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Heftiger Dauerregen lässt die Pegel vieler Flüsse in Deutschland, Österreich und der Schweiz gefährlich anschwellen. Rettungskräfte und Polizei sind im Dauereinsatz. In mehreren Städte wurde Katastrophenalarm ausgelöst


  Am Sonntagnachmittag heulten in Grimma die Sirenen. Nachdem es zunächst so ausgesehen hatte, als würde sich die Hochwasserlage in Sachsen entspannen, wurde die Stadt doch noch teilweise evakuiert. 2000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen. Wer im Ort blieb, sollte sich laut Katastrophenstab in einer Turnhalle in Sicherheit bringen. Offenbar war ein Schutztor gebrochen. Die Mulde, sonst ein gemütliches Flüsschen, hatte sich in einen reißenden Strom verwandelt.

Auch andernorts spitzte sich die Hochwasserlage am Wochenende zu. Heftiger Dauerregen über mehrere Tage hatte Flüsse im Süden und Osten Deutschlands sowie den benachbarten Ländern am Sonntag über die Ufer treten lassen. Mehrere Städte in Bayern und Sachsen riefen Katastrophenalarm aus. Bundeskanzlerin Merkel (CDU) sicherte den vom Hochwasser am stärksten betroffenen Ländern die 'volle Unterstützung' der Bundesregierung zu. Wenn nötig, sei auch ein Einsatz der Bundeswehr möglich, sagte Merkel.



In Chemnitz trat der gleichnamige Fluss über die Ufer und überschritt kurzzeitig die Schwelle der Alarmstufe 4. Vor allem im mittleren und westlichen Erzgebirge wurden am Sonntag weiter erhebliche Niederschläge erwartet, teilte das Umweltministerium mit. Über die Ticker der Nachrichtenagenturen wurde am Sonntag Katastrophenvoralarm aus zahlreichen Gemeinden gemeldet, es ging Schlag auf Schlag: Wechselburg, Leisnig, Flöha. Hier, in Sachsen, speisen der Regen und der Schlamm immer wieder auch eine Angst, die aus der Erinnerung kommt: an die Jahrhundertflut der Elbe 2002 und an das Hochwasser der Neiße 2010.

Auch in Sachsen-Anhalt blieb die Hochwasserlage kritisch. An den Pegeln Camburg und Naumburg an der Saale sowie Oberthau an der Weißen Elster gilt weiter die höchste Warnstufe 4. 'Die Wasserstände werden eher noch weiter steigen, weil die Wassermassen aus Sachsen und Thüringen zu uns hereindrücken', sagte Lutz Blech vom Katastrophenschutz Naumburg. In Baden-Württemberg waren Helfer im Südwesten des Landes nach Überflutungen und Erdrutschen am Wochenende zu mehr als 3000 Einsätze ausgerückt. Gut 6000 Helfer etwa von der Feuerwehr oder des Technischen Hilfswerks seien landesweit im Einsatz gewesen, bilanzierte Innenminister Reinhold Gall (SPD).

Nach Angaben der Polizei in Baden-Württemberg trat auch der Neckar bei Tübingen über die Ufer. In Reutlingen wurden nach Angaben von Rettungskräften am Sonntag zwei Menschen vermisst - sie könnten in die Echaz, einen Neckarzufluss, gefallen sein. Im Nachbarort Gönningen trat die Wiezaz über die Ufer und überschwemmte die Produktionsanlagen einer Firma, eine Schule und eine Turnhalle. Auf weiten Strecken von Rhein, Main und Neckar wurde die Schifffahrt wegen des Hochwassers gestoppt. Am Mittelrhein wurden weitere Überschwemmungen erwartet. Am Sonntagabend dürfte der Schiffsverkehr auch dort eingestellt werden, schätzte das Hochwasserzentrum Mainz.

In Österreich und der Schweiz hielt das Hochwasser ebenfalls Tausende Katastrophenhelfer in Atem. In beiden Alpenländern wurden Straßen und Eisenbahnlinien überflutet oder von Hangrutschen unterbrochen. In St. Johann im Pongau (Bundesland Salzburg) wurden drei Arbeiter von einem Murenabgang überrascht - einem rasch abwärtsfließenden Strom aus Schlamm und Geröll. Einer von ihnen wurde mitgerissen und konnte nur noch tot geborgen werden, wie die Polizei mitteilte. Murenabgänge wurden auch aus anderen Orten Österreichs gemeldet. Es mussten etliche Straßen gesperrt werden, darunter ein Abschnitt der Rheintalautobahn (A14) bei Dornbirn-Nord. Derweil wurde in Niederösterreich Hochwasseralarm für alle Bezirke an der Donau ausgerufen. Man befürchte dort ein 'Jahrhundert-Hochwasser' wie im August 2002, erklärte der Landrat Stephan Pernkopf. Besonders stark betroffen war der an Bayern grenzende Innkreis in Österreich. Die Ortschaft Ettenau wurde evakuiert, nachdem die Salzach über die Ufer getreten war. In Tschechien könnte die Moldau die Prager Altstadt überfluten. Ein Wochenendhaus bei Prag stürzte über dem matschigen Untergrund ein. Die Hausbesitzerin starb, wie die nationale Agentur CTK meldete. An zwei Flüssen in Böhmen wurden drei Wassersportler vermisst. Die Polizei musste die Suche nach ihnen wegen der hohen Pegelstände abbrechen. Straßen und Bahnstrecken im Süden und Westen des Landes wurden überschwemmt und deshalb gesperrt. Die Regierung schickte rund 200 Soldaten zum Hilfseinsatz.

Für die kommenden Tage kündigt der Deutsche Wetterdienst (DWD) leichte Erholung an. Der Dauerregen im Süden und Osten lasse bereits im Laufe des Montags langsam nach, teilte der DWD am Sonntag in Offenbach mit. Gleichzeitig setzt sich von Westen her allmählich leichter Hochdruckeinfluss durch. Die Höchsttemperaturen steigen bis auf 20 Grad, nur in den Regengebieten bleibe es mit bis zu 10 Grad weiter kalt. 

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