Sogar für amerikanische Verhältnisse geht Roman Coppola sehr großzügig mit Höflichkeitsfloskeln um, und so dauert es ein bisschen, bis man sich setzen kann, und er erzählt, wie das damals war, mit den Napalmbomben und Charlie Sheen, dem Hauptdarsteller seines neuen Films 'Charlies Welt'.
Berlin an einem Märzsonntag, der nicht die geringste Absicht hat, sich zwischen Winter und Frühling zu entscheiden. Draußen hetzen verzweifelte Touristen durch den Wind, drinnen sitzt hochentspannt Roman Coppola, Sohn von Francis Ford und Bruder von Sofia, im dunklen Anzug auf der Couch einer Hotelsuite in Mitte. Es ist fast schon unheimlich, wie ähnlich er seinem Vater mittlerweile sieht - in voller modischer Absicht. Zwar ist das Haar noch nicht ergraut und das Gesicht glatt rasiert anstatt dreitagebärtig, aber der Anzug ist wie stets elegant, darunter zeichnet sich das Coppola-Bäuchlein ab und im Gesicht sitzt, leicht schief, eine große getönte Brille, die man so auch oft beim Senior sieht.
Der Vater ist als Maniker so verschrien, wie er als Regie-Meister berühmt ist. Mit seinen Filmen hat er die Popkultur miterfunden, auch wenn er sich heute mehr als kalifornischer Winzer betätigt und den Zinfandel der Kamera vorzieht. Auf der Internetpräsenz der familieneigenen Produktionsgesellschaft American Zoetrope, der Roman mittlerweile vorsteht, werden Coppola-Wein und Coppola-Pasta gleichberechtigt neben DVDs vom "Paten" und "Apocalypse Now" vertrieben. Und während der Vater keltert, hat sich seine jüngere Schwester Sofia in der letzten Dekade zu einer der erfolgreichsten Filmemacherinnen gemausert. Da möchte man natürlich wissen, ob sich hinter der eleganten Gelassenheit, mit der Roman Coppola sich das Hemd unterm Jackett zurecht zupft, und in winzigsten Schlückchen am schwarzen Kaffee nippt, nicht eine ordentliche Portion Druck angesammelt hat, für seine eigene Karriere.
Sein Kumpel Wes Anderson, mit dem er dessen Filme "Darjeeling Limited" und "Moonrise Kingdom" geschrieben hat - für das Drehbuch zu letzterem sind sie 2012 für den Oscar nominiert worden - dreht gerade in Görlitz "The Grand Budapest Hotel", und Coppola ist auf Besuch. Das nutzt er, um in Berlin auch von seinem neuen Film zu erzählen, eine schräge Liebeskummerkomödie über einen durchgeknallten Grafikdesigner namens Charles Swan III mit heftigem Mädchen-Blues, eine Hommage an die Popkultur und das Los Angeles der Siebzigerjahre. Die Hauptrollen spielen Charlie Sheen, Bill Murray und Jason Schwartzman.
Mittlerweile hat Regisseur Roman Coppola seine eigene Handschrift gefunden - früher war das nicht immer so.
"Das härteste beim Filmemachen ist tatsächlich, eine anständige Besetzung zu bekommen. Die Schauspiel-Agenturen haben eine unglaubliche Macht in Hollywood, sie wollen für ihre Klienten das meiste Geld, die größte Publicity. Ich hatte das Glück, die meisten meiner Schauspieler schon gut zu kennen und konnte sie direkt fragen."
Soviel schon mal zu den Vorteilen einer Hollywood-Familie: Schwartzman ist sein Cousin, Murray hatte einen seiner besten Auftritte bei seiner Schwester, in "Lost in Translation", und Charlie Sheen und Roman Coppola sind sozusagen Kriegsveteranen: "Wir haben uns Ende der Siebzigerjahre kennengelernt, als unsere Väter "Apocalypse Now" drehten, da waren wir beide zwölf."
Der schwüle, drogenvernebelte Dschungel-Dreh, bei dem Francis Ford Coppola hinter und Martin Sheen vor der Kamera gemeinsam mit Marlon Brando und einer Armada von Helikoptern Vietnamkrieg spielten, gilt als einer der legendärsten der Filmgeschichte und soll dem Krieg, von dem er handelt, nicht unähnlich gewesen sein. Und wie erlebt man das als Zwölfjähriger? "Es ist erstaunlich, wie schnell man sich als Kind an diese verrückten Welten gewöhnt. Eine Aufnahme wie der große Napalmbomben-Angriff, das war einerseits Wahnsinn und andererseits eben Alltag."
