Gute Idee: Unterricht live im Internet. Nach einigen US-Universitäten probieren es jetzt auch Business Schools
Wie begrüßt man 160000 Studenten? Zwei Professoren aus Stanford machen es in ihrem Video auf die denkbar einfachste Art und Weise: "Hi, my name is Sebastian Thrun", beginnt der eine. "I"m Peter Norvig", ergänzt der andere. Ein gutes Jahr ist es her, dass Thrun und Norvig ihren kostenlosen Online-Kurs "Einführung in die Künstliche Intelligenz" live ins Netz stellten. Das löste einen regelrechten Massenansturm aus - Massen, die in keinen Hörsaal der Welt passen würden. Die Studenten folgten der Vorlesung zu Hause am Computer. Sie saßen in Indien, Südkorea oder Europa und diskutierten in Foren über Fragen und lösten online Übungsaufgaben. Nur ein Bruchteil der Studenten hat am Ende alle Online-Tests absolviert und ein entsprechendes Zertifikat erhalten. Trotzdem hat der Kurs einiges bewegt.
Mittlerweile bieten mehrere amerikanische Elite-Universitäten Videovorlesungen an. Princeton, Stanford und die Penn State University gründeten dafür vor ein paar Monaten die Internet-Plattform Coursera. Harvard und das Massachusetts Institute of Technology (MIT) zogen kurz darauf mit der Plattform edX nach. Viele der Kurse starten in diesem Herbst. Einen Harvard-Abschluss kann man zwar so nicht machen, aber es gibt Teilnahmezertifikate - und natürlich Zugang zum Wissen der weltweit renommiertesten Professoren.
Auch Stanford-Professor Sebastian Thrun hat offenbar Gefallen daran gefunden, zigtausend Studenten in aller Welt zu unterrichten. Er hat zusammen mit zwei Kollegen seiner Universität die Plattform Udacity gegründet, auf der Videovorlesungen angeboten werden. Thrun, der auch für Google arbeitet und Google Street View mitentwickelt hat, kündigt auf der Homepage an, dass auch große Technologie-Firmen planen, aus dem Kreis der Udacity Studenten zu rekrutieren. Aber das eigentliche Ziel der Plattform ist, das Bildungssystem zu demokratisieren.
Man kann Sebastian Thrun auch live erleben - auf Konferenzen wie dem Digital Life Design in München
Was in den USA von einigen bereits als Revolution gefeiert wird, kommt in Deutschland eher auf leisen Sohlen daher. Aber auch einige deutsche Business Schools und Universitäten nutzen E-Learning-Plattformen, um Seminare und Vorlesungen zu ergänzen und damit sich die Studenten untereinander vernetzen können. Die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder beispielsweise hat dafür die E-Learning-Plattform MBAnet entwickelt. Vier Wochen vor der Präsenzphase in der Universität können die Studenten dort Lehrmaterial herunterladen, Lerngruppen bilden und Kontakt zu Professoren aufnehmen. Nach der einwöchigen Präsenzphase wird Material zur Prüfungsvorbereitung bereitgestellt. "MBAnet ist unterstützendes Instrument, kein ersetzendes", sagt Hans-Georg Lilge, Programmdirektor des MBA-Studiengangs der Universität Viadrina.
Der Austausch mit anderen Studenten sei wichtig, nicht nur online, sondern auch im wahren Leben. Man wolle keine Studenten, die zu Hause an ihren Computern vereinsamen. Deswegen werde es an der Viadrina auch keinen reinen Online-MBA geben. "Unsere Studenten schätzen besonders den multikulturellen Austausch an der Viadrina", sagt Lilge. Es werde aber bald die Kooperation sowohl mit der Manchester Metropolitan University in England als auch mit der Adam Mickiewicz Universität im polnischen Posen weiter ausgebaut. Teils mit gemeinsamen MBA-Programmen, teils über einen Studentenaustausch. Dann sollen die Studenten sich über MBAnet nicht nur international vernetzen, sondern auch aufgezeichnete Vorlesungen als Video abrufen können.
