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Doppelt hält besser

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Ein Mann trifft eine Frau, oder andersherum, das weiß man ja hinterher nie so genau. Sie mögen sich, sie wollen zusammenbleiben. Und dann? Vielleicht muss die Liebe nur noch die Auswahl einer Sofagarnitur für die gemeinsame Wohnung überstehen. Oder aber er arbeitet in Toulouse, dann in Dublin, sie in Berlin, später in Madrid, in Dresden, weil beide Wissenschaftler sind und sich da eine Karriere kaum auf ein Land beschränken lässt. Man skypt, man telefoniert, man fliegt, man fährt gemeinsam zu Konferenzen und hängt ein paar Tage Urlaub dran, man lebt zu zweit und wohnt allein.

Sieben Jahre lang haben die Physiker Laura Cano-Cortés und Vojislav Krstic das mitgemacht, er Deutscher, sie Spanierin, beide Physiker; kennengelernt haben sie sich auf einer Konferenz in Irland. Danach ging es hin und her. 'Wir haben viele Reisen gemacht', sagt Laura Cano-Cortés. Sie lacht, wie sehr oft an diesem Herbsttag in Erlangen. Vojislav Krstic sitzt neben ihr. Ein heiteres Paar. Immerhin ist ihnen eine Entscheidung erspart geblieben, vor der viele Forscherpaare eines Tages stehen: Weiter so? Oder: Zusammenziehen, und einer hängt die Karriere an den Nagel?



Immer mehr Uni wollen sicherstellen, dass die Partner ihrer Mitarbeiter ebenfalls in der Region arbeiten können.

Denn Krstic, damals Dozent in Dublin, bekam einen Ruf als Professor für Angewandte Physik an die Universität Erlangen-Nürnberg, in einer industriestarken Region, 'das war gut, da hatten wir Hoffnung', sagt Cano-Cortés. Eine dritte Möglichkeit tat sich auf: zwei Karrieren an einem Ort, mithilfe der Uni. Dual Career heißt das Zauberwort. Es verbreitet sich auch in der akademischen Welt rasant: 2010 unterhielt mehr als jede vierte deutsche Uni einen Dual-Career-Service, fast ebenso viele hatten einen in Planung. Vor allem geht es dabei darum, für potenzielle Mitarbeiter attraktiver zu sein, aber auch um Gleichstellung und Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

An der Uni Erlangen hat Yvonne Eder das Dual-Career-Netzwerk Nordbayern in den vergangenen Jahren mit aufgebaut. 20 Einrichtungen sind dabei, darunter Unis, Fraunhofer-Institute, ein Max-Planck-Institut. Hinzu kommen Industriepartner. 'Wir sind Willkommens-Dienstleister, wir wollen Türen öffnen', sagt sie. 'Die Leute sollen merken, dass jemand für sie da ist.' Etwa zwei Dutzend Paare hat sie bislang betreut. Herbeizaubern kann Eder eine zweite Stelle natürlich nicht. Tatsächlich vermitteln konnte sie nur eine Handvoll Personen - darunter Laura Cano-Cortés.

'Wir waren uns sicher, dass wir in der selben Region sein wollten. Mindestens im selben Land', sagt Vojislav Krstic. In den Berufungsverhandlungen fragte er nach Hilfe bei der Stellensuche für seine Partnerin; und Yvonne Eder machte sich an die Arbeit. E-Mails gingen hin und her, ein Qualifikationsprofil wurde erstellt, mit dem Eder im Netzwerk nach Möglichkeiten suchen konnte. Cano-Cortés hatte es leichter als andere, sie spricht sehr gut Deutsch. Trotzdem konnte sie Hilfe gebrauchen, sagt sie, deutsche Stellenbeschreibungen zu interpretieren ist nicht immer ganz einfach.

Irgendwann stieß sie auf eine Stellenanzeige vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie (IISB) in Erlangen. Yvonne Eder riet ihr zu, sich zu bewerben. Sie schrieb auch das Institut an, das Mitglied im Dual-Career-Netzwerk ist; die Bewerbung sollte nicht irgendwo verstauben. Cano-Cortés wurde eingeladen, bekam den Job, und am 1.Oktober traten beide ihre neuen Stellen an. Wenn man weiß, welche Opfer eine Forscherkarriere verlangen kann, ist das schon fast ein Bollywood-würdiges Happy-End. 'Das Fraunhofer-IISB passt sehr gut, denn es ist sehr industrienah' sagt Laura Cano-Cortés. Forschung mit Anwendung also, genau was sie machen wollte. Jetzt ist sie, die theoretische Physikerin ist, an einem Forschungsprojekt zur Modellierung von Silizium-Kristallwachstum für Solarzellen beteiligt, in einer sehr internationalen Gruppe. Es gefällt ihr gut.

'Gute Leute an deutsche Unis zu berufen, ist kein Selbstläufer mehr', sagt Sandra Haseloff. Sie leitet bei der Alexander-von-Humboldt-Stiftung die deutsche Koordinierungsstelle von Euraxess. Das Netzwerk hat die EU-Kommission im Jahr 2002 ins Leben gerufen, es soll Forscher in der internationalen Mobilität unterstützen. 'Immer häufiger haben beide Partner eine gleichwertige Position', sagt Haseloff. Wenn eine Universität da effektive Hilfe bei der Suche nach einer passenden zweiten Stelle anbieten kann, könne das durchaus ein Standortvorteil sein.

Denn in Europa sei das noch längst nicht überall üblich, anders als etwa in den USA, sagt Haseloff - wobei dort oft kurzerhand eine Position für den Partner geschaffen werde. Was wiederum hierzulande nur in Ausnahmefällen möglich ist, schließlich werden Stellen an der Uni nicht nach Trauschein verteilt. Das aber heißt, dass sich die zuletzt wie Pilze aus dem Boden geschossenen Dual-Career-Stellen auch Mühe geben müssen, um den Paaren wirklich weiterzuhelfen. 'Es gab einen gewissen Hype, jetzt trennt sich langsam die Spreu vom Weizen', sagt Sandra Haseloff. 'Ein Netzwerk muss leben. Es bringt nichts, ein Dual-Career-Angebot ohne Inhalt zu schaffen, nur weil Dual Career gut klingt.'

In Erlangen jedenfalls sind alle zufrieden. Vojislav Krstic ist noch damit beschäftigt, seine Gruppe aufzubauen, sich um Drittmittelanträge zu bemühen und den Papierkram der Anfangsphase zu bewältigen. Macht nichts, sagt er: 'Ich mache immer noch Wissenschaft und Lehre, diskutiere viel mit den Kollegen und Mitarbeitern, die Ideen kommen.' Und die wissenschaftlichen Möglichkeiten seien jedenfalls um Längen besser als in Dublin. Krstic arbeitet an Nano-Elektronik, er untersucht, welche Eigenschaften etwa ein Material aus winzigen Objekten hat. Einer wie er kann sich über einen Sonderforschungsbereich mit dem sperrigen Namen 'Synthetische Kohlenstoffallotrope' begeistern, und über den Materialforschungs-Exzellenzcluster EAM sowieso.

Für ein Paar, das sich in zwei anspruchsvolle Jobs einarbeiten, eine Wohnung finden und internationale Umzüge hinter sich bringen muss, wirken die beiden erstaunlich gelassen. Ist ja alles kein Problem, wenn man einmal angekommen ist.

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