Comeback für Holly Hunter, in "Jackie", einer Wüstentour, auf der eine Familie geschaffen wird.
Es ist der plötzliche Mutter-Effekt, der das gemeinsame Abendessen bestimmt. Die Mutter hat sich gemeldet, ein wenig überraschend für die Zwillingsschwestern und die zwei Väter. Die Mutter, die sie nicht kennen, das heißt: die Eizellenlieferantin - so nennt sie die aggressive Sofie, was die eher pragmatische, weil verheiratete Daan verstört. Die Mutter, die vor mehr als dreißig Jahren die Mädchen ausgetragen hat für das nette schwule Väterpaar. Nun hat sie angerufen, aus Amerika, sie braucht die Hilfe der Kinder. Ihr Bein ist im Gips, sie soll in die Reha, aber niemand ist da, der sie dorthin bringen könnte. Die Schwestern fliegen also nach Santa Fé, Familiensinn steckt nicht unbedingt dahinter, eher Unsicherheit und Neugier. Sie stehen selber unter Druck: Sofie hat wichtige Termine für die Karriere bei ihrem Hochglanzmagazin, Daan hat einen Termin beim Arzt, künstliche Befruchtung. Noch ein Mutter-Effekt.
Comeback für Holly Hunter.
Nicht sehr kooperativ, sagt der Pfleger dann, als er die Mutter Jackie auf dem Rollstuhl herbeischiebt. Sie schaut ein bisschen pennerhaft aus, wie ein Veteran, ein alter Krieger. Holly Hunter spielt sie, die vor zwanzig Jahren mit einer wilden Mutterrolle einen Oscar bekam, in Jane Campions Film 'The Piano'. Jackie schweigt sehr lange und beharrlich, aber wenn sie dann spricht, reiben ihre Wörter, im wunderbaren Hunter-Sound, aneinander wie Kiesel. Carice und Jelka van Houten spielen die beiden Schwestern, und die drei werden dann doch ein kooperatives Team. Die Mutter kann keinen Flieger benutzen - Trommelfellschaden -, also muss man den Weg in die Reha auf den Überlandstraßen zurücklegen. Die Mädels aus Holland erfahren dort eine neue Unabhängigkeit, im Camper durch die Wüste von New Mexico. Keine Abenteuerromantik, eher ein Umgang mit ungewohnten Objekten. Einen Bus fahren, ein Lied singen in einer Bar, sich freuen über den Schnee, der überraschend die Wüste bedeckt, zwanzig Grad unter null. Jackie hat plötzlich eine Flinte in der Hand und verteidigt die Töchter gegen Männer-Aggression. Echter Pioniergeist, eine amerikanische Familie, die nicht vorgegeben und natürlich ist, sondern erarbeitet wird.
Ursprünglich war die Geschichte andersherum konzipiert, eine Suche nach dem Vater, und die Regisseurin Antoinette Beumer hatte Bill Murray dafür im Hinterkopf. Bei der Produktion half ihre Schwester Famke Janssen, die Schauspielerin, bekannt aus den X-Men-Filmen, gerade lockt sie als Sirene den müden, melancholischen Wolverine in unseren Kinos. Ein Frauen-Roadmovie, das das eigentlich streng maskuline Genre aufmischt, ihm eine naive Ungezwungenheit einpflanzt, eine zaghafte Infantilität.Fritz Göttler
Jackie, NL/USA 2012 - Regie: Antoinette Beumer. Buch: Marnie Blok, Karin van Holst Pellekaan. Kamera: Danny Elsen. Schnitt: Marc Bechtold. Mit: Carice van Houten, Jelka van Houten, Holly Hunter, Mary Woods, Howe Gelb, Chad E. Brown, Kenneth Miller, Louis Bordonada, Edward Duran. Pam Gow. Schwarzweiss Filmverleih, 98 Minuten.
Es ist der plötzliche Mutter-Effekt, der das gemeinsame Abendessen bestimmt. Die Mutter hat sich gemeldet, ein wenig überraschend für die Zwillingsschwestern und die zwei Väter. Die Mutter, die sie nicht kennen, das heißt: die Eizellenlieferantin - so nennt sie die aggressive Sofie, was die eher pragmatische, weil verheiratete Daan verstört. Die Mutter, die vor mehr als dreißig Jahren die Mädchen ausgetragen hat für das nette schwule Väterpaar. Nun hat sie angerufen, aus Amerika, sie braucht die Hilfe der Kinder. Ihr Bein ist im Gips, sie soll in die Reha, aber niemand ist da, der sie dorthin bringen könnte. Die Schwestern fliegen also nach Santa Fé, Familiensinn steckt nicht unbedingt dahinter, eher Unsicherheit und Neugier. Sie stehen selber unter Druck: Sofie hat wichtige Termine für die Karriere bei ihrem Hochglanzmagazin, Daan hat einen Termin beim Arzt, künstliche Befruchtung. Noch ein Mutter-Effekt.
Comeback für Holly Hunter.
Nicht sehr kooperativ, sagt der Pfleger dann, als er die Mutter Jackie auf dem Rollstuhl herbeischiebt. Sie schaut ein bisschen pennerhaft aus, wie ein Veteran, ein alter Krieger. Holly Hunter spielt sie, die vor zwanzig Jahren mit einer wilden Mutterrolle einen Oscar bekam, in Jane Campions Film 'The Piano'. Jackie schweigt sehr lange und beharrlich, aber wenn sie dann spricht, reiben ihre Wörter, im wunderbaren Hunter-Sound, aneinander wie Kiesel. Carice und Jelka van Houten spielen die beiden Schwestern, und die drei werden dann doch ein kooperatives Team. Die Mutter kann keinen Flieger benutzen - Trommelfellschaden -, also muss man den Weg in die Reha auf den Überlandstraßen zurücklegen. Die Mädels aus Holland erfahren dort eine neue Unabhängigkeit, im Camper durch die Wüste von New Mexico. Keine Abenteuerromantik, eher ein Umgang mit ungewohnten Objekten. Einen Bus fahren, ein Lied singen in einer Bar, sich freuen über den Schnee, der überraschend die Wüste bedeckt, zwanzig Grad unter null. Jackie hat plötzlich eine Flinte in der Hand und verteidigt die Töchter gegen Männer-Aggression. Echter Pioniergeist, eine amerikanische Familie, die nicht vorgegeben und natürlich ist, sondern erarbeitet wird.
Ursprünglich war die Geschichte andersherum konzipiert, eine Suche nach dem Vater, und die Regisseurin Antoinette Beumer hatte Bill Murray dafür im Hinterkopf. Bei der Produktion half ihre Schwester Famke Janssen, die Schauspielerin, bekannt aus den X-Men-Filmen, gerade lockt sie als Sirene den müden, melancholischen Wolverine in unseren Kinos. Ein Frauen-Roadmovie, das das eigentlich streng maskuline Genre aufmischt, ihm eine naive Ungezwungenheit einpflanzt, eine zaghafte Infantilität.Fritz Göttler
Jackie, NL/USA 2012 - Regie: Antoinette Beumer. Buch: Marnie Blok, Karin van Holst Pellekaan. Kamera: Danny Elsen. Schnitt: Marc Bechtold. Mit: Carice van Houten, Jelka van Houten, Holly Hunter, Mary Woods, Howe Gelb, Chad E. Brown, Kenneth Miller, Louis Bordonada, Edward Duran. Pam Gow. Schwarzweiss Filmverleih, 98 Minuten.