Nach dem zweiten Anschlag in weniger als 24 Stunden und dem dritten innerhalb von zwei Monaten war Wolgograd, die Heldenstadt, am Montag eine Stadt in Angst: Die Menschen mieden öffentliche Gebäude, gingen lieber zu Fuß, als mit dem Bus zu fahren oder blieben ganz Zuhause. Am Morgen hatte ein Selbstmordattentäter in einem voll besetzten Linienbus mindestens 14 Menschen getötet, mehr als 40 weitere Menschen wurden verletzt. Wie schon die Bombe, die am Sonntag nahe dem Eingang des Wolgograder Bahnhofs 17 Menschen tötete, war auch dieser Sprengsatz laut Aussagen der Ermittler mit Nägeln und Metallsplittern versetzt, um möglichst viele Passagiere auf ihrem Weg aus einem Wolgograder Schlafbezirk in die Stadt zu verletzen.
Nach dem zweiten Anschlag in Wolgograd innerhalb von 24 Stunden meiden die Menschen öffentliche Gebäude und Verkehrmittel.
Dass Präsident Wladimir Putin den Inlandsgeheimdienst FSB beauftragte, die Drahtzieher schnell zur Rechenschaft zu ziehen, erschien nur wie eine Formalie. Bereits bevor die Ermittler erste Erkenntnisse über die Täter vorlegen konnten, herrschte unter russischen Kommentatoren Einigkeit über das Ziel der Gewalt und ihre Herkunft: Terroristen aus dem Nordkaukasus versuchten weniger als sechs Wochen vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in der Schwarzmeerstadt Sotschi Russland und die Welt zu verunsichern.
Zwar liegt Wolgograd, das einstige Stalingrad, nicht im Kaukasus sondern am unteren Lauf der Wolga, aber die Konfliktregion ist nicht weit entfernt und bis nach Sotschi am Rande der südlichen Ausläufern des Gebirges sind es nur 700 Kilometer. Für russische Maßstäbe ist das fast nebenan. Trotz der Anschläge sei die Sicherheit der Spiele gewährleistet, bekräftigte der Chef des Nationalen Olympischen Komitees, Alexander Schukow. Die Sicherheitsmaßnahmen gelten als extrem hoch. Kritiker beklagen eine „Totalüberwachung“ wegen der Spiele.
Russland zählt laut dem Global Terrorism Index (GTI) zu den zehn am stärksten von Terrorismus bedrohten Staaten der Erde. 2011 zählte die Organisation 182 Terroranschläge auf dem Gebiet der Russischen Föderation. Damit liegt das Land auf Platz 9 von 158 Staaten. Die Mehrzahl der Angriffe galt dennoch nicht Zivilpersonen sondern staatlichen Einrichtungen wie Polizeistationen oder Behörden.
Seit der Krieg in Tschetschenien 2009 offiziell für beendet erklärt worden ist, hat sich die Gewalt in die Nachbarrepubliken im Nordkaukasus verlagert. Von dort werden fast täglich Anschläge gemeldet. 2012 zählte die Organisation International Crisis Group mindestens 1225 Opfer, darunter 700 Tote und 525 Verletzte. Im ersten Halbjahr 2013 starben mindestens 242 Menschen in dem derzeit blutigsten Konflikt auf dem europäischen Kontinent. Hinter den Kämpfen zwischen Aufständischen und der Moskau unterstellten Verwaltung stehen neben religiösen und ethnischen Spannungen Streit um Grenzen und Ressourcen. Seit seinem ersten Amtsantritt als Präsident im Januar 2000 hat Wladimir Putin das ohnehin stark zentralisierte Land weiter unter die Kontrolle Moskaus gestellt und den Regionen autonome Rechte genommen, was die Konflikte weiter verschärfte.
Im Sommer hatte der Terrorist Doku Umarow, der sich als Oberhaupt eines selbst ernannten Kaukasus-Emirats ausgibt, in einer Videonachricht zu neuen Anschlägen aufgerufen, um die Olympischen Winterspiele in Sotschi im Februar zu verhindern. Alle Gotteskrieger seien seiner Meinung nach verpflichtet zu verhindern, dass die Spiele „auf den Gebeinen unserer Vorfahren“ stattfänden, sagte Umarow. Der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Umarow ist Russlands Staatsfeind Nummer Eins, er hat sich unter anderem zu dem Anschlag auf den Moskauer Flughafen Domodedowo im Jahr 2011 bekannt. Im Kaukasus-Krieg 1817-1864 hatten Truppen des russischen Zaren auf dem Gebiet nahe dem heutigen Sotschi die Volksgruppe der Tscherkessen fast vollständig ausgelöscht.
Sicherheitsexperten in Moskau gehen inzwischen davon aus, dass die Kampfkraft der Terroristen heute nicht mehr ausreicht für Attentate wie im Moskauer Theater Nord-Ost (2002) oder in der Schule von Beslan (2004). Damals nahmen jeweils Dutzende Bewaffnete zahlreiche Geiseln. Beide Attentate endeten mit zahlreichen Toten. „Die Terroristen sind nicht mehr stark genug für große Kommandoaktionen, sie können aber einzeln immer noch Angst und Schrecken verbreiten – wie in Wolgograd“, erklärte FSB-Chef Alexander Bortnikow.
Im Frühjahr 2012 schickte Moskau 30000 zusätzliche Soldaten in die Teilrepublik Dagestan – für Experten ein sicheres Zeichen dafür, dass die lokalen Behörden längst nicht mehr Herr der Lage sind. Doch nicht nur mit Panzern versucht der Kreml, die Konfliktregion endlich zu beruhigen.
