Der Fabrikeinsturz in Bangladesch zeigt die dunklen Schattenseiten der Textilindustrie: für Gewissenslosigkeit der Produzenten, Ausbeutung, Kinderarbeit. Und dass freiwillige Selbstverpflichtungen der Industrie nichts wert sind.
Mehr als 500 Menschen sterben im April beim Einsturz des Fabrikhauses in der Nähe der bangladeschischen Hauptstadt Dhaka. Mehr als 100 Arbeiter kommen beim Brand in der Tazreen-Kleiderfabrik im November 2012 ums Leben. Über 50 Menschen werden wenig später bei einem Feuer in einer Textilfabrik in der Hafenstadt Chittagong verletzt. Wie viele Menschen werden es morgen sein - werden in einer anderen Textilfabrik des Landes ihr Leben lassen?
Bangladesch steht für Tod. Für Ausbeutung und Profit. Für Arbeit ohne Würde und für Gewissenlosigkeit der Produzenten. Bangladesch steht für Korruption und Wegschauen. Für Kinder- und Sklavenarbeit. Für eine Ist-mir-egal-Haltung des Westens und für Vier-Euro-Shirts.
Der Fabrikeinsturz im April zeigt erneut, dass freiwillige Selbstverpflichtungen der Firmen nichts wert sind. Die internationalen Vereinbarungen über Mindeststandards für Arbeitnehmer sind feine Willenserklärungen, die vielleicht das Firmenimage aufmöbeln. Den Arbeitern nützen sie nichts, weil es keine Sanktionsmöglichkeiten gibt. Es spricht für sich, dass ausgerechnet die Textilindustrie mit solchen Abkommen in den 90er-Jahren den Anfang machte. Was sie gebracht haben, ist in Bangladesch zu sehen.
Mehr als 500 Menschen sind bei einem Fabrikeinsturz nahe Dhaka gestorben. Doch bei den Bedingungen in der bangladeschischen Textilindustrie könnten sich solche Unglücke schon bald wiederholen.
Verstöße gegen Menschenrechte gerade bei Zulieferbetrieben von Textilherstellern prägen den Arbeitsalltag der bangladeschischen Arbeiter. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat Kinder befragt, die in den Gerbereien Bangladeschs arbeiten. Sie mussten Tierhäute in Chemikalien einweichen, gegerbte Häute mit Rasierklingen zurechtschneiden und Gerbereimaschinen bedienen. Eine sorglose Kindheit sieht anders aus.
Das Sterben in den Fabriken Bangladeschs wird so lange weitergehen, bis das umgesetzt ist, was längst auf dem Papier geschrieben steht: die Achtung der Menschenrechte, das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, der Gesundheitsschutz, Chancengleichheit und das Recht, Gewerkschaften zu gründen. Es sind die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO. Es sind Mindeststandards und jene Arbeitnehmerrechte, die in vielen Industrieländern, in denen die Blut-Klamotten gekauft werden, selbstverständlich sind.
Bangladesch ist nach China der zweitgrößte Textilproduzent der Welt, und die EU ist der größte Handelspartner. Der bangladeschische Staat ist also auf die Textilkonzerne aus den Industrieländern angewiesen. Sie haben Macht! Ist es nicht längst an der Zeit, dass die westlichen Firmen endlich die Sozialstandards vorgeben anstatt nur die Abnehmerpreise? Sie könnten für anständige Arbeitsbedingungen sorgen und sie haben die Verantwortung dazu. Es ist zu einfach, sich darauf zurückzuziehen, dass der Vertriebspartner mit einem unsauberen Subunternehmen vor Ort kooperiert hat, von dem man nichts wusste. Verantwortliches Wirtschaften ist das nicht.
Viele Fakten sind in den westlichen Management-Etagen bekannt. Die Tatsache etwa, dass Gesetze durch Korruption umgangen werden. Das fängt bei den Bauvorschriften an. Bauanträge werden in Bangladesch oft nur nach den eingereichten Plänen entschieden. Eine Begehung vor Ort gibt es oft nicht. Willkür und Betrug sind vorprogrammiert. Auch ein Gesetz, wonach Fabriken unabhängige Arbeitsinspektoren zulassen müssen, wird oft durch Bestechung ausgehebelt.
Das im April eingestürzte Fabrikgebäude wurde illegal gebaut. Einen Brand- und Gebäudeschutz gab es nicht. Die Beschäftigten wurden sogar dann noch zum Weiterarbeiten angetrieben, als die Risse in den Wänden immer größer wurden. Das Unglück hätte vielleicht verhindert werden können, wenn westliche Firmen mit eigenen Mitarbeitern am Ort gewesen wären. Gute Lieferantenbeziehungen zeichnen sich dadurch aus, dass Werksbegehungen mit unabhängigen Experten jederzeit möglich sind. Dabei könnten Sicherheitsmängel aufgedeckt werden.
Eine EU-weite gesetzliche Offenlegungspflicht könnte ein erster Schritt sein. Unternehmen, die über Arbeits- und Umweltbedingungen in ihren Lieferketten berichten müssen, schauen genauer hin. Niedriglöhne in Zulieferbetrieben, unbezahlte Überstunden, gefährliche Arbeiten und Umweltschäden in den Produktionsländern könnten so zurückgedrängt werden.
Die Wut der bangladeschischen Arbeiter hat sich in dieser Woche in heftigen Protesten entladen. Zu Recht! Sie müssen auch selbst für bessere Arbeitsbedingungen eintreten. So wie das die Menschen in China vor drei Jahren getan haben. Sie haben sich gewehrt und damit einiges zum Besseren verändert.
