Die deutsche Jugend macht sich kaum Sorgen um die Zukunft, wie eine Studie des Versorgungswerks Metall-Rente zeigt. Für das Alter sorgen die wenigsten schon vor. Müssen sie auch nicht, meint ein Verbraucherschützer.
Es ist schon verzwickt mit der Altersvorsorge: Die gesetzliche Rente reicht nicht mehr, private Sparer sind verunsichert, die Angst vor Altersarmut wächst. Und was macht die Jugend? Sie schaut so optimistisch in die Zukunft wie lange nicht mehr. Das ist das eine Ergebnis der Studie 'Jugend, Vorsorge, Finanzen', die das Versorgungswerk Metall-Rente zum zweiten Mal in Auftrag gegeben hat. Sie untersucht, ob und wie 17- bis 27-Jährige sich selbst für ihr Alter absichern. Zwei Drittel der 2500 Befragten tun dies demnach gar nicht - das ist das andere Ergebnis der Umfrage.
Die Metall-Rente GmbH ist eine 2001 von den Tarifvertragsparteien IG Metall und Gesamtmetall errichtete Gesellschaft zur Förderung der betrieblichen Altersversorgung. Die Organisation sieht sich mit 24000 Kundenunternehmen und 460000 Versicherten als größtes branchenübergreifendes Versorgungswerk Deutschlands. Neben der Metall- und Elektroindustrie haben sich die Stahlindustrie und die Branchen Holz, Kunststoff und Textil angeschlossen.
Wie die Studie ergab, hat der Teil derjenigen, der für die Rente spart, seit der letzten Umfrage vor drei Jahren abgenommen. Mit verheerenden Folgen, meint Klaus Hurrelmann, Sozialwissenschaftler und Herausgeber der Studie: 'Die meisten Jungen werden im Alter arm sein', warnte er schon damals. Diese Aussage stimme immer noch. Zwar sparen heute etwas mehr Jugendliche als noch vor drei Jahren regelmäßig (55 statt damals 53 Prozent), doch weniger von ihnen legen ihr Geld fürs Alter zurück (63 statt zuvor 66 Prozent der Sparer). Stattdessen stecken sie ihr Erspartes häufiger in Urlaubsreisen, Ausbildung oder Studium.
Ist ihre Sorglosigkeit berechtigt oder gefährlich?
Auf die Ausbildung vertraut die junge Generation stark, Angst vor Arbeitslosigkeit hat sie kaum. Die Mehrheit, nämlich 84 Prozent, glaubt zudem eher, dass sie einen guten Lebensstandard haben werde und sich viel leisten könne.
Trotzdem ignorieren die Jungen nicht die Probleme. Laut Studie weiß die große Mehrheit (84 Prozent), dass man sich bei der Altersvorsorge nicht allein auf den Staat verlassen sollte. 'Das Bewusstsein ist da, aber die Bereitschaft, es in Handeln umzusetzen, stockt. Weil sie sehen: Das muss ich in Eigeninitiative machen, das ist meine Verantwortung. Das schaffen nur noch die sehr gut Gebildeten, die gut verdienen', sagt Hurrelmann.
Der Anteil derjenigen, deren Vertrauen in Banken und Versicherungen durch die Krise erschüttert wurde, ist von 59 auf 66 Prozent gestiegen. Mehr als die Hälfte sind unsicher, wem sie in Fragen der Altersvorsorge vertrauen können. 'Die jungen Leute rufen nach mehr staatlicher Verantwortung. Sie fühlen sich vom Staat im Stich gelassen', sagt Hurrelmann. Mit betrieblicher Altersvorsorge scheinen sie sich sicher zu fühlen, ihre Beliebtheit unter jungen Leuten ist deutlich gestiegen. Die Jugend weiß laut Umfrage aber auch wenig über private Altersvorsorge. Weniger als ein Drittel traut sich zu, einem Freund den Begriff 'Riester Rente' zu erklären, nur etwas mehr als ein Drittel glaubt den Begriff 'betriebliche Altersvorsorge' verstanden zu haben. Hurrelmann gibt den Schulen eine Mitschuld: 'Die Bildungseinrichtungen sind hier unheimlich schlecht aufgestellt', sagt der Sozialwissenschaftler.