Während Charlie Sheen aus solchen Kindheitserlebnissen eher den Wahnsinn mitgenommen zu haben scheint, hat sich Coppola mehr die nötige Ruhe inmitten des Sturms angeeignet. Für ihn waren die Sets des Vaters, die er später oft als 2nd Unit-Regisseur mitbetreute, vor allem: eine fantastische Spielwiese. Zum Beispiel "Dracula", von dem sich der Kameramann Michael Ballhaus noch heute mit Grauen erinnert, dass der manisch-depressive Francis Ford seine Pillen nicht schlucken wollte. Der Sohn erklärt diese exzessiven Schübe so: "Mein Vater ist Schüler seiner eigenen Arbeit, was heißt, dass der Geist eines Films immer auch auf die Dreharbeiten Einfluss hat. Er stürzt sich vollkommen auf die Sachen, die er tut, als Regisseur und als Mensch. Das habe ich definitiv von ihm gelernt."
2001 hat Roman Coppola dann ernst gemacht und seinen ersten eigenen Film inszeniert. "CQ" handelt von einem jungen amerikanischen Regisseur im Paris der späten Sechziger, der an einem "Barbarella"-ähnlichen Projekt verzweifelt. In keiner Epoche der Filmgeschichte haben Intellekt und kurze Röckchen so gut zusammengepasst, Coppolas Hommage an diese Ära speist sich aus vagen erotischen Kindheitserinnerungen an Zigarettenrauch und lange Frauenbeine: Er wurde 1965 in Paris geboren, bevor es ein paar Jahre später zurück nach San Francisco ging, die Coppolas sind ein Westküsten-Clan.
Die Unsicherheit des jungen Filmregisseurs im Film war natürlich auch die Unsicherheit des jungen Coppola hinter der Kamera. Und wer das bis zur Hälfte des Films noch nicht verstanden hatte, der bekam das Über-Ich humoristisch auf dem Silbertablett serviert, als die Hauptfigur sich in einer Szene mit dem Vater trifft und der sich plötzlich eine riesige Brille ins Gesicht setzt und sofort in Francis Ford Coppola verwandelt, den Patriarchen. Soviel zu den Nachteilen einer Hollywood-Familie.
Nach "CQ" folgten über zehn Jahre Spielfilmpause, bis jetzt, zu "Charlies Welt". War es also keine gute Idee, sich in die Ahnengalerie einreihen zu wollen? Coppola ignoriert stoisch das Club-Sandwich, das man ihm gerade gebracht hat, nippt nochmal am Kaffee und erklärt: "Ich wollte nie so eine lange Pause machen, aber es kam so viel dazwischen, vor allem die Drehbücher für Wes Anderson, ein paar Videos. Dann die Schwierigkeiten bei der Finanzierung - und plötzlich waren es zehn Jahre zwischen den beiden Filmen."
Das ist natürlich sympathisches Understatement, denn gerade in diesen "paar Videos" hat Roman Coppola seine eigene Handschrift gefunden, sie haben ihn zu einem gefragten Clip-Regisseur gemacht. Mit seinem Video zum neunminütigen Phoenix-Song "Funky Squaredance", einem Bewusstseinsstrom über die Musikvideokunst einerseits und einem Blick ins Coppola"sche Familienalbum andererseits, hat er es ins Museum of Modern Art geschafft. Und mit seinen Videos für die New Yorker Cool-Kids The Strokes hat er die wichtigste Indie-Band der Nullerjahre miterfunden, indem er sie bei dem gezeigt hat, was zwanzigjährige Gitarrenschrummler einfach am besten können: jung sein. Außerdem drehte er Werbefilme für die Zeitschrift New Yorker, Prada, Coca Cola, VW. Sein gesammeltes Clipschaffen kann man auf der Website thedirectorsbureau.com durchforsten, auf der er sich gemeinsam mit anderen befreundeten Regisseuren, auch mit seiner Schwester Sofia und Wes Anderson, präsentiert.
