Noch vor der Bundestagswahl will die FDP das Fracking-Gesetz durchpeitschen - dabei sind bis jetzt nur wenig Informationen über die genaue Ausgestaltung des Gesetzesentwurfs bekannt.
Die Diskussion über die umstrittene Schiefergasförderung in Deutschland hat noch gar nicht richtig begonnen, da will die schwarz-gelbe Regierungsfraktion schon Fakten schaffen. Vor allem die FDP will das sogenannte Fracking-Gesetz unbedingt noch vor der Bundestagswahl im Herbst durchdrücken. Angeblich, um endlich Rechtssicherheit zu schaffen. Doch für wen? Für Energiekonzerne wie ExxonMobil oder Wintershall? Für betroffene Anwohner? Für die Regierungen der Länder, in deren Zuständigkeit die Genehmigung von Gasprojekten fällt? Offene Fragen gibt es viele. Das gilt auch für die Risiken der Schiefergasförderung für Mensch, Umwelt und deren wirtschaftlichen Nutzen.
Warum also die Hektik?
Bislang haben Umweltminister Altmaier (CDU) und Philipp Rösler (FDP) mit ihrem Entwurf für ein Fracking-Gesetz viel heiße Luft, aber wenig Informationen geliefert. Besser, sie würden erst einmal in Ruhe die Fakten analysieren. Maßgebliche Gutachten des Umweltbundesamtes und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) kommen zu völlig unterschiedlichen Einschätzungen von Risiken und Umfang der Vorkommen. Schon allein das wäre Grund genug, misstrauisch zu sein und weitere Untersuchungen einzufordern. Ein Blick auf die Fakten bestätigt die Zweifel.
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Mit Fracking-Methoden kann das Schiefergas aus dem Boden gefördert werden - diese Form der Energiegewinnung wünschen sich auch manche deutsche Politiker, trotz der klaren Risiken für Umwelt und Mensch.
Der Schiefergasboom in den USA lässt vor allem die deutsche Industrie neidisch gen Westen blicken. Nun hofft man auch hierzulande auf den Fund neuer fossiler Energiequellen, die ergiebig und billig sind. Das ist ein gefährlicher Trugschluss. 1,3 Billionen Kubikmeter Schiefergas vermuten die BGR-Wissenschaftler im deutschen Untergrund. Eine Menge, die gerade einmal ausreichen würde, um den inländischen Verbrauch elf Jahre lang zu decken - und nur dann, wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Was völlig utopisch ist, weil ein Teil der Vorkommen in dicht besiedelten Gebieten liegt. Wenn überhaupt, kann nur ein Bruchteil ausgebeutet werden. Auseinandersetzungen mit der Bevölkerung sind unausweichlich. Bürgerproteste, teure und langwierige Prozesse werden folgen. Anwohner befürchten, dass Trinkwasser durch Chemikalien vergiftet und ihre Häuser durch Erdstöße beschädigt werden.
Entscheidend ist jedoch, dass die Angaben über die Größe der Reserven auf Schätzungen beruhen. Bestätigt sind diese Angaben nicht. Dazu wären Hunderte von Probebohrungen notwendig. Jede einzelne Bohrung kostet etwa zwei Millionen Euro, auch weil Umweltschutz- und Sicherheitsauflagen hierzulande viel höher sind als in den USA. Fest steht also, deutsches Schiefergas wird mit Sicherheit nicht billig werden - und seine Reichweite ist nicht so groß wie angenommen.
Wozu also unter großen Mühen die letzten deutschen Reserven aus der Erde pressen, wenn Gas aus Russland und anderen Förderregionen viel günstiger ist und auch in erheblich größeren Mengen nach Deutschland gelangt? Dass Moskau Westeuropa den Gashahn zudreht, ist ziemlich unwahrscheinlich. Neue Pipelineprojekte, die konventionelles Gas aus dem Nahen Osten und Nordafrika nach Europa leiten sollen, sichern die Versorgung zusätzlich. Der Nachschub wird so schnell nicht versiegen. Es besteht somit auch keine Notwendigkeit, deutsches Schiefergas auszubeuten.
Hinzu kommt eine schlechte Klimabilanz. Gas ist nicht gleich Gas. Ohne die Fracking-Methode kann Schiefergas nicht aus der Erde geholt werden. Gashaltiges Gestein wird mit Hilfe von hohem Druck und Chemikalien aufgebrochen. Dabei gelangen deutlich mehr schädliche Treibhausgase in die Atmosphäre als bei einer konventionellen Gasförderung. So entweichen etwa große Mengen an nicht nutzbarem Methangas, das wesentlich schädlicher ist als Kohlendioxid. Einige Studien kommen sogar zu dem Schluss, dass Schiefergas das Klima noch stärker belastet als Steinkohle. Alle Bemühungen, den Ausstoß schädlicher Treibhausgase zu reduzieren, wären durch einen Abbau von Schiefergas zunichte gemacht. Es ist also nur vernünftig, diese Vorkommen im Boden zu lassen.
Die Fraktionen von CDU und FDP konnten sich auch am Dienstag nicht auf einen Entwurf für ein Fracking-Gesetz einigen. Es ist deshalb unwahrscheinlich, dass ein entsprechendes Gesetz noch vor der Sommerpause verabschiedet wird. Und das ist auch besser so. Eine Schiefergasförderung in Deutschland hat weder aus ökonomischer noch aus ökologischer Sicht Sinn. Die Bundesregierung muss für Klarheit sorgen und die Ausbeutung von Schiefergas gleich ganz verbieten.
