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Plötzlich reich

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Für Steve Fields fiel Weihnachten in diesem Jahr auf den 7. März. Denn an diesem ungemütlich regnerischen Freitag war Steve mit einem Schlag reich. 31 000 Dollar. Auf seinem Konto bei der First Citizens Bank. Einfach so. Unendlich viel Geld für Steve Fields, 18 Jahre alt, ein bisschen zu kräftig, ein bisschen zu fettige Haut. Einer von 198 Einwohnern des kleinen Ortes Hull im US-Bundesstaat Georgia. Ein Foto auf seinem Facebook-Account zeigt ihn, wie er dem Betrachter den Mittelfinger zeigt. Im Hintergrund posen zwei Bekannte. Einer mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze, der andere mit Kampfhund auf dem Arm. Teenagerselbstbewusstsein in Hull, Georgia. Wie überall auf der Welt.



Schöne Überraschung: Der 18-jährige Steve Fields hatte auf einmal genug Geld, um zehn Tage lang zu feiern.

Weil das sein ganz persönliches Weihnachten war, dieser 7. März, als das viele Geld kam, stellte Steve keine Fragen.

Stattdessen ging er einkaufen.

Er kaufte ein gebrauchtes Auto, ein BMW sollte es sein. Er kaufte Klamotten, Lebensmittel, Zeugs. Und er ging gut Essen. Und weil so viel Geld eine ganze Weile zum Leben reicht im kleinen Hull, Georgia, dauerte Steves Weihnachten an. Zehn Tage lang feierte er.

Erst dann begann ein anderer, Fragen zu stellen. Ein anderer Steve Fields, ein Landbewohner ganz aus der Nähe. Der, der die 31000 Dollar am 7. März in gutem Glauben bei der Bank auf sein Konto eingezahlt hatte. Eben bei jener First Citizens Bank am U.S. Highway 29, in Hull, Georgia. Und der sich nun langsam wunderte, warum das Geld denn nicht auf seinen Kontoauszügen auftauchen wollte. Nach zehn Tagen immer noch nicht, verdammt! Da wurden die Banker hellhörig und bemerkten ihre Verwechslung. Da war Weihnachten vorbei.

Als der falsche Steve Fields am nächsten Tag bei der First Citizens Bank auftauchte, um Geld abzuheben, informierte ihn ein Banker über den Irrtum. Und dass man das Geld doch wirklich gerne zurück haben wollte. Alles, auch die 26000 Dollar, die er in den vergangenen Tagen ausgegeben und abgehoben hatte.
Stimmt alles gar nicht, sagte der Teenager dem Banker und später auch der Polizei. Das Geld habe er geerbt, von seiner Großmutter und es sei absolut zu Recht auf seinem Konto gelandet. Eine Lüge, sagt der verantwortliche Ermittler laut der Lokalzeitung Athens Banner-Herald. Steve Fields wurde in Gewahrsam genommen. Die Behörden veröffentlichten ein Foto von ihm. Ohne ausgestrecktem Mittelfinger, ohne Bekannten, ohne Teenagerselbstbewusstsein. Stattdessen in orangefarbener Sträflingskleidung.

Man habe keine große Hoffnung, viel von dem Geld wiederzubekommen, sagte der Sheriff Kip Thomas einem Sender. Aber man versuche, den gebrauchten BMW zurückzugeben, um an Geld zu kommen. Weihnachten wird für Steve Fields, den falschen, in diesem Jahr wohl vor Gericht enden.

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