu Patientendaten hatten. Nun, drei Jahre später, versuchen zahlreiche Unternehmen, so genannte "Smart Glasses" für den Massenmarkt zu entwickeln. "Etwa 80 Prozent der Hardwarekomponenten von Smart Glasses unterscheiden sich nicht besonders von dem, was in einem Smartphone steckt", sagt John Martellaro, einer der Gründer von APX Labs.
Ob der den Bart wohl trägt, weil er die Google-Brille nicht hübsch findet? Jedenfalls kann er damit Sachen tun, die früher nur Schwarzenegger im Terminator-Film konnte.
Er deutet damit an: Die intelligenten Brillen werden entwickelt, um Mobiltelefone zu ersetzen. So sehr Smartphones zu einem kaum noch wegzudenkenden Alltagsgegenstand geworden sind, haben die Geräte doch zwei gravierende Nachteile: Sie müssen zum einen irgendwo verstaut werden - in der Hosen- oder Handtasche etwa - und sind somit nicht sofort einsatzbereit und nur schwierig permanent zu verwenden. Zum anderen sind Smartphones heutzutage aufgrund der hohen Bildschirmdiagonale bisweilen so groß wie Tischtennisschläger, für die Bedienung braucht man nicht selten beide Hände.
Aus diesem Grund arbeiten derzeit etwa 30 Unternehmen wie Epson, Google, die japanische Firma Telepathy oder ReaconJet aus Kanada an intelligenten Brillen. Bei Apple hält sich seit Monaten das Gerücht, das Unternehmen könne bald eine Uhr vorstellen. "Ich glaube, dass das Handgelenk interessant ist", sagte Apple-Chef Tim Cook im Mai. Sein Ansatz: "Ich trage eine Brille, weil ich muss. Das Handgelenk dagegen ist natürlich."
Auch Samsung arbeitet an so genannten "Smart Watches", Pebble Technology sammelte im vergangenen Jahr per Crowdfunding mehr als zehn Millionen US-Dollar ein und verschickte im Januar die ersten Pebble-Uhren. Sony wird in den kommenden Tagen bereits die zweite Generation seiner Smart Watch auf den Markt bringen. Es scheint also nur mehr um die Frage zu gehen, ob "The Next Big Thing", das nächste große Ding, auf die Nase gesteckt oder um das Handgelenk geschnallt wird. Es wird ganz offensichtlich auf jeden Fall ein Produkt sein, das ständig am Körper getragen wird.
Die Unternehmen überlegen derzeit, wie sie die Menschen von einer intelligenten Uhr oder Brille überzeugen können. Beide Produkte sollen nach Einschätzungen von Experten in der Preiskategorie von High-End-Smartphones liegen. Epson etwa hielt am vergangenen Wochenende im südkalifornischen Long Beach eine Konferenz für Entwickler ab. "Jetzt ist die perfekte Zeit für Entwickler, auf der ersten Welle dieser neuen Technologie zu schwimmen", sagt Eric Mizufuka, Produktmanager für neue Märkte beim amerikanischen Unternehmen.
Bei den präsentierten Ideen vermischen sich Realität und Virtualität, ein virtueller Küchenchef etwa zeigt einem während des Kochens, wie ein Stück Fleisch mariniert werden muss. Eine Applikation von Studenten der University of Southern California lässt Sportler beim Training gegen sich selbst antreten: Ein Jogger, der die gleiche Strecke mehrmals absolviert, tritt quasi gegen das eigene Sportler-Ich von gestern an und kann versuchen, seine Bestzeit zu verbessern.
Ein Fußballer kann mit diesem Programm seinen Bewegungsablauf beim Schießen analysieren oder überprüfen, ob er während einer Partie auch immer den richtigen Abschnitt des Spielfeldes im Auge hatte. Amerikanische Profiklubs verwenden diese Technologie im Training, um ihren Akteure zu erklären, wohin sie in bestimmten Situationen während des Spiels zu sehen haben.
"Wir legen zunächst einmal den Fokus auf den Arbeitsplatz", sagt Mizufuka über das Epson-Produkt Moverio. Chirurgen, Techniker oder auch Gabelstapler-Fahrer sollen durch die Brille nützliche Informationen bekommen und gleichzeitig mit beiden Händen weiterarbeiten können.
Googles "Glass" dagegen ist für den Massenmarkt ausgelegt, das Projekt "Fortaleza" von Microsoft - das nicht offiziell vom Unternehmen bestätigt wurde - soll eine Erweiterung für den Computerspielmarkt sein. Samsung hat für Oktober zu einer Konferenz in San Francisco eingeladen, auf der Entwickler ihre Ideen vorstellen dürfen, zudem hat das südkoreanische Unternehmen für den 4. September eine Produktvorstellung angekündigt. Apple könnte am 10. September in Cupertino nicht nur ein neues Handy vorstellen, sondern womöglich auch eine Uhr. Immerhin hat das Unternehmen in Japan bereits den Begriff "iWatch" registriert.