Sympathisches Understatement sind auch die "Schwierigkeiten bei der Finanzierung" von "Charlies Welt", die durch die Eskapaden seines Buddys Charlie Sheen, freundlich gesagt, nicht begünstigt wurde. Sheen war während der Finanzierungsphase gerade auf dem Höhepunkt seiner selbstfabrizierten Demontage angelangt: Nach seinem Rauswurf aus der Hit-Serie "Two and a Half Men" übte er sich in öffentlichen Präsentationen seiner Rausch- und Liebeskunst. In der Folge bekam Coppola weder besonders viele begeisterte Geldgeber zusammen, noch seinen Hauptdarsteller für die Zeit der Dreharbeiten versichert. Das kostete Zeit und Nerven, doch Coppola nimmt es mit Humor: "Das Geld für die Versicherung konnte ich dafür in den Film stecken."
Wenn ein Coppola etwas will, dann zieht er es auch durch, und es musste einfach Charlie sein, den man in diesem Film tatsächlich seit langem wieder als das sieht, was er eigentlich ist: ein ziemlich guter Schauspieler. Sogar mit der eigenen Garderobe hat Coppola ihn für den Film ausstaffiert: "Ich habe diesen Samtanzug, der so toll zum Charakter der Charlie Sheen-Figur passt und Charlie und ich haben zufälligerweise auch die gleiche Größe."
Der Film ist für Coppola nicht nur ein Herzens-, sondern vor allem ein Freundschaftsprojekt von Menschen mit denen er sich gut versteht und mit denen er diese schräge Geschichte erzählen wollte - in der Schlussszene schwenkt die Kamera herum und zeigt zum Abschluss die ganze Crew, das hat er extra schon so ins Drehbuch geschrieben. Wie beim Vater hat sich der Geist des Films auf die Dreharbeiten übertragen - nur scheint es ein sehr entspannter Geist gewesen zu sein, der sich und anderen nichts mehr beweisen muss.
Aber wie hat man sich das beim Familientreffen vorzustellen, wenn der ganze Clan zusammenkommt und der Junior mit Ende vierzig endlich seinen zweiten Spielfilm fertig hat? Da grinst Roman Coppola und klopft sich mit der flachen Hand auf den Bauch, nur kurz, um das Hemd nicht zu sehr in Mitleidenschaft zu ziehen: "Wenn wir zusammenkommen, dann reden wir eigentlich gar nicht so viel über Film - dann essen wir."
Berlin an einem Märzsonntag, der nicht die geringste Absicht hat, sich zwischen Winter und Frühling zu entscheiden. Draußen hetzen verzweifelte Touristen durch den Wind, drinnen sitzt hochentspannt Roman Coppola, Sohn von Francis Ford und Bruder von Sofia, im dunklen Anzug auf der Couch einer Hotelsuite in Mitte. Es ist fast schon unheimlich, wie ähnlich er seinem Vater mittlerweile sieht - in voller modischer Absicht. Zwar ist das Haar noch nicht ergraut und das Gesicht glatt rasiert anstatt dreitagebärtig, aber der Anzug ist wie stets elegant, darunter zeichnet sich das Coppola-Bäuchlein ab und im Gesicht sitzt, leicht schief, eine große getönte Brille, die man so auch oft beim Senior sieht.
Der Vater ist als Maniker so verschrien, wie er als Regie-Meister berühmt ist. Mit seinen Filmen hat er die Popkultur miterfunden, auch wenn er sich heute mehr als kalifornischer Winzer betätigt und den Zinfandel der Kamera vorzieht. Auf der Internetpräsenz der familieneigenen Produktionsgesellschaft American Zoetrope, der Roman mittlerweile vorsteht, werden Coppola-Wein und Coppola-Pasta gleichberechtigt neben DVDs vom "Paten" und "Apocalypse Now" vertrieben. Und während der Vater keltert, hat sich seine jüngere Schwester Sofia in der letzten Dekade zu einer der erfolgreichsten Filmemacherinnen gemausert. Da möchte man natürlich wissen, ob sich hinter der eleganten Gelassenheit, mit der Roman Coppola sich das Hemd unterm Jackett zurecht zupft, und in winzigsten Schlückchen am schwarzen Kaffee nippt, nicht eine ordentliche Portion Druck angesammelt hat, für seine eigene Karriere.
