In seiner Musik ist die Essenz des Rock 'n'Roll verborgen, mehr als in dieser Überschrift gibt es eigentlich nicht zu sagen. Trotzdem gratulieren wir Little Richard natürlich zum 80. Geburtstag.
Die Library of Congress erklärte die Glossolalie zu Beginn des Rock-"n"-Roll-Songs 'Tutti Frutti' zum konservierenswerten Signal einer Zeitenwende, der Rolling Stone erklärte die unsterbliche Zeile zum 'Inspiriertesten aller Rocktexte' und Nik Cohn, der Johannes der Täufer des Rockjournalismus, schrieb einst mit seiner ganzen Autorität, in 'A wop bop alu bop, a wop bam boom!' sei die Essenz des Rock "n" Roll verborgen - mehr gäbe es nicht darüber zu sagen.
Versuchen wir es trotzdem, um den Schöpfer dieser Zeile, um Richard Penniman, nein, Little Richard zu ehren, der heute achtzig Jahre alt wird.
Little Richard (hier noch etwas jünger im Jahr 1998) wird 80 Jahre alt.
Geboren in Macon, Georgia, in die Familie eines Schwarzbrenners, tat sich Klein Richard schon im Kindesalter als inspirierender Gospelsänger hervor, der auch das Talent zum heilenden Prediger in sich trug. Die Karriere als Gottesmann, der gerne Sister Rosetta Tharpe hörte und Mahalia Jackson, zerschlug sich aber, da Little Richards Hang zu Männerliebe und flamboyantem Bühnengehabe schon früh sichtbar wurde: 'Wenn ich auf die Bühne ging, trug ich zwar meine Werktagskleidung - ich hatte keine andere - aber ich stecke mir immer die Broschen meiner Mutter an und ihren Ring, auch wenn mein Finger deshalb blau anlief: Den Ring mussten alle zu sehen bekommen.' Sein Äußeres stylte er nach dem Bluesmusiker Billy Wright - Hosen mit Schlag, knallbunte Jacken, Federboas und teure Schuhe - in seiner Exaltiertheit bestärkte ihn wohl der Erfolg eines Screamin" Jay Hawkins oder Louis Jordans, aber was ihn nach Jahren des Tingelns zum 'Architekten des Rock "n" Roll' machte, wie Penniman sich gern nennen lässt, war die von ihm auf die Spitze getriebene Reduktion aller Stilmittel des Rhythm "n" Blues und Gospel zum bloßen, lautstarken Akt, zum für Nicht-Eingeweihte sinnfreien Schrei: Der Rock-"n"-Roll-Song als Ejakulation, ein Röhren, Grimassieren, ein Toben und Besessensein, das aber mit Elementen der eigentlich für New Orleans typischen Musik aufgeladen und so immer am Schwingen gehalten wurde.
17 Hits in Folge entsprangen diesem von Orgien und einer Scheinehe begleiteten Dauerkrawall in weniger als drei Jahren, darunter 'Jenny, Jenny', 'Lucille' und 'Good Golly Miss Molly'. Dann war mit einem mal Schluss. Little Richard sah Flugzeugmotoren aufglühen in der Nacht, sah den Sputnik am Abendhimmel von Melbourne, 'great balls of fire' allesamt, Engel vielleicht, erfuhr, dass sein für die Heimreise geplantes Flugzeug abgestürzt war - noch während er auf einem Dampfschiff den Pazifik überquerte, entsagte er dem Teufel und warf all seinen nun echten und teuren Schmuck über Bord. Little Richard begann eine Ausbildung zum Prediger, die er 1970 tatsächlich mit einem Theologie-Bachelor abschloss. Vorher gab es aber noch beträchtliche Rückfälle ins Sündige, samt Tourneen mit den Beatles und den Stones - diese alle im Vorprogramm, wohlgemerkt - und Jimi Hendrix oder Johnny Guitar Watson spielten für ihn Gitarre. Wie Jerry Lee Lewis, wie Elvis, wie Johnny Cash und so viele dieser ersten Rock-Generation konnte Little Richard die Widersprüchlichkeiten zwischen gelebter Freiheit, spirituellen Zwängen, Ablehnung in der Familie und im Freundeskreis, zwischen sexuellem Verlangen und politischen Erwartungen nicht ertragen: Drogenkonsum und Großmannssucht, Gewaltexzesse und plötzliche Rückbesinnung auf die Religion wechselten sich auch bei ihm bis weit in die Achtzigerjahre hin ab - bis schließlich die Generation seiner ersten Fans an Positionen der Gesellschaft saß, wo man dem verwirrten Genius aus Georgia den nötigen Respekt erweisen konnte. Seine Aufnahme in die Rock "n" Roll Hall of Fame im Gründungsjahr 1986, die vielen Filme über ihn, die in Wort und Tat geäußerten Ehrbezeigungen von James Brown bis Paul McCartney haben Little Richard mit jedem Jahr seines langen Lebens gelassener, friedvoller werden lassen (wenn auch nicht weniger selbstverliebt): Selbst Gottes Lob, Polysexualität und krachender Pop können nun für ihn nebeneinander und miteinander existieren. Amen. Oder in seinen Worten: 'Great Gosh a"Mighty'.
