Der digitale Unterricht revolutioniert die Universität, doch nun äußern manche Professoren massive Bedenken an dieser neuen Bildungsform.
Am 23. Mai erhielt Michael D. Smith, Dekan der "Faculty of Arts and Sciences" (FAS) an der Harvard University, einen offenen Brief, der von 58 seiner Kollegen unterzeichnet worden war. Er wurde am Dienstag in der Studentenzeitung "The Harvard Crimson" veröffentlicht. In dem Schreiben äußern die Gelehrten ihre heftigen Bedenken gegen eine erst vor einem Jahr etablierte Online-Ausbildungsvariante mit Namen "Massive Open Online Course" (MOOC). Solche MOOCs werden von der in Cambridge ansässigen Universität in Zusammenarbeit mit "edX" angeboten, einer nicht-kommerziellen "kooperativ offenen E-Learning-Plattform", die von der Harvard University gemeinsam mit dem "Massachusetts Institute of Technology" (MIT) entwickelt worden ist. Die Professoren wenden sich also gegen ein Lehrangebot, das von ihrer Uni nicht nur bestückt wird, sondern mitbegründet wurde.
MOOCs sind nicht einfach Vorlesungen und Seminare, die im Anschluss an die Lehrveranstaltungen ins Netz gestellt werden - also nicht der Hörsaal zum Download auf einem Server. Man unterscheidet inzwischen die "xMOOCs" von den "cMOOCs". xMoocs basieren auf mitgeschnittenen Vorlesungen, reichern diese aber um Prüfungen, Aufgaben, Quizzes, Foren und Debatten an. Harvard-Kurse werden entsprechend "HarvardX" genannt. cMOOCs dagegen sind freiere Formen, so etwas wie Tutoren-Seminare und Workshops. Das "c" steht für "connect" und meint die Interaktion der Studenten untereinander. Gemeinsam ist beiden Formaten, dass sie oftmals sehr, sehr viele Teilnehmer haben. Für die Professoren ist es jedoch unmöglich, pro Vorlesung bis zu 160000 Studenten zu betreuen. Darum werden auch xMOOCs häufig von den Teilnehmern selber ausgewertet.
Die skeptischen Harvard-Professoren schreiben nun zwar, dass einige Fakultäten von den neuen Lehrangeboten "unfassbar angetan" seien. Andere aber zeigen sich "tief besorgt über die entstehenden Kosten, den Aufwand und die Konsequenzen." So bekunden die Mitglieder der FAS ihren Unmut darüber, kaum an der Konzeption der Kurse beteiligt gewesen zu sein. Dabei müsse doch gewährleistet sein, "dass HarvardX mit unseren Campus-Standards und unserer akademischen Mission übereinstimmt." In Anbetracht des rasanten Wachstums von HarvardX und edX benötige man neue "ethische und akademische Prinzipien".
Manche Professoren möchten zu den Anwesenden im Hörsaal nicht auch noch Zuschauer übers Netz haben.
edX hat inzwischen 27 Partner-Universitäten gewinnen können, die nun alle an einem gemeinsamen Curriculum teilhaben. Die von "edX" aufbereiteten Kurse können dabei auch von anderen Universitäten in Lizenz genommen werden können. Das erregt dort Unmut. So äußerten schon Professoren der philosophischen Fakultät der "San Jose State University" in einem offenen Brief ihre Einwände. Statt ihrer eigenen sollten dort die Vorlesungen eines Harvard-Professors zum Unterrichtsgegenstand werden. Die Philosophen in San Jose lehnten dies ab und wehrten sich: "Machen wir uns nicht vor!", schrieben sie, "Die Universitätsverwaltung versucht gerade, ihre Fakultätsmitglieder durch billige Online-Kurse zu ersetzen."
Dafür gibt es gute Gründe. In einem Pilot-Projekt, das von der Bill & Melinda Gates Foundation unterstützt wurde, gab man einer Gruppe von Studenten der Elektrotechnik in San Jose gewöhnliche Lehreinheiten, einer anderen die Materialien von "edX". Die elektronisch Unterrichteten schnitten in ihren Examina weitaus besser ab als die traditionell Geschulten.
Die nun bestehende Möglichkeit, eine Harvard-Ausbildung überall auf der Welt zu erhalten, wird bereits als vielversprechendes Geschäftsmodell und weitere bedeutende Innovation im Netz betrachtet. Sie könnte eine ehemalige Elite-Ausbildung demokratisieren, aber auch viele Institute und Lehrpersonal auf der Welt überflüssig machen. Das würde dann aber auch Harvard selbst in Rechtfertigungsnot bringen. Darauf zielt der FAS-Brandbrief ab: Denn wie will man die hohen Gebühren für eine Ausbildung in Harvard noch rechtfertigen, wenn überall Harvard unterrichtet wird?
