Noch hat es sich kaum herumgesprochen: Seit gut einem Monat können Steuerzahler eine vorausgefüllte Steuererklärung abgeben. Die brandneue digitale Variante soll Zeit und Mühe ersparen, verspricht das elektronische Finanzamt „ElsterOnline“. Wichtige Daten vom Finanzamt sollen damit automatisch in das richtige Formular überspringen. Keine Tippfehler mehr, keine Schnitzer beim Ausfüllen, so die Hoffnung.
Oldschool! Die Steuererklärung soll jetzt noch einfacher am PC ausgefüllt werden können. So richtig klappt das aber noch nicht.
Doch die Neuerung „weckt Erwartungen, die nicht erfüllt werden“, sagt Uwe Rauhöft, Geschäftsführer des Neuen Verbands der Lohnsteuerhilfevereine (NVL). Kaum Aufwand? Nur noch unterschreiben? Fertig? Von wegen. Wer die Erklärung voreilig losschickt und nicht auch seine Kosten akribisch gegenrechnet, verschenkt seine Steuervorteile – und muss auch noch für mögliche Übermittlungsfehler geradestehen.
„Die Bezeichnung „vorausgefüllt“ ist unglücklich gewählt und irreführend“, meint auch Wolfgang Schaetz, Vorstand der Lohnsteuerhilfe Bayern. Die seit etwa vier Wochen nutzbare Elster-Variante sei keine fertige Steuererklärung. Und sie senkt schon gar nicht automatisch die Steuerlast des Nutzers. Jeder Steuerzahler muss nach wie vor selbst seine absetzbaren Aufwendungen auflisten und dafür sorgen, dass seine Steuerspar-Chancen nicht unter den Tisch fallen. Wer glaubt, das gehe jetzt per elektronischem Finanzamt wie von Zauberhand, irrt gewaltig. „Für die Bürger wird es erst mal nicht viel leichter, höchstens fürs Finanzamt“, sagt Christina Georgiadis, Sprecherin der Vereinigten Lohnsteuerhilfe (VLH).
Dass der neue Weg zur vorausgefüllten Steuererklärung momentan noch kein Spaziergang ist, merken Steuerpflichtige schon bei der Anmeldung bei www.elsteronline.de. Die Registrierung ist für Technikmuffel eine echte Herausforderung. Wer seine Daten erstmals beim Finanzamt abrufen und seine Steuererklärung unterschrieben zurückschicken will, braucht dafür ein elektronisches Zertifikat. Je nach gewünschter Sicherheitsstufe kostet das auch noch Geld. Für den Sicherheits-Stick fallen 41 Euro an, und für die Signaturkarte mit Kartenlesegerät zwischen 50 und 150 Euro.
„Zwingend investieren muss aber niemand, die Signatur in der Basisvariante ist kostenfrei, die Sicherheit hoch“, erläutert Steuerexperte Rauhöft. Ein Freischaltcode kommt nach der Registrierung per Post ins Haus. Auch viele der gut zehn Millionen Steuerzahler, die im vergangenen Jahr bereits mit Elster ihre Steuererklärung abgegeben haben, müssen sich mit ihrer Steueridentifikationsnummer noch einmal neu registrieren, um Zugang zum Datenabruf zu kriegen.
Wer das Prozedere hinter sich hat, bekommt dann erstmals zu sehen, was das Finanzamt so alles an Daten zusammengetragen hat. Dazu gehören Name, Geburtsdatum, Adresse, Religion und Bankverbindung, die vom Arbeitgeber gemeldeten Lohnsteuerdaten, Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung, zu Rürup- und Riesterverträgen sowie Rentenbezugsmitteilungen. Die Daten können per Mausklick abgerufen und direkt in Formulare übernommen werden. Das klappt sowohl bei der Steuererklärung mit Elster-Online wie auch mithilfe eines Steuersoftwareprogramms.
„Allerdings geht jetzt die Arbeit erst richtig los“, erklärt Rauhöft. Wer die Daten übernimmt, muss sie unbedingt prüfen. Die Finanzverwaltung haftet nicht für die Richtigkeit. Die Steuerzahler sind es, die in der Verantwortung stehen.
