Einzelhandel, Bauwirtschaft und Transportgewerbe leiden unter Schnee und Eis - die Tourismusbetriebe profitieren
Berlin - Der lange Winter kostet die deutsche Wirtschaft viel Geld. 'Nach unseren Berechnungen gehen ihr etwa zwei Milliarden Euro verloren', sagt Alexander Schumann, Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Besonders die Bauwirtschaft sowie das Transport- und Verkehrsgewerbe litten unter den heftigen Kälteperioden in diesem Winter: 'Wenn Flughäfen gesperrt sind und Straßen durch Schnee und Eis in Mitleidenschaft gezogen werden, wird es kritisch - dann verzögert sich möglicherweise die Lieferkette.' Zwar könnten produzierende Unternehmen Lieferengpässe von bis zu zwei Wochen ausgleichen, aber es würden eben eventuell weniger Autos fertiggestellt als erwartet.
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Der lange Winter kostet die deutsche Wirtschaft viel Geld.
Laut Schumann kann nicht alles in den kommenden Monaten wieder aufgeholt werden. Damit wächst die Gefahr, dass sich der erwartete Aufschwung verzögert und das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal stagniert. Ökonomen, die von der Nachrichtenagentur Reuters befragt wurden, hatten zu Jahresbeginn noch ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent erwartet.
Für die Bauindustrie bedeuten Schnee und Frost erschwerte Bedingungen im Tagesgeschäft: 'Der Tiefbau liegt doch ziemlich brach', sagte ein Sprecher des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB) der Nachrichtenagentur. Klagte schon im Januar mehr als jedes zweite Bauunternehmen in Deutschland über witterungsbedingte Behinderungen, so seien es im Februar und im März 77Prozent der Betriebe gewesen. Im Straßenbau zuletzt sogar 88Prozent. 'Es ist nicht realistisch, dass das alles wieder aufgeholt werden kann', so der HDB-Sprecher. 'Dazu dauert der Winter einfach zu lange.'
Nicht viel anders die Lage im Einzelhandel. In den Schaufenstern der Republik warten seit Wochen Puppen mit Sonnenhüten auf dem Kopf und Segelschuhen an den Füßen vergeblich auf Kundschaft. 'Der Textil-Einzelhandel leidet', sagt DIHK-Chefvolkswirt Alexander Schumann. 'Die Geschäfte haben keine Wintersachen mehr, was gut ist, aber die Frühjahrskollektion verkauft sich auch nicht.' Wie der Sprecher der Spitzenorganisation des deutschen Einzelhandels HDE, Kai Falk, berichtet, lade die wochenlange Kälte in weiten Teilen Deutschlands einfach nicht zum Einkaufsbummel ein. Auf Straßen voller Schnee und Eis trauten sich in den vergangenen Wochen weniger Kunden in die Stadtzentren. Das merkten auch die Autohändler: 'Die Leute rufen zwar an, aber sie kommen wegen des Schnees nicht hierher', sagt beispielsweise Mustafa Kosak, der einen Autohandel in Berlin betreibt. 'Im Januar und Februar ist der Absatz drastisch gesunken.' Immerhin soll es bis Ostern geringfügig wärmer werden.
Dann ist für den Düngemittel- und Salzhersteller K+S das erfolgreiche Wintergeschäft möglicherweise vorbei. Der Verkauf von Auftausalz hat dem Unternehmen gute Zahlen beschert: 'Der März war ein guter Absatz-Monat', sagte ein Konzernsprecher. Im Unternehmen geht man davon aus, dass das boomende Salzgeschäft 2013 die Rückgänge im schwächelnden Düngemittelgeschäft mehr als wettmachen wird.
