Dieses ungewöhnliche Aufklärungsbuch entstand zusammen mit Jugendlichen und vermittelt über die kreativ-witzige Gestaltung heitere Gelassenheit.
Erwachsen zu werden ist aufwühlend und anstrengend. Noch schwieriger aber kann es sein, dafür um Hilfe zu bitten. Wen fragen, wenn die Pubertät mit all ihren körperlichen und psychischen Wirren kommt? Am liebsten ziehen Mädchen wie Jungen dann Jugendzeitschriften zu Rate, hat die Studie Jugendsexualität 2010 der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ergeben. Dann folgen der Umfrage unter knapp 5700 Teenagern zufolge kostenlose Aufklärungsbroschüren. An dritter Stelle: Bücher. Viele von ihnen funktionieren nach dem gleichen Schema. Der Text ist in Frage-und-Antwort-Form gehalten, die durch alles hindurch scheinende Botschaft lautet sinngemäß: "Alles ganz normal, das kriegen alle." Mit dieser Grundhaltung sind auch Jan von Holleben und Antje Helms an ihr Buch übers Erwachsenwerden herangegangen. Trotzdem fällt bei ihrem Werk vor allem auf, worin es sich positiv von vielen anderen Büchern der gleichen Thematik unterscheidet: Autorin und Fotograf nehmen Teenager und deren Fragen ernst, ihr eigenes Tun aber nicht mehr als nötig. Klar, Aufklärung ist wichtig, und zu wissen, wie man sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt, kann im Extremfall lebensrettend sein.
Erwachsen zu werden ist aufwühlend und anstrengend. Noch schwieriger aber kann es sein, dafür um Hilfe zu bitten.
Die meisten Themen rund um Pubertät, Liebe und Sex aber kommen bestens aus mit der Unbeschwertheit, die das gesamte Buch durchzieht. Die zeigt sich vor allem in der herausragenden grafischen Gestaltung. Wo sich andere Aufklärungsbücher zum Beispiel in Comics flüchten, um keine Nackten zu zeigen, setzt Jan von Holleben auf Blumen, Obst und Gemüse zur Illustration. Verschieden geformte Orangen und Kirschen beziehungsweise Karotten beantworten die Frage nach der "normal" geformten Brust oder dem "richtigen" Penis mit einem Humor, den auch mitten im Problem-Strudel steckende Teenager an sich heranlassen: Bei diesen Fragen gibt es kein richtig und falsch.
Die porträtierten Jugendlichen treten natürlich auf, und nicht nur das "Making of" auf den letzten Buchseiten lässt ahnen, dass hier Akteure wie Fotograf gleichermaßen Spaß an der Produktion hatten. Am Anfang der einzelnen Kapitel sind abenteuerlich gestaltete Gebilde gezeigt wie die Geschlechterunterscheidmaschine, zusammengesetzt unter anderem aus Spielwürfeln, Strohhalmen, einer Wäscheklammer, Lockenwicklern und - als Penis - einem Lakritzstäbchen.
Direkt und verständlich antwortet Antje Helms auf Fragen wie "Ist es schlimm, wenn man schon 13 ist und noch immer nicht in der Pubertät?" (Antwort: "Überhaupt nicht!" - alles ganz normal eben) oder "Woran merke ich, dass ich verliebt bin?" ("Du bist einfach super drauf."). Geht es um Liebesbriefe, erwähnt Helms auch sms, Facebook und Internet-Akronyme wie HDL ("hab dich lieb"). Homosexualität thematisiert sie ebenso wie die überraschend komplizierte Frage, was eigentlich das Geschlecht eines Menschen ausmacht.
Einzig die Ausflüge in die Tierwelt erscheinen im Text oft etwas unvermittelt und vielleicht auch am Hauptinteresse von Teenagern vorbeigeschrieben. Oder will ein Junge, der die ersten Schamhaare an sich entdeckt, unbedingt wissen, was ein Gorillamännchen darüber denken würde? (ab 11 Jahre)
Antje Helms: Kriegen das eigentlich alle? Die besten Antworten zum Erwachsenwerden. Mit Fotos von Jan von Holleben. Gabriel 2013. 160 Seiten, 16,95 Euro.
