Politikstudent Tim Schlüter war empört. In einer offiziellen Mail wandte sich der Juso an seinen Vorsitzenden Sigmar Gabriel und an Andrea Nahles, der Ton des Schreibens ist eindeutig: Als „langjähriges Mitglied der SPD“ will sich Schlüter über das „nicht nachvollziehbare Verhalten der parlamentarischen Staatssekretärin Brigitte Zypries“ beschweren. Bei ihr hatte sich der 27-Jährige einige Wochen zuvor für ein Pflichtpraktikum beworben, das er für sein Masterstudium in Marburg brauchte. Einige Tage darauf, am 15. November 2013, erhielt Schlüter die Zusage. Vom 3. Februar bis zum 28. März sollte er im Abgeordnetenbüro der früheren Justizministerin hospitieren.
Bei SPD-Frau Brigitte Zypries werden Praktikanten nicht bezahlt
Ein paar kurze, freundliche Mails gingen hin und her. Dann jedoch hatte Schlüter noch eine Frage, die „eventuelle Vergütung des Praktikums“ betreffend. Von dem Zeitpunkt an werden die E-Mails länger – und weniger freundlich. Denn im Büro von Brigitte Zypries erhalten Praktikanten im Normalfall kein Entgelt.
Das teilte ihr Mitarbeiter Schlüter am 21. November mit, schlug ihm aber vor, sein Praktikum auf die Bundestagsfraktion zu verlegen, wo er „pro Woche eine Aufwandsentschädigung von 80 Euro“ bekommen würde. Schlüter wollte das nicht – er hatte sich ja bei Brigitte Zypries beworben, weil er sich für ihre thematische Arbeit interessiert, nicht, weil er irgendein SPD-Praktikum haben wollte. Er entschied sich, trotzdem zu Zypries nach Berlin zu gehen.
Die Sache mit dem Geld wurmte ihn weiterhin. War es nicht seine Partei, die in der Opposition mit großer Rhetorik für eine „Mindestvergütung von 350 Euro“ gekämpft, von „Ausbeutung“ und einem absoluten Minimum für „jede Praktikantin und jeden Praktikanten“ gesprochen hatte? Doch. Die entsprechenden Passagen fanden sich noch immer im Internet. Und Schlüter hatte eine Zusage von einer ranghohen SPD-Politikerin in den Händen, die ihm für zwei Monate Arbeit keinen Cent bezahlen wollte, während er ein WG–Zimmer in Berlin mieten musste. Seinen Unmut brachte er am 18. Dezember in einer langen Mail an Brigitte Zypries zum Ausdruck: Er könne „nicht verhehlen“, dass er enttäuscht sei, dass er sich wünschen würde, „dass unsere Partei, die Werte lebt, die wir selber vertreten und für die ich mich immer wieder einsetze“.
Die E-Mail schlug ein, aber anders, als Schlüter sich das gedacht hatte. Am 20. Dezember erhielt Schlüter eine E-Mail, die Zypries persönlich getippt hatte. „Um weitere Irritationen Ihrerseits zu vermeiden, nehme ich meine Zusage für ein Praktikum zurück“, schrieb die Staatssekretärin. Schlüter war abgesägt, eiskalt, wie er fand.
Brigitte Zypries sagt heute, sie habe vor allem der Ton der E-Mail gestört, ansonsten hätte sie vielleicht mit sich reden lassen. In „Ausnahmefällen“ werde bei ihr ein Gehalt gezahlt – vor allem bei finanziellen Notlagen. Die meisten Praktikanten wären aber nur kurz da, „14 Tage, zum Reinschnuppern“ und würden in dieser Zeit „den Bundestag erkunden, bei Debatten zuhören, am Programm der SPD-Fraktion teilnehmen“. Dafür müsse man nichts zahlen, findet sie, zumal die Bundestagsverwaltung keine Abrechnungsmöglichkeit für Praktika biete. Und: „Leider ermöglicht es mir mein Budget nicht, jedem einen Stundenlohn von 9,80 Euro zu zahlen“, sagt Zypries. Sie beschäftigt immer einen, oft sogar zwei Praktikanten gleichzeitig.
Tatsächlich stehen den Abgeordneten monatlich 16019 Euro für Mitarbeiter zur Verfügung – damit sollte es möglich sein, Praktikanten zu entlohnen. Viele Abgeordnete zahlen grundsätzlich ein kleines Gehalt, auch Zypries beschäftigt im Moment einen Praktikanten, der bezahlt wird. Bewerbern aus ihrem Wahlkreis habe sie gelegentlich das Hostel bezahlt, sagt Zypries. Wer Geld bekommt und wer nicht, ist also Abwägungssache – Schlüter hatte nach seiner Grundsatzmail schlechte Karten bei der ehemaligen Ministerin.
