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Das Dorf, das Feld und der Tod

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Der alte Bauer aus dem Schwarzwald war einst Pionier der landwirtschaftlichen Ökobewegung – und gibt jetzt auf. Nicht seine Landwirtschaft, aber die Öko-Zertifizierung. Zu viel Arbeit. Dabei wird sich die Qualität seiner Produkte keinesfalls verändern. Der nächste, ein Schweizer Ex-Banker, erhofft sich Rendite aus Bio-Investitionen in Rumänien für seine Anleger – und er meint es sicher nicht böse, wenn er zu bedenken gibt, es sei unmöglich, Großkunden mit den Erzeugnissen aus kleinbäuerlicher Landwirtschaft zu beliefern.



Geht's diesem Bio-Schwein besser als seinen Artgenossen auf einem normalen Bio-Bauernhof? Die Antworten in "Die Bio-Illusion" machen nicht immer glücklich.

Die dritte hatte einst versprochen, was er nie zu halten gedachte: einen ökologischen Umbau seiner thailändischen Garnelenzucht, bezahlt auch aus den Mitteln der Deutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit GTZ (heute GIZ), also mit Mitteln des deutschen Steuerzahlers. Und die vierte begleitet man auf ihrem Buchbinder-Wanninger-haften Weg, ein Biosiegel zu bekommen für ein Produkt, das sie in Deutschland auf den Markt bringen will; bei ihrem Kampf mit Dokumenten, Unterlagen, in Gesprächen, die, man weiß es eigentlich fast schon, nicht zu ihrer Zufriedenheit ausgehen werden.

Dazwischen sieht man: gequälte Tiere in angeblichen Bioställen. Verzweifelte Kleinbauern, die den großen „ökologischen Landräubern“ gegenüberstehen. Ausgebeutete Feldarbeiter und Landschaften, die so gar nicht hineinpassen wollen in die schöne, heile Welt der biologisch zertifizierten Nahrung – Landschaften wie das sogenannte Mar Del Plástico in der spanischen Provinz Almería, in der Biologisches direkt neben hochtechnisierter kommerzieller Landwirtschaft angebaut wird. Heißt es.

Es ist nun nicht ganz neu, was Christian Jentzsch in seiner Dokumentation Die Bio-Illusion zusammengetragen hat – spätestens beim nächsten Bio-Eier-Skandal wird all das auf den Tisch gebracht werden, was auch beim letzten Bio-Eier-Skandal diskutiert wurde. Und natürlich werden sich nach diesem Film all diejenigen bestätigt fühlen, die immer schon gewusst haben, dass Bio sowieso Humbug ist.

Was dem Film allerdings wirklich sehr Unrecht tun würde. Denn es ist etwas anderes, mal hier ein Detail zu lesen und mal dort, also den Wald baumweise zu erkunden. Oder eben, wie in der Bio-Illusion, ohne moralische Besserwisserei einmal den großen Blick darauf zu wagen, was es eigentlich bedeutet, wenn aus einer Nischenbewegung auf einmal eine Sache für jedermann werden soll. Und das sollte sie doch, würde sich doch jeder ökologisch angehauchte Bürger wünschen.

Doch wie so häufig steckt genau darin die Crux. Wie soll für die große Masse biologisch, nachhaltig, fair produziert werden, wenn gleichzeitig ein enormer Preisdruck von Konsumenten, Discountern, Großhändlern auf die Produzenten ausgeht? Ein Kleinbauer mit einem jahreszeitlich wechselnden Agrarsortiment kann einen kleinen, exklusiven Bioladen beliefern. Große Discounter wie Aldi oder Lidl, bei denen inzwischen 64 Prozent aller Biokonsumenten einkaufen, können und wollen sich das gar nicht leisten. Die gleichbleibende Qualität der Waren muss ja gewährleistet werden. Und die EU-Öko-Vorschriften? Die sind, wie alles in der EU, hochkomplex.

Also passiert das Gegenteil des Erwünschten. Bio wird inzwischen so kommerziell und fabrikmäßig produziert wie herkömmliche Lebensmittel. Ist das unausweichlich? Eine zufriedenstellende Antwort gibt es nicht. 

Die Bio-Illusion, Arte, 20.15 Uhr.

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