Warum ein Schweizer Stadtparlament möchte, dass auf Verkehrsinseln künftig Radieschen und Kartoffeln angebaut wird
Ein Kreisverkehr hat in erster Linie nur einen Zweck: Er soll den Verkehr kreuzungsfrei und zügig regeln - nüchtern, praktisch, zweckmäßig, und ganz ohne ästhetische Schnörkel. Nicht so in der Schweiz. Hier ist jeder Verkehrskreisel ein kleines Kunstwerk mit Brunnen, Standbildern und vor allem üppigen Blumenrabatten. Demnächst könnte sich die Augenweide sogar zum Magenschmaus mausern, wenn auf Verkehrsinseln nicht mehr Rosen, sondern Radieschen und statt Klematis Kartoffeln angebaut werden.
Vielleicht muss man in Zürich bald kein Gemüse mehr kaufen und sich stattdessen einfach am nächsten Kreisverkehr bedienen.
So hat es jedenfalls das Zürcher Stadtparlament beschlossen, das 'Grün Stadt Zürich', dem Gartenbauamt der Gemeinde, den Auftrag erteilt hat, die praktische Umsetzung des Konzepts zu prüfen. An Straßenbahnendhaltestellen etwa oder auf Verkehrsinseln sollen Nutzpflanzen wachsen, die von den Anwohnern auch geerntet werden dürfen. Die Bankenmetropole müsse 'essbar' werden, meinte die Initiantin des Vorstoßes, die sozialdemokratische Gemeinderätin Simone Brander. Sie peilt auch schon den nächsten Schritt an: Obstbäume statt Linden oder Kastanien in Zürichs Parkanlagen. Skeptischer sehen Profis diese Spielart des 'Urban Farming', also des Ackerbaus im Stadtgebiet. Mal ganz abgesehen davon, wie bekömmlich ein Gericht aus grünem Zürcher Geschnipseltem wäre, das in den Abgaswolken neben einer Hauptverkehrsader herangereift ist, sieht Lukas Handschin, der Sprecher von 'Grün Stadt Zürich' ein viel grundsätzlicheres Problem: 'So etwas funktioniert nicht, wenn es von oben aufoktroyiert wird, sondern nur dann, wenn die Initiative aus der Bevölkerung selbst kommt', sagt er. 'Graswurzelmäßig' eben, wie er hinzufügt. So werde im Sommer ein Quartiergarten eröffnet, dem zweijährige intensive Gespräche mit den Anrainern vorangegangen seien.
Hinzu komme, dass die wenigsten Zürcher Stadtbewohner wirklich einen grünen Daumen und eine Ahnung vom Gärtnern haben, meint er. Wenn sie sich überhaupt körperlich anstrengen wollten, denn: 'Ernten wollen sie alle, aber arbeiten...?'
Und selbst die Ernte von Lauch, Fenchel oder Grünkohl würde ein neues Problem schaffen: 'Der Neid, dass jemand anderer früher zugreift, würde dazu führen, dass zu früh abgeerntet wird', befürchtet Handschin. Dieses Phänomen hätte man schon mit Beerensträuchern bei Kindergärten studieren können, wo die Früchte meist abgerupft werden, bevor sie reif sind.
Grundsätzlich hat er allerdings keine Einwände dagegen, dass Stadtbewohner sich vermehrt Grünflächen in den Beton- und Asphaltwüsten erobern und bepflanzen. So betrachtet sei auch der jüngste Radieschen-Vorstoß keine, wenn man so will, Gurken-Idee. 'Er bewirkt ein Umdenken in der Bevölkerung und öffnet die Sinne für alles Mögliche.' Den Salat und das Gemüse kann man ja weiterhin auf dem Markt kaufen.
Ein Kreisverkehr hat in erster Linie nur einen Zweck: Er soll den Verkehr kreuzungsfrei und zügig regeln - nüchtern, praktisch, zweckmäßig, und ganz ohne ästhetische Schnörkel. Nicht so in der Schweiz. Hier ist jeder Verkehrskreisel ein kleines Kunstwerk mit Brunnen, Standbildern und vor allem üppigen Blumenrabatten. Demnächst könnte sich die Augenweide sogar zum Magenschmaus mausern, wenn auf Verkehrsinseln nicht mehr Rosen, sondern Radieschen und statt Klematis Kartoffeln angebaut werden.
Vielleicht muss man in Zürich bald kein Gemüse mehr kaufen und sich stattdessen einfach am nächsten Kreisverkehr bedienen.
So hat es jedenfalls das Zürcher Stadtparlament beschlossen, das 'Grün Stadt Zürich', dem Gartenbauamt der Gemeinde, den Auftrag erteilt hat, die praktische Umsetzung des Konzepts zu prüfen. An Straßenbahnendhaltestellen etwa oder auf Verkehrsinseln sollen Nutzpflanzen wachsen, die von den Anwohnern auch geerntet werden dürfen. Die Bankenmetropole müsse 'essbar' werden, meinte die Initiantin des Vorstoßes, die sozialdemokratische Gemeinderätin Simone Brander. Sie peilt auch schon den nächsten Schritt an: Obstbäume statt Linden oder Kastanien in Zürichs Parkanlagen. Skeptischer sehen Profis diese Spielart des 'Urban Farming', also des Ackerbaus im Stadtgebiet. Mal ganz abgesehen davon, wie bekömmlich ein Gericht aus grünem Zürcher Geschnipseltem wäre, das in den Abgaswolken neben einer Hauptverkehrsader herangereift ist, sieht Lukas Handschin, der Sprecher von 'Grün Stadt Zürich' ein viel grundsätzlicheres Problem: 'So etwas funktioniert nicht, wenn es von oben aufoktroyiert wird, sondern nur dann, wenn die Initiative aus der Bevölkerung selbst kommt', sagt er. 'Graswurzelmäßig' eben, wie er hinzufügt. So werde im Sommer ein Quartiergarten eröffnet, dem zweijährige intensive Gespräche mit den Anrainern vorangegangen seien.
Hinzu komme, dass die wenigsten Zürcher Stadtbewohner wirklich einen grünen Daumen und eine Ahnung vom Gärtnern haben, meint er. Wenn sie sich überhaupt körperlich anstrengen wollten, denn: 'Ernten wollen sie alle, aber arbeiten...?'
Und selbst die Ernte von Lauch, Fenchel oder Grünkohl würde ein neues Problem schaffen: 'Der Neid, dass jemand anderer früher zugreift, würde dazu führen, dass zu früh abgeerntet wird', befürchtet Handschin. Dieses Phänomen hätte man schon mit Beerensträuchern bei Kindergärten studieren können, wo die Früchte meist abgerupft werden, bevor sie reif sind.
Grundsätzlich hat er allerdings keine Einwände dagegen, dass Stadtbewohner sich vermehrt Grünflächen in den Beton- und Asphaltwüsten erobern und bepflanzen. So betrachtet sei auch der jüngste Radieschen-Vorstoß keine, wenn man so will, Gurken-Idee. 'Er bewirkt ein Umdenken in der Bevölkerung und öffnet die Sinne für alles Mögliche.' Den Salat und das Gemüse kann man ja weiterhin auf dem Markt kaufen.