Es passiert jeden Tag. Doch erst seit dem Tod der Studentin nimmt Indien die Taten ernst.
München - Auch der 28. Oktober hätte Indien in Aufruhr versetzen können. Oder der 13. November, oder nahezu jeder andere Tag. Doch nichts dergleichen. Über den Vorfall am 28. Oktober berichtete immerhin die Times of India: Ein zehnjähriges Mädchen wird in einem Armenviertel Delhis von einem Nachbarn vergewaltigt, mit einem Stück Holz bewusstlos geschlagen und anschließend mit einem Stein zu Tode geprügelt. Dann wirft der Bauarbeiter das Kind in eine Mülltonne. Der Bruder des Mädchens folgt der Blutspur und findet seine ermordete Schwester, der Täter ist geständig. Über den Vorfall am 13. November berichtete der Nachrichtensender NDTV: Eine 17-Jährige wird im Bundesstaat Punjab von zwei Männern vergewaltigt. Die Polizei nimmt keine Ermittlungen auf, sondern macht einen Vorschlag: Das Opfer solle einen der beiden Männer heiraten oder mit ihnen über eine finanzielle Wiedergutmachung verhandeln. Wenig später bringt sich das Mädchen um.
In Indien werden die zahlreichen Missbrauchsopfer erst jetzt wahrgenommen.
Es vergeht kaum ein Tag in Indien, an dem die Medien nicht von Vergewaltigungen, Morden und anderen Grausamkeiten gegen Frauen berichten. Meist geschieht dies in kurzen Meldungen, vor allem wenn die Opfer keiner oder einer unteren Kaste angehören. Die zahlenmäßig größte Demokratie der Welt ist nach wie vor eine durch und durch hierarchische Gesellschaft. Erst die Tat vom 16. Dezember, als sechs Männer eine 23-jährige Studentin vergewaltigten und so brutal misshandelten, dass sie später ihren Verletzungen erlag, hat das Land in Aufruhr versetzt. Die junge Frau war ein 'Kind der Mittelschicht'. Die Eltern hatten Land verkauft, um ihr das Studium zu ermöglichen. Vor der Tat hatte sie mit ihrem Freund einen englischsprachigen Film im Kino gesehen - die Mittelschicht schaut diese Streifen inzwischen mindestens genauso so gern wie Produktionen aus Bollywood. Das Martyrium der jungen Frau habe endlich die Gleichgültigkeit der Mittelschicht beim Thema Gewalt gegen Frauen beendet, kommentiert das Nachrichtenmagazin Outlook den Fall.
Am Montag berichteten indische Sender live, als fünf der sechs Beschuldigten erstmals vor einem Gericht im Süden Delhis erschienen. Es kam zu tumultartigen Szenen im Saal, nachdem zwei Anwälte angeboten hatten, ihre Verteidigung zu übernehmen. Die Berufsvertretung hatte zuvor bekannt gegeben, kein Jurist werde sich bereit erklären, ihnen Beistand zu geben. Die Männer erhielten die Anklageschrift überreicht und müssen bis zur nächsten Anhörung am Donnerstag Anwälte auftreiben. Sonst erhalten sie Pflichtverteidiger.
Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben eindeutige Belege für die Schuld der Verdächtigen: DNS-Tests hätten ergeben, dass das Blut auf der Kleidung der Männer von der Studentin stamme. Fünf der Angeklagten droht die Todesstrafe. Die wird in Indien zwar selten verhängt, erscheint in diesem Verfahren angesichts der öffentlichen Aufmerksamkeit aber als wahrscheinlich. Der sechste Verdächtige hatte ausgesagt, 17 Jahre alt zu sein. Sollte der Verdächtige nicht volljährig sein, müsste er vor ein Jugendgericht gestellt werden. Das maximale Strafmaß dort wären drei Jahre Haft.
Medien berichteten am Montag von weiteren Taten: In der Nähe von Delhi wurde die Leiche einer ermordeten Frau gefunden, die vor ihrem Tod vergewaltigt worden sein soll. Ein Mann und ein Jugendlicher sollen eine 15-Jährige in Delhi vergewaltigt haben. Im Bundesstaat Chhattisgarh sollen ein Lehrer und ein Wachmann vier Schülerinnen vergewaltigt haben. In West-Bengalen wurde ein Mann verhaftet, der vier Mädchen vergewaltigt haben soll. Alltag in Indien.