An Dünger, Gartengeräten und Balkonmöbeln haben die Deutschen momentan noch wenig Interesse, zum Leidwesen der Baumärkte: 'Die Outdoor-Saison verschiebt sich', sagte HDE-Sprecher Falk. Es reiche vielleicht für einen Spaziergang im Park, an die eigenen Gärten aber trauten sich die Deutschen noch nicht ran. In weiten Teilen Norddeutschlands sind die Böden gefroren und die Nächte klirrend kalt. Diese Kälteverdrossenheit kann Claudia Zapolska, Sprecherin des Zentralverbands Gartenbau bestätigen: 'Wenn es kälter ist, läuft der Verkauf der Frühblühern wie Narzissen, Tulpen und Violen schleppender', sagt Zapolska. Zu Ostern, das in diesem Jahr zudem außergewöhnlich früh liegt, würden aber viele ihre Häuser und Wohnungen bunt schmücken, so ihre Erfahrung. 'Wir sind zuversichtlich, dass sich der Verkauf noch ausgleicht.'
Teuer werden die kalten Nächte für den Gemüseanbau: 'Das Gemüse unter Glas bekommt am Tag zwar genug Sonne und Wärme - in der Nacht muss aber kräftig geheizt werden.' Damit ihnen die Tomaten, Gurken und Paprika nicht erfrieren, nehmen einige Betriebe nun hohe Heizkosten in Kauf.
Was machen nun eigentlich die Deutschen, wenn sie nicht rausgehen, nicht shoppen und keinen Zeh auf ihren gefrorenen Rasen setzen wollen? 'Sie flüchten in wärmere Gefilde', sagt Anja Braun, Sprecherin für Tui Deutschland. Sowohl in den langfristigen als auch in den spontanen Buchungen für die Osterferien habe das Unternehmen enorme Zuwächse bemerkt. 'Vor allem die Fernreisen haben im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel zugenommen', sagt Braun. Dass die Deutschen auch über Ostern nach Thailand, auf die Malediven, in die USA und die Vereinigten Arabischen Emirate reisten, sei ein neues Phänomen, sagt Braun. Ab November wird Tui daher Charterflüge von Hamburg in die Dominikanische Republik, nach Mexiko und Barbados anbieten - mit einer Kapazität von insgesamt 35000 Flugsitzen.
Berlin - Der lange Winter kostet die deutsche Wirtschaft viel Geld. 'Nach unseren Berechnungen gehen ihr etwa zwei Milliarden Euro verloren', sagt Alexander Schumann, Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Besonders die Bauwirtschaft sowie das Transport- und Verkehrsgewerbe litten unter den heftigen Kälteperioden in diesem Winter: 'Wenn Flughäfen gesperrt sind und Straßen durch Schnee und Eis in Mitleidenschaft gezogen werden, wird es kritisch - dann verzögert sich möglicherweise die Lieferkette.' Zwar könnten produzierende Unternehmen Lieferengpässe von bis zu zwei Wochen ausgleichen, aber es würden eben eventuell weniger Autos fertiggestellt als erwartet.
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Der lange Winter kostet die deutsche Wirtschaft viel Geld.
Laut Schumann kann nicht alles in den kommenden Monaten wieder aufgeholt werden. Damit wächst die Gefahr, dass sich der erwartete Aufschwung verzögert und das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal stagniert. Ökonomen, die von der Nachrichtenagentur Reuters befragt wurden, hatten zu Jahresbeginn noch ein Mini-Wachstum von 0,2 Prozent erwartet.
Für die Bauindustrie bedeuten Schnee und Frost erschwerte Bedingungen im Tagesgeschäft: 'Der Tiefbau liegt doch ziemlich brach', sagte ein Sprecher des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie (HDB) der Nachrichtenagentur. Klagte schon im Januar mehr als jedes zweite Bauunternehmen in Deutschland über witterungsbedingte Behinderungen, so seien es im Februar und im März 77Prozent der Betriebe gewesen. Im Straßenbau zuletzt sogar 88Prozent. 'Es ist nicht realistisch, dass das alles wieder aufgeholt werden kann', so der HDB-Sprecher. 'Dazu dauert der Winter einfach zu lange.'
