Der Brief war mit den Worten „From Hell“ – „aus der Hölle“ – überschrieben. Neben dem Bekennerschreiben enthielt das Päckchen die halbe Niere eines Menschen. Der Absender behauptete, den Rest verspeist zu haben. Unterschrift: „Jack the Ripper“. Kurz zuvor war die Leiche der Prostituierten Catharine Eddowes im Londoner East End gefunden worden, mit durchgeschnittener Kehle. Außerdem fehlte ihr eine Niere.
Zwischen August und Oktober 1888 soll Jack the Ripper mindestens fünf Frauen getötet und teilweise verstümmelt haben. Der Mörder wurde nie gefasst. Umso wilder blühten die Spekulationen. Mehr als 70Männer wurden als Serienkiller verdächtigt, darunter ein russischer Arzt, ein amerikanischer Quacksalber, ein deutschstämmiger Maler – und ein polnischer Friseur. Selbst Prominente wie Lewis Caroll, der Autor von „Alice im Wunderland“, gerieten ins Visier der Polizei. Es gab Verschwörungstheorien um den königlichen Leibarzt William Gull, der angeblich eine Affäre des Thronfolgers Prinz Albert Victor schützen wollte. Oder war Jack the Ripper eine Frau? Hatten die Freimaurer etwas damit zu tun? Mysteriös.
Auf den Spuren Jack the Rippers: Bei einer Stadtrundfahrt wird ein Foto eines Opfers des Serienmörders rumgereicht.
126 Jahre nach den grausamen Taten soll nun endlich die Identität des Rippers feststehen. Der Geschäftsmann und Autor Russell Edwards und der Molekularbiologe Jari Louhelainen behaupten, den wohl bekanntesten Serienmörder der Geschichte mit Hilfe einer DNA-Analyse entlarvt zu haben. Bei dem Killer soll es sich um den polnischen Einwanderer Aaron Kosminski handeln, der in London als Friseur arbeitete und in Psychiatrien bekannt war für seinen Frauenhass. Im Buch „Naming Jack the Ripper“, das diesen Dienstag in Großbritannien erscheint, schreibt Russell Edwards, dass Kosminski schon damals vom leitenden Kommissar Donald Swanson als einer von drei Hauptverdächtigen genannt wurde. Kosminski arbeitete als Barbier im East End, kannte sich also bestens mit Messern aus – und er hatte ernsthafte psychische Probleme. Der Mann sei ein „paranoider Schizophrener“ gewesen, der unter Halluzinationen litt, wie Akten aus der Psychiatrie belegten, heißt es im Buch.
Der mutmaßliche Serienmörder wurde am 11. September 1865 in Klodawa geboren, einer Kleinstadt zwischen Posen und Warschau. Wegen antisemitischer Pogrome siedelte die Familie Anfang der 1880er- Jahre nach London über, wo Kosminski unweit der Tatorte von Jack the Ripper lebte. Berichten zufolge hatte ein Zeuge die Ermittler zu dem jüdischen Emigranten geführt, weil er Kosminski mit einem der Ripper-Opfer gesehen hatte. Dann soll der Zeuge aber seine Aussage verweigert haben, der Friseur wurde freigelassen. Kosminski verbrachte die meiste Zeit seines restlichen Lebens in einem Heim für psychisch Kranke. Er starb am 24. März 1919 und wurde auf dem Friedhof East Ham im Osten Londons beigesetzt.
Ein Fundstück von einem der Tatorte könnte den Friseur nun im Nachhinein doch noch als den wahren Jack the Ripper verraten haben. Den Beweis soll ein Schal liefern, der beim Opfer Catharine Eddowes gefunden wurde. Buch-Autor Edwards hatte den Schal im Jahr 2007 bei einer Auktion gekauft. Das blau-braune Stück Stoff soll bei der Leiche der Prostituierten Catharine Eddowes gelegen haben, deren verstümmelter Körper am 30. September 1888 gefunden worden war. Ein Polizist soll den Schal mitgenommen und seiner Frau geschenkt haben, die ihn aus nachvollziehbaren Gründen aber nie trug. Angeblich wurde das gute Stück 126 Jahre lang nicht gewaschen. Soweit die fast nicht glaubhafte Herkunftsgeschichte.