München - Auch der 28. Oktober hätte Indien in Aufruhr versetzen können. Oder der 13. November, oder nahezu jeder andere Tag. Doch nichts dergleichen. Über den Vorfall am 28. Oktober berichtete immerhin die Times of India: Ein zehnjähriges Mädchen wird in einem Armenviertel Delhis von einem Nachbarn vergewaltigt, mit einem Stück Holz bewusstlos geschlagen und anschließend mit einem Stein zu Tode geprügelt. Dann wirft der Bauarbeiter das Kind in eine Mülltonne. Der Bruder des Mädchens folgt der Blutspur und findet seine ermordete Schwester, der Täter ist geständig. Über den Vorfall am 13. November berichtete der Nachrichtensender NDTV: Eine 17-Jährige wird im Bundesstaat Punjab von zwei Männern vergewaltigt. Die Polizei nimmt keine Ermittlungen auf, sondern macht einen Vorschlag: Das Opfer solle einen der beiden Männer heiraten oder mit ihnen über eine finanzielle Wiedergutmachung verhandeln. Wenig später bringt sich das Mädchen um.
In Indien werden die zahlreichen Missbrauchsopfer erst jetzt wahrgenommen.
Es vergeht kaum ein Tag in Indien, an dem die Medien nicht von Vergewaltigungen, Morden und anderen Grausamkeiten gegen Frauen berichten. Meist geschieht dies in kurzen Meldungen, vor allem wenn die Opfer keiner oder einer unteren Kaste angehören. Die zahlenmäßig größte Demokratie der Welt ist nach wie vor eine durch und durch hierarchische Gesellschaft. Erst die Tat vom 16. Dezember, als sechs Männer eine 23-jährige Studentin vergewaltigten und so brutal misshandelten, dass sie später ihren Verletzungen erlag, hat das Land in Aufruhr versetzt. Die junge Frau war ein 'Kind der Mittelschicht'. Die Eltern hatten Land verkauft, um ihr das Studium zu ermöglichen. Vor der Tat hatte sie mit ihrem Freund einen englischsprachigen Film im Kino gesehen - die Mittelschicht schaut diese Streifen inzwischen mindestens genauso so gern wie Produktionen aus Bollywood. Das Martyrium der jungen Frau habe endlich die Gleichgültigkeit der Mittelschicht beim Thema Gewalt gegen Frauen beendet, kommentiert das Nachrichtenmagazin Outlook den Fall.
Am Montag berichteten indische Sender live, als fünf der sechs Beschuldigten erstmals vor einem Gericht im Süden Delhis erschienen. Es kam zu tumultartigen Szenen im Saal, nachdem zwei Anwälte angeboten hatten, ihre Verteidigung zu übernehmen. Die Berufsvertretung hatte zuvor bekannt gegeben, kein Jurist werde sich bereit erklären, ihnen Beistand zu geben. Die Männer erhielten die Anklageschrift überreicht und müssen bis zur nächsten Anhörung am Donnerstag Anwälte auftreiben. Sonst erhalten sie Pflichtverteidiger.
Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben eindeutige Belege für die Schuld der Verdächtigen: DNS-Tests hätten ergeben, dass das Blut auf der Kleidung der Männer von der Studentin stamme. Fünf der Angeklagten droht die Todesstrafe. Die wird in Indien zwar selten verhängt, erscheint in diesem Verfahren angesichts der öffentlichen Aufmerksamkeit aber als wahrscheinlich. Der sechste Verdächtige hatte ausgesagt, 17 Jahre alt zu sein. Sollte der Verdächtige nicht volljährig sein, müsste er vor ein Jugendgericht gestellt werden. Das maximale Strafmaß dort wären drei Jahre Haft.
Medien berichteten am Montag von weiteren Taten: In der Nähe von Delhi wurde die Leiche einer ermordeten Frau gefunden, die vor ihrem Tod vergewaltigt worden sein soll. Ein Mann und ein Jugendlicher sollen eine 15-Jährige in Delhi vergewaltigt haben. Im Bundesstaat Chhattisgarh sollen ein Lehrer und ein Wachmann vier Schülerinnen vergewaltigt haben. In West-Bengalen wurde ein Mann verhaftet, der vier Mädchen vergewaltigt haben soll. Alltag in Indien.