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Daddy Dracula

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'Hotel Transsilvanien' ist eine bewegend turbulente Familiengeschichte, in der der Geist von Adam Sandler herumspukt


Mit einem romantischen Sonnenaufgang kriegt man die Mädchen auch in Transsilvanien rum - nur muss man bei einem Vampir-Girl halt naturgemäß etwas vorsichtig sein. Also versteckt sich Jonathan mit seiner Mavis im Schatten eines Fenstervorsprungs auf dem Dach des gewaltigen väterlichen Schlosses, wo sie die gleißende Sonne über den transsilvanischen Bergen emporsteigen sehen ... Nur, das Schloss ist von Graf Dracula persönlich (im Original von Adam Sandler, bei uns von Rick Kavanian gesprochen) zum Hotel umgebaut worden, in dem gestresste Monster Zuflucht vor einer wahnsinnig hässlichen und bösartigen Spezies finden können: den Menschen. Und Daddy Dracula ist stinksauer, als er feststellt, dass sein süßes Töchterchen sich in einen menschlichen Backpack-Hipster verknallt, der sich in die transsilvanische Peripherie verirrt hat.




Adam Sandler spricht Graf Dracula

'Hotel Transsilvanien' ist der erste Kinospielfilm des gebürtigen Russen Genndy Tartakovsky, der in Hollywood als großes Animations-Talent gehandelt wird - George Lucas gehört zu seinen Entdeckern, er betraute ihn mit der Konzeption seines Star-Wars-Trickablegers 'Clone Wars'. Für die Animationsstudios von Sony, die seit Jahren zu den erfolgreichen Konkurrenten von Disney/Pixar und Fox aufzuschließen versuchen, hat er nun diese Monster-Comedy am Computer entstehen lassen. In der Originalfassung sind mit Kevin James, Steve Buscemi, David Spade und Andy Samberg große Teile der eingespielten Adam-Sandler-Clique versammelt, die hier Mumie, Werwolf, Frankenstein und Co. ihre Stimmen leihen (in der deutschen Fassung neben Rick Kavanian: Elyas M"Barek und Josefine Preuß).

Tartakovsky wollte den gnadenlosen physischen Slapstick der Buddy-Truppe in eine animierte Welt übersetzen, was ihn in der ersten Hälfte zu einem sehr überdrehten Monstertohuwabohu trieb, das an die unaufgeregte Eleganz des Pixar-Storytelling nicht heranreicht. Dort hat man sich mit der 'Monster AG', deren zweiter Teil nächstes Jahr ins Kino kommt, schon in einem ähnlichen Universum bewegt und gezeigt, dass Monster und Menschen in ihren Ängsten sich eigentlich recht ähnlich sind.

Auch 'Hotel Transsilvanien' rekurriert auf diese Moral, nachdem der Film sich in der zweiten Hälfte auf das komisch-infernalische Duo Dracula und Jonathan konzentriert, die sich im Kampf um Mavis aneinander abarbeiten. Der Dracula-Daddy ist eine durchgedrehte, also ziemlich realistische Fallstudie, die Sandler - der auch Koproduzent war - kräftig mitgestaltet hat. Während das Animationskino der letzten Jahre sich oft der immer authentischeren Darstellung per PC verschrieben hat, von Dimensionen, Proportionen und Emotionen, hat Tartakovsky seine Animationskünstler zum Hyperbolischen animiert - besonders beim eifersüchtig grimassierenden Grafen, der seine Tochter nicht loslassen kann und den penetranten Jonathan zu entsorgen versucht. Rund um seine Tochter baut er die schönsten potemkinschen Dörfer in die transsilvanische Landschaft.

Hotel Transylvania, USA 2012 - Regie: Genndy Tartakovsky. Buch: Peter Baynham, Robert Smigel. Figurendesign: Carter Goodrich, Carlos Grangel, Craig Kellman. Mit den Originalstimmen von: Adam Sandler, Andy Samberg, Selena Gomez, Kevin James. Sony, 91 Minuten.

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