New York zeigt, wie eine Stadt sich erneuert
Eine der wichtigsten Lieder über New York hat Billy Joel geschrieben: In "Miami 2017" beobachtet er aus dem fernen Florida, wie das unwirtlich gewordene New York niedergerissen wird, weil ohnehin niemand dort wohnen möchte. ("I"ve seen the lights go out on Broadway"). Das Lied, ein gesungener Science-Fiction-Alptraum, stammt aus dem Jahr 1976, als die Stadt gerade knapp am Bankrott vorbeigeschrammt war. New York war damals lebensfeindlich, gefährlich, voller Drogen.
Sonnenuntergang in der 42. Straße in Manhattan
Heute, 37 Jahre später, spielen Radio-sender das Lied häufiger als je zuvor - allerdings als Hymne auf New York. Die Stadt liefert ein ermutigendes Beispiel dafür, dass Metropolen ihre Probleme lösen können, wenn der politische Wille und das Geld dafür da sind. Alteingesessene New Yorker erzählen solche Geschichten: "Können Sie sich vorstellen - die 42. Straße war früher eine Rotlichtbezirk?" Oder: "Können Sie sich vorstellen - früher konnte man nicht zu Fuß vom Methodist Hospital zur Brooklyn Academy of Music gehen? Das war lebensgefährlich." Nein, man kann es nicht vorstellen. Die 42.Straße ist eine teure Touristenmeile, das Gebiet um die BAM ein beliebtes In-Viertel.
Am wichtigsten für die Renaissance New Yorks war der dramatische Rückgang der Kriminalität. 1990 wurden in der Stadt insgesamt 2245 Menschen ermordet - der bisherige historische Höchststand. Im vergangenen Jahr gab es noch 414 Mordopfer. Nach der neuesten Statistik ist die Zahl der Morde in diesem Jahr bis Ende August nochmals um 26 Prozent gesunken.
Wenn die Angst vor Mord und Totschlag zurückgeht, ändert sich das Lebensgefühl. Die Menschen werden entspannter, sie sehen sich in der U-Bahn in die Augen. Harlem, in den achtziger Jahren eine No-Go-Area für Weiße, ist in Teilen ein ganz normales Wohnviertel geworden. Selbst in einem immer noch problematischen Quartier wie Bedford Stuyvesant in Brooklyn vermieten Hausbesitzer mittlerweile Zimmer an Touristen. "Bed Stuy" war 1964 durch Rassenunruhen verwüstet worden. Auch heute sollte man nachts nicht unbedingt allein durch das Viertel streifen. Aber auch hier ist die Zahl der Morde seit 1990 von 71 auf 11 im Jahr zurückgegangen.
Was die Lebensqualität in der Stadt ebenfalls verbessert hat, sind Investitionen - städtische und private. Die einst verrottete U-Bahn ist zwar immer noch nicht perfekt, aber sie funktioniert, es gibt neue Züge, Bahnhöfe werden renoviert, die Zahl der Fahrgäste steigt. Der Bryant-Park an der 42. Straße ist zu einer der schönsten grünen Inseln in Manhattan geworden. Ein großer neuer Park am Ufer des East River hat es den Brooklynern erlaubt, ihre "Waterfront" zurückzuerobern. Die Südspitze Manhattans, die manche nach den Terrorangriffen auf das World Trade Center aufgegeben hatten, ist zu einem attraktiven Wohnbezirk geworden.
Das Problem ist nicht mehr, dass verrottete Stadtteile abbrennen, wie es in Billy Joels Lied heißt. Was die Stadt beschäftigt ist das Gegenteil: Harlem und viele andere einst verschriene Viertel sind so teuer geworden, dass sie sich Durchschnittsverdiener nicht mehr leisten können. Dies schafft neue Spannungen. Die Aufgabe der Stadtpolitik heißt jetzt: Wie kann man bezahlbaren Wohnraum schaffen? Wie lässt sich verhindern, dass die Hauptstadt der Welt nur noch ein Spielplatz für die Reichen wird?