Intelligente Uhren und Brillen klingen derzeit immer noch futuristisch, vor allem aber wirken sie wie der Alptraum eines jeden Datenschützers. Der britische Internet-Kritiker Andrew Keen sagt etwa: "Das könnte das Ende von Privatsphäre sein, wie wir sie kennen. Weder George Orwell noch Alfred Hitchcock hätten sich in ihren fürchterlichsten Dystopien Google Glass ausdenken können." Zwar versuchen die Unternehmen, diese Bedenken zu zerstreuen, doch ist die Furcht vieler immer noch, dass es bald heißen könnte: Ich sehe das, was Du siehst!
Genau das nämlich gibt es schon. APX Labs, die derzeit auch an Software für kommerzielle Smart Glasses arbeiten, entwickelte für das amerikanische Militär das Produkt RADAR. "Zum ersten Mal konnten Befehlshaber in der Einsatzzentrale sehen, was der Soldat erlebt und waren so in der Lage, ihm bei der Mission zu helfen", sagt Martellaro von APX Labs. Auf dem Schlachtfeld mag so eine Software freilich nützlich sein. Für einen Menschen, der gerade bei der ersten Verabredung oder beim Vorstellungsgespräch sitzt, ist es dagegen eher eine Schreckensvision, dass da noch jemand zusehen und zuhören könnte.
Das Caesars Palace in Las Vegas hat das Tragen intelligenter Brillen bereits verboten. Im Bundesstaat Nevada ist es untersagt, Computer oder Aufnahmegeräte in Casinos zu verwenden. Auch Smartphones sind an Pokertischen verboten. Bei allen Bedenken zeigen die Produktvorstellungen und die vielen Konferenzen für Entwickler, dass die prägenden Unternehmen daran glauben, dass Uhren und Brillen das nächste revolutionäre Produkt sein werden - und dass die Menschen in einigen Jahren vom Handy so nostalgisch schwärmen, wie sie heutzutage von Schallplatten, Telefonen mit Wählscheibe oder Terminator-Filmen erzählen.
Im Film "Terminator 2" marschiert Arnold Schwarzenegger als Roboter-Krieger aus der Zukunft nackt in eine Bar und sieht sich um. Sogleich teilt ihm seine visuelle Software mit, dass sich eine auf dem Parkplatz abgestellte Harley Davidson als Fortbewegungsmittel eignen könnte und dass ihm die Klamotten eines Billard spielenden Rockers gar wunderbar passen würden.
Nicht wenige Kinobesucher dachten sich damals im Jahr 1991: Wie cool wäre es, ein Gerät zu besitzen, das einem Wesen aus Fleisch und Blut diese Fähigkeiten verleiht?
Im Jahr 2010 entwickelte die Firma APX Labs für das amerikanische Militär eine Brille mit dem Namen "Terminator Vision" - sie erlaubt Soldaten, während eines Einsatzes in einer Menschenmenge Gesichter zu erkennen oder Fotos zu verschicken, ohne die Hand von der Waffe nehmen zu müssen. Es gab auch das Produkt "MedSight", mit dem Mediziner auf dem Schlachtfeld freihändig Zugang zu Patientendaten hatten. Nun, drei Jahre später, versuchen zahlreiche Unternehmen, so genannte "Smart Glasses" für den Massenmarkt zu entwickeln. "Etwa 80 Prozent der Hardwarekomponenten von Smart Glasses unterscheiden sich nicht besonders von dem, was in einem Smartphone steckt", sagt John Martellaro, einer der Gründer von APX Labs.
Ob der den Bart wohl trägt, weil er die Google-Brille nicht hübsch findet? Jedenfalls kann er damit Sachen tun, die früher nur Schwarzenegger im Terminator-Film konnte.
Die intelligenten Brillen werden entwickelt, um Mobiltelefone zu ersetzen.
Er deutet damit an: Die intelligenten Brillen werden entwickelt, um Mobiltelefone zu ersetzen. So sehr Smartphones zu einem kaum noch wegzudenkenden Alltagsgegenstand geworden sind, haben die Geräte doch zwei gravierende Nachteile: Sie müssen zum einen irgendwo verstaut werden - in der Hosen- oder Handtasche etwa - und sind somit nicht sofort einsatzbereit und nur schwierig permanent zu verwenden. Zum anderen sind Smartphones heutzutage aufgrund der hohen Bildschirmdiagonale bisweilen so groß wie Tischtennisschläger, für die Bedienung braucht man nicht selten beide Hände.
Aus diesem Grund arbeiten derzeit etwa 30 Unternehmen wie Epson, Google, die japanische Firma Telepathy oder ReaconJet aus Kanada an intelligenten Brillen. Bei Apple hält sich seit Monaten das Gerücht, das Unternehmen könne bald eine Uhr vorstellen. "Ich glaube, dass das Handgelenk interessant ist", sagte Apple-Chef Tim Cook im Mai. Sein Ansatz: "Ich trage eine Brille, weil ich muss. Das Handgelenk dagegen ist natürlich."