Erwachsen zu werden ist aufwühlend und anstrengend. Noch schwieriger aber kann es sein, dafür um Hilfe zu bitten. Wen fragen, wenn die Pubertät mit all ihren körperlichen und psychischen Wirren kommt? Am liebsten ziehen Mädchen wie Jungen dann Jugendzeitschriften zu Rate, hat die Studie Jugendsexualität 2010 der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ergeben. Dann folgen der Umfrage unter knapp 5700 Teenagern zufolge kostenlose Aufklärungsbroschüren. An dritter Stelle: Bücher. Viele von ihnen funktionieren nach dem gleichen Schema. Der Text ist in Frage-und-Antwort-Form gehalten, die durch alles hindurch scheinende Botschaft lautet sinngemäß: "Alles ganz normal, das kriegen alle." Mit dieser Grundhaltung sind auch Jan von Holleben und Antje Helms an ihr Buch übers Erwachsenwerden herangegangen. Trotzdem fällt bei ihrem Werk vor allem auf, worin es sich positiv von vielen anderen Büchern der gleichen Thematik unterscheidet: Autorin und Fotograf nehmen Teenager und deren Fragen ernst, ihr eigenes Tun aber nicht mehr als nötig. Klar, Aufklärung ist wichtig, und zu wissen, wie man sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten schützt, kann im Extremfall lebensrettend sein.
Erwachsen zu werden ist aufwühlend und anstrengend. Noch schwieriger aber kann es sein, dafür um Hilfe zu bitten.
Die meisten Themen rund um Pubertät, Liebe und Sex aber kommen bestens aus mit der Unbeschwertheit, die das gesamte Buch durchzieht. Die zeigt sich vor allem in der herausragenden grafischen Gestaltung. Wo sich andere Aufklärungsbücher zum Beispiel in Comics flüchten, um keine Nackten zu zeigen, setzt Jan von Holleben auf Blumen, Obst und Gemüse zur Illustration. Verschieden geformte Orangen und Kirschen beziehungsweise Karotten beantworten die Frage nach der "normal" geformten Brust oder dem "richtigen" Penis mit einem Humor, den auch mitten im Problem-Strudel steckende Teenager an sich heranlassen: Bei diesen Fragen gibt es kein richtig und falsch.
Die porträtierten Jugendlichen treten natürlich auf, und nicht nur das "Making of" auf den letzten Buchseiten lässt ahnen, dass hier Akteure wie Fotograf gleichermaßen Spaß an der Produktion hatten. Am Anfang der einzelnen Kapitel sind abenteuerlich gestaltete Gebilde gezeigt wie die Geschlechterunterscheidmaschine, zusammengesetzt unter anderem aus Spielwürfeln, Strohhalmen, einer Wäscheklammer, Lockenwicklern und - als Penis - einem Lakritzstäbchen.
Direkt und verständlich antwortet Antje Helms auf Fragen wie "Ist es schlimm, wenn man schon 13 ist und noch immer nicht in der Pubertät?" (Antwort: "Überhaupt nicht!" - alles ganz normal eben) oder "Woran merke ich, dass ich verliebt bin?" ("Du bist einfach super drauf."). Geht es um Liebesbriefe, erwähnt Helms auch sms, Facebook und Internet-Akronyme wie HDL ("hab dich lieb"). Homosexualität thematisiert sie ebenso wie die überraschend komplizierte Frage, was eigentlich das Geschlecht eines Menschen ausmacht.
Einzig die Ausflüge in die Tierwelt erscheinen im Text oft etwas unvermittelt und vielleicht auch am Hauptinteresse von Teenagern vorbeigeschrieben. Oder will ein Junge, der die ersten Schamhaare an sich entdeckt, unbedingt wissen, was ein Gorillamännchen darüber denken würde? (ab 11 Jahre)
Antje Helms: Kriegen das eigentlich alle? Die besten Antworten zum Erwachsenwerden. Mit Fotos von Jan von Holleben. Gabriel 2013. 160 Seiten, 16,95 Euro.