Die Videoreihe "Jung & Naiv" des Journalisten Tilo Jung hält, was der Titel verspricht
"Wer ist das?", fragt Tilo Jung Sahra Wagenknecht, als sie ihm erzählt, dass sie mit Oskar Lafontaine zusammen ist. Er setzt sich ganz nah an sie heran, duzt sie konsequent und lässt sich jedes Fachwort erklären. Das ist das Konzept seiner Videoreihe Jung & Naiv: Ein Jungjournalist befragt in der Rolle eines Erstwählers Journalisten und Politiker. Das könnte lehrreich oder lustig sein. Leider ist es keines von beidem, weil Jung seinen Gesprächspartnern auf die Art keine interessanten Informationen entlockt. Der Erkenntnisgewinn tendiert gegen null. Trotzdem gelingt Jung & Naiv der Sprung vom Netz ins Fernsehen, am Montagabend interviewt Tilo Jung den Kanzlerkandidaten der SPD, Peer Steinbrück, zu sehen beim Jugendsender Joiz um 20 Uhr (über einige Kabelnetze, IP-TV, Zattoo und Stream auf www.joiz.de). Künftig sollen regelmäßig Interviews von Jung im TV laufen. Nach der Ausstrahlung erscheinen die Folgen auf Youtube.
Oskar wer? Tilo Jung gibt sich bei seinen Interviews mit Politikern bewusst naiv und dumm.
Jung wird es wieder als netter Erklärbär versuchen, die Frisur akkurat zerzaust. Seine Lockerheit wirkt oft erzwungen. Nur seine Fragen sind ungekünstelt, die sind wirklich oft genau so doof, wie er sie stellt: Wer ist Oskar Lafontaine? Jung sagt, viele Politiker schafften es, sich in seiner Sendung "von dem gewohnten sprachlichen Gefängnis politischer Kommunikation zu befreien". Vielleicht ist die Naivität seiner Fragen also Konzept - so sieht er das. Möglich ist aber auch, dass ihm einfach keine klügeren Fragen einfallen. Seine Interviewpartner sagen dann, was sie immer sagen - nur stellen sie sich ein bisschen auf Jung ein, und dann sitzen da eben zwei Erklärbären vor der Kamera.
Wem das etwas bringen soll? Jung glaubt: Allen, die politische Abläufe nicht verstehen oder, wie er es bei Markus Lanz einmal sagte: denjenigen, die "immer mit halbem Ohr in der Bild-Zeitung vielleicht was lesen". Das Problem daran ist, dass es für diese Zielgruppe vielleicht nicht reicht, wenn Jung keine andere Richtung kennt als nettes Nachfragen à la "Ach, echt?" Auch das verkauft er übrigens als Konzept: Er habe keine Zielgruppe, "diese neue Art von Journalismus" mache ihm und den Interviewten Spaß. Eine politische Sendung ohne Ziel, als reiner Selbstzweck, kann das funktionieren? Zumindest wird es sehr, sehr schlicht. Ein bisschen Langeweile, mit leichter Tendenz zur Fremdscham.
Die Zahlen sind für ein kleines Projekt in Ordnung: Nach mehr als 70 Folgen hat das erfolgreichste Video 13000 Klicks. So entsteht langsam ein Hype um die Videos. "Tilo Jung revolutioniert den Journalismus auf Youtube", schrieb der Tagesspiegel. Würde das stimmen, wäre es ziemlich traurig für den Journalismus. Und für die Revolution.
"Wer ist das?", fragt Tilo Jung Sahra Wagenknecht, als sie ihm erzählt, dass sie mit Oskar Lafontaine zusammen ist. Er setzt sich ganz nah an sie heran, duzt sie konsequent und lässt sich jedes Fachwort erklären. Das ist das Konzept seiner Videoreihe Jung & Naiv: Ein Jungjournalist befragt in der Rolle eines Erstwählers Journalisten und Politiker. Das könnte lehrreich oder lustig sein. Leider ist es keines von beidem, weil Jung seinen Gesprächspartnern auf die Art keine interessanten Informationen entlockt. Der Erkenntnisgewinn tendiert gegen null. Trotzdem gelingt Jung & Naiv der Sprung vom Netz ins Fernsehen, am Montagabend interviewt Tilo Jung den Kanzlerkandidaten der SPD, Peer Steinbrück, zu sehen beim Jugendsender Joiz um 20 Uhr (über einige Kabelnetze, IP-TV, Zattoo und Stream auf www.joiz.de). Künftig sollen regelmäßig Interviews von Jung im TV laufen. Nach der Ausstrahlung erscheinen die Folgen auf Youtube.
Oskar wer? Tilo Jung gibt sich bei seinen Interviews mit Politikern bewusst naiv und dumm.
Jung wird es wieder als netter Erklärbär versuchen, die Frisur akkurat zerzaust. Seine Lockerheit wirkt oft erzwungen. Nur seine Fragen sind ungekünstelt, die sind wirklich oft genau so doof, wie er sie stellt: Wer ist Oskar Lafontaine? Jung sagt, viele Politiker schafften es, sich in seiner Sendung "von dem gewohnten sprachlichen Gefängnis politischer Kommunikation zu befreien". Vielleicht ist die Naivität seiner Fragen also Konzept - so sieht er das. Möglich ist aber auch, dass ihm einfach keine klügeren Fragen einfallen. Seine Interviewpartner sagen dann, was sie immer sagen - nur stellen sie sich ein bisschen auf Jung ein, und dann sitzen da eben zwei Erklärbären vor der Kamera.
Wem das etwas bringen soll? Jung glaubt: Allen, die politische Abläufe nicht verstehen oder, wie er es bei Markus Lanz einmal sagte: denjenigen, die "immer mit halbem Ohr in der Bild-Zeitung vielleicht was lesen". Das Problem daran ist, dass es für diese Zielgruppe vielleicht nicht reicht, wenn Jung keine andere Richtung kennt als nettes Nachfragen à la "Ach, echt?" Auch das verkauft er übrigens als Konzept: Er habe keine Zielgruppe, "diese neue Art von Journalismus" mache ihm und den Interviewten Spaß. Eine politische Sendung ohne Ziel, als reiner Selbstzweck, kann das funktionieren? Zumindest wird es sehr, sehr schlicht. Ein bisschen Langeweile, mit leichter Tendenz zur Fremdscham.
Die Zahlen sind für ein kleines Projekt in Ordnung: Nach mehr als 70 Folgen hat das erfolgreichste Video 13000 Klicks. So entsteht langsam ein Hype um die Videos. "Tilo Jung revolutioniert den Journalismus auf Youtube", schrieb der Tagesspiegel. Würde das stimmen, wäre es ziemlich traurig für den Journalismus. Und für die Revolution.