Mit ökonomischer Bildung beschäftigt sich auch der Volkswirt Michael-Burkhard Piorkowsky, der an der Uni Bonn lehrt. Sie sollte seiner Meinung nach bereits in der Grundschule beginnen und darauf aufbauen, was im Haushalt ökonomisch passiert. 'Das Wirtschaftswissen der Kinder ist katastrophal schlecht, in allen Altersstufen', sagt Piorkowsky und führt das auch darauf zurück, dass der Unterricht meist zu sehr auf traditionelle Volkswirtschaftslehre konzentriert ist. So lernten die Schüler einiges über das Bruttosozialprodukt, aber wenig über die Wirtschaft um sie herum und sie lernten nicht, sich selbst als wirtschaftlich Handelnden zu begreifen. 'Einen eigenen Haushalt zu gründen ist eine ökonomische Mammutleistung', sagt er. Und bezogen auf die Altersvorsorge: 'Wenn ich mir über meine eigene Rolle nicht im Klaren bin, tue ich mir auch schwer mit einer langfristigen Perspektive.'
Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, warnt davor, zu früh und zu unüberlegt in eine Altersvorsorge zu investieren. 'Wir sehen, wie oft das schiefgeht. Zu uns kommen viele junge Menschen Mitte 30, weil sie in langfristigen, unflexiblen und teuren Verträgen stecken, und ihnen jetzt alles über den Kopf wächst.' Nauhauser rät deswegen dazu, nichts zu überstürzen. 'Altersvorsorge ist vernünftig, aber viele junge Leute haben heute andere Ziele, und das ist auch okay so', sagt er. 'Dass die Jugend etwas fürs Alter tun soll, ist eine typische Forderung der Anbieterlobby, die ihre Produkte unters Volk bringen will.'
Nauhauser empfiehlt, sich erreichbare Ziele zu setzen, die man aus Ersparnissen bezahlen kann. Das erste eigene Auto, der erste teure Asienurlaub oder die neue Wohnungseinrichtung sollte niemand auf Pump kaufen, nur damit er Geld für die Riester-Rente oder eine andere Altersvorsorge übrig hat, sagt er. Erst wer die wesentlichen Anschaffungen bezahlt hat und dann immer noch etwas zurücklegen könne, solle an langfristiges Sparen für die Rente denken.
Es ist schon verzwickt mit der Altersvorsorge: Die gesetzliche Rente reicht nicht mehr, private Sparer sind verunsichert, die Angst vor Altersarmut wächst. Und was macht die Jugend? Sie schaut so optimistisch in die Zukunft wie lange nicht mehr. Das ist das eine Ergebnis der Studie 'Jugend, Vorsorge, Finanzen', die das Versorgungswerk Metall-Rente zum zweiten Mal in Auftrag gegeben hat. Sie untersucht, ob und wie 17- bis 27-Jährige sich selbst für ihr Alter absichern. Zwei Drittel der 2500 Befragten tun dies demnach gar nicht - das ist das andere Ergebnis der Umfrage.
Die Metall-Rente GmbH ist eine 2001 von den Tarifvertragsparteien IG Metall und Gesamtmetall errichtete Gesellschaft zur Förderung der betrieblichen Altersversorgung. Die Organisation sieht sich mit 24000 Kundenunternehmen und 460000 Versicherten als größtes branchenübergreifendes Versorgungswerk Deutschlands. Neben der Metall- und Elektroindustrie haben sich die Stahlindustrie und die Branchen Holz, Kunststoff und Textil angeschlossen.
Wie die Studie ergab, hat der Teil derjenigen, der für die Rente spart, seit der letzten Umfrage vor drei Jahren abgenommen. Mit verheerenden Folgen, meint Klaus Hurrelmann, Sozialwissenschaftler und Herausgeber der Studie: 'Die meisten Jungen werden im Alter arm sein', warnte er schon damals. Diese Aussage stimme immer noch. Zwar sparen heute etwas mehr Jugendliche als noch vor drei Jahren regelmäßig (55 statt damals 53 Prozent), doch weniger von ihnen legen ihr Geld fürs Alter zurück (63 statt zuvor 66 Prozent der Sparer). Stattdessen stecken sie ihr Erspartes häufiger in Urlaubsreisen, Ausbildung oder Studium.
