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Bewegung im Doktorstreit

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Studenten sollen nicht mehr nur an Universitäten promovieren dürfen, sondern auch an Fachhoschulen.

München - Die Fachhochschulen sind im Aufwind, ihre Studentenzahlen sind binnen zehn Jahren um 80 Prozent gestiegen, an den Universitäten nur um ein Drittel. An den praxisnahen Standorten wird aber zunehmend auch geforscht, viele der gut 200 FHs sehen sich längst nicht mehr als reine Unterrichtsstätten. Das ruft die Universitäten auf den Plan: Sie befürchten Konkurrenz im Rennen um Forschungsförderung. Und sie treibt die Sorge um ihr Privileg an: die Promotionen. Forschungsstarke FHs fordern regelmäßig - mal lautstark, mal dezenter - das Recht ein, selbst Doktoranden auszubilden. Die Lage sei ein 'nicht länger hinnehmbarer Wettbewerbsnachteil'. Durch Pläne aus Schleswig-Holstein kommt nun Bewegung in den Streit. 'Wie über Fachhochschulen oft gedacht wird, halte ich für antiquiert. Wir müssen die Vielfältigkeit von Leistung anerkennen', sagte Wissenschaftsministerin Waltraud Wende der Süddeutschen Zeitung. Die Parteilose feilt nun an einer Reform.



Studenten sollen ihre Doktorarbeit auch an Fachhochschulen schreiben dürfen.

Drei Schritte sind für die Hochschulen im Norden geplant: Forschungsstarke FH-Professoren sollen zugleich an Unis berufen werden können, so hätten sie automatisch das Promotionsrecht auch an ihrer Ursprungsstätte. Zweitens sollen herausragenden FH-Bereiche ein eigenes Promotionsrecht bekommen können. Drittens will Wende ein Landesprogramm für Kooperationen auflegen. Solche gibt es bereits, seit gut zwei Jahren entstehen bundesweit Promotionskollegs, in denen FHs und Unis zusammen Doktoranden ausbilden - den Titel verleiht am Ende aber die Universität. Sieben solche Kollegs werden derzeit vom Bund gefördert, zudem gibt es Programme einzelner Länder und der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Bei einer Tagung in Berlin debattierten am Dienstag Experten darüber. Eine Forderung: Die Kooperationen müssten verstärkt werden - denn sie könnten am Ende zum Wegbereiter für ein eigenes Recht ausgewählter FHs werden.

Auch die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat beschlossen, dass Kooperationen 'perspektivisch zu einem Standardinstrument ausgebaut werden' sollen. Unis und FHs belauern sich jedoch in dem Dachverband der Hochschulen. HRK-Präsident Horst Hippler, der aus der klassischen universitären Forschung kommt, schlägt den Wunsch nach einem FH-Promotionsrecht kategorisch ab. Anlässlich der Berliner Tagung sagte er auf SZ-Anfrage: 'Das Promotionsrecht ist originäre Aufgabe der Universitäten, und da gehört es in unserem Hochschulsystem auch hin.' Schließlich sei etwa ein reduziertes Lehrdeputat der Professoren und eine entsprechende Personal- und Finanzausstattung dazu nötig.

Kürzlich hatte Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) angesichts der Kollegs gesagt, mittelfristig solle es 'möglich sein, den Doktortitel tatsächlich auch an einer Fachhochschule zu erwerben'. Nach einigem Rummel um die Aussage versicherte ihr Haus, dies sei 'nicht als Revolution, sondern als Evolution' gedacht. Der Bund könne nur Anregungen geben, das Promotionsrecht sei ja Sache der Länder.

So weit wie Waltraud Wende wollen andere Länder nicht gehen, viele setzen zunächst auf die Kollegs als Mittelweg. Sie sei sich bewusst, so Wende, dass die Unis 'nicht jubeln werden', Monopole gebe keiner gerne auf. Sie kennt die Befindlichkeiten bestens: Vor dem Ministeramt war sie Chefin der Uni Flensburg.

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