Die Do-it-yourself-Bewegung in den USA wächst rasant. Kapitalgeber und Industrie werden neugierig
Das Wesen schaut genauso treuherzig drein wie der liebevolle Android C-3PO aus dem Filmzyklus "Krieg der Sterne". Es ist jedoch noch ein wenig unvollständig: Kopf, Schulterpartie, Arme, Hände und jede Menge Elektronik, die offen liegt, der Rest des Körpers fehlt allerdings. Gebaut hat das Wesen ein junger Mann aus New Jersey namens Chuck Fletcher. Jetzt steht Chuck in der Hall of Science und führt sein Geschöpf der Öffentlichkeit vor. Der Android bewegt seine Finger etwas ruckartig und die Augenerkennung funktioniert noch nicht richtig, aber die Vorführung ist schon eindrucksvoll.
Ein 3D Drucker auf der Computermesse in Hannover im März 2013 - auch in New York sind diese Geräte echte Dauerbrenner
Willkommen auf der Maker Faire New York 2013. Vor vier Jahre war die Messe der Bastler und Tüftler eine etwas verrückte Nischenveranstaltung mit ein paar hundert Besuchern, heute ist sie so etwas wie ein Woodstock-Festival für das Maker Movement, die rasch wachsende neue Do-it-yourself-Bewegung in den Vereinigten Staaten. Offizielle Zahlen gab es am Montagabend noch nicht, aber die Veranstalter rechneten damit, dass 650 Aussteller 70000 Besucher am Wochenende in den Flushing-Meadows-Corona Park gelockt haben, dem Gelände New Yorker Weltausstellungen von 1939 und 1964 in Queens.
Was die neue Bewegung der Maker ausmacht, zeigen Chuck Fletcher und sein Android in Reinform. Das Besondere an diesem inMoov-Roboter ist die Tatsache, dass alle seine Bestandteile auf 3D-Druckern produziert wurden. Die Software stammt von dem französischen Designer Gael Langevin und ist frei im Internet zu beziehen. InMoov ist ein Roboter für jedermann zum Selbermachen, ein globales Projekt.
Selbst gebastelte Roboter sind vermutlich die attraktivsten Ausstellungsstücke auf der Maker Faire, aber die Messe kennt, was das Basteln betrifft, keine Grenzen. Firmen mit anspruchsvoller Software für 3D-Drucker gibt es ebenso wie Hobbyschreiner, die Holzspielzeug anbieten und Frauen, bei denen man kleine Origami-Tiere kaufen kann. Der Begriff "Messe" ist auch ein wenig irreführend, eher handelt es sich dabei um ein Volksfest, das junge Computer-Freaks ebenso anzieht wie in die Jahre gekommene Bastler und ganze Familien.
Die Idee für die Maker Faire hat der Medienmanager Dale Dougherty gehabt. Dougherty stellte 1993 die erste kommerzielle Website ins Netz (und verkaufte sie später an AOL) und ist angeblich der Erfinder des Begriffs "Web 2.0" für das interaktive Internet. Heute gibt er das Magazin Make heraus, das sich mit Computer und Basteln beschäftigt. Die erste Maker Faire fand im April 2006 in San Mateo statt, einer Stadt im Silicon Valley. Heute gibt es Nachahmerveranstaltungen auf der ganzen Welt. Die erste deutsche Maker Faire fand im vergangenen Monat in Hannover statt.
Die Bewegung der Maker hat etwas ziemlich Systemkritisches an sich: Junge Leute wollen authentisch leben, nicht einfach nur Dinge kaufen, sondern sie selbst machen und Wissen miteinander teilen. Dass sie neue Software frei zur Verfügung stellen, gehört zum guten Ton. Der bevorzugte Ort ist der "Hackerspace", ein Raum, in dem sich Bastler und "nicht kriminelle Hacker", wie es heißt, treffen können. Bei der Maker Faire gab es eine ganze Reihe solcher Hackerspaces.
Zunehmend wird die Bewegung aber auch für kommerzielle Unternehmen, Wagnisfinanzierer und den etablierten Wissenschaftsbetrieb interessant. Wo hat man schon einmal so viele talentierte und technikbegeisterte junge Leute zusammen wie auf einer Maker Faire? Der Disney-Konzern jedenfalls sponserte in diesem Jahr die gesamte Messe in New York, Microsoft war zum ersten Mal als Aussteller dabei. Der Software-Konzern warb für seinen neuen Tablet-Computer Surface, machte sich aber auch auf Talentsuche unter den jungen Leuten. Mason Peck, der Technologiechef der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa versuchte, die Messebesucher in einem halbstündigen Vortrag für das Programm der Nasa zur Erforschung und späteren Nutzung von Asteroiden zu begeistern.
