Im Dokumentarfilm "Apple Stories" folgt Rasmus Gerlach dem iPhone um die Welt
Ein Lehrstück in Sachen Internet und Globalisierung. Wer unser vernetztes Leben ein bisschen besser begreifen will, ist bei Apple auf der richtigen Spur. Der Konzern hat in den vergangenen Jahrzehnten unser Leben ordentlich aufgemischt, hat Computern ein freundlich lächelndes, hippes Gesicht verpasst und uns mithilfe von iPod, iPhone und iPad zu technikbesessenen Permanent-Onlinern gemacht.
Die Geschichte von Apple ist denn auch schon oft erzählt worden, vor allem nach dem Tod von Firmen-Mitbegründer Steve Jobs, der meist im Mittelpunkt dieser Erzählungen stand. Der Filmemacher Rasmus Gerlach hat für seinen Dokumentarfilm eine andere Struktur gewählt. Er reist durch die Welt, entlang der Herstellungskette eines iPhones, anfangen bei den Rohstoffen. Es geht zu den Zinnminen in Ruanda, zu Fertigungshallen in China, zu Handydoktoren und -usern in Hamburg und überall auf der Welt.
Was steckt drin im iPhone? Der Dokumentarfilmer Rasmus Gerlach macht sich auf die Suche nach den Geschichten, die hinter der Herstellung stehen.
Formal ist das nicht aufregend, mit Off-Kommentar und Reportagebildern sind die "Apple Stories" eher TV-Dokumentation als Kino-Dokumentarfilm. Inhaltlich ist Gerlachs Spurensuche aber immer wieder spannend, wenn der Regisseur beispielsweise in eine düstere ruandische Zinnmine hinuntersteigt und dort Arbeiter in Flip-Flops und ohne Helm findet. Oder wenn er im Kongo von "Konfliktmineralien" erfährt, die bei der Handyherstellung verwendet werden und deren Verkaufserlös unter anderem dazu dient, Waffen für Bürgerkriege zu finanzieren. Die Stories über die Schattenseiten des Apple-Hypes sind ziemlich sprunghaft montiert, machten aber sichtbar, wie das alles zusammenhängt: das Elend der Arbeiter bei den Apple-Zulieferern weltweit mit dem grauen Markt der Handydoktoren, mit den langen Schlangen bei der Eröffnung von neuen Apple Stores...
Ins Herz der iPhone-Produktion ist Gerlach erwartungsgemäß nicht vorgedrungen, der Konzern ist weithin dafür bekannt, dass er sich nicht gern in die Karten schauen lässt. Dafür konnte Gerlach in einer chinesischen Firma drehen, die fast echte iPhone-Oberflächen herstellt - bessere Arbeitsbedingungen als beim Apple-Zulieferer gibt es beim Produktpiraten selbstredend auch nicht. So entsteht ein Puzzlebild von Hype und Ausbeutung, das Bild einer Welt, in deren Mittelpunkt das Smartphone steht. Oder wie einer der Handydoktoren das Logo mit dem angebissenen Apfel deutet: einmal reingebissen, aber schmeckt nicht.Martina Knoben
Apple Stories, Deutschland 2012 - Regie: Rasmus Gerlach. Kamera: Thomas Besinsky, R. Gerlach, Irina Linke, Paul Kulms. Schnitt: Bettina Vogelsang, R. Gerlach. Verleih: Real Fiction, 83 Minuten.
Ein Lehrstück in Sachen Internet und Globalisierung. Wer unser vernetztes Leben ein bisschen besser begreifen will, ist bei Apple auf der richtigen Spur. Der Konzern hat in den vergangenen Jahrzehnten unser Leben ordentlich aufgemischt, hat Computern ein freundlich lächelndes, hippes Gesicht verpasst und uns mithilfe von iPod, iPhone und iPad zu technikbesessenen Permanent-Onlinern gemacht.
Die Geschichte von Apple ist denn auch schon oft erzählt worden, vor allem nach dem Tod von Firmen-Mitbegründer Steve Jobs, der meist im Mittelpunkt dieser Erzählungen stand. Der Filmemacher Rasmus Gerlach hat für seinen Dokumentarfilm eine andere Struktur gewählt. Er reist durch die Welt, entlang der Herstellungskette eines iPhones, anfangen bei den Rohstoffen. Es geht zu den Zinnminen in Ruanda, zu Fertigungshallen in China, zu Handydoktoren und -usern in Hamburg und überall auf der Welt.
Was steckt drin im iPhone? Der Dokumentarfilmer Rasmus Gerlach macht sich auf die Suche nach den Geschichten, die hinter der Herstellung stehen.
Formal ist das nicht aufregend, mit Off-Kommentar und Reportagebildern sind die "Apple Stories" eher TV-Dokumentation als Kino-Dokumentarfilm. Inhaltlich ist Gerlachs Spurensuche aber immer wieder spannend, wenn der Regisseur beispielsweise in eine düstere ruandische Zinnmine hinuntersteigt und dort Arbeiter in Flip-Flops und ohne Helm findet. Oder wenn er im Kongo von "Konfliktmineralien" erfährt, die bei der Handyherstellung verwendet werden und deren Verkaufserlös unter anderem dazu dient, Waffen für Bürgerkriege zu finanzieren. Die Stories über die Schattenseiten des Apple-Hypes sind ziemlich sprunghaft montiert, machten aber sichtbar, wie das alles zusammenhängt: das Elend der Arbeiter bei den Apple-Zulieferern weltweit mit dem grauen Markt der Handydoktoren, mit den langen Schlangen bei der Eröffnung von neuen Apple Stores...
Ins Herz der iPhone-Produktion ist Gerlach erwartungsgemäß nicht vorgedrungen, der Konzern ist weithin dafür bekannt, dass er sich nicht gern in die Karten schauen lässt. Dafür konnte Gerlach in einer chinesischen Firma drehen, die fast echte iPhone-Oberflächen herstellt - bessere Arbeitsbedingungen als beim Apple-Zulieferer gibt es beim Produktpiraten selbstredend auch nicht. So entsteht ein Puzzlebild von Hype und Ausbeutung, das Bild einer Welt, in deren Mittelpunkt das Smartphone steht. Oder wie einer der Handydoktoren das Logo mit dem angebissenen Apfel deutet: einmal reingebissen, aber schmeckt nicht.Martina Knoben
Apple Stories, Deutschland 2012 - Regie: Rasmus Gerlach. Kamera: Thomas Besinsky, R. Gerlach, Irina Linke, Paul Kulms. Schnitt: Bettina Vogelsang, R. Gerlach. Verleih: Real Fiction, 83 Minuten.