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Nur gucken, nicht kaufen

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In Australien verlangt ein Laden fünf Dollar Eintrittsgeld. Ein Vorbild für deutsche Einzelhändler?

Düsseldorf/München - Solche Kunden sind vielen Händlern ein Graus. Sie schlendern rein, schauen sich um, stellen knifflige Fragen. Aber kaufen? Nein, das erledigen sie nicht im Laden. Das machen sie im Internet. Ein Lebensmittelladen in Australien setzt sich nun gegen die Schmarotzer zur Wehr. Dort hängt ein Schild im Fenster. 'Dieses Geschäft verlangt eine Gebühr von fünf Dollar pro Person - nur fürs Gucken.' Zurück gibt es das Eintrittsgeld, wenn man etwas kauft.



Zahlen nur für's Anschauen?

Seit es das Internet gibt und erst recht, seit es in fast jeder Hosentasche steckt, wollen die Menschen zu jeder Zeit und an jedem Ort kaufen, was sie eben gerade brauchen. Erst kürzlich kam die Beratungsgesellschaft Accenture in einer Befragung von Konsumenten in acht Ländern zu dem Ergebnis, dass vier von fünf Verbrauchern nur dann zum Portemonnaie greifen, wenn das, was sie haben wollen, sofort zu haben ist. Jeder Dritte nutzt außerhalb der Öffnungszeiten seines Händlers den Online-Shop. Der 55-Jährige unterscheidet sich dabei nicht vom 25-Jährigen.

Was also tun? Geld fürs Gucken verlangen? 'Wir sind doch nicht im Museum', empört sich Andre Kunz, Geschäftsführer beim Verband der deutschen Möbelhändler. Die großen Häuser böten doch gerade deshalb mehrere Tausend Quadratmeter Ausstellungsfläche, um Kunden in die Läden zu locken, um ihnen Anregungen zu bieten. Dass viele Verbraucher sich in den großzügig gestalteten Wohnlandschaften Tipps holen - und dann online bestellen, kann sich Kunz nicht vorstellen. Berufsbedingter Optimismus. Denn Anbieter, die Einrichtungsgegenstände nur online verkaufen, wie etwa Home 24, Kiveda oder Fashion for Home, verzeichnen rasant steigende Umsätze.

Natürlich ärgert man sich auch bei Media Markt und Saturn, wenn sich die Kunden in den Läden schlaumachen und dann anderswo im Internet bestellen. Aber das würden immer weniger, glaubt man in der Firmenzentrale zu wissen. Die Metro-Tochter hatte in den vergangenen Monaten massiv die Preise gesenkt, weil sie im Vergleich zu vielen Internethändlern nicht mehr wettbewerbsfähig war. Auch hat sie ihr eigenes Angebot im Netz deutlich aufgestockt. Trotzdem: Noch gibt es die größere Auswahl in den Märkten. Kunden, die in den Internetshops von Media Markt und Saturn bestellen, bietet das Unternehmen an, die Ware selbst in den Läden abzuholen. Jeder zweite Besteller macht davon Gebrauch, was viele bei Media-Saturn überrascht hat. Die Gründe? Weil es schneller geht, und weil man im Laden noch ein wenig stöbern möchte, sagen viele Kunden. Die Verkäufer freut"s. Denn sind die Kunden erst einmal im Geschäft, nehmen sie meistens auch noch etwas anderes mit.

Händler, die ihre Preise nicht senken können, versuchen es eben auf anderen Wegen. Sie machen es dem Kunden besonders bequem oder besonders schön: Buchhändler fernab der großen Einkaufsstraßen nehmen eine Bestellung auch schon mal per E-Mail entgegen, laden zur abendlichen Lesung mit Rotwein und Kerzenlicht, damit die Kunden ihnen die Treue halten und nicht bei Amazon ordern. Manchmal lohnt sich solch eine Investition. Manchmal aber auch nicht.

Ein Laden ist eben mehr als nur eine Verkaufsfläche. Er ist auch: ein Erlebnis. Apple zeigt das mit seinen schicken Läden und teurer Lage. Und erst der Modehändler Abercrombie & Fitch: Selbst wenn dies nicht jedermanns Geschmack ist - Moschus (ziemlich viel), Musik (ziemlich laut) und Muskelmasse (ziemlich unverpackt) haben schon einiges an Anziehungskraft. Andere Läden wiederum machen sich ausgerechnet die neuen Möglichkeiten des Netzes zu eigen: Bei Adidas können die Kunden direkt neben der Umkleidekabine Fotos machen und ihre Freunde am neuen Outfit via Facebook oder Twitter in der weiten Welt teilhaben lassen.

Der Einkaufszentrumbetreiber ECE testet seit Kurzem in Essen und Hamburg, ob sich der Kunde vom Kauf überzeugen lässt, wenn er, in dem Moment, in dem er den Shoppingtempel betritt, automatisch die Sonderangebote der nächsten Läden auf sein Smartphone geschickt bekommt.

Den Onlinehändler Redcoon, Schwester von Media-Markt-Saturn, inspiriert die Idee, fürs Gucken Geld zu verlangen, aber doch irgendwie: 'Wenn man von all den Menschen, die samstags in den Märkten vor den Fernsehern stehen und Fußball gucken, Geld nähme, käme einiges zusammen.'

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