Michael Käfer, 56, betreibt das P1 seit 30 Jahren, die Diskothek an der Prinzregentenstraße 1 existiert nunmehr schon seit mehr als 60 Jahren. An diesem Mittwoch wird wieder ein Jubiläum gefeiert. Ein Gespräch über die wilde Zeit des Clubs, Stammgast Falco und den Sinn der harten Tür.
Es gibt immer mehr Clubs in München, braucht es da das P1 überhaupt noch?
Michael Käfer: Na klar, weil es nach wie vor der beste Laden ist, am Englischen Garten, im Haus der Kunst: eine unschlagbare Örtlichkeit. Außerdem muss irgendwas Besonderes in dieser Mauer drin sein. An dem Ort ist so viel passiert, dass er dadurch schon zu einer Legende geworden ist. Aber trotzdem, das ist Vergangenheit, die Kunst liegt darin, dass man modern bleibt.
Mittlerweile zieht es sogar Horst Seehofer ins P1. Bekannt wurde das aber nur einmal, bei der Facebook-Party im Mai 20012 – angeblich waren nur Journalisten auf der Party
30 Jahre lang?
Mich interessiert dieses Jubiläum nicht. Alles, was war, zählt nicht. Das P1 funktioniert so gut, weil wir uns immer wieder neu erfunden haben, viermal, seit ich da bin. Demnächst kommt das fünfte Mal.
Wie oft muss man sich denn erneuern?
Alle sieben Jahre, das ist unsere Erfahrung.
Das P1 hat vor Ihrer Übernahme auch schon mehr als 30 Jahre existiert, ursprünglich als Offizierskasino der Amerikaner nach dem Krieg. Welchen Ruf hatte es damals, 1984, als Sie es übernommen haben?
Es hatte einen sehr guten Ruf, aber einen anderen. Zunächst war es das Kasino. In den Fünfzigerjahren gab es dann eine große Jazz-Szene in München, die Leute waren mit dem Haus der Kunst sehr verbunden und kamen dadurch oft ins P1. Außerdem war die Künstlerszene groß und hat sich im P1 getroffen. Das weiß ich aber auch nur von den Erzählungen meiner Eltern.
Ihr Vater Gerd hat die Käfer-Gastronomie in der damaligen Münchner Bussi-Gesellschaft bekannt gemacht.
Der hat immer gesagt, zum Alecco musste man hin, dem griechischen P1-Wirt in den Sechzigerjahren. Der war irre und hat den besonderen Ruf des Clubs begründet. Den gab es auch später, in den Siebzigerjahren, bei den Olympischen Spielen war das P1 der Hotspot. Carl-Gustaf, der heutige König von Schweden, war oft mit seiner Silvia Sommerlath da, hat zum Teil Türsteher gespielt. Als Alecco gestorben ist, ging es erst einmal bergab. Und als ich dazukam, war das P1 ein Punkladen.
Punk in München?
Ja, natürlich sehr eingeschränkt. Wenn man in München von Punk spricht, dann hatten die Leute nur ein Foto von der Ratte dabei und nicht die echte Ratte auf der Schulter. Aber die Szene war da. Das weiß ich noch genau, weil die mich gehasst haben, als ich den Laden übernommen habe.
Wirkte wohl auch ein wenig seltsam, der BWL-Student mit dem bekannten Namen Käfer, der einen Club übernimmt...
Die haben mich halt so gesehen, mit dem Käfer-Image Hummer und Zeug. Zum Glück war es nicht so.
Warum wollten Sie mit dem P1 in den Beruf einsteigen?
Mein Vater hat den Mietvertrag bekommen, den hat er den Betreibern abgeschwatzt. Da war ich gerade mit dem Studium fertig, wollte mich selbständig machen und nicht gleich in die Firma Käfer gehen. Es gab drei Möglichkeiten: ein Lokal in Schwabing, das Seehaus oder das P1.
Seehaus klingt doch sehr gut.
