An der Wand ihres Büros hängt ein Plakat mit dem Konterfei von Erzbischof Óscar Romero, dem Verfechter der Befreiungstheologie, der 1980 in El Salvador von einer Todesschwadron vor dem Altar ermordet wurde. Zwei weitere Plakate beschäftigen sich mit Hungerlöhnen und strategischem Konsum. Den Zusammenhang erklärt Sandra Dusch Silva, die bei der Christlichen Initiative Romero (CIR) arbeitet. „Wir möchten die Stimmlosen unterstützen, und heutzutage sind das eben ganz viele, die unsere Konsumgüter herstellen.“ Deswegen engagiert sich die 37-Jährige für die CIR bei der Kampagne für saubere Kleidung, einem Zusammenschluss von NGOs und Arbeitervereinigungen aus Amsterdam. Ziel: die Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Fabriken des Südens.
Im April stürzte in Bangladesch ein Fabrikgebäude ein, über tausend Menschen kamen dabei ums Leben. Sandra Dusch Silva kämpft gegen die schlechten Arbeitsbedingungen in solchen Fabriken.
Am 24. April 2013 saß Dusch Silva an ihrem Arbeitstisch in einem schmucklosen Plattenbau in Berlin Friedrichshain, als die E-Mail von befreundeten Gewerkschaftlern aus Bangladesch kam. Wenig später erfuhr die Weltöffentlichkeit von der Katastrophe, bei der in einem eingestürzten Fabrikgebäude 1127 Menschen starben und Tausende verletzt wurden. „Es ist schockierend, weil es so absehbar war“, sagt Dusch Silva mit Blick auf die Vorwarnungen. Sie selbst hatte bei der Hauptversammlung der Metro AG im Jahr 2010 auf Probleme von Lieferanten in Bangladesch hingewiesen: Zahlreiche Arbeitsrechtsverletzungen zeigten, dass die festgeschriebenen Standards „nicht umgesetzt“ würden, hielt sie dem Management und den Aktionären an diesem Tag in Düsseldorf entgegen. „Es ist frustrierend, dass erst so viele Menschen sterben müssen, bevor es mehr wahrgenommen wird“, sagt sie, und klickt auf ihrem Computer ein Video an: Zu sehen sind Überlebende wie eine Frau, die ihren Arm verloren hat und die kaum mehr in einer Fabrik arbeiten und ihre Familie ernähren kann.
Dusch Silva hat sich während ihres Politikstudiums für die Befreiungstheologie interessiert, also jener vor allem in der katholischen Kirche Lateinamerikas in den Achtzigerjahren starken Strömung, die gegen die Ausbeutung der Armen ihre Stimme erhob. Nebenher engagierte sie sich in der Solidaritätsarbeit für Lateinamerika, die unter Linken in Deutschland viele Anhänger hatte. Hier hat auch die Münsteraner CIR ihre Ursprünge, die sich nach der Ermordung von Romero umbenannte. Dusch Silva begann nach dem Studium bei der Organisation und ist dort heute für Arbeitsrechte zuständig. Zuletzt war sie deswegen in Brasilien, wo sie sich mit den Zuständen für Arbeiter bei der Orangensaftproduktion beschäftigt hat. Sie ist der Überzeugung, dass die Arbeiter im Süden und Norden im gleichen Boot sitzen: „Wir müssen uns entlang der Lieferkette zusammenschließen, weil das die einzige Möglichkeit ist, um die Spirale nach unten bei Löhnen und Arbeitsbedingungen zu stoppen“, sagt sie. Die jüngste Kapitalismuskritik von Papst Franziskus hat sie daher freudig registriert: „Ich fand es gut, dass er deutlich gemacht hat, dass das System in seiner jetzigen Form auch menschenverachtendes bewirkt.“ Für ihre Arbeit brauchen die Aktivisten starke Nerven, so wie zuletzt in der Auseinandersetzung mit dem TÜV Rheinland. Dessen Prüfer hatten in der Unglücksfabrik in Bangladesch Kontrollen durchgeführt. Allerdings umfassten diese auftragsgemäß nicht die Statik. Die Aktivisten kritisierten solche Verfahren als „Greenwashing“. Der TÜV sah sich bei all dem zu Unrecht in der Kritik.