Nicht viel anders die Lage im Einzelhandel. In den Schaufenstern der Republik warten seit Wochen Puppen mit Sonnenhüten auf dem Kopf und Segelschuhen an den Füßen vergeblich auf Kundschaft. 'Der Textil-Einzelhandel leidet', sagt DIHK-Chefvolkswirt Alexander Schumann. 'Die Geschäfte haben keine Wintersachen mehr, was gut ist, aber die Frühjahrskollektion verkauft sich auch nicht.' Wie der Sprecher der Spitzenorganisation des deutschen Einzelhandels HDE, Kai Falk, berichtet, lade die wochenlange Kälte in weiten Teilen Deutschlands einfach nicht zum Einkaufsbummel ein. Auf Straßen voller Schnee und Eis trauten sich in den vergangenen Wochen weniger Kunden in die Stadtzentren. Das merkten auch die Autohändler: 'Die Leute rufen zwar an, aber sie kommen wegen des Schnees nicht hierher', sagt beispielsweise Mustafa Kosak, der einen Autohandel in Berlin betreibt. 'Im Januar und Februar ist der Absatz drastisch gesunken.' Immerhin soll es bis Ostern geringfügig wärmer werden.
Dann ist für den Düngemittel- und Salzhersteller K+S das erfolgreiche Wintergeschäft möglicherweise vorbei. Der Verkauf von Auftausalz hat dem Unternehmen gute Zahlen beschert: 'Der März war ein guter Absatz-Monat', sagte ein Konzernsprecher. Im Unternehmen geht man davon aus, dass das boomende Salzgeschäft 2013 die Rückgänge im schwächelnden Düngemittelgeschäft mehr als wettmachen wird.
An Dünger, Gartengeräten und Balkonmöbeln haben die Deutschen momentan noch wenig Interesse, zum Leidwesen der Baumärkte: 'Die Outdoor-Saison verschiebt sich', sagte HDE-Sprecher Falk. Es reiche vielleicht für einen Spaziergang im Park, an die eigenen Gärten aber trauten sich die Deutschen noch nicht ran. In weiten Teilen Norddeutschlands sind die Böden gefroren und die Nächte klirrend kalt. Diese Kälteverdrossenheit kann Claudia Zapolska, Sprecherin des Zentralverbands Gartenbau bestätigen: 'Wenn es kälter ist, läuft der Verkauf der Frühblühern wie Narzissen, Tulpen und Violen schleppender', sagt Zapolska. Zu Ostern, das in diesem Jahr zudem außergewöhnlich früh liegt, würden aber viele ihre Häuser und Wohnungen bunt schmücken, so ihre Erfahrung. 'Wir sind zuversichtlich, dass sich der Verkauf noch ausgleicht.'
Teuer werden die kalten Nächte für den Gemüseanbau: 'Das Gemüse unter Glas bekommt am Tag zwar genug Sonne und Wärme - in der Nacht muss aber kräftig geheizt werden.' Damit ihnen die Tomaten, Gurken und Paprika nicht erfrieren, nehmen einige Betriebe nun hohe Heizkosten in Kauf.
Was machen nun eigentlich die Deutschen, wenn sie nicht rausgehen, nicht shoppen und keinen Zeh auf ihren gefrorenen Rasen setzen wollen? 'Sie flüchten in wärmere Gefilde', sagt Anja Braun, Sprecherin für Tui Deutschland. Sowohl in den langfristigen als auch in den spontanen Buchungen für die Osterferien habe das Unternehmen enorme Zuwächse bemerkt. 'Vor allem die Fernreisen haben im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel zugenommen', sagt Braun. Dass die Deutschen auch über Ostern nach Thailand, auf die Malediven, in die USA und die Vereinigten Arabischen Emirate reisten, sei ein neues Phänomen, sagt Braun. Ab November wird Tui daher Charterflüge von Hamburg in die Dominikanische Republik, nach Mexiko und Barbados anbieten - mit einer Kapazität von insgesamt 35000 Flugsitzen.