An das habe ich mich nicht ran getraut. Und weil ich nebenbei noch Politik studieren wollte, dachte ich, ein Club sei weniger Aufwand. Wir haben das Ding dann erst mal neu hergerichtet.
Mit einem Zuschuss vom Papa.
Nein, mit 50 000 D-Mark Startkapital von der Oma. Sauber machen, streichen, fertig.
Wie sah die Club-Szene zu der Zeit aus?
Es gab schon einiges, Sugar, Babalu, Tiffany, Parkcafé und so. Das Maximilians war damals der Schickiladen.
Und das P1?
Hatte Motto-Partys zum Beispiel, die Räume waren einfach nur weiß gestrichen, mit nichts drin. Vor allem die Ausländer in München fanden uns gut, weil wir anders waren.
Warum Motto-Partys?
Ich hatte vorher ein halbes Jahr in New York gelebt, das ist meine Traumstadt. Damals gab es einen Laden, der hieß Area. Die haben alle fünf Wochen das Motto gewechselt. Die Idee habe ich geklaut.
Zum Beispiel?
Wir hatten eine Schlachthausparty, mit echten Schweinehälften. Das ging damals alles noch.
Die Achtzigerjahre waren auch die goldenen Zeiten der Musikszene in München.
Ja, ob das jetzt Queen war, die Stones oder Falco. Der hat im P1 gelebt, der war jeden Tag da. Jeden Tag! Mick Jagger kam sofort, wenn er in München war. Das war damals fast normal, wenn der an der Bar saß, wir haben ihn in Ruhe gelassen, und er konnte seine Mädels anbaggern, das war toll.
Wie war die Musik?
Bei uns war es schnell so, dass die DJs herkamen, um im P1 auflegen zu können. Das P1 ist schon nach zwei Jahren durch die Decke gegangen. Außerdem hatten wir diese wunderbare Terrasse. München war in, das P1 war in, das hat sich zum Teil einfach so ergeben.
Bei Ihnen wurde auch mal ein späterer Star entdeckt.
Whitney Houston zum Beispiel. Die hatte dort ihren ersten Auftritt. Monty Lüftner von Ariola hatte das eingefädelt. Und natürlich gab es auch immer das ein oder andere Skandälchen.
Zum Beispiel?
Tina Turner hat mal eine Tournee in München vorbereitet, und es gab Stress dabei. Ich kannte den Manager Marcel Avram. Der hat uns gebeten, eine nette Feier zu machen, um die Wogen zu glätten. Das war für mich der legendärste Abend, Anfang der Neunziger. Turners Band um John Miles spielte, wir hatten eine Torte und haben Geldscheine regnen lassen für Avram, der hatte Geburtstag.
Das war legendär?
Moment! Irre war, dass am Ende nur noch ein paar Mitarbeiter und ich da waren und ich Tina Turner gebeten habe, „Nutbush City Limits“ zu spielen, das wollte sie nach der Trennung von Ike nie wieder spielen. Hat sie aber, für uns. Da kriege ich jetzt noch Gänsehaut.
Aber ein Skandal ist das nicht.
Der kam am nächsten Tag. Die Polizei kam zu mir ins Büro. Das Problem war, dass unsere Banknoten, mit dem Gesicht von Avram drauf, genauso groß waren wie die echten Hunderter. Irgendeiner wollte zum Spaß mit dem Geld am nächsten Tag zahlen. Es hieß also, wir hätten Falschgeld in Verkehr gebracht. Die Geschichte ging durch alle Medien in Deutschland. Aber die härteste Feier war das Römerfest.
Woher kamen denn immer die Requisiten?
Von der Bavaria. Da gab es einen, der permanent betrunken war, immer wenn wir rausgefahren sind, hat ein Mitarbeiter fünf Flaschen Whisky mitgenommen, die waren alle zu da draußen. Dann fragten wir nach, und es hieß nur: Geht’s runter! Da waren Berge von Requisiten. Und bei dem Fest war einer als Jesus verkleidet, mit einem Kreuz. Ein Foto war dann: Jesus am Kreuz. Was da los war.