Mehr als 500 Menschen sterben im April beim Einsturz des Fabrikhauses in der Nähe der bangladeschischen Hauptstadt Dhaka. Mehr als 100 Arbeiter kommen beim Brand in der Tazreen-Kleiderfabrik im November 2012 ums Leben. Über 50 Menschen werden wenig später bei einem Feuer in einer Textilfabrik in der Hafenstadt Chittagong verletzt. Wie viele Menschen werden es morgen sein - werden in einer anderen Textilfabrik des Landes ihr Leben lassen?
Bangladesch steht für Tod. Für Ausbeutung und Profit. Für Arbeit ohne Würde und für Gewissenlosigkeit der Produzenten. Bangladesch steht für Korruption und Wegschauen. Für Kinder- und Sklavenarbeit. Für eine Ist-mir-egal-Haltung des Westens und für Vier-Euro-Shirts.
Der Fabrikeinsturz im April zeigt erneut, dass freiwillige Selbstverpflichtungen der Firmen nichts wert sind. Die internationalen Vereinbarungen über Mindeststandards für Arbeitnehmer sind feine Willenserklärungen, die vielleicht das Firmenimage aufmöbeln. Den Arbeitern nützen sie nichts, weil es keine Sanktionsmöglichkeiten gibt. Es spricht für sich, dass ausgerechnet die Textilindustrie mit solchen Abkommen in den 90er-Jahren den Anfang machte. Was sie gebracht haben, ist in Bangladesch zu sehen.
Mehr als 500 Menschen sind bei einem Fabrikeinsturz nahe Dhaka gestorben. Doch bei den Bedingungen in der bangladeschischen Textilindustrie könnten sich solche Unglücke schon bald wiederholen.
Verstöße gegen Menschenrechte gerade bei Zulieferbetrieben von Textilherstellern prägen den Arbeitsalltag der bangladeschischen Arbeiter. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat Kinder befragt, die in den Gerbereien Bangladeschs arbeiten. Sie mussten Tierhäute in Chemikalien einweichen, gegerbte Häute mit Rasierklingen zurechtschneiden und Gerbereimaschinen bedienen. Eine sorglose Kindheit sieht anders aus.
Das Sterben in den Fabriken Bangladeschs wird so lange weitergehen, bis das umgesetzt ist, was längst auf dem Papier geschrieben steht: die Achtung der Menschenrechte, das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, der Gesundheitsschutz, Chancengleichheit und das Recht, Gewerkschaften zu gründen. Es sind die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO. Es sind Mindeststandards und jene Arbeitnehmerrechte, die in vielen Industrieländern, in denen die Blut-Klamotten gekauft werden, selbstverständlich sind.
Bangladesch ist nach China der zweitgrößte Textilproduzent der Welt, und die EU ist der größte Handelspartner. Der bangladeschische Staat ist also auf die Textilkonzerne aus den Industrieländern angewiesen. Sie haben Macht! Ist es nicht längst an der Zeit, dass die westlichen Firmen endlich die Sozialstandards vorgeben anstatt nur die Abnehmerpreise? Sie könnten für anständige Arbeitsbedingungen sorgen und sie haben die Verantwortung dazu. Es ist zu einfach, sich darauf zurückzuziehen, dass der Vertriebspartner mit einem unsauberen Subunternehmen vor Ort kooperiert hat, von dem man nichts wusste. Verantwortliches Wirtschaften ist das nicht.
Viele Fakten sind in den westlichen Management-Etagen bekannt. Die Tatsache etwa, dass Gesetze durch Korruption umgangen werden. Das fängt bei den Bauvorschriften an. Bauanträge werden in Bangladesch oft nur nach den eingereichten Plänen entschieden. Eine Begehung vor Ort gibt es oft nicht. Willkür und Betrug sind vorprogrammiert. Auch ein Gesetz, wonach Fabriken unabhängige Arbeitsinspektoren zulassen müssen, wird oft durch Bestechung ausgehebelt.
Das im April eingestürzte Fabrikgebäude wurde illegal gebaut. Einen Brand- und Gebäudeschutz gab es nicht. Die Beschäftigten wurden sogar dann noch zum Weiterarbeiten angetrieben, als die Risse in den Wänden immer größer wurden. Das Unglück hätte vielleicht verhindert werden können, wenn westliche Firmen mit eigenen Mitarbeitern am Ort gewesen wären. Gute Lieferantenbeziehungen zeichnen sich dadurch aus, dass Werksbegehungen mit unabhängigen Experten jederzeit möglich sind. Dabei könnten Sicherheitsmängel aufgedeckt werden.
Eine EU-weite gesetzliche Offenlegungspflicht könnte ein erster Schritt sein. Unternehmen, die über Arbeits- und Umweltbedingungen in ihren Lieferketten berichten müssen, schauen genauer hin. Niedriglöhne in Zulieferbetrieben, unbezahlte Überstunden, gefährliche Arbeiten und Umweltschäden in den Produktionsländern könnten so zurückgedrängt werden.
Die Wut der bangladeschischen Arbeiter hat sich in dieser Woche in heftigen Protesten entladen. Zu Recht! Sie müssen auch selbst für bessere Arbeitsbedingungen eintreten. So wie das die Menschen in China vor drei Jahren getan haben. Sie haben sich gewehrt und damit einiges zum Besseren verändert.