Die Library of Congress erklärte die Glossolalie zu Beginn des Rock-"n"-Roll-Songs 'Tutti Frutti' zum konservierenswerten Signal einer Zeitenwende, der Rolling Stone erklärte die unsterbliche Zeile zum 'Inspiriertesten aller Rocktexte' und Nik Cohn, der Johannes der Täufer des Rockjournalismus, schrieb einst mit seiner ganzen Autorität, in 'A wop bop alu bop, a wop bam boom!' sei die Essenz des Rock "n" Roll verborgen - mehr gäbe es nicht darüber zu sagen.
Versuchen wir es trotzdem, um den Schöpfer dieser Zeile, um Richard Penniman, nein, Little Richard zu ehren, der heute achtzig Jahre alt wird.
Little Richard (hier noch etwas jünger im Jahr 1998) wird 80 Jahre alt.
Geboren in Macon, Georgia, in die Familie eines Schwarzbrenners, tat sich Klein Richard schon im Kindesalter als inspirierender Gospelsänger hervor, der auch das Talent zum heilenden Prediger in sich trug. Die Karriere als Gottesmann, der gerne Sister Rosetta Tharpe hörte und Mahalia Jackson, zerschlug sich aber, da Little Richards Hang zu Männerliebe und flamboyantem Bühnengehabe schon früh sichtbar wurde: 'Wenn ich auf die Bühne ging, trug ich zwar meine Werktagskleidung - ich hatte keine andere - aber ich stecke mir immer die Broschen meiner Mutter an und ihren Ring, auch wenn mein Finger deshalb blau anlief: Den Ring mussten alle zu sehen bekommen.' Sein Äußeres stylte er nach dem Bluesmusiker Billy Wright - Hosen mit Schlag, knallbunte Jacken, Federboas und teure Schuhe - in seiner Exaltiertheit bestärkte ihn wohl der Erfolg eines Screamin" Jay Hawkins oder Louis Jordans, aber was ihn nach Jahren des Tingelns zum 'Architekten des Rock "n" Roll' machte, wie Penniman sich gern nennen lässt, war die von ihm auf die Spitze getriebene Reduktion aller Stilmittel des Rhythm "n" Blues und Gospel zum bloßen, lautstarken Akt, zum für Nicht-Eingeweihte sinnfreien Schrei: Der Rock-"n"-Roll-Song als Ejakulation, ein Röhren, Grimassieren, ein Toben und Besessensein, das aber mit Elementen der eigentlich für New Orleans typischen Musik aufgeladen und so immer am Schwingen gehalten wurde.
17 Hits in Folge entsprangen diesem von Orgien und einer Scheinehe begleiteten Dauerkrawall in weniger als drei Jahren, darunter 'Jenny, Jenny', 'Lucille' und 'Good Golly Miss Molly'. Dann war mit einem mal Schluss. Little Richard sah Flugzeugmotoren aufglühen in der Nacht, sah den Sputnik am Abendhimmel von Melbourne, 'great balls of fire' allesamt, Engel vielleicht, erfuhr, dass sein für die Heimreise geplantes Flugzeug abgestürzt war - noch während er auf einem Dampfschiff den Pazifik überquerte, entsagte er dem Teufel und warf all seinen nun echten und teuren Schmuck über Bord. Little Richard begann eine Ausbildung zum Prediger, die er 1970 tatsächlich mit einem Theologie-Bachelor abschloss. Vorher gab es aber noch beträchtliche Rückfälle ins Sündige, samt Tourneen mit den Beatles und den Stones - diese alle im Vorprogramm, wohlgemerkt - und Jimi Hendrix oder Johnny Guitar Watson spielten für ihn Gitarre. Wie Jerry Lee Lewis, wie Elvis, wie Johnny Cash und so viele dieser ersten Rock-Generation konnte Little Richard die Widersprüchlichkeiten zwischen gelebter Freiheit, spirituellen Zwängen, Ablehnung in der Familie und im Freundeskreis, zwischen sexuellem Verlangen und politischen Erwartungen nicht ertragen: Drogenkonsum und Großmannssucht, Gewaltexzesse und plötzliche Rückbesinnung auf die Religion wechselten sich auch bei ihm bis weit in die Achtzigerjahre hin ab - bis schließlich die Generation seiner ersten Fans an Positionen der Gesellschaft saß, wo man dem verwirrten Genius aus Georgia den nötigen Respekt erweisen konnte. Seine Aufnahme in die Rock "n" Roll Hall of Fame im Gründungsjahr 1986, die vielen Filme über ihn, die in Wort und Tat geäußerten Ehrbezeigungen von James Brown bis Paul McCartney haben Little Richard mit jedem Jahr seines langen Lebens gelassener, friedvoller werden lassen (wenn auch nicht weniger selbstverliebt): Selbst Gottes Lob, Polysexualität und krachender Pop können nun für ihn nebeneinander und miteinander existieren. Amen. Oder in seinen Worten: 'Great Gosh a"Mighty'.