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Im Bett mit den Ribérys

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Nach dem Gewinn der Champions League nimmt der verkaterte FC Bayern die Vorbereitung auf sein nächstes Finale auf. Doch egal, was am Samstag in Berlin passieren wird: London 2013 bleibt. Impressionen und Randnotizen zum Münchner Triumph


Frei! Jupp Heynckes, das weiß jeder, ist kein Unmensch, und so hat er seine Männer für den Montag tatsächlich freigestellt von der Trainingsarbeit. Trotz des nächsten großartigen Spiels, dem DFB-Pokalfinale am Samstag in Berlin gegen den VfB Stuttgart. Der 68-jährige Coach selbst hat bekanntermaßen nie frei. Kurz nach der Rückkehr der Münchner Delegation aus London sah er sich vermutlich daheim drei Partien des VfB an. Er will in Berlin unbedingt gewinnen. Wegen des Triples. Und weil das sein letztes Fußballspiel überhaupt sein wird. Dazu gleich mehr.



Die Mannschaft des FC Bayern München kommt auf dem Flughafen in München an.
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Ein Training der Champions-League- Gewinner am Montag hätte allerdings auch nichts gebracht. Bis zum Morgengrauen hat die Mannschaft ja im Landmark Hotel gefeiert, als letzte gingen Dante, Jérôme Boateng und Philipp Lahm ins Bett. Bastian Schweinsteiger legte zwischendurch Musik auf, und vor dem ziemlich heiseren Käpt"n Lahm musste die verbliebene Hundertschaft in der Früh, als es draußen längst hell war: auf die Knie gehen, ihm Buchstaben geben ('Gebt mir ein H!...') und dann im Chor das Lösungswort grölen ('Humba, humba, täterä!'). Zum Abschluss gab"s die Sportfreunde Stiller, mit einem Refrain, wie geschaffen für den schönen Silberpokal, der nun wieder in München steht: '...wollte dir nur mal eben sagen, dass du das Größte für mich bist!'

Das Personal in der Fünf-Sterne- Herberge hat dann allerdings irgendwann das Licht angemacht. Zuvor hatte es bereits, mit einem äußerst willkürlichen Akt den Alkoholausschank für beendet erklärt.

Shit happens. Sogar bei Helden.

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Unruhig geschlafen, wenn überhaupt, hat Franck Ribéry in der kurzen Nacht auf Sonntag. Denn zwischen ihm und seiner Frau Wahiba lag jemand, der, man darf das sicher sagen, zuletzt eine fast noch größere Anziehungskraft auf ihn ausgeübt hatte: die Champions-League-Trophäe, der Henkelpott. Dem Vernehmen nach hat Madame Ribéry aber nicht die Absicht, die Scheidung einzureichen.

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Dass es am frühen Sonntagabend bei der Ankunft in München aus Kübeln regnete, wird den renitenten Oberaufseher Heynckes bestärkt haben: Ab ins Bett, bloß keine Bronchitis einfangen auf dem Rathausbalkon! Am Terminal 2 warteten vergebens ein paar hundert Fans auf ihre Helden, die aber auf einem entfernten Rollfeld rasch im Bus verschwanden und nicht mehr zu sehen war. 'Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir in München ankommen und dann nach Hause fahren', hatte Siegtorschütze Arjen Robben in Wembley erklärt, 'wir haben das ganze Jahr sehr gut unserem Trainer zugehört - jetzt dürfen wir ein bisschen entscheiden.' Tja. Das war wohl nix. Nur der Präsident fuhr am Ende nicht heim, Uli Hoeneß ließ sich geschwind zur Basketballhalle der Bayern im Münchner Westen chauffieren. Nach einer frenetischen Begrüßung musste er allerdings mit seinen müden Augen zusehen, wie ihm die Brose Baskets Bamberg mit einem Auswärtssieg im zweiten Playoff-Halbfinale das schöne Wochenende doch noch etwas vermiesten.

