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Hier kommt der Schul-Schreck

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Schöne, schlichte Jungsträume: Shindys indiziertes Debütalbum "NWA" ist besser als sein Ruf

Die Lehrer waren alle doof, Oma war toll, Mama sowieso, und Mädchen spricht man am besten durchs offene Fenster eines Sportwagens an - auf diese schlichten Botschaften kann man "NWA", das Debütalbum des deutsch-griechischen Rappers Shindy, reduzieren. Die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien hat es an diesem Freitag nach Strafanzeigen von Klaus Wowereit (SPD) und Serkan Tören (FDP) und einer tagelangen Kampagne der Bild-Zeitung gegen "Hass-Rap" auf den Index gesetzt, weil in ein paar Liedern von Mord und Totschlag die Rede ist.




Bushido rappt auf Shindys Debutalbum von Mord und Totschlag – jetzt ist es auf dem Index gelandet. Zu unrecht?

Nun könnte man den Bonner Beamten mit Hunderten Rap-Tracks kommen, die wirklich bösartig, aber bis heute frei verkäuflich sind. Man könnte auch fragen, warum die Hass-Texte des Bild-Kolumnisten Franz Josef Wagner nicht auf dem Index stehen. Oder man hört sich einfach das Album an, über das alle reden, ohne es zu kennen. Gangsta-Rap, wie oft zu lesen war, ist das hier nicht. Shindy macht schlimmstenfalls Schulhof-Rap mit einer Prise Kleinkriminalität.

NWA steht hier für "Nie wieder Arbeit", ist aber auch eine tiefe Verbeugung vor der legendären Westcoast-Rap-Gruppe Niggaz Wit Attitudes. Musikalisch ist das Ganze kein Geniestreich, dafür sind die 17 Tracks abwechslungsreich. Der Klang ist hie und da dunkel wummernd, meist dominiert ein heiteres Synthiegeklimper, zu dem Shindys schleppende, manchmal aufreizend langsame Stimme einen hübschen Kontrast bildet. Das Gros sind gut gelaunte Sommersongs, in denen Shindy seine Jungenträumereien ausbreitet. Es gibt sogar eine Liebeserklärung an seine Oma, die stark an das Stück "Dear Mama" erinnert, das die kalifornische Hip-Hop-Legende Tupac einst seiner Mutter widmete. Die wenigen richtig derben Töne kommen fast alle von Shindys Förderer und Labelchef Bushido, der in vier Liedern als Gast mitrappt.

"Highschool Musical" fasst Shindys Lebenswelt vielleicht am besten zusammen: "Hier kommt der Schul-Schreck, nie ohne Knutschfleck, beide Hosentaschen hab" ich voller Durex, ich komm" in Markenkleidern, alles maßgeschneidert, Bikini-Bitches um mich rum, als wär ich Bademeister." Produziert ist "NWA" sehr solide. Die Beats sitzen, vor allem in "Stress ohne Grund" (dem Lied, in dem Bushido davon träumt, Claudia Roth zu erschießen), wo der Bass wie eine Minigun losrattert.

Vergleicht man den 24-jährigen Shindy mit anderen deutschsprachigen Rappern seiner Generation, muss man sagen: klar, es gibt bessere. Kollegah aus Düsseldorf, zum Beispiel, ist sprachlich um Längen kreativer. Genauso wie das Duo Genetikk, das wie Kollegah beim Indie-Label Selfmade Records zu Hause ist. Und natürlich KIZ, an deren Wortwitz seit ihren letzten vier Alben niemand rankommt. Trotzdem ist Bushidos Zögling eine sympathische neue Stimme - auch, weil er das, was er tut, offenbar mit gesundem Abstand betrachtet. Im Bonusmaterial spricht er von sich fast nur in der dritten Person und macht sich über das eigene Ego-Gepumpe lustig: "Shindy rappt über-ignorant wieder, überlangsam."

Eilig haben Shindy und Bushido indes auf die Indizierung reagiert, die verfügt, dass das Album nur an Erwachsene verkauft werden darf: "NWA 2.0", eine überarbeitete Fassung des Albums mit vier neuen Songs "und einem unglaublichen Feature-Gast", soll schon am 2. August auf den Markt kommen.

Autor: Marc Felix Serrao


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