Ist ihre Sorglosigkeit berechtigt oder gefährlich?
Auf die Ausbildung vertraut die junge Generation stark, Angst vor Arbeitslosigkeit hat sie kaum. Die Mehrheit, nämlich 84 Prozent, glaubt zudem eher, dass sie einen guten Lebensstandard haben werde und sich viel leisten könne.
Trotzdem ignorieren die Jungen nicht die Probleme. Laut Studie weiß die große Mehrheit (84 Prozent), dass man sich bei der Altersvorsorge nicht allein auf den Staat verlassen sollte. 'Das Bewusstsein ist da, aber die Bereitschaft, es in Handeln umzusetzen, stockt. Weil sie sehen: Das muss ich in Eigeninitiative machen, das ist meine Verantwortung. Das schaffen nur noch die sehr gut Gebildeten, die gut verdienen', sagt Hurrelmann.
Der Anteil derjenigen, deren Vertrauen in Banken und Versicherungen durch die Krise erschüttert wurde, ist von 59 auf 66 Prozent gestiegen. Mehr als die Hälfte sind unsicher, wem sie in Fragen der Altersvorsorge vertrauen können. 'Die jungen Leute rufen nach mehr staatlicher Verantwortung. Sie fühlen sich vom Staat im Stich gelassen', sagt Hurrelmann. Mit betrieblicher Altersvorsorge scheinen sie sich sicher zu fühlen, ihre Beliebtheit unter jungen Leuten ist deutlich gestiegen. Die Jugend weiß laut Umfrage aber auch wenig über private Altersvorsorge. Weniger als ein Drittel traut sich zu, einem Freund den Begriff 'Riester Rente' zu erklären, nur etwas mehr als ein Drittel glaubt den Begriff 'betriebliche Altersvorsorge' verstanden zu haben. Hurrelmann gibt den Schulen eine Mitschuld: 'Die Bildungseinrichtungen sind hier unheimlich schlecht aufgestellt', sagt der Sozialwissenschaftler.
Mit ökonomischer Bildung beschäftigt sich auch der Volkswirt Michael-Burkhard Piorkowsky, der an der Uni Bonn lehrt. Sie sollte seiner Meinung nach bereits in der Grundschule beginnen und darauf aufbauen, was im Haushalt ökonomisch passiert. 'Das Wirtschaftswissen der Kinder ist katastrophal schlecht, in allen Altersstufen', sagt Piorkowsky und führt das auch darauf zurück, dass der Unterricht meist zu sehr auf traditionelle Volkswirtschaftslehre konzentriert ist. So lernten die Schüler einiges über das Bruttosozialprodukt, aber wenig über die Wirtschaft um sie herum und sie lernten nicht, sich selbst als wirtschaftlich Handelnden zu begreifen. 'Einen eigenen Haushalt zu gründen ist eine ökonomische Mammutleistung', sagt er. Und bezogen auf die Altersvorsorge: 'Wenn ich mir über meine eigene Rolle nicht im Klaren bin, tue ich mir auch schwer mit einer langfristigen Perspektive.'
Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, warnt davor, zu früh und zu unüberlegt in eine Altersvorsorge zu investieren. 'Wir sehen, wie oft das schiefgeht. Zu uns kommen viele junge Menschen Mitte 30, weil sie in langfristigen, unflexiblen und teuren Verträgen stecken, und ihnen jetzt alles über den Kopf wächst.' Nauhauser rät deswegen dazu, nichts zu überstürzen. 'Altersvorsorge ist vernünftig, aber viele junge Leute haben heute andere Ziele, und das ist auch okay so', sagt er. 'Dass die Jugend etwas fürs Alter tun soll, ist eine typische Forderung der Anbieterlobby, die ihre Produkte unters Volk bringen will.'
Nauhauser empfiehlt, sich erreichbare Ziele zu setzen, die man aus Ersparnissen bezahlen kann. Das erste eigene Auto, der erste teure Asienurlaub oder die neue Wohnungseinrichtung sollte niemand auf Pump kaufen, nur damit er Geld für die Riester-Rente oder eine andere Altersvorsorge übrig hat, sagt er. Erst wer die wesentlichen Anschaffungen bezahlt hat und dann immer noch etwas zurücklegen könne, solle an langfristiges Sparen für die Rente denken.