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Teurer wohnen

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Hohe Mieten belasten Familien mit geringem Einkommen. Laut einer Studie ist in Jena das Verhältnis von Mietpreisen und Einkommensniveau besonders angespannt.

666 Euro. So viel hat eine einkommensschwache Familie, zwei Kinder, zwei Erwachsene, nach Abzug der Miete monatlich zur Verfügung. Zumindest, wenn die Familie in Jena lebt. Dort, so hat es die Bertelsmann-Stiftung in einer am Montag veröffentlichten Studie beschrieben, ist das Zusammenspiel von Einkommensniveau und Mietpreisen besonders prekär. In München, der Stadt mit den höchsten Mieten, ist die Situation etwas besser - denn hier liegt das Durchschnittseinkommen deutlich höher als in Jena.



Wohnen, das macht die Studie deutlich, bestimmt die wirtschaftliche Situation eines Haushalts heute mehr als jeder andere Faktor.

666 Euro. Das sind 503 Euro weniger als der Hartz-IV-Regelsatz, der der Familie zustünde. Offiziell gilt als armutsgefährdet, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens erhält. Doch ob ein kleines Gehalt dazu führt, dass Kinder und Eltern in die Armut rutschen, hängt in Deutschland davon ab, in welcher Stadt sie leben. Denn unter den gleichen Bedingungen - Vier-Personen-Haushalt, weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens, familientaugliche Wohnung - hätte eine Familie in Heilbronn noch 1941 Euro in der Kasse.

Wohnen, das macht die Studie deutlich, bestimmt die wirtschaftliche Situation eines Haushalts heute mehr als jeder andere Faktor. Das verschärft soziale Ungleichheit: Während die Deutschen im Jahr 2011 durchschnittlich 28,3 Prozent fürs Wohnen ausgaben, mussten Geringverdiener 50 Prozent ihres Einkommens aufwenden. Besonders hart trifft es arme Haushalte mit Kindern: Die vierköpfige Modellfamilie zahlte 42,9 Prozent für die Wohnung, armutsgefährdete Alleinerziehende 52,3 Prozent. Dabei können Familien vielerorts froh sein, eine Wohnung zu haben: Nach Angaben der Stiftung sind in Städten wie Frankfurt, Freiburg, Hamburg, München, Potsdam und Jena kaum bezahlbare Angebote für Familien auf dem Markt - auch nicht mit einem normalen Einkommen.

Den Grund sieht die Studie in einer Binnenwanderung, die das Land immer deutlicher in Schrumpfungs- und Wachstumsregionen teilt. Die gute Arbeitsmarktsituation zieht Familien in Wachstumsregionen - doch wegen der hohen Mieten ist dort auch das Armutsrisiko hoch. In 60 der 100 größten deutschen Städte hat die vierköpfige Modellfamilie weniger zur Verfügung als den Hartz-IV-Regelsatz, der nach Abzug der Unterkunftskosten bei 1169 Euro liegt.

'Familien aus der unteren Mittelschicht und der oberen Unterschicht' geraten in Boom-Städten unter finanziellen Druck - das ist das Fazit von Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Er fordert, Armut müsse stärker regional erfasst und bekämpft werden. Eine Forderung, die nicht so schwer umzusetzen sein könnte: Eine Folge der hohen Mieten ist eine immer klarere räumliche Trennung armer und reicher Haushalte. So kommen für arme Familien nur etwa zwei Prozent des Münchner Stadtgebiets in Frage. Wer Armut in deutschen Großstädten erforschen wollte, wüsste zumindest eines: Wo er suchen muss.



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