Zu den Stars der Messe in diesem Jahr gehörte zweifellos Bre Pettis. Der 41 Jahre alte Brooklyner arbeitete noch vor zehn Jahren als Lehrer in einer New Yorker Schule. 2006 gründete er zusammen mit zwei Freunden Makerbot, eine Firma, die billige 3D-Drucker für jeden Schreibtisch produzieren wollte. Im Juni wurde das Unternehmen mit 350 Mitarbeitern vom größeren Konkurrenten Stratasys für stolze 403 Millionen Dollar gekauft und Pettis wurde einer der ersten Millionäre des Maker Movement. Am Wochenende in Queens stellte Pettis sein neuestes Produkt vor: den "Digitizer" - Preis: 1400 Dollar. Dabei handelt es sich um eine kleine schwarze Maschine, mit der man Gegenstände dreidimensional scannen kann. Die Daten kann man dann wiederum dazu verwenden, um das Objekt später am 3D-Drucker zu reproduzieren.
Überhaupt ist das große Thema der Maker Faire der 3D-Druck. Bei dem Verfahren, eigentlich einer Art computergesteuerter Spritzgusstechnik, wird ein vorher gescannter Gegenstand aus einem Kunststoff namens PLA gegossen. Grob geschätzt hundert Aussteller, boten am Wochenende irgendetwas an, was im weitesten Sinne mit 3D-Druck zu tun hat. Es gab unzählige neue 3D-Drucker - kleine, klapprige ebenso wie große und professionell designte. Fast scheint es, als definiere sich die Bewegung durch genau diese Technik. Für viele Begeisterte sind die 3D-Drucker Maschinen zur Weltverbesserung. Wenn deren Träume wahr werden, kann jeder seine Bedarfsgegenstände selbst bauen. Andere fürchten das Schlimmste: "Jeder baut sich sein AK 47 Sturmgewehr selbst", sagte Bre Pettis. Die vielen Drucker an den Messeständen an diesem Wochenende produzierten allerdings bisher nur Schnickschnack, Schlüsselanhänger, Plastikfigürchen und Plastikvasen. Und Bre Pettis entschied sich für einen Gartenzwerg, um seinen Digitizer vorzuführen.
Das Wesen schaut genauso treuherzig drein wie der liebevolle Android C-3PO aus dem Filmzyklus "Krieg der Sterne". Es ist jedoch noch ein wenig unvollständig: Kopf, Schulterpartie, Arme, Hände und jede Menge Elektronik, die offen liegt, der Rest des Körpers fehlt allerdings. Gebaut hat das Wesen ein junger Mann aus New Jersey namens Chuck Fletcher. Jetzt steht Chuck in der Hall of Science und führt sein Geschöpf der Öffentlichkeit vor. Der Android bewegt seine Finger etwas ruckartig und die Augenerkennung funktioniert noch nicht richtig, aber die Vorführung ist schon eindrucksvoll.
Ein 3D Drucker auf der Computermesse in Hannover im März 2013 - auch in New York sind diese Geräte echte Dauerbrenner
Willkommen auf der Maker Faire New York 2013. Vor vier Jahre war die Messe der Bastler und Tüftler eine etwas verrückte Nischenveranstaltung mit ein paar hundert Besuchern, heute ist sie so etwas wie ein Woodstock-Festival für das Maker Movement, die rasch wachsende neue Do-it-yourself-Bewegung in den Vereinigten Staaten. Offizielle Zahlen gab es am Montagabend noch nicht, aber die Veranstalter rechneten damit, dass 650 Aussteller 70000 Besucher am Wochenende in den Flushing-Meadows-Corona Park gelockt haben, dem Gelände New Yorker Weltausstellungen von 1939 und 1964 in Queens.
Was die neue Bewegung der Maker ausmacht, zeigen Chuck Fletcher und sein Android in Reinform. Das Besondere an diesem inMoov-Roboter ist die Tatsache, dass alle seine Bestandteile auf 3D-Druckern produziert wurden. Die Software stammt von dem französischen Designer Gael Langevin und ist frei im Internet zu beziehen. InMoov ist ein Roboter für jedermann zum Selbermachen, ein globales Projekt.
