Schön ist langweilig. Del Keens weiß das. In den Neunzigern modelte der Brite für Calvin Klein, Diesel und Levis. Eine Zeit lang lebte er nicht schlecht von seinen schiefen Zähnen und abstehenden Ohren. Heute, 20 Jahre später, betreibt Del in Berlin Misfits Models, „eine Modelagentur für schräge Typen."
Dick ist schick, meinen die pfundigen "Sä(x)chsi Girls" Geli (Angelika Hennig, r), Anja (l), Viola (hinten links) und Konny, die in Medingen in bunten Dessous selbstbewußt für den Fotografen posieren.
Zu Große und zu Kleine, Tätowierte und Taubstumme: Del hat alle in der Kartei, die nicht dem Ideal des Covermodels entsprechen. Dokumentarfilmer Jan Tenhaven war beim Casting dabei. Marie Glaser fühlt sich vor der Kamera sichtlich unwohl. Oberkörper, linker Arm und Hals der jungen Kosmetikerin sind eine einzige Brandnarbe. Im Interview erzählt sie, dass sie noch vor kurzem stets einen Rollkragenpulli trug. Das Casting ist für sie deshalb ein wichtiger Schritt in die Öffentlichkeit. Für viele ist die Aufnahme in die Agentur eine Auseinandersetzung mit den eigenen Makeln. Hier sollen alle so sein, wie sie sind.
Marie ist eines von drei Models, die neben Del von dem Filmemacher porträtiert werden. Boris Ekowski hat zu viel Bauch und zu wenig Haare – ist also ziemlich normal. „Wahrscheinlich bin ich schon schön, aber irgendwie komplexer oder merkwürdiger.“ Er hat etwas Witziges an sich. Beim Casting watschelt er vor die Kamera. Ein Clown. „Mir wurde schon gesagt, dass ich etwas von einer Comicfigur hätte,“ erzählt er. Was ihn früher an sich störte, hat er zur Tugend, zum Markenzeichen gemacht.
Auch ziemlich normal, nur „etwas dicklich“, wie er selbst sagt, ist der Bildhauer Udo Hoffmann. Lange litt er, besonders in der Schule, unter seiner Körperform. Heute steht er zu sich und verstellt sich nicht. Als Künstler spielt er damit, an der Akademie und bei Ausstellungen immer für den Hausmeister gehalten zu werden.
Del, Boris und Udo werden nach München eingeladen. Ein Autovermieter plant eine Kampagne mit „außergewöhnlichen Charakteren männlicher Natur“, anstatt der üblichen Kombination „hübsche Frau und Auto“. Die drei posieren in Damenunterwäsche. Die Dokumentation deutet an, dass die Misfits nur als ulkige Skurrilität in Kontrast zu den „schönen“ Models funktionieren. Der Vertreter der Autovermietung betont, dass „die Jungs das ja freiwillig machen“. Marie kann sich ein solches Shooting noch nicht vorstellen. Profi Del wirkt dagegen auch im Badeanzug souverän.
Er weiß, mit den Kameras umzugehen. Ein paar Seitenhiebe auf den Schönheitswahn gönnt sich die Dokumentation mit eingeblendeten Zitaten von Plato bis Heidi Klum. Dazu trällert eine A-cappella-Truppe zwischen Skulpturen antiker Idealkörper. Die vielfältigen Misfits werden in der Montage den weißen, lebensfremden Formen gegenübergestellt. Gegen die steinernen Körper scheinen sie alles zu sein, nur nicht langweilig.
Schön kann jeder!, Arte, 22.45 Uhr.
Dick ist schick, meinen die pfundigen "Sä(x)chsi Girls" Geli (Angelika Hennig, r), Anja (l), Viola (hinten links) und Konny, die in Medingen in bunten Dessous selbstbewußt für den Fotografen posieren.
Zu Große und zu Kleine, Tätowierte und Taubstumme: Del hat alle in der Kartei, die nicht dem Ideal des Covermodels entsprechen. Dokumentarfilmer Jan Tenhaven war beim Casting dabei. Marie Glaser fühlt sich vor der Kamera sichtlich unwohl. Oberkörper, linker Arm und Hals der jungen Kosmetikerin sind eine einzige Brandnarbe. Im Interview erzählt sie, dass sie noch vor kurzem stets einen Rollkragenpulli trug. Das Casting ist für sie deshalb ein wichtiger Schritt in die Öffentlichkeit. Für viele ist die Aufnahme in die Agentur eine Auseinandersetzung mit den eigenen Makeln. Hier sollen alle so sein, wie sie sind.
Marie ist eines von drei Models, die neben Del von dem Filmemacher porträtiert werden. Boris Ekowski hat zu viel Bauch und zu wenig Haare – ist also ziemlich normal. „Wahrscheinlich bin ich schon schön, aber irgendwie komplexer oder merkwürdiger.“ Er hat etwas Witziges an sich. Beim Casting watschelt er vor die Kamera. Ein Clown. „Mir wurde schon gesagt, dass ich etwas von einer Comicfigur hätte,“ erzählt er. Was ihn früher an sich störte, hat er zur Tugend, zum Markenzeichen gemacht.
Auch ziemlich normal, nur „etwas dicklich“, wie er selbst sagt, ist der Bildhauer Udo Hoffmann. Lange litt er, besonders in der Schule, unter seiner Körperform. Heute steht er zu sich und verstellt sich nicht. Als Künstler spielt er damit, an der Akademie und bei Ausstellungen immer für den Hausmeister gehalten zu werden.
Del, Boris und Udo werden nach München eingeladen. Ein Autovermieter plant eine Kampagne mit „außergewöhnlichen Charakteren männlicher Natur“, anstatt der üblichen Kombination „hübsche Frau und Auto“. Die drei posieren in Damenunterwäsche. Die Dokumentation deutet an, dass die Misfits nur als ulkige Skurrilität in Kontrast zu den „schönen“ Models funktionieren. Der Vertreter der Autovermietung betont, dass „die Jungs das ja freiwillig machen“. Marie kann sich ein solches Shooting noch nicht vorstellen. Profi Del wirkt dagegen auch im Badeanzug souverän.
Er weiß, mit den Kameras umzugehen. Ein paar Seitenhiebe auf den Schönheitswahn gönnt sich die Dokumentation mit eingeblendeten Zitaten von Plato bis Heidi Klum. Dazu trällert eine A-cappella-Truppe zwischen Skulpturen antiker Idealkörper. Die vielfältigen Misfits werden in der Montage den weißen, lebensfremden Formen gegenübergestellt. Gegen die steinernen Körper scheinen sie alles zu sein, nur nicht langweilig.
Schön kann jeder!, Arte, 22.45 Uhr.