Die Diskussion über die umstrittene Schiefergasförderung in Deutschland hat noch gar nicht richtig begonnen, da will die schwarz-gelbe Regierungsfraktion schon Fakten schaffen. Vor allem die FDP will das sogenannte Fracking-Gesetz unbedingt noch vor der Bundestagswahl im Herbst durchdrücken. Angeblich, um endlich Rechtssicherheit zu schaffen. Doch für wen? Für Energiekonzerne wie ExxonMobil oder Wintershall? Für betroffene Anwohner? Für die Regierungen der Länder, in deren Zuständigkeit die Genehmigung von Gasprojekten fällt? Offene Fragen gibt es viele. Das gilt auch für die Risiken der Schiefergasförderung für Mensch, Umwelt und deren wirtschaftlichen Nutzen.
Warum also die Hektik?
Bislang haben Umweltminister Altmaier (CDU) und Philipp Rösler (FDP) mit ihrem Entwurf für ein Fracking-Gesetz viel heiße Luft, aber wenig Informationen geliefert. Besser, sie würden erst einmal in Ruhe die Fakten analysieren. Maßgebliche Gutachten des Umweltbundesamtes und der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) kommen zu völlig unterschiedlichen Einschätzungen von Risiken und Umfang der Vorkommen. Schon allein das wäre Grund genug, misstrauisch zu sein und weitere Untersuchungen einzufordern. Ein Blick auf die Fakten bestätigt die Zweifel.
![](http://jetzt.sueddeutsche.de/upl/images/user/je/jetzt-redaktion/text/regular/966990.jpg)
Mit Fracking-Methoden kann das Schiefergas aus dem Boden gefördert werden - diese Form der Energiegewinnung wünschen sich auch manche deutsche Politiker, trotz der klaren Risiken für Umwelt und Mensch.
Der Schiefergasboom in den USA lässt vor allem die deutsche Industrie neidisch gen Westen blicken. Nun hofft man auch hierzulande auf den Fund neuer fossiler Energiequellen, die ergiebig und billig sind. Das ist ein gefährlicher Trugschluss. 1,3 Billionen Kubikmeter Schiefergas vermuten die BGR-Wissenschaftler im deutschen Untergrund. Eine Menge, die gerade einmal ausreichen würde, um den inländischen Verbrauch elf Jahre lang zu decken - und nur dann, wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Was völlig utopisch ist, weil ein Teil der Vorkommen in dicht besiedelten Gebieten liegt. Wenn überhaupt, kann nur ein Bruchteil ausgebeutet werden. Auseinandersetzungen mit der Bevölkerung sind unausweichlich. Bürgerproteste, teure und langwierige Prozesse werden folgen. Anwohner befürchten, dass Trinkwasser durch Chemikalien vergiftet und ihre Häuser durch Erdstöße beschädigt werden.
Entscheidend ist jedoch, dass die Angaben über die Größe der Reserven auf Schätzungen beruhen. Bestätigt sind diese Angaben nicht. Dazu wären Hunderte von Probebohrungen notwendig. Jede einzelne Bohrung kostet etwa zwei Millionen Euro, auch weil Umweltschutz- und Sicherheitsauflagen hierzulande viel höher sind als in den USA. Fest steht also, deutsches Schiefergas wird mit Sicherheit nicht billig werden - und seine Reichweite ist nicht so groß wie angenommen.
Wozu also unter großen Mühen die letzten deutschen Reserven aus der Erde pressen, wenn Gas aus Russland und anderen Förderregionen viel günstiger ist und auch in erheblich größeren Mengen nach Deutschland gelangt? Dass Moskau Westeuropa den Gashahn zudreht, ist ziemlich unwahrscheinlich. Neue Pipelineprojekte, die konventionelles Gas aus dem Nahen Osten und Nordafrika nach Europa leiten sollen, sichern die Versorgung zusätzlich. Der Nachschub wird so schnell nicht versiegen. Es besteht somit auch keine Notwendigkeit, deutsches Schiefergas auszubeuten.
Hinzu kommt eine schlechte Klimabilanz. Gas ist nicht gleich Gas. Ohne die Fracking-Methode kann Schiefergas nicht aus der Erde geholt werden. Gashaltiges Gestein wird mit Hilfe von hohem Druck und Chemikalien aufgebrochen. Dabei gelangen deutlich mehr schädliche Treibhausgase in die Atmosphäre als bei einer konventionellen Gasförderung. So entweichen etwa große Mengen an nicht nutzbarem Methangas, das wesentlich schädlicher ist als Kohlendioxid. Einige Studien kommen sogar zu dem Schluss, dass Schiefergas das Klima noch stärker belastet als Steinkohle. Alle Bemühungen, den Ausstoß schädlicher Treibhausgase zu reduzieren, wären durch einen Abbau von Schiefergas zunichte gemacht. Es ist also nur vernünftig, diese Vorkommen im Boden zu lassen.
Die Fraktionen von CDU und FDP konnten sich auch am Dienstag nicht auf einen Entwurf für ein Fracking-Gesetz einigen. Es ist deshalb unwahrscheinlich, dass ein entsprechendes Gesetz noch vor der Sommerpause verabschiedet wird. Und das ist auch besser so. Eine Schiefergasförderung in Deutschland hat weder aus ökonomischer noch aus ökologischer Sicht Sinn. Die Bundesregierung muss für Klarheit sorgen und die Ausbeutung von Schiefergas gleich ganz verbieten.