Eine der wichtigsten Lieder über New York hat Billy Joel geschrieben: In "Miami 2017" beobachtet er aus dem fernen Florida, wie das unwirtlich gewordene New York niedergerissen wird, weil ohnehin niemand dort wohnen möchte. ("I"ve seen the lights go out on Broadway"). Das Lied, ein gesungener Science-Fiction-Alptraum, stammt aus dem Jahr 1976, als die Stadt gerade knapp am Bankrott vorbeigeschrammt war. New York war damals lebensfeindlich, gefährlich, voller Drogen.
Sonnenuntergang in der 42. Straße in Manhattan
Heute, 37 Jahre später, spielen Radio-sender das Lied häufiger als je zuvor - allerdings als Hymne auf New York. Die Stadt liefert ein ermutigendes Beispiel dafür, dass Metropolen ihre Probleme lösen können, wenn der politische Wille und das Geld dafür da sind. Alteingesessene New Yorker erzählen solche Geschichten: "Können Sie sich vorstellen - die 42. Straße war früher eine Rotlichtbezirk?" Oder: "Können Sie sich vorstellen - früher konnte man nicht zu Fuß vom Methodist Hospital zur Brooklyn Academy of Music gehen? Das war lebensgefährlich." Nein, man kann es nicht vorstellen. Die 42.Straße ist eine teure Touristenmeile, das Gebiet um die BAM ein beliebtes In-Viertel.
Am wichtigsten für die Renaissance New Yorks war der dramatische Rückgang der Kriminalität. 1990 wurden in der Stadt insgesamt 2245 Menschen ermordet - der bisherige historische Höchststand. Im vergangenen Jahr gab es noch 414 Mordopfer. Nach der neuesten Statistik ist die Zahl der Morde in diesem Jahr bis Ende August nochmals um 26 Prozent gesunken.
Wenn die Angst vor Mord und Totschlag zurückgeht, ändert sich das Lebensgefühl. Die Menschen werden entspannter, sie sehen sich in der U-Bahn in die Augen. Harlem, in den achtziger Jahren eine No-Go-Area für Weiße, ist in Teilen ein ganz normales Wohnviertel geworden. Selbst in einem immer noch problematischen Quartier wie Bedford Stuyvesant in Brooklyn vermieten Hausbesitzer mittlerweile Zimmer an Touristen. "Bed Stuy" war 1964 durch Rassenunruhen verwüstet worden. Auch heute sollte man nachts nicht unbedingt allein durch das Viertel streifen. Aber auch hier ist die Zahl der Morde seit 1990 von 71 auf 11 im Jahr zurückgegangen.
Was die Lebensqualität in der Stadt ebenfalls verbessert hat, sind Investitionen - städtische und private. Die einst verrottete U-Bahn ist zwar immer noch nicht perfekt, aber sie funktioniert, es gibt neue Züge, Bahnhöfe werden renoviert, die Zahl der Fahrgäste steigt. Der Bryant-Park an der 42. Straße ist zu einer der schönsten grünen Inseln in Manhattan geworden. Ein großer neuer Park am Ufer des East River hat es den Brooklynern erlaubt, ihre "Waterfront" zurückzuerobern. Die Südspitze Manhattans, die manche nach den Terrorangriffen auf das World Trade Center aufgegeben hatten, ist zu einem attraktiven Wohnbezirk geworden.
Das Problem ist nicht mehr, dass verrottete Stadtteile abbrennen, wie es in Billy Joels Lied heißt. Was die Stadt beschäftigt ist das Gegenteil: Harlem und viele andere einst verschriene Viertel sind so teuer geworden, dass sie sich Durchschnittsverdiener nicht mehr leisten können. Dies schafft neue Spannungen. Die Aufgabe der Stadtpolitik heißt jetzt: Wie kann man bezahlbaren Wohnraum schaffen? Wie lässt sich verhindern, dass die Hauptstadt der Welt nur noch ein Spielplatz für die Reichen wird?