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Reden ist Gold

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Der E-Mail-Verschlüsselungsdienst Lavabit, den auch Edward Snowden nutzte, musste in der vergangenen Woche seine Tätigkeit einstellen. Der Erfinder und Besitzer des E-Mail-Dienstes steht jetzt unter Druck der US-Regierung.


Ladar Levison hat eine Menge zu erzählen, Dinge, die für alle Internetnutzer interessant sind. Das Problem ist, dass Levison, 32, nicht reden darf. Das Verbot wurde von Behörden der amerikanischen Regierung verhängt. Levison war der Erfinder und Besitzer des E-Mail-Dienstes Lavabit, der E-Mails verschlüsselt und damit besonders sicher gespeichert hat. Einer seiner Kunden war Edward Snowden, der Whistleblower, der die Abhörprogramme der Geheimdienste NSA und CIA verriet.



"So wie E-Mail heute funktioniert wird das System niemals sicher sein", heißt es im Abschiedsschreiben von Lavabit an die Kunden.

Levison stand wohl vor ein paar Tagen, so viel lässt sich aus einem Brief an seine Kunden lesen, vor der Entscheidung, entweder Daten seiner Kunden an die Behörden zu geben - oder seine Firma zu schließen. Er entschied sich für den konsequenteren, aber härteren Weg. Mit Lavabit verdiente er sich seinen Lebensunterhalt, der fehlt jetzt. Levsion zog zurück zu seinen Eltern. Allerdings sammelt der Texaner im Netz Spenden für die Gerichtsverfahren, die auf ihn zukommen. Knapp 100000 Dollar hat er schon beisammen. Wie viel Geld er benötigen wird, ist so unklar wie alles andere. In einem Interview mit der New York Times sagte der Programmierer, er wisse immer noch nicht, ob er verhaftet werde. Der Druck der Behörden lässt jedenfalls seit einer Woche nicht nach, erzählt Levison: 'Ich bin mit pauschal formulierten Gerichtsbeschlüssen konfrontiert, mit denen die Regierung Zugriff auf alles erhält.' Die Daten seiner Kunden sollen nach wie vor auf den Servern von Lavabit liegen. Levison darf sich nicht dazu äußern, ob es ihm verboten wurde, zu löschen.

Levisons Geschichte besorgt Bürgerrechtler und Datenschützer rund um die Welt, die sich in ihrer Sorge, dass Behörden die Privatsphäre von Internetnutzern verletzen, bestätigt sehen. Ein anderer E-Mail-Anbieter, der seinen Kunden größtmöglichen Datenschutz verspricht, hat deshalb jetzt Konsequenzen gezogen. Silent Circle aus Maryland hat alle E-Mails aller Kunden, die auf Firmenservern gespeichert waren, gelöscht. Das Unternehmen hatte zuletzt sogar mit Bezug auf die Datenschutzskandale Prism und Tempora geworben, die Edward Snowden enthüllte. Doch ausgerechnet im Rahmen der Enthüllungen, vor allem aber, nachdem Levison mit Lavabit in die Knie gezwungen war, entschied man sich bei Silent Circle dafür, den Betrieb von sich aus einzustellen. 'So wie E-Mail heute funktioniert wird das System niemals sicher sein', heißt es im Abschiedsschreiben an die Kunden.

Resignation macht sich breit, bei Silent Circle wie bei Lavabit-Gründer Levison. Der möchte ein Restaurant eröffnen, so analog wie möglich. Ihn würde der neue Job beruhigen, die US-Regierung sicher auch.

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