Die Industriestadt Wolgograd, die bis 1961 Stalingrad hieß, liegt rund 1000 Kilometer von Sotschi entfernt. Erst am Freitagabend hatte die Explosion einer Autobombe vor einer Polizeistation in Pjatigorsk in der Konfliktregion Nordkaukasus drei Menschen getötet. Pjatigorsk ist rund 250 Kilometer von Sotschi entfernt.
Nach dem zweiten Anschlag in Wolgograd innerhalb von 24 Stunden meiden die Menschen öffentliche Gebäude und Verkehrmittel.
Dass Präsident Wladimir Putin den Inlandsgeheimdienst FSB beauftragte, die Drahtzieher schnell zur Rechenschaft zu ziehen, erschien nur wie eine Formalie. Bereits bevor die Ermittler erste Erkenntnisse über die Täter vorlegen konnten, herrschte unter russischen Kommentatoren Einigkeit über das Ziel der Gewalt und ihre Herkunft: Terroristen aus dem Nordkaukasus versuchten weniger als sechs Wochen vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in der Schwarzmeerstadt Sotschi Russland und die Welt zu verunsichern.
Zwar liegt Wolgograd, das einstige Stalingrad, nicht im Kaukasus sondern am unteren Lauf der Wolga, aber die Konfliktregion ist nicht weit entfernt und bis nach Sotschi am Rande der südlichen Ausläufern des Gebirges sind es nur 700 Kilometer. Für russische Maßstäbe ist das fast nebenan. Trotz der Anschläge sei die Sicherheit der Spiele gewährleistet, bekräftigte der Chef des Nationalen Olympischen Komitees, Alexander Schukow. Die Sicherheitsmaßnahmen gelten als extrem hoch. Kritiker beklagen eine „Totalüberwachung“ wegen der Spiele.
Russland zählt laut dem Global Terrorism Index (GTI) zu den zehn am stärksten von Terrorismus bedrohten Staaten der Erde. 2011 zählte die Organisation 182 Terroranschläge auf dem Gebiet der Russischen Föderation. Damit liegt das Land auf Platz 9 von 158 Staaten. Die Mehrzahl der Angriffe galt dennoch nicht Zivilpersonen sondern staatlichen Einrichtungen wie Polizeistationen oder Behörden.
Seit der Krieg in Tschetschenien 2009 offiziell für beendet erklärt worden ist, hat sich die Gewalt in die Nachbarrepubliken im Nordkaukasus verlagert. Von dort werden fast täglich Anschläge gemeldet. 2012 zählte die Organisation International Crisis Group mindestens 1225 Opfer, darunter 700 Tote und 525 Verletzte. Im ersten Halbjahr 2013 starben mindestens 242 Menschen in dem derzeit blutigsten Konflikt auf dem europäischen Kontinent. Hinter den Kämpfen zwischen Aufständischen und der Moskau unterstellten Verwaltung stehen neben religiösen und ethnischen Spannungen Streit um Grenzen und Ressourcen. Seit seinem ersten Amtsantritt als Präsident im Januar 2000 hat Wladimir Putin das ohnehin stark zentralisierte Land weiter unter die Kontrolle Moskaus gestellt und den Regionen autonome Rechte genommen, was die Konflikte weiter verschärfte.
Im Sommer hatte der Terrorist Doku Umarow, der sich als Oberhaupt eines selbst ernannten Kaukasus-Emirats ausgibt, in einer Videonachricht zu neuen Anschlägen aufgerufen, um die Olympischen Winterspiele in Sotschi im Februar zu verhindern. Alle Gotteskrieger seien seiner Meinung nach verpflichtet zu verhindern, dass die Spiele „auf den Gebeinen unserer Vorfahren“ stattfänden, sagte Umarow. Der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Umarow ist Russlands Staatsfeind Nummer Eins, er hat sich unter anderem zu dem Anschlag auf den Moskauer Flughafen Domodedowo im Jahr 2011 bekannt. Im Kaukasus-Krieg 1817-1864 hatten Truppen des russischen Zaren auf dem Gebiet nahe dem heutigen Sotschi die Volksgruppe der Tscherkessen fast vollständig ausgelöscht.
Sicherheitsexperten in Moskau gehen inzwischen davon aus, dass die Kampfkraft der Terroristen heute nicht mehr ausreicht für Attentate wie im Moskauer Theater Nord-Ost (2002) oder in der Schule von Beslan (2004). Damals nahmen jeweils Dutzende Bewaffnete zahlreiche Geiseln. Beide Attentate endeten mit zahlreichen Toten. „Die Terroristen sind nicht mehr stark genug für große Kommandoaktionen, sie können aber einzeln immer noch Angst und Schrecken verbreiten – wie in Wolgograd“, erklärte FSB-Chef Alexander Bortnikow.
Im Frühjahr 2012 schickte Moskau 30000 zusätzliche Soldaten in die Teilrepublik Dagestan – für Experten ein sicheres Zeichen dafür, dass die lokalen Behörden längst nicht mehr Herr der Lage sind. Doch nicht nur mit Panzern versucht der Kreml, die Konfliktregion endlich zu beruhigen.
Die Industriestadt Wolgograd, die bis 1961 Stalingrad hieß, liegt rund 1000 Kilometer von Sotschi entfernt. Erst am Freitagabend hatte die Explosion einer Autobombe vor einer Polizeistation in Pjatigorsk in der Konfliktregion Nordkaukasus drei Menschen getötet. Pjatigorsk ist rund 250 Kilometer von Sotschi entfernt.