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Jupp Heynckes" Laune dagegen ist ungetrübt. Da können ihn auf dem Siegerbankett in London einige hundert Menschen nach einem Foto oder einem Autogramm fragen - so entspannt, gelöst und beinahe jugendlich wie nach dem Finalsieg über Dortmund hat man ihn noch nicht erlebt. Sein Anti-Aging-Programm ist der Erfolg - und auch die Gewissheit und Erleichterung, dass alles vorbei ist. Nur einer hat das noch nicht begriffen, er heißt Enrique Reyes und gibt sich als Berater des deutschen Trainers aus. Spanische Medien zitieren den Münchhausen aus Madrid mit den Worten: 'Jupp wünscht sich, zu Real Madrid zurückzukehren. Wenn Florentino uns anruft, würden wir sicherlich sein Angebot akzeptieren.' Er meint Florentino Pérez, den Präsidenten von Real Madrid.

Senor Reyes, den Heynckes durchaus kennt und manchmal spricht, ist offenbar ein mitteilungsbedürftiger Mann. Dass Heynckes auf dem Sprung zu Real sei, hat er schon vor ein paar Wochen erzählt, worauf Heynckes lächelnd entgegnete, dass Spanier gerne viel erzählten und manchmal vorgäben, 'mehr zu sein, als sie sind'. Heynckes sagte: 'Ich hatte überhaupt noch nie einen Berater.' Herr Reyes soll übrigens ein Restaurant in Madrid auf der Calle Castelana betreiben. Reals Bosse gehen dort essen.

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Neues gibt es auch von den Beratern des Stürmers Robert Lewandowski. Dessen Wechsel von Borussia Dortmund zu den Bayern sei nur noch eine Sache von 'einer Woche, zwei oder drei Wochen', sagte Cezary Kucharski im polnischen Sender TVN24. Im Sender Polsat News präzisierte er: Es sei noch nichts unterschrieben, 'aber es gibt bereits eine vorläufige Vereinbarung zwischen den Vereinen'. Die Dortmunder behaupten ja, die Bayern hätten sich wegen Lewandowski bisher nicht bei ihnen gemeldet. Doch auch Jupp Heynckes hatte in London angedeutet, ein Wechsel werde wohl 'nicht mehr lange auf sich warten lassen'. Auch Cezary Kucharski hat übrigens einen Titel schon sicher: den Titel 'Nervigster Berater der Welt'.

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Und auch in Österreich ist der FC Bayern natürlich Thema gewesen nach seinem Triumph in Wembley. Allerdings hat es aus Sicht der Alpenrepublik am Wochenende ein noch wichtigeres Sportereignis gegeben. Und zwar hat ein junger Österreicher, ein Mann namens David Alaba, nie da gewesenes geleistet. Die österreichischen Medien haben das gewohnt zurückhaltend und ohne überflüssige Superlative gewürdigt. Etwa so: 'David Alaba erklimmt den europäischen Fußballthron' (Kurier). Oder so: 'Alaba greift nach den Sternen' (Salzburger Nachrichten). Oder so: 'Alaba schreibt Fußball-Geschichte' (Kronen Zeitung). Dass es sich dabei um den Linksverteidiger des FC Bayern handelt, und dass dieser den Fußballthron als Teil der Bayern-Mannschaft erklommen hat, hat man sich erst erschließen müssen.

David Alaba ist das nicht vorzuwerfen, er hat sich nicht in den Vordergrund gedrängt. Vielmehr hat er in Wembley via T-Shirt-Aufdruck sogar seinem wichtigsten Teamkollegen gedankt. Auf seinem T-Shirt stand: 'Meine Kraft liegt in Jesus.' Und falls die Uefa Alaba nun nicht lebenslang sperrt, weil Jesus ja nicht zu den offiziellen Champions-League-Sponsoren zählt, Werbung für ihn also verboten ist, dann 'hat er den Titel als Österreichs Fußballer des Jahres wieder im Sack', ist sich nicht nur Thomas Müller sicher. Immerhin ist David Alaba jetzt der erste Österreicher überhaupt, der jemals die Champions League gewonnen hat.

Und bei so viel Alabanismus wird es auch sicher nicht ein zweites Mal passieren, dass ihn ein heimischer Politiker fragt: 'How do you do?' Alabas Mutter stammt von den Philippinen, der Vater aus Nigeria - da wird so ein Kicker kaum österreichisch verstehen, dachte sich voriges Jahr der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter. Er kannte David Alaba nicht. Jetzt kennt jeder Österreicher David Alaba.

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