„Da gibt es aber noch jede Menge Fehler“, weiß Georgiadis. Mal hat der Arbeitgeber die Lohnsteuerbescheinigung nicht korrekt übermittelt, mal der Krankenversicherer oder Rententräger Angaben verbummelt, verdreht, verzögert. „Es gibt viele Fehlerquellen“, sagt auch Fachmann Schaetz. Wer alle Daten sorgfältig mit den eigenen Unterlagen abgleicht, ist ordentlich beschäftigt.
„Am Anfang ist das Mehraufwand“, bestätigt Georgiadis. Ungereimtheiten sollten möglichst rasch geklärt werden, rät Rauhöft. Manchmal geht die Fleißarbeit noch weiter. Flossen 2013 Lohnersatzleistungen wie Elterngeld, Mutterschafts-, Arbeitslosen- oder Schlechtwettergeld, müssen die Beträge eigenhändig in die Steuererklärung eingetippt werden. Gleiches gilt für Miet- und Pachteinnahmen oder Kapitalerträge. Diese Daten stellt der Fiskus momentan noch nicht bereit. Darum muss sich der Steuerzahler nach wie vor selbst kümmern.
Das gilt natürlich auch für die Posten, die für eine Steuerrückerstattung entscheidend sind – also für die Auflistung von Fahrten zur Arbeit, Ausgaben für die Kinderbetreuung, für Unterhalt, Pflege, Handwerker und Haushaltshilfe, für Schulgeld, Spenden oder die Gesundheit. Wer Kosten absetzen und Steuervorteile nutzen will, muss auch bei der vorausgefüllten Steuererklärung seine Berge an individuellen Belegen mühsam abarbeiten. Wie sonst eben auch.
Der Vorteil der aufwendigen Prozedur hält sich für den einzelnen Steuerzahler derzeit also noch sehr in Grenzen. Die Begeisterung der Steuerzahler ist denn auch entsprechend gedämpft. Bis Ende März meldeten sich gerade mal 140000 Bürgerinnen und Bürger für das neue Verfahren an, wie das Bundeszentralamt für Steuern jetzt berichtet.
„Beim ersten Mal ist die vorausgefüllte Steuererklärung ein Hürdenlauf, erst auf Dauer ist Besserung zu erwarten“, sagt Schaetz. Nur die Lohnsteuerhilfevereine profitierten vom neuen Verfahren. Die Profis erwarten künftig weniger Hickhack um Einsprüche für ihre Mitglieder. „Das Ganze muss sich aber noch weiterentwickeln“, sagt Rauhöft.
Oldschool! Die Steuererklärung soll jetzt noch einfacher am PC ausgefüllt werden können. So richtig klappt das aber noch nicht.
Doch die Neuerung „weckt Erwartungen, die nicht erfüllt werden“, sagt Uwe Rauhöft, Geschäftsführer des Neuen Verbands der Lohnsteuerhilfevereine (NVL). Kaum Aufwand? Nur noch unterschreiben? Fertig? Von wegen. Wer die Erklärung voreilig losschickt und nicht auch seine Kosten akribisch gegenrechnet, verschenkt seine Steuervorteile – und muss auch noch für mögliche Übermittlungsfehler geradestehen.
„Die Bezeichnung „vorausgefüllt“ ist unglücklich gewählt und irreführend“, meint auch Wolfgang Schaetz, Vorstand der Lohnsteuerhilfe Bayern. Die seit etwa vier Wochen nutzbare Elster-Variante sei keine fertige Steuererklärung. Und sie senkt schon gar nicht automatisch die Steuerlast des Nutzers. Jeder Steuerzahler muss nach wie vor selbst seine absetzbaren Aufwendungen auflisten und dafür sorgen, dass seine Steuerspar-Chancen nicht unter den Tisch fallen. Wer glaubt, das gehe jetzt per elektronischem Finanzamt wie von Zauberhand, irrt gewaltig. „Für die Bürger wird es erst mal nicht viel leichter, höchstens fürs Finanzamt“, sagt Christina Georgiadis, Sprecherin der Vereinigten Lohnsteuerhilfe (VLH).
Dass der neue Weg zur vorausgefüllten Steuererklärung momentan noch kein Spaziergang ist, merken Steuerpflichtige schon bei der Anmeldung bei www.elsteronline.de. Die Registrierung ist für Technikmuffel eine echte Herausforderung. Wer seine Daten erstmals beim Finanzamt abrufen und seine Steuererklärung unterschrieben zurückschicken will, braucht dafür ein elektronisches Zertifikat. Je nach gewünschter Sicherheitsstufe kostet das auch noch Geld. Für den Sicherheits-Stick fallen 41 Euro an, und für die Signaturkarte mit Kartenlesegerät zwischen 50 und 150 Euro.
