Nach der Debatte um eine mögliche Frauenquote wirkt Urusula von der Leyen bedrückt. Das Ergebnis entspricht nicht ihren Erwartungen.
Die Debatte um die Quote ist fast zu Ende, da steht Kristina Schröder auf. Betont aufrecht verlässt die Familienministerin ihren Platz in den Reihen der Regierung. Sie möchte zu Ihren Leuten, sie will zu den Abgeordneten der Christdemokraten. Auf halbem Wege kommt ihr Fraktionschef Volker Kauder entgegen. Und was tun die beiden? Sie lächeln zufrieden. Kauder klopft Schröder sanft auf die Schulter. Gut gemacht, soll das heißen. Dazu gibt es lobende Worte und zweimal selbstzufriedenes Nicken. Für jeden, der hinsieht, ist die Botschaft eindeutig: Da sind zwei glücklich über den Ablauf des Tages. Als Schröder ihren Weg fortsetzt, drückt Kauder den Rücken noch weiter durch als sonst schon. Und Schröder ist zehn Zentimeter größer als gestern.
Ursula von der Leyen verfolgte die Debatte gespannt
Gerade mal einen Meter entfernt von dieser kurzen Begegnung sitzt Ursula von der Leyen. Die Ministerin rührt keinen Finger. Sie bemerkt nicht, was da gerade in ihrer Nachbarschaft passiert ist. Oder sie ignoriert es. Seit mehr als einer Stunde verfolgt sie die Debatte. Und man kann ihrem kontrollierten, phasenweise starren Gesichtsausdruck entnehmen, dass für sie das heute kein Spaß ist. Dabei war sie doch die große Kämpferin der vergangenen Tage. Sie war es, die eine gesetzliche Quote (oder jedenfalls die Erwartung darauf) durchgesetzt hatte. Und jetzt? Jetzt lächelt Frau Schröder und Frau von der Leyen wirkt einsam. Stimmt da was nicht? Müsste das nicht umgekehrt sein? Leben da zwei in verkehrten Welten?
Nicht so wirklich. Nur manchmal regieren neben den Gesetzen der Öffentlichkeit (viel Kampf gleich viel Ehre) im Bundestag auch die Regeln von Treue und Loyalitäten (schwere Zeiten durchlebt man besser gemeinsam). Selten konnte man das allerdings so direkt erleben wie diesmal. Außerdem, und das ist nun wirklich ein Novum, zeigt Schröder an diesem Donnerstagmittag ein bisschen Herzblut und Angriff, während die Kämpferin von der Leyen ziemlich leiden muss, weil sie entschieden hat, gar nicht erst aufzutreten. Vielleicht hatte sie befürchtet, bei einer Rede heftige Wortwechsel mit der Opposition oder gähnende stille bei den eigenen Leuten zu provozieren. Manchmal führt das zu sehr unangenehmen Bildern. Aber in dieser Debatte, in der es um nichts anderes geht als um ihr Ziel einer gesetzlich festgelegten Quote, auf jedes eigene Wort zu verzichten, wirkt mit Fortdauer der Reden nicht klug und nicht einsichtig, sondern wie eine selbst auferlegte Lähmung. Das lässt auch die stärkste Kämpferin schwach aussehen.
Aber der Reihe nach. Denn am Anfang der fast zwei Stunden Rede und Gegenrede steht das, was natürlich zu erwarten war: ein satter Angriff der Oppositionsparteien. Als erste ins Gefecht wirft sich Kathrin Göring-Eckard, die Spitzenkandidatin der Grünen. Sanft im Ton will sie bleiben, das merkt man. Aber die Worte, die sie wählt, sind durchaus giftig. Von einer 'großen Enttäuschung' und von 'großen Umfallern' spricht die Spitzenfrau der Grünen. Dabei richtet Göring-Eckard ihre Attacke nicht auf die komplette Regierung. Sie wendet sich bewusst und besonders piesackend gegen jene Frauen aus den Unionsreihen, die sich nun doch nicht für den Antrag der SPD-geführten Hamburger Regierung aus dem Bundesrat entscheiden, sondern den in größter Not von der CDU-Spitze ausgehandelten Kompromiss aussprechen. 'Sie sind nicht verlässlich, sie sind nicht vertrauenswürdig', schimpft KGE, wie sie intern genannt wird. 'Ich nenne das Umfallen - Umfallen zu Lasten der Frauen.' Und an von der Leyen gewandt, setzt sie noch eines drauf. Diese sei gleich mehrfach umgefallen in den letzten Tagen. Soll heißen. 'Politik ist keine Ich-AG, Politik ist Vertrauenssache. Dass Sie das verraten haben - das werfe ich Ihnen vor.'
Nun sind derlei Angriffe nicht außergewöhnlich und meistens auch nicht schmerzhaft. Weh tut so etwas erst, wenn die eigenen Leute auf jede Verteidigung verzichten. Das ist es, was den Schmerz erst groß macht. Das ist es, was von der Leyen diesmal ertragen muss.
