Verändert die Krise das Verhältnis Spaniern und Deutschen?
'Die faulen Spanier - die arroganten Deutschen'. Unter diesem Motto hatte das Madrider Goethe-Institut zu einer zweitägigen Tagung eingeladen, auf der Politiker , Politologen und Bürger über die Veränderung der gegenseitigen Wahrnehmung in der Krise debattierten. Der vorläufige Befund lautet, die Krise habe zwar manche idealisierte Übertreibung zurechtgestutzt, aber grundsätzlich wenig geändert. Deutsche und Spanier denken mit großer Mehrheit positiv übereinander.
Die einen bewundern spanische Kultur und Lebensart, die anderen preisen deutsche Organisation und Technik. So können VW und Opel es sich erlauben, ihre Fernsehclips mit deutschsprachigen Werbeslogans enden zu lassen. Diese positiven Einschätzungen bestätigten auch jüngste Meinungsumfragen der BBC sowie des amerikanischen Instituts Pew Research.
Der Doyen der deutschen Spanienforscher, der Erlanger Historiker Walther L. Bernecker, kam nach der Auswertung der Medien zu einem klaren Befund: Die Deutschen wissen zwischen dem Elitenversagen in Spanien und der spanischen Gesamtgesellschaft zu unterscheiden. Doch habe sich der Blick der Spanier auf die Deutschen Punkt geändert. Ihnen sei die generosidad, die Großzügigkeit, abhanden gekommen. Es waren vor allem die deutschen Bundeskanzler Willy Brandt und Helmut Kohl, die den Spaniern den Weg in die europäischen Institutionen geebnet haben. Zuwendungen aus Brüssel haben den gewaltigen Modernisierungsschub angestoßen, allerdings letztlich auch korrupte Strukturen begünstigt.
Der Madrider Politologe Fernando Vallespín führte kulturgeschichtliche Erklärungen für die unterschiedlichen Haltungen in der Krise an: Einerseits das protestantische Arbeitsethos, das die Bundeskanzlerin Angela Merkel so streng auf die Südländer wirken lasse. Diese wiederum erwarteten aufgrund ihrer katholischen Prägung, dass ihnen die Sünden vergeben würden. Mehrere Diskutanten ergänzten, dass sie dabei aber die von der katholischen Glaubenslehre ebenfalls gebotenen Schritte der Reue und Sühne überspringen wollten.
das Verhältnis zwischen Deutschland und Spanien ist jetzt angeblich besser als bei dieser Demonstration in Madrid 2012
Die Teilnehmer bestätigten die Pew-Umfrage, nach der aus spanischer Sicht die Deutschen das 'arroganteste' Volk Europas seien. Diese Bewertung ist nicht neu, sie ist aus der Einschätzung deutscher Massentouristen bekannt. Doch sind die Deutschen der Studien zufolge auch die Nation, der die Spanier 'am meisten vertrauen'. In einem politisch bedeutsamen Punkt sind sich beide Nationen sogar einig: In der Vertrauensskala stehen Griechen und Italiener ganz unten. Teilnehmer der Tagung leiteten daraus ab, dass keine 'mediterrane Front' gegen 'La Merkel', die strenge Protestantin, drohe. Bernecker wies auf die gegensätzlichen Ansätze der Merkel-Kritiker hin: In Spanien ist vom unerbittlichen 'Merkel-Diktat' die Rede, in Deutschland wirft ihr die Opposition Zaudern vor.
Zwar gab es Klagen über die deutschen Banken, die den Spaniern ständig Kredite gegeben hätten, anstatt diese zu verweigern. Der frühere sozialistische Präsident des Europa-Parlaments, Enrique Barón, sagte dazu knapp: 'Wir sind doch alle volljährig.' Und: 'Schon allein die Frage, ob die Deutschen an der spanischen Krise schuld sind, ist skandalös.'
Einig waren sich Spezialisten und Publikum darin, dass die Krise die spanische Gesellschaft nachhaltig verändern werde: Sie öffne sich, die junge Generation lerne Fremdsprachen und immer mehr suchten ihr Glück im Ausland. Die Leiterin des Madrider Goethe-Instituts, Margareta Hauschild, kann dies bestätigen: Ihr Institut ist nun weltweit das größte. Spanien hat die größten Zuwachsraten an Deutschstudenten. Nach der BBC-Umfrage haben immer noch 68 Prozent der Spanier ein positives Bild von Deutschland. Von jenem Land, in dem wegen der unklaren Herkunft von 400 Euro ein Bundespräsident zurücktrat. Ein Madrider Student sagte, solch eine politische Kultur würde er sich für sein Land auch wünschen.
