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Das Ende vom Fest

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Zu Beginn schreit Abdul Baset al-Sarout seinen Übermut heraus, die Bewohner seines Viertels tanzen zu seinen Gesängen, als hätte ihr Fußballklub die Meisterschaft gewonnen. Zwei Jahre später brüllt Baset wieder – doch diesmal aus Verzweiflung. Er schreit seinen Gott an. Allah, den Einzigen, der ihm geblieben ist. Der Einzige, der ihm vielleicht noch helfen kann.



Junge Syrer protestieren

Baset ist 19 Jahre alt, als er mit einem Megafon auf den Schultern durch die Straßen von al-Bayyada getragen wird, einem Viertel der Stadt Homs in Syrien. Baset ist Torwart der Jugendnationalmannschaft, ein junger Mann mit Lockenkopf und Charisma. Keinem fallen bissigere Spottlieder auf den Diktator Baschar al-Assad ein, gegen den sich hier im Sommer 2011 die ersten Proteste regen. Der Aufstand, ein Straßenfest. Scharfschützen haben zwar schon die ersten Demonstranten getötet, doch Baset zieht sein T-Shirt aus und schreit: „Hier ist mein Kopf, mein Nacken, schießt nur.“

Als Talal Derki Baset zum ersten Mal traf, wusste er sofort, dass er den zentralen Charakter für seine Dokumentation über den Aufstand in Syrien gefunden hatte. Derki ist in Damaskus geboren, hat in Athen das Filmen gelernt, lebt jetzt in der Türkei. Er begann, Baset und seine Freunde zu ihren Demonstrationen zu begleiten. Wenn er nicht vor Ort sein konnte, filmten sich die jungen Männer mit ihren Handys oder Kleinkameras selbst.

Aus den insgesamt 300 Stunden Material wählte Derki schließlich 80 Minuten aus. Homs – ein zerstörter Traum heißt sein Film, der im Januar 2014 auf dem Sundance-Filmfestival den Jury-Preis in der Kategorie Dokumentation gewann. Die 80 Minuten zeigen die ganze Tragödie Syriens wie in einem Zeitraffer: Plötzlich trägt Baset einen Pistolenhalfter. Kräfte des Regimes haben seinen Bruder getötet, eigentlich wollten sie ihn, den Anführer, erwischen. Aus den jugendlich-naiven Demonstranten werden Krieger ohne jede Illusion, und Baset wird ihr Kommandant. Die Häuser des Viertels werden bombardiert, beschossen, gestürmt, bis nur noch Ruinen übrig sind, durch die Baset und seine Kämpfer auf der Suche nach Nahrung streifen. Irgendwann tauchen die ersten Kämpfer mit langen Bärten auf, die Moschee entwickelt sich mehr und mehr zum Treffpunkt. Schon allein deshalb, weil die jungen Männer hier fast jeden Tag einen der ihren zu Grabe tragen.

Talal Derki zeigt in seinem Film die Schrecken des Bürgerkrieges so direkt, dass man sich manchmal bewusst machen muss, hier keine Filmeffekte zu sehen, sondern echtes Blut und echte Tote. Die Kamera ist dabei, wenn Baset in einer Ruine an der Front seiner Schwester die Namen der letzten Gefallenen am Handy durchgibt, depressiv und unendlich müde. Sie filmt aber auch den Adrenalinschub vor einem geplanten Angriff, den Rausch der Schlacht.

Am Anfang des Krieges sind sich Abdul Baset und seine Freunde sicher, dass die Nato bald eingreifen wird. Zu erschütternd sind die Bilder und Videos, die sie von den Gräueltaten der Armee ins Netz stellen. Doch die Nato kommt nicht, niemand kommt. Selbst die Beobachter der UN sind nach einer halben Stunde in Basets Viertel wieder verschwunden. Als Talal Derki die Dreharbeiten im Sommer 2013 abbricht, ist Baset 21 Jahre alt und zum dritten Mal schwer verwundet. Fußball werde er nie wieder spielen, sagt er. „Träume habe ich nicht mehr.

Homs – ein zerstörter Traum, Arte, 20.15 Uhr.

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