Am 23. Mai erhielt Michael D. Smith, Dekan der "Faculty of Arts and Sciences" (FAS) an der Harvard University, einen offenen Brief, der von 58 seiner Kollegen unterzeichnet worden war. Er wurde am Dienstag in der Studentenzeitung "The Harvard Crimson" veröffentlicht. In dem Schreiben äußern die Gelehrten ihre heftigen Bedenken gegen eine erst vor einem Jahr etablierte Online-Ausbildungsvariante mit Namen "Massive Open Online Course" (MOOC). Solche MOOCs werden von der in Cambridge ansässigen Universität in Zusammenarbeit mit "edX" angeboten, einer nicht-kommerziellen "kooperativ offenen E-Learning-Plattform", die von der Harvard University gemeinsam mit dem "Massachusetts Institute of Technology" (MIT) entwickelt worden ist. Die Professoren wenden sich also gegen ein Lehrangebot, das von ihrer Uni nicht nur bestückt wird, sondern mitbegründet wurde.
MOOCs sind nicht einfach Vorlesungen und Seminare, die im Anschluss an die Lehrveranstaltungen ins Netz gestellt werden - also nicht der Hörsaal zum Download auf einem Server. Man unterscheidet inzwischen die "xMOOCs" von den "cMOOCs". xMoocs basieren auf mitgeschnittenen Vorlesungen, reichern diese aber um Prüfungen, Aufgaben, Quizzes, Foren und Debatten an. Harvard-Kurse werden entsprechend "HarvardX" genannt. cMOOCs dagegen sind freiere Formen, so etwas wie Tutoren-Seminare und Workshops. Das "c" steht für "connect" und meint die Interaktion der Studenten untereinander. Gemeinsam ist beiden Formaten, dass sie oftmals sehr, sehr viele Teilnehmer haben. Für die Professoren ist es jedoch unmöglich, pro Vorlesung bis zu 160000 Studenten zu betreuen. Darum werden auch xMOOCs häufig von den Teilnehmern selber ausgewertet.
Die skeptischen Harvard-Professoren schreiben nun zwar, dass einige Fakultäten von den neuen Lehrangeboten "unfassbar angetan" seien. Andere aber zeigen sich "tief besorgt über die entstehenden Kosten, den Aufwand und die Konsequenzen." So bekunden die Mitglieder der FAS ihren Unmut darüber, kaum an der Konzeption der Kurse beteiligt gewesen zu sein. Dabei müsse doch gewährleistet sein, "dass HarvardX mit unseren Campus-Standards und unserer akademischen Mission übereinstimmt." In Anbetracht des rasanten Wachstums von HarvardX und edX benötige man neue "ethische und akademische Prinzipien".
Manche Professoren möchten zu den Anwesenden im Hörsaal nicht auch noch Zuschauer übers Netz haben.
edX hat inzwischen 27 Partner-Universitäten gewinnen können, die nun alle an einem gemeinsamen Curriculum teilhaben. Die von "edX" aufbereiteten Kurse können dabei auch von anderen Universitäten in Lizenz genommen werden können. Das erregt dort Unmut. So äußerten schon Professoren der philosophischen Fakultät der "San Jose State University" in einem offenen Brief ihre Einwände. Statt ihrer eigenen sollten dort die Vorlesungen eines Harvard-Professors zum Unterrichtsgegenstand werden. Die Philosophen in San Jose lehnten dies ab und wehrten sich: "Machen wir uns nicht vor!", schrieben sie, "Die Universitätsverwaltung versucht gerade, ihre Fakultätsmitglieder durch billige Online-Kurse zu ersetzen."
Dafür gibt es gute Gründe. In einem Pilot-Projekt, das von der Bill & Melinda Gates Foundation unterstützt wurde, gab man einer Gruppe von Studenten der Elektrotechnik in San Jose gewöhnliche Lehreinheiten, einer anderen die Materialien von "edX". Die elektronisch Unterrichteten schnitten in ihren Examina weitaus besser ab als die traditionell Geschulten.
Die nun bestehende Möglichkeit, eine Harvard-Ausbildung überall auf der Welt zu erhalten, wird bereits als vielversprechendes Geschäftsmodell und weitere bedeutende Innovation im Netz betrachtet. Sie könnte eine ehemalige Elite-Ausbildung demokratisieren, aber auch viele Institute und Lehrpersonal auf der Welt überflüssig machen. Das würde dann aber auch Harvard selbst in Rechtfertigungsnot bringen. Darauf zielt der FAS-Brandbrief ab: Denn wie will man die hohen Gebühren für eine Ausbildung in Harvard noch rechtfertigen, wenn überall Harvard unterrichtet wird?