Sein Kumpel Wes Anderson, mit dem er dessen Filme "Darjeeling Limited" und "Moonrise Kingdom" geschrieben hat - für das Drehbuch zu letzterem sind sie 2012 für den Oscar nominiert worden - dreht gerade in Görlitz "The Grand Budapest Hotel", und Coppola ist auf Besuch. Das nutzt er, um in Berlin auch von seinem neuen Film zu erzählen, eine schräge Liebeskummerkomödie über einen durchgeknallten Grafikdesigner namens Charles Swan III mit heftigem Mädchen-Blues, eine Hommage an die Popkultur und das Los Angeles der Siebzigerjahre. Die Hauptrollen spielen Charlie Sheen, Bill Murray und Jason Schwartzman.
Mittlerweile hat Regisseur Roman Coppola seine eigene Handschrift gefunden - früher war das nicht immer so.
"Das härteste beim Filmemachen ist tatsächlich, eine anständige Besetzung zu bekommen. Die Schauspiel-Agenturen haben eine unglaubliche Macht in Hollywood, sie wollen für ihre Klienten das meiste Geld, die größte Publicity. Ich hatte das Glück, die meisten meiner Schauspieler schon gut zu kennen und konnte sie direkt fragen."
Soviel schon mal zu den Vorteilen einer Hollywood-Familie: Schwartzman ist sein Cousin, Murray hatte einen seiner besten Auftritte bei seiner Schwester, in "Lost in Translation", und Charlie Sheen und Roman Coppola sind sozusagen Kriegsveteranen: "Wir haben uns Ende der Siebzigerjahre kennengelernt, als unsere Väter "Apocalypse Now" drehten, da waren wir beide zwölf."
Der schwüle, drogenvernebelte Dschungel-Dreh, bei dem Francis Ford Coppola hinter und Martin Sheen vor der Kamera gemeinsam mit Marlon Brando und einer Armada von Helikoptern Vietnamkrieg spielten, gilt als einer der legendärsten der Filmgeschichte und soll dem Krieg, von dem er handelt, nicht unähnlich gewesen sein. Und wie erlebt man das als Zwölfjähriger? "Es ist erstaunlich, wie schnell man sich als Kind an diese verrückten Welten gewöhnt. Eine Aufnahme wie der große Napalmbomben-Angriff, das war einerseits Wahnsinn und andererseits eben Alltag."
Während Charlie Sheen aus solchen Kindheitserlebnissen eher den Wahnsinn mitgenommen zu haben scheint, hat sich Coppola mehr die nötige Ruhe inmitten des Sturms angeeignet. Für ihn waren die Sets des Vaters, die er später oft als 2nd Unit-Regisseur mitbetreute, vor allem: eine fantastische Spielwiese. Zum Beispiel "Dracula", von dem sich der Kameramann Michael Ballhaus noch heute mit Grauen erinnert, dass der manisch-depressive Francis Ford seine Pillen nicht schlucken wollte. Der Sohn erklärt diese exzessiven Schübe so: "Mein Vater ist Schüler seiner eigenen Arbeit, was heißt, dass der Geist eines Films immer auch auf die Dreharbeiten Einfluss hat. Er stürzt sich vollkommen auf die Sachen, die er tut, als Regisseur und als Mensch. Das habe ich definitiv von ihm gelernt."
2001 hat Roman Coppola dann ernst gemacht und seinen ersten eigenen Film inszeniert. "CQ" handelt von einem jungen amerikanischen Regisseur im Paris der späten Sechziger, der an einem "Barbarella"-ähnlichen Projekt verzweifelt. In keiner Epoche der Filmgeschichte haben Intellekt und kurze Röckchen so gut zusammengepasst, Coppolas Hommage an diese Ära speist sich aus vagen erotischen Kindheitserinnerungen an Zigarettenrauch und lange Frauenbeine: Er wurde 1965 in Paris geboren, bevor es ein paar Jahre später zurück nach San Francisco ging, die Coppolas sind ein Westküsten-Clan.
Die Unsicherheit des jungen Filmregisseurs im Film war natürlich auch die Unsicherheit des jungen Coppola hinter der Kamera. Und wer das bis zur Hälfte des Films noch nicht verstanden hatte, der bekam das Über-Ich humoristisch auf dem Silbertablett serviert, als die Hauptfigur sich in einer Szene mit dem Vater trifft und der sich plötzlich eine riesige Brille ins Gesicht setzt und sofort in Francis Ford Coppola verwandelt, den Patriarchen. Soviel zu den Nachteilen einer Hollywood-Familie.
