Quantcast
Channel: jetzt.de - SZ
Viewing all articles
Browse latest Browse all 3345

Das Glücksbrötchen-Klettern in Hongkong

$
0
0
Ursprung, Gegenwart und Zukunft einer modernen Stadt

Die Welt wird zur Stadt. Das klingt erst einmal seltsam. Schließlich ist keine Metropole groß genug, um allen Bewohnern dieser Erde Platz zu bieten. Doch tatsächlich wollen immer mehr Menschen in Städten wohnen. Viele versprechen sich dort ein besseres Leben, mehr Geld für ihre Arbeit, eine guten Ausbildung für ihre Kinder. Schon heute lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten. Das war bis zum 19.Jahrhundert noch anders, als 97 Prozent der Menschen als Bauern arbeiteten.

Aber natürlich ist die Stadt kein modernes Phänomen. Die ersten Metropolen entstanden 4000 vor Christus. Wie dicht die Entwicklung der Städte daher mit der Entwicklung der Menschheit verwoben ist, dem Fortschritt und dem Bildungsstand, den kriegerischen Auseinandersetzungen und den kulturellen Meisterleistungen, das zeigt auf angenehm nüchterne und trotzdem sehr unterhaltsame Weise ein Bildband aus der Wissensreihe memo.



Leben auf engstem Raum - ein Bildband widmet sich jetzt dem Thema Stadt.

Auf einer Doppelseite wird darin jeweils ein Aspekt der Urbanisierung vorgestellt. Welche Bedeutung hat die Lage für eine Stadt? Was hat die Industrialisierung mit dem Wachsen der Metropolen zu tun? Aber auch: Wozu führt es, wenn immer mehr Menschen in Städten wohnen wollen? Und wie kann man die überhaupt versorgen? Die Stärke des Bildbands ist, dass die Aspekte aus sehr unterschiedlichen Blickwinkeln, verschiedenen Zeiten und Weltregionen beleuchtet werden. Zum Beispiel wird unter dem Aspekt, wie wichtig eine gute Lage ist, das ehemalige Fischerdörfchen Shenzhen in der Nähe von Hongkong beschrieben, das innerhalb von Jahrzehnten vom chinesischen Staat zur Wirtschaftsmetropole hochgezüchtet wurde, aber auch Kimberley in Südafrika, das quasi aus dem Nichts entstand, als dort Ende des 19.Jahrhunderts Diamanten gefunden wurden.

Die einzelnen Unterpunkte werden jeweils durch eine Abbildung und einen kurzen, aber informativen Text vorgestellt. Zusammen ergibt das, wenn man so will, eine fast schon städtische Ansicht: Dicht gedrängt treffen hier die unterschiedlichsten Bevölkerungsgruppen aufeinander. Wolkenkratzer stehen neben funkelnden Diamanten. Frachtschiffe fahren an Kamelen vorbei. Fahrradrikschas treffen auf Schwebebahnen und Smogglocken. Müllberge auf glitzernde Fassadenbeleuchtung und schwer beladene Lastwagen, die Nahrung in abgelegene Städte bringen.

Die Kunst bei diesem urbanen Tohuwabohu: Statt sich im Chaos zu verlieren, macht es Spaß, mit dem Buch auf Entdeckungstour zu gehen. Von den Ursprüngen der Metropolen und von vergessenen Städten zu erfahren, Traditionen wie das 'Glücksbrötchen'-Klettern in Hongkong kennenzulernen, aber auch mögliche Gefahren für die Metropolen von heute skizziert zu bekommen, etwa die Bedrohung durch Erdbeben. Einen abschließenden Überblick bieten nicht nur ein ausklappbares Poster und ein Glossar, sondern auch einige Top-Ten-Listen, die immer wieder Überraschendes zeigen. Oder wer hätte gedacht, dass Luanda in Angola den dritten Platz unter den teuersten Städten der Welt belegt?Laura Weissmüller

Philip Steele: Städte. Dorling Kindersley (Memo Band 3) 2011. 72 Seiten, 9,95 Euro.

Viewing all articles
Browse latest Browse all 3345