Viele Konsumenten, Unternehmer und Politiker aus dem Norden würden heute aber akzeptieren, dass sie eine Mitverantwortung für die Arbeitsbedingungen im Süden haben. Was fehle, seien wirksame Strategien, „damit sie ihrer Verantwortung gerecht werden“.
Im April stürzte in Bangladesch ein Fabrikgebäude ein, über tausend Menschen kamen dabei ums Leben. Sandra Dusch Silva kämpft gegen die schlechten Arbeitsbedingungen in solchen Fabriken.
Am 24. April 2013 saß Dusch Silva an ihrem Arbeitstisch in einem schmucklosen Plattenbau in Berlin Friedrichshain, als die E-Mail von befreundeten Gewerkschaftlern aus Bangladesch kam. Wenig später erfuhr die Weltöffentlichkeit von der Katastrophe, bei der in einem eingestürzten Fabrikgebäude 1127 Menschen starben und Tausende verletzt wurden. „Es ist schockierend, weil es so absehbar war“, sagt Dusch Silva mit Blick auf die Vorwarnungen. Sie selbst hatte bei der Hauptversammlung der Metro AG im Jahr 2010 auf Probleme von Lieferanten in Bangladesch hingewiesen: Zahlreiche Arbeitsrechtsverletzungen zeigten, dass die festgeschriebenen Standards „nicht umgesetzt“ würden, hielt sie dem Management und den Aktionären an diesem Tag in Düsseldorf entgegen. „Es ist frustrierend, dass erst so viele Menschen sterben müssen, bevor es mehr wahrgenommen wird“, sagt sie, und klickt auf ihrem Computer ein Video an: Zu sehen sind Überlebende wie eine Frau, die ihren Arm verloren hat und die kaum mehr in einer Fabrik arbeiten und ihre Familie ernähren kann.
Dusch Silva hat sich während ihres Politikstudiums für die Befreiungstheologie interessiert, also jener vor allem in der katholischen Kirche Lateinamerikas in den Achtzigerjahren starken Strömung, die gegen die Ausbeutung der Armen ihre Stimme erhob. Nebenher engagierte sie sich in der Solidaritätsarbeit für Lateinamerika, die unter Linken in Deutschland viele Anhänger hatte. Hier hat auch die Münsteraner CIR ihre Ursprünge, die sich nach der Ermordung von Romero umbenannte. Dusch Silva begann nach dem Studium bei der Organisation und ist dort heute für Arbeitsrechte zuständig. Zuletzt war sie deswegen in Brasilien, wo sie sich mit den Zuständen für Arbeiter bei der Orangensaftproduktion beschäftigt hat. Sie ist der Überzeugung, dass die Arbeiter im Süden und Norden im gleichen Boot sitzen: „Wir müssen uns entlang der Lieferkette zusammenschließen, weil das die einzige Möglichkeit ist, um die Spirale nach unten bei Löhnen und Arbeitsbedingungen zu stoppen“, sagt sie. Die jüngste Kapitalismuskritik von Papst Franziskus hat sie daher freudig registriert: „Ich fand es gut, dass er deutlich gemacht hat, dass das System in seiner jetzigen Form auch menschenverachtendes bewirkt.“ Für ihre Arbeit brauchen die Aktivisten starke Nerven, so wie zuletzt in der Auseinandersetzung mit dem TÜV Rheinland. Dessen Prüfer hatten in der Unglücksfabrik in Bangladesch Kontrollen durchgeführt. Allerdings umfassten diese auftragsgemäß nicht die Statik. Die Aktivisten kritisierten solche Verfahren als „Greenwashing“. Der TÜV sah sich bei all dem zu Unrecht in der Kritik.
Viele Konsumenten, Unternehmer und Politiker aus dem Norden würden heute aber akzeptieren, dass sie eine Mitverantwortung für die Arbeitsbedingungen im Süden haben. Was fehle, seien wirksame Strategien, „damit sie ihrer Verantwortung gerecht werden“.