'Die faulen Spanier - die arroganten Deutschen'. Unter diesem Motto hatte das Madrider Goethe-Institut zu einer zweitägigen Tagung eingeladen, auf der Politiker , Politologen und Bürger über die Veränderung der gegenseitigen Wahrnehmung in der Krise debattierten. Der vorläufige Befund lautet, die Krise habe zwar manche idealisierte Übertreibung zurechtgestutzt, aber grundsätzlich wenig geändert. Deutsche und Spanier denken mit großer Mehrheit positiv übereinander.
Die einen bewundern spanische Kultur und Lebensart, die anderen preisen deutsche Organisation und Technik. So können VW und Opel es sich erlauben, ihre Fernsehclips mit deutschsprachigen Werbeslogans enden zu lassen. Diese positiven Einschätzungen bestätigten auch jüngste Meinungsumfragen der BBC sowie des amerikanischen Instituts Pew Research.
Der Doyen der deutschen Spanienforscher, der Erlanger Historiker Walther L. Bernecker, kam nach der Auswertung der Medien zu einem klaren Befund: Die Deutschen wissen zwischen dem Elitenversagen in Spanien und der spanischen Gesamtgesellschaft zu unterscheiden. Doch habe sich der Blick der Spanier auf die Deutschen Punkt geändert. Ihnen sei die generosidad, die Großzügigkeit, abhanden gekommen. Es waren vor allem die deutschen Bundeskanzler Willy Brandt und Helmut Kohl, die den Spaniern den Weg in die europäischen Institutionen geebnet haben. Zuwendungen aus Brüssel haben den gewaltigen Modernisierungsschub angestoßen, allerdings letztlich auch korrupte Strukturen begünstigt.
Der Madrider Politologe Fernando Vallespín führte kulturgeschichtliche Erklärungen für die unterschiedlichen Haltungen in der Krise an: Einerseits das protestantische Arbeitsethos, das die Bundeskanzlerin Angela Merkel so streng auf die Südländer wirken lasse. Diese wiederum erwarteten aufgrund ihrer katholischen Prägung, dass ihnen die Sünden vergeben würden. Mehrere Diskutanten ergänzten, dass sie dabei aber die von der katholischen Glaubenslehre ebenfalls gebotenen Schritte der Reue und Sühne überspringen wollten.
das Verhältnis zwischen Deutschland und Spanien ist jetzt angeblich besser als bei dieser Demonstration in Madrid 2012
Die Teilnehmer bestätigten die Pew-Umfrage, nach der aus spanischer Sicht die Deutschen das 'arroganteste' Volk Europas seien. Diese Bewertung ist nicht neu, sie ist aus der Einschätzung deutscher Massentouristen bekannt. Doch sind die Deutschen der Studien zufolge auch die Nation, der die Spanier 'am meisten vertrauen'. In einem politisch bedeutsamen Punkt sind sich beide Nationen sogar einig: In der Vertrauensskala stehen Griechen und Italiener ganz unten. Teilnehmer der Tagung leiteten daraus ab, dass keine 'mediterrane Front' gegen 'La Merkel', die strenge Protestantin, drohe. Bernecker wies auf die gegensätzlichen Ansätze der Merkel-Kritiker hin: In Spanien ist vom unerbittlichen 'Merkel-Diktat' die Rede, in Deutschland wirft ihr die Opposition Zaudern vor.
Zwar gab es Klagen über die deutschen Banken, die den Spaniern ständig Kredite gegeben hätten, anstatt diese zu verweigern. Der frühere sozialistische Präsident des Europa-Parlaments, Enrique Barón, sagte dazu knapp: 'Wir sind doch alle volljährig.' Und: 'Schon allein die Frage, ob die Deutschen an der spanischen Krise schuld sind, ist skandalös.'
Einig waren sich Spezialisten und Publikum darin, dass die Krise die spanische Gesellschaft nachhaltig verändern werde: Sie öffne sich, die junge Generation lerne Fremdsprachen und immer mehr suchten ihr Glück im Ausland. Die Leiterin des Madrider Goethe-Instituts, Margareta Hauschild, kann dies bestätigen: Ihr Institut ist nun weltweit das größte. Spanien hat die größten Zuwachsraten an Deutschstudenten. Nach der BBC-Umfrage haben immer noch 68 Prozent der Spanier ein positives Bild von Deutschland. Von jenem Land, in dem wegen der unklaren Herkunft von 400 Euro ein Bundespräsident zurücktrat. Ein Madrider Student sagte, solch eine politische Kultur würde er sich für sein Land auch wünschen.