Auch Samsung arbeitet an so genannten "Smart Watches", Pebble Technology sammelte im vergangenen Jahr per Crowdfunding mehr als zehn Millionen US-Dollar ein und verschickte im Januar die ersten Pebble-Uhren. Sony wird in den kommenden Tagen bereits die zweite Generation seiner Smart Watch auf den Markt bringen. Es scheint also nur mehr um die Frage zu gehen, ob "The Next Big Thing", das nächste große Ding, auf die Nase gesteckt oder um das Handgelenk geschnallt wird. Es wird ganz offensichtlich auf jeden Fall ein Produkt sein, das ständig am Körper getragen wird.
Die Unternehmen überlegen derzeit, wie sie die Menschen von einer intelligenten Uhr oder Brille überzeugen können. Beide Produkte sollen nach Einschätzungen von Experten in der Preiskategorie von High-End-Smartphones liegen. Epson etwa hielt am vergangenen Wochenende im südkalifornischen Long Beach eine Konferenz für Entwickler ab. "Jetzt ist die perfekte Zeit für Entwickler, auf der ersten Welle dieser neuen Technologie zu schwimmen", sagt Eric Mizufuka, Produktmanager für neue Märkte beim amerikanischen Unternehmen.
Bei den präsentierten Ideen vermischen sich Realität und Virtualität, ein virtueller Küchenchef etwa zeigt einem während des Kochens, wie ein Stück Fleisch mariniert werden muss. Eine Applikation von Studenten der University of Southern California lässt Sportler beim Training gegen sich selbst antreten: Ein Jogger, der die gleiche Strecke mehrmals absolviert, tritt quasi gegen das eigene Sportler-Ich von gestern an und kann versuchen, seine Bestzeit zu verbessern.
Ein Fußballer kann mit diesem Programm seinen Bewegungsablauf beim Schießen analysieren oder überprüfen, ob er während einer Partie auch immer den richtigen Abschnitt des Spielfeldes im Auge hatte. Amerikanische Profiklubs verwenden diese Technologie im Training, um ihren Akteure zu erklären, wohin sie in bestimmten Situationen während des Spiels zu sehen haben.
"Wir legen zunächst einmal den Fokus auf den Arbeitsplatz", sagt Mizufuka über das Epson-Produkt Moverio. Chirurgen, Techniker oder auch Gabelstapler-Fahrer sollen durch die Brille nützliche Informationen bekommen und gleichzeitig mit beiden Händen weiterarbeiten können.
Googles "Glass" dagegen ist für den Massenmarkt ausgelegt, das Projekt "Fortaleza" von Microsoft - das nicht offiziell vom Unternehmen bestätigt wurde - soll eine Erweiterung für den Computerspielmarkt sein. Samsung hat für Oktober zu einer Konferenz in San Francisco eingeladen, auf der Entwickler ihre Ideen vorstellen dürfen, zudem hat das südkoreanische Unternehmen für den 4. September eine Produktvorstellung angekündigt. Apple könnte am 10. September in Cupertino nicht nur ein neues Handy vorstellen, sondern womöglich auch eine Uhr. Immerhin hat das Unternehmen in Japan bereits den Begriff "iWatch" registriert.
Das Caesars Palace in Las Vegas hat das Tragen intelligenter Brillen bereits verboten.
Intelligente Uhren und Brillen klingen derzeit immer noch futuristisch, vor allem aber wirken sie wie der Alptraum eines jeden Datenschützers. Der britische Internet-Kritiker Andrew Keen sagt etwa: "Das könnte das Ende von Privatsphäre sein, wie wir sie kennen. Weder George Orwell noch Alfred Hitchcock hätten sich in ihren fürchterlichsten Dystopien Google Glass ausdenken können." Zwar versuchen die Unternehmen, diese Bedenken zu zerstreuen, doch ist die Furcht vieler immer noch, dass es bald heißen könnte: Ich sehe das, was Du siehst!
Genau das nämlich gibt es schon. APX Labs, die derzeit auch an Software für kommerzielle Smart Glasses arbeiten, entwickelte für das amerikanische Militär das Produkt RADAR. "Zum ersten Mal konnten Befehlshaber in der Einsatzzentrale sehen, was der Soldat erlebt und waren so in der Lage, ihm bei der Mission zu helfen", sagt Martellaro von APX Labs. Auf dem Schlachtfeld mag so eine Software freilich nützlich sein. Für einen Menschen, der gerade bei der ersten Verabredung oder beim Vorstellungsgespräch sitzt, ist es dagegen eher eine Schreckensvision, dass da noch jemand zusehen und zuhören könnte.
Das Caesars Palace in Las Vegas hat das Tragen intelligenter Brillen bereits verboten. Im Bundesstaat Nevada ist es untersagt, Computer oder Aufnahmegeräte in Casinos zu verwenden. Auch Smartphones sind an Pokertischen verboten. Bei allen Bedenken zeigen die Produktvorstellungen und die vielen Konferenzen für Entwickler, dass die prägenden Unternehmen daran glauben, dass Uhren und Brillen das nächste revolutionäre Produkt sein werden - und dass die Menschen in einigen Jahren vom Handy so nostalgisch schwärmen, wie sie heutzutage von Schallplatten, Telefonen mit Wählscheibe oder Terminator-Filmen erzählen.