Nach "CQ" folgten über zehn Jahre Spielfilmpause, bis jetzt, zu "Charlies Welt". War es also keine gute Idee, sich in die Ahnengalerie einreihen zu wollen? Coppola ignoriert stoisch das Club-Sandwich, das man ihm gerade gebracht hat, nippt nochmal am Kaffee und erklärt: "Ich wollte nie so eine lange Pause machen, aber es kam so viel dazwischen, vor allem die Drehbücher für Wes Anderson, ein paar Videos. Dann die Schwierigkeiten bei der Finanzierung - und plötzlich waren es zehn Jahre zwischen den beiden Filmen."
Das ist natürlich sympathisches Understatement, denn gerade in diesen "paar Videos" hat Roman Coppola seine eigene Handschrift gefunden, sie haben ihn zu einem gefragten Clip-Regisseur gemacht. Mit seinem Video zum neunminütigen Phoenix-Song "Funky Squaredance", einem Bewusstseinsstrom über die Musikvideokunst einerseits und einem Blick ins Coppola"sche Familienalbum andererseits, hat er es ins Museum of Modern Art geschafft. Und mit seinen Videos für die New Yorker Cool-Kids The Strokes hat er die wichtigste Indie-Band der Nullerjahre miterfunden, indem er sie bei dem gezeigt hat, was zwanzigjährige Gitarrenschrummler einfach am besten können: jung sein. Außerdem drehte er Werbefilme für die Zeitschrift New Yorker, Prada, Coca Cola, VW. Sein gesammeltes Clipschaffen kann man auf der Website thedirectorsbureau.com durchforsten, auf der er sich gemeinsam mit anderen befreundeten Regisseuren, auch mit seiner Schwester Sofia und Wes Anderson, präsentiert.
Sympathisches Understatement sind auch die "Schwierigkeiten bei der Finanzierung" von "Charlies Welt", die durch die Eskapaden seines Buddys Charlie Sheen, freundlich gesagt, nicht begünstigt wurde. Sheen war während der Finanzierungsphase gerade auf dem Höhepunkt seiner selbstfabrizierten Demontage angelangt: Nach seinem Rauswurf aus der Hit-Serie "Two and a Half Men" übte er sich in öffentlichen Präsentationen seiner Rausch- und Liebeskunst. In der Folge bekam Coppola weder besonders viele begeisterte Geldgeber zusammen, noch seinen Hauptdarsteller für die Zeit der Dreharbeiten versichert. Das kostete Zeit und Nerven, doch Coppola nimmt es mit Humor: "Das Geld für die Versicherung konnte ich dafür in den Film stecken."
Wenn ein Coppola etwas will, dann zieht er es auch durch, und es musste einfach Charlie sein, den man in diesem Film tatsächlich seit langem wieder als das sieht, was er eigentlich ist: ein ziemlich guter Schauspieler. Sogar mit der eigenen Garderobe hat Coppola ihn für den Film ausstaffiert: "Ich habe diesen Samtanzug, der so toll zum Charakter der Charlie Sheen-Figur passt und Charlie und ich haben zufälligerweise auch die gleiche Größe."
Der Film ist für Coppola nicht nur ein Herzens-, sondern vor allem ein Freundschaftsprojekt von Menschen mit denen er sich gut versteht und mit denen er diese schräge Geschichte erzählen wollte - in der Schlussszene schwenkt die Kamera herum und zeigt zum Abschluss die ganze Crew, das hat er extra schon so ins Drehbuch geschrieben. Wie beim Vater hat sich der Geist des Films auf die Dreharbeiten übertragen - nur scheint es ein sehr entspannter Geist gewesen zu sein, der sich und anderen nichts mehr beweisen muss.
Aber wie hat man sich das beim Familientreffen vorzustellen, wenn der ganze Clan zusammenkommt und der Junior mit Ende vierzig endlich seinen zweiten Spielfilm fertig hat? Da grinst Roman Coppola und klopft sich mit der flachen Hand auf den Bauch, nur kurz, um das Hemd nicht zu sehr in Mitleidenschaft zu ziehen: "Wenn wir zusammenkommen, dann reden wir eigentlich gar nicht so viel über Film - dann essen wir."