Auch die Universität Osnabrück bietet ihren Studenten mit Stud.IP eine speziell entwickelte E-Learning-Plattform an. Die Open-Source-Software wird seit 2003 im Verbund mit anderen niedersächsischen Hochschulen verwendet. Es gibt Foren, Chats, Wikis, Blogs, und sogar Prüfungen können online abgelegt werden, was beispielsweise Studenten im Ausland nutzen. Dass nicht geschummelt wird, überwacht dann die Partneruniversität. "Vieles ist als Blended Learning konzipiert", sagt Tobias Thelen vom Zentrum für Informationsmanagement und virtuelle Lehre der Universität Osnabrück. Das bedeutet, die Studenten treffen sich im Onlineforum zu festgelegten Zeiten, etwa um Aufgaben in der Gruppe zu lösen. Gerade MBA-Studenten, von denen viele Vollzeit arbeiten, kommen die Angebote entgegen. So gibt es immer mehr Vorlesungen, die aufgezeichnet und online zur Verfügung gestellt werden. Auch die Sprechstunden im Onlineforum würden, so Thelen, gerne genutzt. Momentan überlege man, ob auch soziale Netzwerke wie Facebook oder Xing für die virtuelle Gruppenarbeit genutzt werden können, weil sich viele Studenten dort ohnehin vernetzen. "Da geht es aber teilweise auch um rechtliche Fragen", sagt Thelen. Was darf eine Uni in sozialen Netzwerken veröffentlichen? Auf welche kommerziellen Angebote sollte sie zurückgreifen? Solche Fragen stellen sich derzeit die Vorreiter im Bereich E-Learning.
Auch viele Fachhochschulen rüsten im Bereich MBA technologisch auf. Die Ernst-Abbe-Fachhochschule (EAH) Jena etwa nutzt seit vier Jahren das frei zugängliche Managementsystem Moodle, um seinen Studenten die Organisation des Studiums zu erleichtern. Die beiden MBAs (General Management und Health Care Management) sind als Fernstudiengänge ohnehin mit geringen Präsenzzeiten konzipiert. Über Moodle können sich die MBA-Studenten für Kurse registrieren und alle Veranstaltungen in Form von Folien und Materialien abrufen. Webinare, also Vorlesungen per Video-Stream, wird es erst mal nicht geben, das sei aber auch nicht das Ziel. Denn laut Peter Perschke, Dekanatsassistent des Fachbereichs Betriebswirtschaft der EAH Jena, schätzen die Studenten gerade auch das persönliche Netzwerken.
Auf 160000 Studenten pro Kurs bringen es die deutschen Einrichtungen zwar so wohl eher nicht, aber für den ein oder anderen Studenten dürften die Online-Tools eine Erleichterung sein.
Wie begrüßt man 160000 Studenten? Zwei Professoren aus Stanford machen es in ihrem Video auf die denkbar einfachste Art und Weise: "Hi, my name is Sebastian Thrun", beginnt der eine. "I"m Peter Norvig", ergänzt der andere. Ein gutes Jahr ist es her, dass Thrun und Norvig ihren kostenlosen Online-Kurs "Einführung in die Künstliche Intelligenz" live ins Netz stellten. Das löste einen regelrechten Massenansturm aus - Massen, die in keinen Hörsaal der Welt passen würden. Die Studenten folgten der Vorlesung zu Hause am Computer. Sie saßen in Indien, Südkorea oder Europa und diskutierten in Foren über Fragen und lösten online Übungsaufgaben. Nur ein Bruchteil der Studenten hat am Ende alle Online-Tests absolviert und ein entsprechendes Zertifikat erhalten. Trotzdem hat der Kurs einiges bewegt.
Mittlerweile bieten mehrere amerikanische Elite-Universitäten Videovorlesungen an. Princeton, Stanford und die Penn State University gründeten dafür vor ein paar Monaten die Internet-Plattform Coursera. Harvard und das Massachusetts Institute of Technology (MIT) zogen kurz darauf mit der Plattform edX nach. Viele der Kurse starten in diesem Herbst. Einen Harvard-Abschluss kann man zwar so nicht machen, aber es gibt Teilnahmezertifikate - und natürlich Zugang zum Wissen der weltweit renommiertesten Professoren.
Auch Stanford-Professor Sebastian Thrun hat offenbar Gefallen daran gefunden, zigtausend Studenten in aller Welt zu unterrichten. Er hat zusammen mit zwei Kollegen seiner Universität die Plattform Udacity gegründet, auf der Videovorlesungen angeboten werden. Thrun, der auch für Google arbeitet und Google Street View mitentwickelt hat, kündigt auf der Homepage an, dass auch große Technologie-Firmen planen, aus dem Kreis der Udacity Studenten zu rekrutieren. Aber das eigentliche Ziel der Plattform ist, das Bildungssystem zu demokratisieren.