Edwards ließ DNA-Spuren nehmen und diese mit der DNA der weiblichen Nachfahren aller damals Tatverdächtigen abgleichen – sofern sie auffindbar und bereit waren, an dem kriminalistischen Experiment mitzumachen. Unter den Freiwilligen war auch eine direkte Nachfahrin von Kosminski, deren Identität der Hobby-Kriminalist nicht preisgeben will. Deren Blutprobe passte zu den zuerst gefundenen DNA-Spuren ebenso wie zur DNA der später entdeckten Spermaspuren auf dem Stoff – die Übereinstimmung betrage jeweils 100 Prozent, sagt Edwards. Die Spermaspuren legen nahe, dass der Schal tatsächlich Kosminski gehörte und nicht wie angenommen seinem Opfer. Sieben Jahre lang arbeitete Edwards an dem Fall. Die DNA-Analyse gab er bei Jari Louhelainen in Auftrag, einem finnischen Molekularbiologen, der an der John-Moores-Universität in Liverpool arbeitet. Dieser bestätigt den genetischen Beweis. „Wir haben ihn entlarvt“, fasst Russell Edwards zusammen.
Der britische Genetiker Alec Jeffreys, der vor 30 Jahren den genetischen Fingerabdruck erfand, äußerte bereits Zweifel. Er forderte im Gespräch mit der Zeitung The Independent eine unabhängige Überprüfung von Edwards Funden. „Noch wurde kein tatsächlicher Beweis vorgelegt“, sagt Jeffreys. Edwards hält dagegen: „Ich habe das einzige forensische Beweisstück in der gesamten Geschichte des Falls.“
Doch wie glaubhaft ist die Herkunft dieses Schals, auf den sich die DNA-Analyse stützt? Stammt er wirklich vom Tatort? Dokumentiert wurde der Fund des Beweisstücks am Tatort nicht, selbst Fingerabdrücke wurden damals noch nicht von Verdächtigen genommen. Richard Cobb, der in London Jack-the-Ripper-Stadtführungen organisiert, sagte der Times: „Der Schal wurde von vielen Leuten angefasst, die ihn berührt, angehaucht und darauf gespuckt haben.“ Die DNA-Probe scheint deshalb nicht gerade verlässlich zu sein. Ob die Suche nach der wahren Identität des Killers wirklich an ihrem Ende angelangt ist? Jack the Ripper bleibt mysteriös.
Zwischen August und Oktober 1888 soll Jack the Ripper mindestens fünf Frauen getötet und teilweise verstümmelt haben. Der Mörder wurde nie gefasst. Umso wilder blühten die Spekulationen. Mehr als 70Männer wurden als Serienkiller verdächtigt, darunter ein russischer Arzt, ein amerikanischer Quacksalber, ein deutschstämmiger Maler – und ein polnischer Friseur. Selbst Prominente wie Lewis Caroll, der Autor von „Alice im Wunderland“, gerieten ins Visier der Polizei. Es gab Verschwörungstheorien um den königlichen Leibarzt William Gull, der angeblich eine Affäre des Thronfolgers Prinz Albert Victor schützen wollte. Oder war Jack the Ripper eine Frau? Hatten die Freimaurer etwas damit zu tun? Mysteriös.
Auf den Spuren Jack the Rippers: Bei einer Stadtrundfahrt wird ein Foto eines Opfers des Serienmörders rumgereicht.
126 Jahre nach den grausamen Taten soll nun endlich die Identität des Rippers feststehen. Der Geschäftsmann und Autor Russell Edwards und der Molekularbiologe Jari Louhelainen behaupten, den wohl bekanntesten Serienmörder der Geschichte mit Hilfe einer DNA-Analyse entlarvt zu haben. Bei dem Killer soll es sich um den polnischen Einwanderer Aaron Kosminski handeln, der in London als Friseur arbeitete und in Psychiatrien bekannt war für seinen Frauenhass. Im Buch „Naming Jack the Ripper“, das diesen Dienstag in Großbritannien erscheint, schreibt Russell Edwards, dass Kosminski schon damals vom leitenden Kommissar Donald Swanson als einer von drei Hauptverdächtigen genannt wurde. Kosminski arbeitete als Barbier im East End, kannte sich also bestens mit Messern aus – und er hatte ernsthafte psychische Probleme. Der Mann sei ein „paranoider Schizophrener“ gewesen, der unter Halluzinationen litt, wie Akten aus der Psychiatrie belegten, heißt es im Buch.