Später wurde es ruhiger.
Ja, aber die Bayern-Spieler waren immer da. Kahn zu seiner Zeit sehr oft natürlich.
Haben Sie Verena Kerth eingestellt, seine spätere Freundin, die an der Bar arbeitete und durch ihn bekannt wurde?
Nein, das war der Franz Rauch, mein Geschäftspartner. Aber insgesamt wurde es auch deshalb ruhiger, weil München ruhiger wurde, Berlin angesagt war.
Am Anfang war das P1 klein, dann sind Sie auf die andere Seite vom Haus der Kunst gezogen. Sind die Räume jetzt nicht zu groß? Besucher sagen, voll sei es nur noch am Wochenende.
Die Zahlen sind gut, wirtschaftlich ist alles stabil.
Wie kam es überhaupt dazu, dass das P1 für seine Türsteher bekannt wurde?
Das lag an Jan Klophaus. Der hat bei uns gearbeitet, vor dem hatte sogar ich Angst. Wenn der streng geschaut hat, hat keiner widersprochen. Dessen Credo war zum Beispiel: Während des Oktoberfests kommt niemand in Tracht rein.
Heute undenkbar.
Damals ging das. Der fand das schrecklich. Der Parkplatz war deshalb während der Wiesn immer voller Menschen, die sich permanent umgezogen haben. Und von da an haben die anderen von ihm gelernt, und es wurde zu einer Tradition.
Was? Dass man so streng ist mit Frisuren und Klamotten, dass man auch die Scorpions nicht reinlässt, wenn sie vor der Tür stehen?
Ja, der Türsteher im P1 hatte ein bisschen arrogant zu sein, aber auch aus einem einfachen Grund: Wenn nur 200 reinpassen, musstest du an der Tür die Leute abweisen. Also konnte und musste man an der Tür aussuchen. Da hieß es halt dann: Pass auf, wenn du am Wochenende reinwillst, musst du erst mal Montag und Dienstag kommen und dich hier aufbauen zum Stammgast. So sind die mit den Leuten umgegangen.
Das hat funktioniert?
Ja, die kamen brav Montag, Dienstag und Mittwoch, und am Freitag kamen sie trotzdem nicht rein. Da sagte dann der Türsteher: Du, es waren zu wenig Mittwoche. (lacht). Schon ein bisschen irre. Aber es war einfach auch der Wahnsinn, die Leute sind zum Teil von Hamburg hierher gefahren, nur um ins P1 zu gehen.
Das macht heute keiner mehr. Waren Sie und Franz Rauch, die alten Betreiber, vielleicht ein paar Jahre zu lange da?
Ja, vielleicht, gerade der Franz war sehr lange da. Wichtig ist, dass jetzt die jungen Leute übernehmen. Sebastian, der Sohn von Franz, der macht das gut. Der war viel unterwegs, weiß, was die jungen Leute heute wollen. Ich kenne mich da ja gar nicht mehr richtig aus.
Die jungen Leute wollen anscheinend ein Jubiläumsfest.
Offenbar. Ich finde das furchtbar für einen Nachtclub, man impliziert ja, dass man da in einen alten Laden geht. Wir sind doch keine Fabrik, die hundert wird. Ein Club ist doch etwas Junges! Andererseits: Klar können wir stolz sein auf das Alter. Ich kenne keinen Club, der so lange durchgehalten hat.
Was hat sich geändert in der Club-Szene seit Ihren Anfängen?
Gute Clubs gab es immer, aber vor allem die Musikangebote sind heute ganz anders. Mainstream, den Begriff gab es früher gar nicht. Es gab Rock und Disco.
Und Punk. Heute gibt es für jede Musikrichtung die passenden Clubs.