Die Debatte um die Quote ist fast zu Ende, da steht Kristina Schröder auf. Betont aufrecht verlässt die Familienministerin ihren Platz in den Reihen der Regierung. Sie möchte zu Ihren Leuten, sie will zu den Abgeordneten der Christdemokraten. Auf halbem Wege kommt ihr Fraktionschef Volker Kauder entgegen. Und was tun die beiden? Sie lächeln zufrieden. Kauder klopft Schröder sanft auf die Schulter. Gut gemacht, soll das heißen. Dazu gibt es lobende Worte und zweimal selbstzufriedenes Nicken. Für jeden, der hinsieht, ist die Botschaft eindeutig: Da sind zwei glücklich über den Ablauf des Tages. Als Schröder ihren Weg fortsetzt, drückt Kauder den Rücken noch weiter durch als sonst schon. Und Schröder ist zehn Zentimeter größer als gestern.
Ursula von der Leyen verfolgte die Debatte gespannt
Gerade mal einen Meter entfernt von dieser kurzen Begegnung sitzt Ursula von der Leyen. Die Ministerin rührt keinen Finger. Sie bemerkt nicht, was da gerade in ihrer Nachbarschaft passiert ist. Oder sie ignoriert es. Seit mehr als einer Stunde verfolgt sie die Debatte. Und man kann ihrem kontrollierten, phasenweise starren Gesichtsausdruck entnehmen, dass für sie das heute kein Spaß ist. Dabei war sie doch die große Kämpferin der vergangenen Tage. Sie war es, die eine gesetzliche Quote (oder jedenfalls die Erwartung darauf) durchgesetzt hatte. Und jetzt? Jetzt lächelt Frau Schröder und Frau von der Leyen wirkt einsam. Stimmt da was nicht? Müsste das nicht umgekehrt sein? Leben da zwei in verkehrten Welten?
Nicht so wirklich. Nur manchmal regieren neben den Gesetzen der Öffentlichkeit (viel Kampf gleich viel Ehre) im Bundestag auch die Regeln von Treue und Loyalitäten (schwere Zeiten durchlebt man besser gemeinsam). Selten konnte man das allerdings so direkt erleben wie diesmal. Außerdem, und das ist nun wirklich ein Novum, zeigt Schröder an diesem Donnerstagmittag ein bisschen Herzblut und Angriff, während die Kämpferin von der Leyen ziemlich leiden muss, weil sie entschieden hat, gar nicht erst aufzutreten. Vielleicht hatte sie befürchtet, bei einer Rede heftige Wortwechsel mit der Opposition oder gähnende stille bei den eigenen Leuten zu provozieren. Manchmal führt das zu sehr unangenehmen Bildern. Aber in dieser Debatte, in der es um nichts anderes geht als um ihr Ziel einer gesetzlich festgelegten Quote, auf jedes eigene Wort zu verzichten, wirkt mit Fortdauer der Reden nicht klug und nicht einsichtig, sondern wie eine selbst auferlegte Lähmung. Das lässt auch die stärkste Kämpferin schwach aussehen.
Aber der Reihe nach. Denn am Anfang der fast zwei Stunden Rede und Gegenrede steht das, was natürlich zu erwarten war: ein satter Angriff der Oppositionsparteien. Als erste ins Gefecht wirft sich Kathrin Göring-Eckard, die Spitzenkandidatin der Grünen. Sanft im Ton will sie bleiben, das merkt man. Aber die Worte, die sie wählt, sind durchaus giftig. Von einer 'großen Enttäuschung' und von 'großen Umfallern' spricht die Spitzenfrau der Grünen. Dabei richtet Göring-Eckard ihre Attacke nicht auf die komplette Regierung. Sie wendet sich bewusst und besonders piesackend gegen jene Frauen aus den Unionsreihen, die sich nun doch nicht für den Antrag der SPD-geführten Hamburger Regierung aus dem Bundesrat entscheiden, sondern den in größter Not von der CDU-Spitze ausgehandelten Kompromiss aussprechen. 'Sie sind nicht verlässlich, sie sind nicht vertrauenswürdig', schimpft KGE, wie sie intern genannt wird. 'Ich nenne das Umfallen - Umfallen zu Lasten der Frauen.' Und an von der Leyen gewandt, setzt sie noch eines drauf. Diese sei gleich mehrfach umgefallen in den letzten Tagen. Soll heißen. 'Politik ist keine Ich-AG, Politik ist Vertrauenssache. Dass Sie das verraten haben - das werfe ich Ihnen vor.'
Nun sind derlei Angriffe nicht außergewöhnlich und meistens auch nicht schmerzhaft. Weh tut so etwas erst, wenn die eigenen Leute auf jede Verteidigung verzichten. Das ist es, was den Schmerz erst groß macht. Das ist es, was von der Leyen diesmal ertragen muss.