Der mutmaßliche Serienmörder wurde am 11. September 1865 in Klodawa geboren, einer Kleinstadt zwischen Posen und Warschau. Wegen antisemitischer Pogrome siedelte die Familie Anfang der 1880er- Jahre nach London über, wo Kosminski unweit der Tatorte von Jack the Ripper lebte. Berichten zufolge hatte ein Zeuge die Ermittler zu dem jüdischen Emigranten geführt, weil er Kosminski mit einem der Ripper-Opfer gesehen hatte. Dann soll der Zeuge aber seine Aussage verweigert haben, der Friseur wurde freigelassen. Kosminski verbrachte die meiste Zeit seines restlichen Lebens in einem Heim für psychisch Kranke. Er starb am 24. März 1919 und wurde auf dem Friedhof East Ham im Osten Londons beigesetzt.
Ein Fundstück von einem der Tatorte könnte den Friseur nun im Nachhinein doch noch als den wahren Jack the Ripper verraten haben. Den Beweis soll ein Schal liefern, der beim Opfer Catharine Eddowes gefunden wurde. Buch-Autor Edwards hatte den Schal im Jahr 2007 bei einer Auktion gekauft. Das blau-braune Stück Stoff soll bei der Leiche der Prostituierten Catharine Eddowes gelegen haben, deren verstümmelter Körper am 30. September 1888 gefunden worden war. Ein Polizist soll den Schal mitgenommen und seiner Frau geschenkt haben, die ihn aus nachvollziehbaren Gründen aber nie trug. Angeblich wurde das gute Stück 126 Jahre lang nicht gewaschen. Soweit die fast nicht glaubhafte Herkunftsgeschichte.
Edwards ließ DNA-Spuren nehmen und diese mit der DNA der weiblichen Nachfahren aller damals Tatverdächtigen abgleichen – sofern sie auffindbar und bereit waren, an dem kriminalistischen Experiment mitzumachen. Unter den Freiwilligen war auch eine direkte Nachfahrin von Kosminski, deren Identität der Hobby-Kriminalist nicht preisgeben will. Deren Blutprobe passte zu den zuerst gefundenen DNA-Spuren ebenso wie zur DNA der später entdeckten Spermaspuren auf dem Stoff – die Übereinstimmung betrage jeweils 100 Prozent, sagt Edwards. Die Spermaspuren legen nahe, dass der Schal tatsächlich Kosminski gehörte und nicht wie angenommen seinem Opfer. Sieben Jahre lang arbeitete Edwards an dem Fall. Die DNA-Analyse gab er bei Jari Louhelainen in Auftrag, einem finnischen Molekularbiologen, der an der John-Moores-Universität in Liverpool arbeitet. Dieser bestätigt den genetischen Beweis. „Wir haben ihn entlarvt“, fasst Russell Edwards zusammen.
Der britische Genetiker Alec Jeffreys, der vor 30 Jahren den genetischen Fingerabdruck erfand, äußerte bereits Zweifel. Er forderte im Gespräch mit der Zeitung The Independent eine unabhängige Überprüfung von Edwards Funden. „Noch wurde kein tatsächlicher Beweis vorgelegt“, sagt Jeffreys. Edwards hält dagegen: „Ich habe das einzige forensische Beweisstück in der gesamten Geschichte des Falls.“
Doch wie glaubhaft ist die Herkunft dieses Schals, auf den sich die DNA-Analyse stützt? Stammt er wirklich vom Tatort? Dokumentiert wurde der Fund des Beweisstücks am Tatort nicht, selbst Fingerabdrücke wurden damals noch nicht von Verdächtigen genommen. Richard Cobb, der in London Jack-the-Ripper-Stadtführungen organisiert, sagte der Times: „Der Schal wurde von vielen Leuten angefasst, die ihn berührt, angehaucht und darauf gespuckt haben.“ Die DNA-Probe scheint deshalb nicht gerade verlässlich zu sein. Ob die Suche nach der wahren Identität des Killers wirklich an ihrem Ende angelangt ist? Jack the Ripper bleibt mysteriös.