Ja, jede Musikrichtung hat ihre eigene Szene. Ich glaube auch, dass man jetzt in München wieder eine neue Bandszene etablieren wird. Wir denken darüber nach, eine Bühne ins P1 zu bauen. Einmal in der Woche. Ich könnte mir vorstellen, dass das der nächste Trend wird.
Es gibt immer mehr Clubs in München, braucht es da das P1 überhaupt noch?
Michael Käfer: Na klar, weil es nach wie vor der beste Laden ist, am Englischen Garten, im Haus der Kunst: eine unschlagbare Örtlichkeit. Außerdem muss irgendwas Besonderes in dieser Mauer drin sein. An dem Ort ist so viel passiert, dass er dadurch schon zu einer Legende geworden ist. Aber trotzdem, das ist Vergangenheit, die Kunst liegt darin, dass man modern bleibt.
Mittlerweile zieht es sogar Horst Seehofer ins P1. Bekannt wurde das aber nur einmal, bei der Facebook-Party im Mai 20012 – angeblich waren nur Journalisten auf der Party
30 Jahre lang?
Mich interessiert dieses Jubiläum nicht. Alles, was war, zählt nicht. Das P1 funktioniert so gut, weil wir uns immer wieder neu erfunden haben, viermal, seit ich da bin. Demnächst kommt das fünfte Mal.
Wie oft muss man sich denn erneuern?
Alle sieben Jahre, das ist unsere Erfahrung.
Das P1 hat vor Ihrer Übernahme auch schon mehr als 30 Jahre existiert, ursprünglich als Offizierskasino der Amerikaner nach dem Krieg. Welchen Ruf hatte es damals, 1984, als Sie es übernommen haben?
Es hatte einen sehr guten Ruf, aber einen anderen. Zunächst war es das Kasino. In den Fünfzigerjahren gab es dann eine große Jazz-Szene in München, die Leute waren mit dem Haus der Kunst sehr verbunden und kamen dadurch oft ins P1. Außerdem war die Künstlerszene groß und hat sich im P1 getroffen. Das weiß ich aber auch nur von den Erzählungen meiner Eltern.
Ihr Vater Gerd hat die Käfer-Gastronomie in der damaligen Münchner Bussi-Gesellschaft bekannt gemacht.
Der hat immer gesagt, zum Alecco musste man hin, dem griechischen P1-Wirt in den Sechzigerjahren. Der war irre und hat den besonderen Ruf des Clubs begründet. Den gab es auch später, in den Siebzigerjahren, bei den Olympischen Spielen war das P1 der Hotspot. Carl-Gustaf, der heutige König von Schweden, war oft mit seiner Silvia Sommerlath da, hat zum Teil Türsteher gespielt. Als Alecco gestorben ist, ging es erst einmal bergab. Und als ich dazukam, war das P1 ein Punkladen.
Punk in München?
Ja, natürlich sehr eingeschränkt. Wenn man in München von Punk spricht, dann hatten die Leute nur ein Foto von der Ratte dabei und nicht die echte Ratte auf der Schulter. Aber die Szene war da. Das weiß ich noch genau, weil die mich gehasst haben, als ich den Laden übernommen habe.
Wirkte wohl auch ein wenig seltsam, der BWL-Student mit dem bekannten Namen Käfer, der einen Club übernimmt...
Die haben mich halt so gesehen, mit dem Käfer-Image Hummer und Zeug. Zum Glück war es nicht so.
Warum wollten Sie mit dem P1 in den Beruf einsteigen?
Mein Vater hat den Mietvertrag bekommen, den hat er den Betreibern abgeschwatzt. Da war ich gerade mit dem Studium fertig, wollte mich selbständig machen und nicht gleich in die Firma Käfer gehen. Es gab drei Möglichkeiten: ein Lokal in Schwabing, das Seehaus oder das P1.
Seehaus klingt doch sehr gut.
An das habe ich mich nicht ran getraut. Und weil ich nebenbei noch Politik studieren wollte, dachte ich, ein Club sei weniger Aufwand. Wir haben das Ding dann erst mal neu hergerichtet.
