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Assads Truppen erringen strategisch wichtigen Sieg

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Armee und Hisbollah erobern die Kleinstadt Al-Kusair zurück und öffnen damit wieder einen Korridor ans Mittelmeer.


Kairo - Mit dem Fall der strategisch wichtigen Stadt Al-Kusair an der Grenze zu Libanon haben die syrischen Rebellen eine schwere Niederlage erlitten. In dem mehrwöchigen Kampf um die Kleinstadt hatte erstmals die libanesische Schiitenmiliz Hisbollah offen an der Seite von Präsident Baschar al-Assad gekämpft. Nachdem die Aufständischen über Tage in der Stadt eingekreist und fast alle Zivilisten geflüchtet waren, starteten Milizen und Armee am frühen Mittwochmorgen eine Offensive und drängten die Rebellen aus der Stadt. Diese gaben an, sich zurückgezogen zu haben, weil Nachschub und Kräfte fehlten. Die syrische Armee sprach von einer "klaren Botschaft", dass "wir unsere Siegesserie fortsetzen, bis wir den letzten Zentimeter syrischer Erde erobert haben." Wer auch immer angreife, werde mit "eiserner Faust" zerschmettert werden: "Unser Schicksal ist Kapitulation oder Tod." Unklar ist, was mit den zahlreichen Verwundeten geschehen ist, welche die Rebellen in der Stadt zurücklassen mussten.



Der Hisbollah-Anhänger Hadsch Abu Ali zeigt  ein von einer Rakete getroffenes Haus in der Nähe von Al-Kusair.

Al-Kusair ist für beide Seiten von strategischer Bedeutung: Die Rebellen schafften über diesen Korridor Waffen und Kämpfer aus dem Libanon nach Zentralsyrien. Assad wiederum konzentriert sich zusehends auf die Achse von Damaskus zur syrischen Küste, wo seine Sekte, die schiitischstämmigen Alawiten, lebt. In den vergangenen Monaten hatte er weite Gebiete an der libanesischen Grenze wieder unter seine Kontrolle gebracht. Um Al-Kusair einzunehmen, brauchte er trotz der Verstärkung durch die Hisbollah mehr als zwei Wochen. Absi Smesem, Chefredakteur der unabhängigen syrischen Zeitung Scham, sagte der SZ telefonisch aus Antakya, der Fall Al-Kusairs sei nicht zwangsläufig ein Wendepunkt im Krieg: "Das geht hin und her. Das Blatt kann sich bald wieder wenden." Die Kämpfer gegen Assad konzentrieren sich Berichten zufolge auf Aleppo, Syriens umkämpfter Wirtschaftsmetropole.

Die Einnahme Al-Kusairs dürfte allerdings Assads Position auf einer von Russland und den USA angestrengten Friedenskonferenz in Genf stärken. Die Hoffnungen auf eine politische Lösung des Konflikts sind sehr gering, zumal wichtige Oppositionsgruppen nach anfänglichen Zusagen nicht teilnehmen wollen. Zugleich steigt der Handlungsdruck auf US-Präsident Barack Obama. Frankreich hat am Dienstag erklärt, dass in Syrien das Nervengas Sarin eingesetzt worden sei, und zwar mindestens einmal durch das Regime. Großbritannien bestätigte dies. Obama hatte den Einsatz von Giftgas zur "roten Linie" für ein Eingreifen erklärt, allerdings wohl eher den tausendfachen Massenmord gemeint und nicht den schwer nachzuweisenden Einzelfall. Zudem haben UN-Informationen zufolge auch die Rebellen Gas eingesetzt. Dennoch erklärte Frankreichs Außenminister Laurent Fabius: "Eine Linie wurde zweifellos überschritten."

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