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Hoffnungsruf

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Der Gazastreifen steht weiter unter Beschuss. Nun fordern auch Israels Künstler den Waffenstillstand.


Mitten im Raketenhagel rund um den Gazastreifen haben mehr als hundert israelische Kunst- und Kulturschaffende eine Petition verfasst, in der sie zum Dialog und zum sofortigen Waffenstillstand aufrufen. 'Wir müssen reden' ist der Aufruf überschrieben, den unter anderem die Schriftsteller Amos Oz, A.B. Yehoshua und Nir Baram, der Dramatiker Joshua Sobol und der in London lebende Designer und Architekt Ron Arad unterzeichnet haben. Es ist ein lauter Ruf - aber er kommt von der Seitenaus-Linie dieses Konflikts. Denn der Krieg gegen die Hamas wird Umfragen zufolge von bis zu 90 Prozent der jüdischen Bevölkerung unterstützt.




der israelische Schriftsteller Amos Oz

Um jedem Verdacht des Vaterlandsverrats und jeder Dolchstoß-Legende vorzubeugen, beginnt der Text mit einem patriotisch-empathischen Bekenntnis: 'Unsere Herzen sind mit euch, den Bürgern im Süden Israels, die seit vielen Jahren mit dem Terror und der Angst leben.' Der Regierung wird das Recht und auch die Pflicht zugesprochen, die Bevölkerung zu schützen - doch mit Waffengewalt sei dieses Ziel nicht zu erreichen. 'Wir haben Terroristen getötet, Militäroperationen gestartet und sind im Gazastreifen einmarschiert, und das hat nichts gebracht außer noch mehr Toten und noch mehr Hass', heißt es. Deshalb sei nun ein 'langer und stabiler Waffenstillstand nötig mit unseren Feinden in Gaza'. Ruhe sei immer das Resultat von Verhandlungen und Vereinbarung. 'Die Menschen im Süden genauso wie die Bevölkerung im Gazastreifen', so heißt es am Ende, 'verdienen es, in den Himmel zu schauen mit Hoffnung statt mit Furcht.'

Es ist dies in den Zeiten des Krieges eines der wenigen Zeichen der inner- israelischen Opposition. Wenn sich in Tel Aviv ein versprengtes Häuflein von Friedensdemonstranten versammelt, sind sie sofort der geballten Wut ausgesetzt. Schon die erste dieser Demonstrationen musste als Fehlschlag gelten, weil mitten hinein zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren die Luftalarmsirenen in der Stadt ertönten. Auf der Ebene der hohen Politik wird Premierminister Benjamin Netanjahu für seine Militäraktion sogar von der Oppositionsführerin Shelly Yachimovich gelobt - etwas Schöneres kann sich ein Regierungschef im Wahlkampf eigentlich gar nicht wünschen. Wie immer in Krisenzeiten also schart sich das Volk um die Führung. 'Aber gerade dann ist es unsere Aufgabe, die Leute zu überzeugen', sagt Nir Baram zur Süddeutschen Zeitung.

Die Intellektuellen sieht er gerade in den aufgeheizten Tagen der Kämpfe zwingend in der Rolle der Vordenker. 'Am Ende wird es doch sowieso einen Waffenstillstand geben, und wir wollen noch mehr Tote auf beiden Seiten verhindern', erklärt er. Dazu seien auch Gespräche mit der im Gazastreifen herrschenden Hamas nötig, die in Israel und auch im Westen als Terrororganisation gilt. Inoffiziell gebe es ohnehin bereits Kontakte, zum Beispiel bei den Verhandlungen zur Befreiung des entführten israelischen Soldaten Gilad Schalit vor Jahresfrist.

Als Unterzeichner der Petition fordert Baram ein neues Denken in Israel: 'Wir müssen die Mentalität ändern, mit Militäroperationen tun wir nur das, was wir alle paar Jahre immer wieder machen.' Ein altes Muster erkennt er übrigens auch in der derzeitigen Unterstützungswelle für Netanjahu in der Bevölkerung. 'Das ist doch am Anfang immer so in Israel', meint er und verweist auf die zurückliegenden Kriege im Gazastreifen 2008/09 und im Libanon 2006. 'Am Ende aber nach drei oder vier Wochen hassen alle die Regierung.'

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