Willkür, findet Schlüter, schließlich sei es um „einen symbolischen Betrag“ gegangen, 300 Euro monatlich hätten schon gereicht. So viel bekommt der Politikstudent auch jetzt, bei seinem Praktikum im Familienministerium in Bonn. „Ich hatte riesiges Glück, dass ich die Stelle noch nicht abgesagt habe“, sagt er heute. Andernfalls hätte ihn die Reaktion der SPD-Politikerin mindestens ein Studiensemester gekostet. Eine Antwort von Sigmar Gabriel oder Andrea Nahles hat Tim Schlüter übrigens nie erhalten.
Bei SPD-Frau Brigitte Zypries werden Praktikanten nicht bezahlt
Ein paar kurze, freundliche Mails gingen hin und her. Dann jedoch hatte Schlüter noch eine Frage, die „eventuelle Vergütung des Praktikums“ betreffend. Von dem Zeitpunkt an werden die E-Mails länger – und weniger freundlich. Denn im Büro von Brigitte Zypries erhalten Praktikanten im Normalfall kein Entgelt.
Das teilte ihr Mitarbeiter Schlüter am 21. November mit, schlug ihm aber vor, sein Praktikum auf die Bundestagsfraktion zu verlegen, wo er „pro Woche eine Aufwandsentschädigung von 80 Euro“ bekommen würde. Schlüter wollte das nicht – er hatte sich ja bei Brigitte Zypries beworben, weil er sich für ihre thematische Arbeit interessiert, nicht, weil er irgendein SPD-Praktikum haben wollte. Er entschied sich, trotzdem zu Zypries nach Berlin zu gehen.
Die Sache mit dem Geld wurmte ihn weiterhin. War es nicht seine Partei, die in der Opposition mit großer Rhetorik für eine „Mindestvergütung von 350 Euro“ gekämpft, von „Ausbeutung“ und einem absoluten Minimum für „jede Praktikantin und jeden Praktikanten“ gesprochen hatte? Doch. Die entsprechenden Passagen fanden sich noch immer im Internet. Und Schlüter hatte eine Zusage von einer ranghohen SPD-Politikerin in den Händen, die ihm für zwei Monate Arbeit keinen Cent bezahlen wollte, während er ein WG–Zimmer in Berlin mieten musste. Seinen Unmut brachte er am 18. Dezember in einer langen Mail an Brigitte Zypries zum Ausdruck: Er könne „nicht verhehlen“, dass er enttäuscht sei, dass er sich wünschen würde, „dass unsere Partei, die Werte lebt, die wir selber vertreten und für die ich mich immer wieder einsetze“.
Die E-Mail schlug ein, aber anders, als Schlüter sich das gedacht hatte. Am 20. Dezember erhielt Schlüter eine E-Mail, die Zypries persönlich getippt hatte. „Um weitere Irritationen Ihrerseits zu vermeiden, nehme ich meine Zusage für ein Praktikum zurück“, schrieb die Staatssekretärin. Schlüter war abgesägt, eiskalt, wie er fand.
Brigitte Zypries sagt heute, sie habe vor allem der Ton der E-Mail gestört, ansonsten hätte sie vielleicht mit sich reden lassen. In „Ausnahmefällen“ werde bei ihr ein Gehalt gezahlt – vor allem bei finanziellen Notlagen. Die meisten Praktikanten wären aber nur kurz da, „14 Tage, zum Reinschnuppern“ und würden in dieser Zeit „den Bundestag erkunden, bei Debatten zuhören, am Programm der SPD-Fraktion teilnehmen“. Dafür müsse man nichts zahlen, findet sie, zumal die Bundestagsverwaltung keine Abrechnungsmöglichkeit für Praktika biete. Und: „Leider ermöglicht es mir mein Budget nicht, jedem einen Stundenlohn von 9,80 Euro zu zahlen“, sagt Zypries. Sie beschäftigt immer einen, oft sogar zwei Praktikanten gleichzeitig.
Tatsächlich stehen den Abgeordneten monatlich 16019 Euro für Mitarbeiter zur Verfügung – damit sollte es möglich sein, Praktikanten zu entlohnen. Viele Abgeordnete zahlen grundsätzlich ein kleines Gehalt, auch Zypries beschäftigt im Moment einen Praktikanten, der bezahlt wird. Bewerbern aus ihrem Wahlkreis habe sie gelegentlich das Hostel bezahlt, sagt Zypries. Wer Geld bekommt und wer nicht, ist also Abwägungssache – Schlüter hatte nach seiner Grundsatzmail schlechte Karten bei der ehemaligen Ministerin.
Willkür, findet Schlüter, schließlich sei es um „einen symbolischen Betrag“ gegangen, 300 Euro monatlich hätten schon gereicht. So viel bekommt der Politikstudent auch jetzt, bei seinem Praktikum im Familienministerium in Bonn. „Ich hatte riesiges Glück, dass ich die Stelle noch nicht abgesagt habe“, sagt er heute. Andernfalls hätte ihn die Reaktion der SPD-Politikerin mindestens ein Studiensemester gekostet. Eine Antwort von Sigmar Gabriel oder Andrea Nahles hat Tim Schlüter übrigens nie erhalten.