„Zwingend investieren muss aber niemand, die Signatur in der Basisvariante ist kostenfrei, die Sicherheit hoch“, erläutert Steuerexperte Rauhöft. Ein Freischaltcode kommt nach der Registrierung per Post ins Haus. Auch viele der gut zehn Millionen Steuerzahler, die im vergangenen Jahr bereits mit Elster ihre Steuererklärung abgegeben haben, müssen sich mit ihrer Steueridentifikationsnummer noch einmal neu registrieren, um Zugang zum Datenabruf zu kriegen.
Wer das Prozedere hinter sich hat, bekommt dann erstmals zu sehen, was das Finanzamt so alles an Daten zusammengetragen hat. Dazu gehören Name, Geburtsdatum, Adresse, Religion und Bankverbindung, die vom Arbeitgeber gemeldeten Lohnsteuerdaten, Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung, zu Rürup- und Riesterverträgen sowie Rentenbezugsmitteilungen. Die Daten können per Mausklick abgerufen und direkt in Formulare übernommen werden. Das klappt sowohl bei der Steuererklärung mit Elster-Online wie auch mithilfe eines Steuersoftwareprogramms.
„Allerdings geht jetzt die Arbeit erst richtig los“, erklärt Rauhöft. Wer die Daten übernimmt, muss sie unbedingt prüfen. Die Finanzverwaltung haftet nicht für die Richtigkeit. Die Steuerzahler sind es, die in der Verantwortung stehen.
„Da gibt es aber noch jede Menge Fehler“, weiß Georgiadis. Mal hat der Arbeitgeber die Lohnsteuerbescheinigung nicht korrekt übermittelt, mal der Krankenversicherer oder Rententräger Angaben verbummelt, verdreht, verzögert. „Es gibt viele Fehlerquellen“, sagt auch Fachmann Schaetz. Wer alle Daten sorgfältig mit den eigenen Unterlagen abgleicht, ist ordentlich beschäftigt.
„Am Anfang ist das Mehraufwand“, bestätigt Georgiadis. Ungereimtheiten sollten möglichst rasch geklärt werden, rät Rauhöft. Manchmal geht die Fleißarbeit noch weiter. Flossen 2013 Lohnersatzleistungen wie Elterngeld, Mutterschafts-, Arbeitslosen- oder Schlechtwettergeld, müssen die Beträge eigenhändig in die Steuererklärung eingetippt werden. Gleiches gilt für Miet- und Pachteinnahmen oder Kapitalerträge. Diese Daten stellt der Fiskus momentan noch nicht bereit. Darum muss sich der Steuerzahler nach wie vor selbst kümmern.
Das gilt natürlich auch für die Posten, die für eine Steuerrückerstattung entscheidend sind – also für die Auflistung von Fahrten zur Arbeit, Ausgaben für die Kinderbetreuung, für Unterhalt, Pflege, Handwerker und Haushaltshilfe, für Schulgeld, Spenden oder die Gesundheit. Wer Kosten absetzen und Steuervorteile nutzen will, muss auch bei der vorausgefüllten Steuererklärung seine Berge an individuellen Belegen mühsam abarbeiten. Wie sonst eben auch.
Der Vorteil der aufwendigen Prozedur hält sich für den einzelnen Steuerzahler derzeit also noch sehr in Grenzen. Die Begeisterung der Steuerzahler ist denn auch entsprechend gedämpft. Bis Ende März meldeten sich gerade mal 140000 Bürgerinnen und Bürger für das neue Verfahren an, wie das Bundeszentralamt für Steuern jetzt berichtet.
„Beim ersten Mal ist die vorausgefüllte Steuererklärung ein Hürdenlauf, erst auf Dauer ist Besserung zu erwarten“, sagt Schaetz. Nur die Lohnsteuerhilfevereine profitierten vom neuen Verfahren. Die Profis erwarten künftig weniger Hickhack um Einsprüche für ihre Mitglieder. „Das Ganze muss sich aber noch weiterentwickeln“, sagt Rauhöft.