Man kann Sebastian Thrun auch live erleben - auf Konferenzen wie dem Digital Life Design in München
Was in den USA von einigen bereits als Revolution gefeiert wird, kommt in Deutschland eher auf leisen Sohlen daher. Aber auch einige deutsche Business Schools und Universitäten nutzen E-Learning-Plattformen, um Seminare und Vorlesungen zu ergänzen und damit sich die Studenten untereinander vernetzen können. Die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder beispielsweise hat dafür die E-Learning-Plattform MBAnet entwickelt. Vier Wochen vor der Präsenzphase in der Universität können die Studenten dort Lehrmaterial herunterladen, Lerngruppen bilden und Kontakt zu Professoren aufnehmen. Nach der einwöchigen Präsenzphase wird Material zur Prüfungsvorbereitung bereitgestellt. "MBAnet ist unterstützendes Instrument, kein ersetzendes", sagt Hans-Georg Lilge, Programmdirektor des MBA-Studiengangs der Universität Viadrina.
Der Austausch mit anderen Studenten sei wichtig, nicht nur online, sondern auch im wahren Leben. Man wolle keine Studenten, die zu Hause an ihren Computern vereinsamen. Deswegen werde es an der Viadrina auch keinen reinen Online-MBA geben. "Unsere Studenten schätzen besonders den multikulturellen Austausch an der Viadrina", sagt Lilge. Es werde aber bald die Kooperation sowohl mit der Manchester Metropolitan University in England als auch mit der Adam Mickiewicz Universität im polnischen Posen weiter ausgebaut. Teils mit gemeinsamen MBA-Programmen, teils über einen Studentenaustausch. Dann sollen die Studenten sich über MBAnet nicht nur international vernetzen, sondern auch aufgezeichnete Vorlesungen als Video abrufen können.
Auch die Universität Osnabrück bietet ihren Studenten mit Stud.IP eine speziell entwickelte E-Learning-Plattform an. Die Open-Source-Software wird seit 2003 im Verbund mit anderen niedersächsischen Hochschulen verwendet. Es gibt Foren, Chats, Wikis, Blogs, und sogar Prüfungen können online abgelegt werden, was beispielsweise Studenten im Ausland nutzen. Dass nicht geschummelt wird, überwacht dann die Partneruniversität. "Vieles ist als Blended Learning konzipiert", sagt Tobias Thelen vom Zentrum für Informationsmanagement und virtuelle Lehre der Universität Osnabrück. Das bedeutet, die Studenten treffen sich im Onlineforum zu festgelegten Zeiten, etwa um Aufgaben in der Gruppe zu lösen. Gerade MBA-Studenten, von denen viele Vollzeit arbeiten, kommen die Angebote entgegen. So gibt es immer mehr Vorlesungen, die aufgezeichnet und online zur Verfügung gestellt werden. Auch die Sprechstunden im Onlineforum würden, so Thelen, gerne genutzt. Momentan überlege man, ob auch soziale Netzwerke wie Facebook oder Xing für die virtuelle Gruppenarbeit genutzt werden können, weil sich viele Studenten dort ohnehin vernetzen. "Da geht es aber teilweise auch um rechtliche Fragen", sagt Thelen. Was darf eine Uni in sozialen Netzwerken veröffentlichen? Auf welche kommerziellen Angebote sollte sie zurückgreifen? Solche Fragen stellen sich derzeit die Vorreiter im Bereich E-Learning.
Auch viele Fachhochschulen rüsten im Bereich MBA technologisch auf. Die Ernst-Abbe-Fachhochschule (EAH) Jena etwa nutzt seit vier Jahren das frei zugängliche Managementsystem Moodle, um seinen Studenten die Organisation des Studiums zu erleichtern. Die beiden MBAs (General Management und Health Care Management) sind als Fernstudiengänge ohnehin mit geringen Präsenzzeiten konzipiert. Über Moodle können sich die MBA-Studenten für Kurse registrieren und alle Veranstaltungen in Form von Folien und Materialien abrufen. Webinare, also Vorlesungen per Video-Stream, wird es erst mal nicht geben, das sei aber auch nicht das Ziel. Denn laut Peter Perschke, Dekanatsassistent des Fachbereichs Betriebswirtschaft der EAH Jena, schätzen die Studenten gerade auch das persönliche Netzwerken.
Auf 160000 Studenten pro Kurs bringen es die deutschen Einrichtungen zwar so wohl eher nicht, aber für den ein oder anderen Studenten dürften die Online-Tools eine Erleichterung sein.