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Polizist mit Migrationshintergrund gesucht

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Als die Morde des Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU) begannen, ermittelte die Polizei zunächst im Umfeld der Opfer. Ein fremdenfeindliches Tatmotiv schloss sie lange Zeit aus. Wie man heute weiß, war diese Einschätzung falsch. Ob die Ermittler schneller auf einen rechtsextremistischen Hintergrund geschlossen hätten, wenn unter ihnen mehr Polizisten aus Einwandererfamilien gewesen wären, darüber lässt sich nur spekulieren. In seinen Empfehlungen regte der NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages jedoch an, die Bemühungen zu verstärken, „ junge Menschen mit Migrationshintergrund für den Polizeidienst zu gewinnen“.

Irene Mihalic, Bundestagsabgeordnete der Grünen, fordert daher, dass die Polizei „ein Spiegelbild der Gesellschaft“ sein müsse. „Es gibt nicht nur wenige Migranten in den Reihen der Polizei, sondern inzwischen auch weniger Personen aus ärmeren Milieus“, sagt sie. Dies könne gerade bei Einsätzen in sozialen Brennpunkten zu Problemen führen, wenn den Polizisten das Verständnis für die dortige Situation fehle. Mihalic war selbst 20 Jahre Polizistin in Nordrhein-Westfalen, bevor sie 2013 in den Bundestag einzog. Ihre Eltern kommen aus dem ehemaligen Jugoslawien.



Bisher gibt es nur sehr wenige Polizisten mit Migrationshintergrund.

Derzeit gibt es in Deutschland rund 250000 Polizeibeamte. Genaue Zahlen darüber, wie viele von ihnen Migrationshintergrund haben, gibt es nicht. Denn in Deutschland wird die ethnische Zugehörigkeit nicht erfasst. Laut Recherchen des Mediendienstes Integration verfügen lediglich drei Bundesländer über Analysen zum Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund im Polizeidienst. In Mecklenburg-Vorpommern sind es 0,4 Prozent, in Rheinland-Pfalz 2,5 Prozent und in Niedersachsen 3,2 Prozent. Betrachtet man etwa Niedersachsen, dann stammen von den rund 24000 Polizeibeschäftigten nur 770 aus Einwandererfamilien. In Niedersachsen mit 7,8 Millionen Einwohnern leben rund 1,4 Millionen Migranten, was fast 18 Prozent entspricht. In manchen Ländern, zum Beispiel in Niedersachsen oder Nordrhein-Westfalen, gebe sich die Polizei aber „sehr viel Mühe“, auch Menschen mit Migrationshintergrund anzuwerben, sagt die Grünen-Abgeordnete Mihalic.

Das zeigen auch die Zahlen des Mediendienstes Integration. So haben sich die Bewerberzahlen in Niedersachsen fast verdoppelt, sie liegen heute bei rund 17 Prozent – was fast dem Bevölkerungsdurchschnitt entspricht. Auch hat sich in Niedersachsen die Anzahl der Migranten, die in den Polizeidienst neu eingestellt wurden, in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt; sie stieg im Vergleich zu 2008 um sieben Prozentpunkte auf 11,3Prozent.

Mit Werbemaßnahmen sprechen viele Bundesländer heute gezielt Menschen mit Migrationshintergrund an. Speziell für diese Zielgruppe gibt es Informationstage und mehrsprachige Internetauftritte. Dass relativ einfache Maßnahmen schon dazu führen, mehr Migranten für den Polizeidienst zu begeistern, zeigt Berlin: 2008 waren es 1056 Bewerber, fünf Jahre später 3562. Hier kooperiert die Polizei mit dem Beruflichen Qualifizierungsnetzwerk für Migrantinnen und Migranten und dem Bildungswerk Kreuzberg. Dort werben Beamte mit Migrationshintergrund für den Polizeidienst. Zudem wird der Eignungstest für den Polizeidienst in mehreren Sprachen angeboten – darunter in Türkisch, Arabisch und Russisch.

Insgesamt ist das Bild im bundesdeutschen Vergleich jedoch sehr unterschiedlich. Neben Niedersachsen und Berlin, die sich intensiv um Bewerber mit Migrationshintergrund für den Polizeidienst bemühen, gibt es auch Länder wie Sachsen, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern, die auf entsprechende Öffentlichkeitsarbeit verzichten.

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