Mit einem Zuschuss vom Papa.
Nein, mit 50 000 D-Mark Startkapital von der Oma. Sauber machen, streichen, fertig.
Wie sah die Club-Szene zu der Zeit aus?
Es gab schon einiges, Sugar, Babalu, Tiffany, Parkcafé und so. Das Maximilians war damals der Schickiladen.
Und das P1?
Hatte Motto-Partys zum Beispiel, die Räume waren einfach nur weiß gestrichen, mit nichts drin. Vor allem die Ausländer in München fanden uns gut, weil wir anders waren.
Warum Motto-Partys?
Ich hatte vorher ein halbes Jahr in New York gelebt, das ist meine Traumstadt. Damals gab es einen Laden, der hieß Area. Die haben alle fünf Wochen das Motto gewechselt. Die Idee habe ich geklaut.
Zum Beispiel?
Wir hatten eine Schlachthausparty, mit echten Schweinehälften. Das ging damals alles noch.
Die Achtzigerjahre waren auch die goldenen Zeiten der Musikszene in München.
Ja, ob das jetzt Queen war, die Stones oder Falco. Der hat im P1 gelebt, der war jeden Tag da. Jeden Tag! Mick Jagger kam sofort, wenn er in München war. Das war damals fast normal, wenn der an der Bar saß, wir haben ihn in Ruhe gelassen, und er konnte seine Mädels anbaggern, das war toll.
Wie war die Musik?
Bei uns war es schnell so, dass die DJs herkamen, um im P1 auflegen zu können. Das P1 ist schon nach zwei Jahren durch die Decke gegangen. Außerdem hatten wir diese wunderbare Terrasse. München war in, das P1 war in, das hat sich zum Teil einfach so ergeben.
Bei Ihnen wurde auch mal ein späterer Star entdeckt.
Whitney Houston zum Beispiel. Die hatte dort ihren ersten Auftritt. Monty Lüftner von Ariola hatte das eingefädelt. Und natürlich gab es auch immer das ein oder andere Skandälchen.
Zum Beispiel?
Tina Turner hat mal eine Tournee in München vorbereitet, und es gab Stress dabei. Ich kannte den Manager Marcel Avram. Der hat uns gebeten, eine nette Feier zu machen, um die Wogen zu glätten. Das war für mich der legendärste Abend, Anfang der Neunziger. Turners Band um John Miles spielte, wir hatten eine Torte und haben Geldscheine regnen lassen für Avram, der hatte Geburtstag.
Das war legendär?
Moment! Irre war, dass am Ende nur noch ein paar Mitarbeiter und ich da waren und ich Tina Turner gebeten habe, „Nutbush City Limits“ zu spielen, das wollte sie nach der Trennung von Ike nie wieder spielen. Hat sie aber, für uns. Da kriege ich jetzt noch Gänsehaut.
Aber ein Skandal ist das nicht.
Der kam am nächsten Tag. Die Polizei kam zu mir ins Büro. Das Problem war, dass unsere Banknoten, mit dem Gesicht von Avram drauf, genauso groß waren wie die echten Hunderter. Irgendeiner wollte zum Spaß mit dem Geld am nächsten Tag zahlen. Es hieß also, wir hätten Falschgeld in Verkehr gebracht. Die Geschichte ging durch alle Medien in Deutschland. Aber die härteste Feier war das Römerfest.
Woher kamen denn immer die Requisiten?
Von der Bavaria. Da gab es einen, der permanent betrunken war, immer wenn wir rausgefahren sind, hat ein Mitarbeiter fünf Flaschen Whisky mitgenommen, die waren alle zu da draußen. Dann fragten wir nach, und es hieß nur: Geht’s runter! Da waren Berge von Requisiten. Und bei dem Fest war einer als Jesus verkleidet, mit einem Kreuz. Ein Foto war dann: Jesus am Kreuz. Was da los war.
Später wurde es ruhiger.
