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Karriereknick

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Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Bushido. Er soll Steuern hinterzogen haben.

München - Im Lehrbuch des Gangsterrappers wird ja unter dem Stichwort 'Karriere' folgender Weg empfohlen: Erst einmal Aufsehen erregen - mit rüden Texten, verbalen und gerne auch körperlichen Angriffen auf Kollegen und dem ein oder anderen Auftritt vor Gericht. Wenn der Status als Bürgerschreck erreicht ist, wird Geld verdient: Einmal im Jahr eine CD-Veröffentlichung, jede einzelne natürlich begleitet von einem gezielten Tabubruch. Im besten Fall findet sich jeweils ein CDU-Politiker, der ein Verbot fordert. Nur dann nämlich schaudert es den Mittel- und Oberschichts-Teenagern beim CD-Kauf so richtig schön.



Rapper Bushido unter Verdacht

Die wahre Meisterdisziplin aber ist Phase drei, die Ausweitung der Zielgruppe: Jetzt heißt es, sich loszusagen von den 'Fehlern der Vergangenheit', von den Drogen und der Gewalt. In Interviews spricht man am besten davon, dass man eine harte Kindheit hatte, jetzt aber aus dem Sumpf heraus ist und Jugendliche vor denselben Fehltritten warnen will. Nun steht einem alles offen: Auftritte in Vorabend-Rateshows, Gala-Besuche und vielleicht sogar - das ist nun wirklich die Krönung - ein Kinofilm über das eigene Leben.

Niemand hat diesen Weg in Deutschland so mustergültig absolviert wie Anis Mohamed Ferchichi, berühmt als Bushido. Bereits 2008 bezeichnete er sich im Interview mit der SZ als 'Spießer', der das 'Saubermachen' und das 'Heckeschneiden' liebt. Kurze Zeit später war es soweit und Bernd Eichinger verfilmte sein Leben. Da waren die Schritte zur Bambi-Verleihung und zum Praktikum bei der CDU im vergangenen Sommer nicht mehr groß.

Zwei Millionen CDs soll Bushido in seiner zehnjährigen Karriere verkauft haben. Sein Geld investierte er clever in Immobilien, mit denen er nach eigener Aussage inzwischen mehr verdient als mit Musik.

Doch nun der Patzer, der Rückfall ins alte Image: Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den 34-Jährigen, nach Informationen der Bild geht es um Steuerhinterziehung in Millionenhöhe und Insolvenzverschleppung. Bushidos Firma soll Insolvenz angemeldet haben, kurz nachdem ein Gläubiger vor Gericht Ansprüche geltend machte. Der Rapper habe mittlerweile eine neue Firma gegründet. Bushido und seine Plattenfirma wollen sich zu dem Bericht nicht äußern. Steht ja auch nichts im Lehrbuch davon.

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