Immer wieder tauchen Einfälle auf, die so absurd wirken, dass man sie nicht ernst nehmen will, sie leichtfertig dem Grundrauschen aus Anmaßung und Aberwitz zurechnet, ohne den keine Großstadt gedeiht. Der Vorschlag, den östlichen Teil des Tiergartens einzuzäunen, war einmal ein solcher Einfall. Inzwischen hat er Fürsprecher in der Polizei und der Feuerwehr gefunden, der Bezirk Mitte hat Planungsunterlagen eingereicht. 2,40 Meter hoch soll der Sicherheitszaun werden, möglicherweise 3,5 Millionen Euro kosten. Die Absperrungsmaßnahme wäre Teil eines umfassenden Ausbaus der Straße des 17. Juni, die vom Brandenburger Tor zur Siegessäule führt. Damit auf dieser 'Festmeile' alles geordnet zugeht, muss investiert werden. Noch zögert der Senat. Der DFB drängele, heißt es. Wer wäre stark genug, solchem Druck standzuhalten?
Wie lange man so ein Idyll im Berliner Tiergarten noch beobachten kann ist fraglich.
Die Berliner Zeitungen überraschen immer wieder mal mit neuen technischen Details. Jetzt werden die Kosten für einen versenkbaren Zaun ermittelt. Auf diese Weise verwandeln sich absurde Einfälle in ärgerliche Tatsachen.
Festmeile? Muss jedes WM-Spiel mit Schadows Quadriga im Rücken angeschaut werden? Muss die Straße zu jedem Jahreswechsel abgesperrt werden? Will man das? Wäre public viewing nicht besser im Olympiastadion aufgehoben, die Silvesterfeier entspannter, heiterer auf dem Tempelhofer Feld? Die Stadtöffentlichkeit stürzt sich auf Kostenvoranschläge und Expertenvoten. Berlin ist nicht mehr arm (und nicht mehr sexy), aber die Gewohnheit, sich am Beifall derer zu berauschen, die sich einmal richtig gehen lassen wollen, blieb.
Im Tiergarten ist viel von dem entstanden, was Berlin auszeichnete. Da Friedrich der Große das Jagen verabscheute, konnten die Berliner herumspazieren, Affären anknüpfen, zeigen, schauen, protzen, motzen - ohne Zaun und in heiterer Urbanität. Der Aufklärer Friedrich Nicolai hat in seinen besseren Stunden als erster eine Berliner Bürgergesellschaft imaginiert, selbstverständlich im Tiergarten, wo an einem Sonntag Spaziergänger aller Stände sich vergnügten. Im Grunde ist das bis heute so, einer joggt, einer sonnt sich, Familien grillen, der Rest schlendert herum und sucht was oder auch nichts, Fahrräder rollen.
Na klar, eine Großstadt braucht Platz für Allotria. Doch gibt es davon in Berlin wohl genug. Warum einen wunderbaren Freiraum umbauen und zurüsten? Weil es ja schon regelmäßig gemacht wird, aber mit teuren, unsicheren Bauzäunen. Als Nicolai seinen Romanhelden Sebaldus Nothanker im Tiergarten so viele vergnügte Leute erblicken ließ, runzelte Nothankers Begleiter die Stirn. Die Menschen gehörten doch in die Kirche, meinte der Pietist. Heute winken die Sauertöpfischen mit Bundesgeldern, Umsatzzahlen, Fernsehbildern, Massenbelustigungen. Der Zaun soll her, das Feiergewerbe muss geordnet werden.
Wie lange man so ein Idyll im Berliner Tiergarten noch beobachten kann ist fraglich.
Die Berliner Zeitungen überraschen immer wieder mal mit neuen technischen Details. Jetzt werden die Kosten für einen versenkbaren Zaun ermittelt. Auf diese Weise verwandeln sich absurde Einfälle in ärgerliche Tatsachen.
Festmeile? Muss jedes WM-Spiel mit Schadows Quadriga im Rücken angeschaut werden? Muss die Straße zu jedem Jahreswechsel abgesperrt werden? Will man das? Wäre public viewing nicht besser im Olympiastadion aufgehoben, die Silvesterfeier entspannter, heiterer auf dem Tempelhofer Feld? Die Stadtöffentlichkeit stürzt sich auf Kostenvoranschläge und Expertenvoten. Berlin ist nicht mehr arm (und nicht mehr sexy), aber die Gewohnheit, sich am Beifall derer zu berauschen, die sich einmal richtig gehen lassen wollen, blieb.
Im Tiergarten ist viel von dem entstanden, was Berlin auszeichnete. Da Friedrich der Große das Jagen verabscheute, konnten die Berliner herumspazieren, Affären anknüpfen, zeigen, schauen, protzen, motzen - ohne Zaun und in heiterer Urbanität. Der Aufklärer Friedrich Nicolai hat in seinen besseren Stunden als erster eine Berliner Bürgergesellschaft imaginiert, selbstverständlich im Tiergarten, wo an einem Sonntag Spaziergänger aller Stände sich vergnügten. Im Grunde ist das bis heute so, einer joggt, einer sonnt sich, Familien grillen, der Rest schlendert herum und sucht was oder auch nichts, Fahrräder rollen.
Na klar, eine Großstadt braucht Platz für Allotria. Doch gibt es davon in Berlin wohl genug. Warum einen wunderbaren Freiraum umbauen und zurüsten? Weil es ja schon regelmäßig gemacht wird, aber mit teuren, unsicheren Bauzäunen. Als Nicolai seinen Romanhelden Sebaldus Nothanker im Tiergarten so viele vergnügte Leute erblicken ließ, runzelte Nothankers Begleiter die Stirn. Die Menschen gehörten doch in die Kirche, meinte der Pietist. Heute winken die Sauertöpfischen mit Bundesgeldern, Umsatzzahlen, Fernsehbildern, Massenbelustigungen. Der Zaun soll her, das Feiergewerbe muss geordnet werden.