Ja, aber die Bayern-Spieler waren immer da. Kahn zu seiner Zeit sehr oft natürlich.
Haben Sie Verena Kerth eingestellt, seine spätere Freundin, die an der Bar arbeitete und durch ihn bekannt wurde?
Nein, das war der Franz Rauch, mein Geschäftspartner. Aber insgesamt wurde es auch deshalb ruhiger, weil München ruhiger wurde, Berlin angesagt war.
Am Anfang war das P1 klein, dann sind Sie auf die andere Seite vom Haus der Kunst gezogen. Sind die Räume jetzt nicht zu groß? Besucher sagen, voll sei es nur noch am Wochenende.
Die Zahlen sind gut, wirtschaftlich ist alles stabil.
Wie kam es überhaupt dazu, dass das P1 für seine Türsteher bekannt wurde?
Das lag an Jan Klophaus. Der hat bei uns gearbeitet, vor dem hatte sogar ich Angst. Wenn der streng geschaut hat, hat keiner widersprochen. Dessen Credo war zum Beispiel: Während des Oktoberfests kommt niemand in Tracht rein.
Heute undenkbar.
Damals ging das. Der fand das schrecklich. Der Parkplatz war deshalb während der Wiesn immer voller Menschen, die sich permanent umgezogen haben. Und von da an haben die anderen von ihm gelernt, und es wurde zu einer Tradition.
Was? Dass man so streng ist mit Frisuren und Klamotten, dass man auch die Scorpions nicht reinlässt, wenn sie vor der Tür stehen?
Ja, der Türsteher im P1 hatte ein bisschen arrogant zu sein, aber auch aus einem einfachen Grund: Wenn nur 200 reinpassen, musstest du an der Tür die Leute abweisen. Also konnte und musste man an der Tür aussuchen. Da hieß es halt dann: Pass auf, wenn du am Wochenende reinwillst, musst du erst mal Montag und Dienstag kommen und dich hier aufbauen zum Stammgast. So sind die mit den Leuten umgegangen.
Das hat funktioniert?
Ja, die kamen brav Montag, Dienstag und Mittwoch, und am Freitag kamen sie trotzdem nicht rein. Da sagte dann der Türsteher: Du, es waren zu wenig Mittwoche. (lacht). Schon ein bisschen irre. Aber es war einfach auch der Wahnsinn, die Leute sind zum Teil von Hamburg hierher gefahren, nur um ins P1 zu gehen.
Das macht heute keiner mehr. Waren Sie und Franz Rauch, die alten Betreiber, vielleicht ein paar Jahre zu lange da?
Ja, vielleicht, gerade der Franz war sehr lange da. Wichtig ist, dass jetzt die jungen Leute übernehmen. Sebastian, der Sohn von Franz, der macht das gut. Der war viel unterwegs, weiß, was die jungen Leute heute wollen. Ich kenne mich da ja gar nicht mehr richtig aus.
Die jungen Leute wollen anscheinend ein Jubiläumsfest.
Offenbar. Ich finde das furchtbar für einen Nachtclub, man impliziert ja, dass man da in einen alten Laden geht. Wir sind doch keine Fabrik, die hundert wird. Ein Club ist doch etwas Junges! Andererseits: Klar können wir stolz sein auf das Alter. Ich kenne keinen Club, der so lange durchgehalten hat.
Was hat sich geändert in der Club-Szene seit Ihren Anfängen?
Gute Clubs gab es immer, aber vor allem die Musikangebote sind heute ganz anders. Mainstream, den Begriff gab es früher gar nicht. Es gab Rock und Disco.
Und Punk. Heute gibt es für jede Musikrichtung die passenden Clubs.
Ja, jede Musikrichtung hat ihre eigene Szene. Ich glaube auch, dass man jetzt in München wieder eine neue Bandszene etablieren wird. Wir denken darüber nach, eine Bühne ins P1 zu bauen. Einmal in der Woche. Ich könnte mir vorstellen, dass das der nächste Trend wird.