Selbst gebastelte Roboter sind vermutlich die attraktivsten Ausstellungsstücke auf der Maker Faire, aber die Messe kennt, was das Basteln betrifft, keine Grenzen. Firmen mit anspruchsvoller Software für 3D-Drucker gibt es ebenso wie Hobbyschreiner, die Holzspielzeug anbieten und Frauen, bei denen man kleine Origami-Tiere kaufen kann. Der Begriff "Messe" ist auch ein wenig irreführend, eher handelt es sich dabei um ein Volksfest, das junge Computer-Freaks ebenso anzieht wie in die Jahre gekommene Bastler und ganze Familien.
Die Idee für die Maker Faire hat der Medienmanager Dale Dougherty gehabt. Dougherty stellte 1993 die erste kommerzielle Website ins Netz (und verkaufte sie später an AOL) und ist angeblich der Erfinder des Begriffs "Web 2.0" für das interaktive Internet. Heute gibt er das Magazin Make heraus, das sich mit Computer und Basteln beschäftigt. Die erste Maker Faire fand im April 2006 in San Mateo statt, einer Stadt im Silicon Valley. Heute gibt es Nachahmerveranstaltungen auf der ganzen Welt. Die erste deutsche Maker Faire fand im vergangenen Monat in Hannover statt.
Die Bewegung der Maker hat etwas ziemlich Systemkritisches an sich: Junge Leute wollen authentisch leben, nicht einfach nur Dinge kaufen, sondern sie selbst machen und Wissen miteinander teilen. Dass sie neue Software frei zur Verfügung stellen, gehört zum guten Ton. Der bevorzugte Ort ist der "Hackerspace", ein Raum, in dem sich Bastler und "nicht kriminelle Hacker", wie es heißt, treffen können. Bei der Maker Faire gab es eine ganze Reihe solcher Hackerspaces.
Zunehmend wird die Bewegung aber auch für kommerzielle Unternehmen, Wagnisfinanzierer und den etablierten Wissenschaftsbetrieb interessant. Wo hat man schon einmal so viele talentierte und technikbegeisterte junge Leute zusammen wie auf einer Maker Faire? Der Disney-Konzern jedenfalls sponserte in diesem Jahr die gesamte Messe in New York, Microsoft war zum ersten Mal als Aussteller dabei. Der Software-Konzern warb für seinen neuen Tablet-Computer Surface, machte sich aber auch auf Talentsuche unter den jungen Leuten. Mason Peck, der Technologiechef der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa versuchte, die Messebesucher in einem halbstündigen Vortrag für das Programm der Nasa zur Erforschung und späteren Nutzung von Asteroiden zu begeistern.
Zu den Stars der Messe in diesem Jahr gehörte zweifellos Bre Pettis. Der 41 Jahre alte Brooklyner arbeitete noch vor zehn Jahren als Lehrer in einer New Yorker Schule. 2006 gründete er zusammen mit zwei Freunden Makerbot, eine Firma, die billige 3D-Drucker für jeden Schreibtisch produzieren wollte. Im Juni wurde das Unternehmen mit 350 Mitarbeitern vom größeren Konkurrenten Stratasys für stolze 403 Millionen Dollar gekauft und Pettis wurde einer der ersten Millionäre des Maker Movement. Am Wochenende in Queens stellte Pettis sein neuestes Produkt vor: den "Digitizer" - Preis: 1400 Dollar. Dabei handelt es sich um eine kleine schwarze Maschine, mit der man Gegenstände dreidimensional scannen kann. Die Daten kann man dann wiederum dazu verwenden, um das Objekt später am 3D-Drucker zu reproduzieren.
Überhaupt ist das große Thema der Maker Faire der 3D-Druck. Bei dem Verfahren, eigentlich einer Art computergesteuerter Spritzgusstechnik, wird ein vorher gescannter Gegenstand aus einem Kunststoff namens PLA gegossen. Grob geschätzt hundert Aussteller, boten am Wochenende irgendetwas an, was im weitesten Sinne mit 3D-Druck zu tun hat. Es gab unzählige neue 3D-Drucker - kleine, klapprige ebenso wie große und professionell designte. Fast scheint es, als definiere sich die Bewegung durch genau diese Technik. Für viele Begeisterte sind die 3D-Drucker Maschinen zur Weltverbesserung. Wenn deren Träume wahr werden, kann jeder seine Bedarfsgegenstände selbst bauen. Andere fürchten das Schlimmste: "Jeder baut sich sein AK 47 Sturmgewehr selbst", sagte Bre Pettis. Die vielen Drucker an den Messeständen an diesem Wochenende produzierten allerdings bisher nur Schnickschnack, Schlüsselanhänger, Plastikfigürchen und Plastikvasen. Und Bre Pettis entschied sich für einen Gartenzwerg, um seinen Digitizer vorzuführen.